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Was ist transformationale Führung?

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6 Minuten Lesezeit
Was ist transformationale Führung?

Vielleicht haben Sie schon einmal von transformationaler Führung gehört und fragen sich, was es damit auf sich hat? Transformationale Führung zeichnet sich dadurch aus, dass Beschäftigte durch Charisma und Inspiration zur Leistung motiviert werden.

Was genau transformationale Führung ausmacht, welche Voraussetzungen sie mitbringt und wo die Stärken und Schwächen dieses Ansatzes liegen, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Key Facts

  1. Transformationale Führung motiviert die Mitarbeitenden durch Inspiration und intellektuelle Stimulation, welche sowohl ihre Handlungen als auch ihre Einstellungen verändern.
  2. Der transformationale Führungsstil umfasst ursprünglich vier Kernelemente, die von Führungskräften realisiert werden müssen: idealisierender Einfluss, inspirierende Motivation, intellektuelle Anregung und individuelle Berücksichtigung.
  3. Transformationale Führung unterscheidet sich von transaktionaler Führung, die vor allem auf Belohnung statt Inspiration und Transformation setzt.

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Transformationale Führung: Definition

Was ist der transformationale Führungsstil?

Unter transformationaler Führung (oder Englisch: „transformational leadership“) versteht man einen Führungsstil, bei dem die Führungskraft ihre Mitarbeitenden durch Charisma und Inspiration zu Leistung motiviert. Kernelement dieser Führungsform ist, dass nicht nur die Handlungen der Beschäftigten, sondern auch deren Einstellungen transformiert (verändert) werden. Dies geschieht durch intellektuelle Stimulation und individuelle Förderung.

Eine wichtige Rolle bei dieser Form des Führens spielen die Vorgesetzten. Diese Verantwortungspersonen nehmen eine Vorbildfunktion für ihre Mitarbeitenden ein. Sie motivieren, inspirieren und fördern die Belegschaft.

Beim transformationalen Führungsstil geht es um höhere Werte und moralische Wertvorstellungen, die von den Führungskräften vorgelebt werden.

Ursprung des transformationalen Führungsstils

Der transformationale Führungsstil wurde maßgeblich vom amerikanischen Wirtschaftspsychologen Bernard Morris Bass und James MacGregor Burns geprägt.

Grundidee dieses Ansatzes der beiden Wissenschaftler besteht darin, Beschäftigte nicht nur zu motivieren, sondern sie zu inspirieren, über sich selbst hinauszuwachsen und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.

Burns und später Bass erkannten, dass transaktionale Führung, die auf Austauschprozessen basiert, nicht ausreicht, um die komplexen Dynamiken und tiefgreifenden Veränderungen in Organisationen und Gesellschaften zu erklären. Und sie erkannten auch, dass transaktionale Formen der Führung die Mitarbeitenden nicht genügend motivieren und zu wirklichen Höchstleistungen anspornen können.

Daher wollten sie verstehen, wie Führungskräfte ihre Mitarbeitenden dazu bringen können, über die Erwartungen hinauszugehen, und wie sie Veränderungen herbeiführen und Unternehmen in neue Richtungen lenken können.

Studien: Unternehmenserfolg durch transformationale Führung

Studien belegen immer wieder die Bedeutung guter Führung und zufriedener Beschäftigter. Beides sind wichtige Faktoren für den Unternehmenserfolg; Mitarbeitermotivation und Leistungsmotivation aufseiten der Angestellten.

So zeigt die aktuelle Gallup-Studie aus dem Jahr 2024, dass schlechte Führung den Unternehmenserfolg erheblich beeinträchtigen kann. Nur ein Viertel der Befragten ist mit ihren Vorgesetzten zufrieden und fühlt sich in ihren Stärken und Schwächen verstanden und respektiert.

Traditionelle Führungsformen wie der autoritäre oder der patriarchalische Führungsstil sind in der heutigen Zeit oft nicht mehr erfolgsführend. Insbesondere die jüngere Generation, wie z. B. die Gen Z, bevorzugt Studien zufolge den Umgang auf Augenhöhe mit Vorgesetzten und flache Hierarchien.

Transaktionale und transformationale Führung

Im Gegensatz zur transformationalen Führung basiert der transaktionale Führungsstil auf der Leistungserbringung im Austausch gegen eine Belohnung. Transaktionale Führung basiert auf Zielvereinbarungen, die von den Mitarbeitenden erreicht werden sollen. Die Führungskraft fungiert dabei als korrigierendes Element, das bei Nichterreichen bzw. Erreichen der Ziele belohnend oder bestrafend reagiert.

4 Dimensionen – Was sind die Kernelemente der transformationalen Führung?

Was genau müssen Führungskräfte also wissen, wenn sie den transformationalen Führungsstil umsetzen wollen?

Der Wirtschaftspsychologe Bass unterscheidet vier wichtige Dimensionen, die für „transformationale Führung“ grundlegend sind. Diese müssen von den Führungskräften, die diesen Stil umsetzen bzw. leben wollen, erfüllt sein.

Idealisierter Einfluss

Die Führungskraft dient als Vorbild. Durch Integrität und Authentizität gewinnen Sie das Vertrauen der Beschäftigten und nehmen auf diese Weise Einfluss auf sie.

Diese Dimension basiert auf einer einfachen Annahme: Erwarten Verantwortungspersonen ein bestimmtes Verhalten oder eine gewisse Leistung von ihren Mitarbeitenden, müssen sie es zunächst erst selbst vorleben.

Inspirierende Motivation

Ohne Visionen geht bei diesem Führungsstil nichts. Die Schaffung von Visionen ist unerlässlich, um die Mitarbeitenden mitzunehmen und zu begeistern. Die Führungskraft muss also jemand sein, der klare Pläne, Ziele, Werte und Zukunftsvisionen schafft, die dann gemeinsam mit dem Team umgesetzt werden. Der Vorgesetzte muss darüber hinaus auch in der Lage sein, diese Vision eindeutig und begeisternd zu kommunizieren.

Intellektuelle Anregung

Bei der dritten Dimension geht es um die intellektuelle Förderung und Stimulierung der Mitarbeitenden. Die Führungskraft muss in der Lage sein, das Potenzial dieser voll auszuschöpfen und sie zu Höchstleistungen zu motivieren. Transformationale Führungskräfte ermutigen ihre Beschäftigten zu innovativen Ideen, auch wenn diese zunächst mit Misserfolgen verbunden sind.

Individuelle Berücksichtigung

Eine transformationale Führungskraft ist in der Lage, die Bedürfnisse, Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeitenden zu erkennen und darauf einzugehen. Der individuelle Blick auf die einzelnen Beschäftigten mit ihren ganz eigenen Kompetenzen findet bei diesem Führungsstil große Berücksichtigung.

Die Belegschaft wird gefördert, sei es durch die Führungskraft selbst, oder auch durch Coachings und Weiterbildungen. Die persönliche und berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden ist den Führungskräften dieser Form des Führens wichtig. Sie bieten ihren Teammitgliedern so beispielsweise individuelles Coaching und unterstützen sie in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung.

Erweiterung: Die sechs Dimensionen der transformationalen Führung

Mittlerweile wurden diese vier Dimensionen um weitere zwei von Podsakoff et al. erweitert.

Leistung erwarten

Transformationale Führungskräfte fordern Leistung entsprechend den individuellen Stärken der Beschäftigten. Sie berücksichtigen auch die Schwächen, erwarten aber das, was von den Beschäftigten realistisch erbracht werden kann. Darüber hinaus motivieren transformationale Führungskräfte ihre Mitarbeitenden, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten.

Gruppenziele fördern

Schließlich sollten die Führungskräfte die gemeinsamen Ziele der Gruppe stärken. Diese fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und befriedigen das Bedürfnis nach Zugehörigkeit.

Charismatische und transformationale Führung: Unterschied

Charismatische und transformationale Führung werden oft miteinander verglichen oder sogar verwechselt. Das liegt daran, dass bei beiden Führungsformen das Charisma der Führungskraft im Mittelpunkt steht. Sie unterscheiden sich jedoch in einem entscheidendem Punkt:

Während es bei der charismatischen Führung eigentlich nur darum geht, durch das Charisma der Führungskraft anzuleiten, geht es bei der transformationalen Führung auch darum, die Mitarbeitenden zu fördern und ihre Werte und Bedürfnisse anzuerkennen. Die Bindung zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft ist bei letzterer Form des Führens also eine ganz andere, nämlich eine viel engere.

Herausforderungen und Stärken der transformationalen Führung

Bevor man sich für diesen Stil entscheidet, sollte man sich genau mit dieser Form des Führens vertraut machen. Auch ein Coaching kann in diesem Zusammenhang sinnvoll sein. Da dieser Führungsstil hohe Anforderungen an die Führungskompetenz stellt, sollte man sich vorher gut überlegen, ob man der Typ für diesen Führungsstil ist.

Auch ein Test kann hilfreich sein, zu überprüfen, ob man die notwendigen Eigenschaften besitzt.

Stärken des transformationalen Ansatzes

Die größte Stärke dieses Ansatzes liegt eindeutig in der hohen Mitarbeiterzufriedenheit, zu der dieser Führungsstil führt. Und: Zufriedene Angestellte leisten in der Regel mehr und sind produktiver. Unternehmen mit transformationalen Führungskräften erzielen in der Regel bessere finanzielle Ergebnisse.

Das Betriebsklima in transformational geführten Unternehmen ist deutlich positiver. Dies wirkt sich auf den Teamgeist im Unternehmen aus. Der Umgang miteinander ist viel solidarischer als in transaktional geführten Unternehmen.

Auch die Führungskräfte selbst sind weniger stressanfällig und positiver gestimmt als Kolleg*innen in ähnlichen Positionen, die beispielsweise einen autoritären Führungsstil an den Tag legen. Das liegt unter anderem auch daran, dass transformationale Führungskräfte relativ viel Verantwortung und Kontrolle in die Hände ihrer Beschäftigten legen.

Herausforderungen transformationaler Führung

Wie bei vielen modernen oder weniger klassischen Führungsansätzen ist auch bei der transformationalen Führung das größte Problem der Mangel an Klarheit und Struktur. Einige Charaktere werden mit diesen Stilen gut zurechtkommen, aber es gibt auch Mitarbeitende, die sehr klare Strukturen und Anweisungen brauchen. Diese Personen werden mit diesem Führungsstil nicht gut zurechtkommen. Unternehmen mit dieser Art der Führung sollten daher bei der Einstellung genau darauf achten, mit welchem Typus sie es im Bewerbungsprozess zu tun haben und entsprechend Personal nach den erforderlichen Kriterien einstellen.

Der transformationale Führungsstil stellt also hohe Anforderungen an Mitarbeitende und Führungskräfte. Transformationale Führung erfordert von der Führungskraft ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit und Selbstreflexion.

Tipps und Voraussetzungen für Führungskräfte

Abschließend möchten wir Ihnen einige Tipps geben, die Führungskräften bei der Umsetzung und Anwendung dieses Führungsstils helfen können. Transformationale Führung erfordert eine besondere Kombination von Fähigkeiten, Eigenschaften und Verhaltensweisen.

Es bringt nichts, sich bei diesem Führungsstil zu verstellen. Da diese Art der Führung sehr stark auf dem Charisma der Führungskraft aufbaut, muss man entsprechendes bereits in sich tragen. Sich zu verstellen, kann also hier nur nach hinten losgehen.

Als Führungskraft muss man in der Lage sein, eine klare und inspirierende Vision für die Zukunft zu entwickeln und zu kommunizieren.

Wenn Sie sich schwertun, sich in andere hineinzuversetzen oder auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, ist dieser Stil nichts für Sie. Er setzt vielmehr ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz voraus.

Transformationale Führung erfordert zudem die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen und neue Wege zu gehen.

Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.

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