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Was ist ein Reifegradmodell? Definition, Vorteile & Beispiele

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Das Reifegradmodell unterstützt einerseits Führungskräfte, Personalverantwortliche und Headhunter dabei, den Entwicklungsstand von Mitarbeitenden einzuschätzen und den passenden Führungsstil zu wählen. Entwickelt haben das erste Modell der Verhaltensforscher Paul Hersey und der Managementexperte Ken Blanchard. Es hilft dabei, Aufgaben erfolgreich zu delegieren, situativ richtig zu führen und gezielte Verbesserungen vorzunehmen. Andererseits unterstützt ein Reifegradmodell dabei, eine strukturierte Bewertung und Weiterentwicklung von Prozessen in Unternehmen vorzunehmen, zum Beispiel bei der digitalen Transformation. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten des Reifegradmodells und erläutern, worauf Sie dabei achten müssen.

Key Facts

  1. Das Reifegradmodell hilft Führungskräften, den Entwicklungsstand von Mitarbeitenden präzise einzuschätzen und das Führungsverhalten situativ anzupassen – von autoritär bis delegierend.
  2. Durch das Definieren eines Ziel-Reifegrads lassen sich konkrete Maßnahmen zur Optimierung von Prozessen, Führung oder digitalen Kompetenzen ableiten und strukturiert umsetzen.
  3. Modelle zur Messung des Reifegrads bieten Arbeitgebenden in fast allen Branchen eine objektive Grundlage zur Bewertung und Weiterentwicklung – insbesondere bei der digitalen Transformation oder im Change Management.

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Was ist ein Reifegradmodell?

In den 1970er- und 1980er-Jahren haben Hersey und Blanchard im Rahmen ihrer Theorie des situativen Führungsstils das Reifegradmodell entwickelt. Es soll Führungskräfte dabei unterstützen, das passende Führungsmodell anhängig vom Entwicklungs- und Wissensstand der Mitarbeitenden zu wählen.

Für die Einordnung nutzen P. Hersey und Blanchard eine vierstufigen Skala, die die psychische und fachliche Reife berücksichtigt der Mitarbeitenden berücksichtigt. Andere Reifegradmodelle sind das McKinsey’s Digital Maturity Model oder das TM Forum’s Digital Maturity Model, die bei der digitalen Transformation zur Analyse der Reife angewendet werden.

Grundsätzlich sind Reifegradmodelle (oft wird auch der Begriff Maturity Modelle benutzt) Instrumente, die nicht nur den Führungsstil optimieren, sondern eine strukturierte Bewertung und Weiterentwicklung von Abläufen in Unternehmen ermöglichen. Sie helfen, verschiedene Entwicklungsstufen innerhalb einer Organisation zu definieren.

Damit ermöglichen die eine objektive Standortbestimmung. Von Ist-Zustand ausgehend wird ein idealer, erreichbarer Reifegrad festgelegt. Auf dessen Basis werden dann konkrete Maßnahmen zur Optimierung, zum Beispiel von Abläufen oder Führungsstilen erarbeitet.

Das Reifegradmodell wird in fast allen Branchen angewendet: beispielsweise in der Softwareentwicklung, im Projektmanagement, in der Qualitätssicherung, der Personalführung oder beim Customer Experience (CXM) und Customer Relationship Management (CRM). Damit können Sie Verbesserungspotenziale identifizieren, messbare Ziele setzen und den erreichten Fortschritt transparent verfolgen. Unabhängig vom Einsatzfeld ist das Reifegradmodell für Organisationen ein wirksames Instrument zur Effizienzsteigerung, Prozessverbesserung und langfristigen Optimierung der Leistung.

Das Reifegradmodell in der Mitarbeiterführung

Das Reifegradmodell unterteilt Mitarbeitende anhand ihrer Motivation und Fähigkeit zur Aufgabenerfüllung in vier verschiedene Stufen. Abhängig von der Stufe der Mitarbeitenden werden von Führungskraft unterschiedliche Stile gefordert. Diese müssen situativ angepasst werden, quasi maßgeschneidert, um alle Mitarbeitende optimal zu fördern und ihre Entwicklung zu unterstützen.

Reifegrad 1: Mitarbeitende verhalten sich nicht motiviert und sind nicht fähig. Hier ist eine autoritäre Führungskraft notwendig.
Reifegrad 2: Die Mitarbeitenden sind motiviert, aber unfähig. In solchen Fällen sollte die Führung eher coachend, mit stärkerer Einbindung und Feedbackmöglichkeiten geführt werden.
Reifegrad 3: Sind Mitarbeitende fähig, verfügen aber über wenig Motivation, ist ein partizipativer Stil angebracht, mit mehr Freiräumen zur Mitgestaltung für jeden Einzelnen.
Reifegrad 4: Wenn Mitarbeitende fähig und motiviert, können Aufgaben delegiert werden, Vorgaben sind hier kaum notwendig. Die Führungskraft tritt dann in den Hintergrund und unterstützt lediglich.

Das Modell eignet sich nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für ganze Teams. So können Sie deren Lernfähigkeit und Eigenverantwortung stärken. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie können ihre Führung situative anpassen, die Entwicklung und Selbstständigkeit von Mitarbeitenden gezielt fördern, außerdem können Führungskräften durch Delegieren entlastet werden. Stufe 4 ist dagegen für Führungskräfte die perfekte Kombination.

Als Herausforderung gilt jedoch die oft schwierige Einschätzung des richtigen Reifegrads der einzelnen Mitarbeitenden. Fehlerhafte Einschätzungen können zu Frustration und Konflikten führen. Zudem ist der autoritäre Stil der Stufe 1 in modernen Arbeitsumfeldern unter jüngeren Generationen häufig nicht mehr akzeptiert. Und der Umgang mit unmotivierten, aber fähigen Mitarbeitenden (Stufe 3) erfordert einiges an Fingerspitzengefühl. Der Erfolg des Modells lässt sich zudem nur schwer objektiv messen.

Das Reifegradmodell in der digitalen Transformation

Auch bei der digitalen Transformation ist die Umsetzung eines Reifegradmodells ein entscheidender Schritt für Organisationen. Zunächst sollten Sie die aktuelle Situation bewerten, um ein genaues Verständnis für die bestehenden digitalen Fähigkeiten, Rahmenbedingungen, Abläufe und Strukturen zu gewinnen. Dies können Sie entweder durch interne Selbstbewertungen mithilfe von Workshops und Interviews oder mit Unterstützung externer Berater erreichen, die oftmals objektivere Einblicke in den Fokus nehmen und Best Practice Beispiele mitbringen.

In der nächsten Phase sollten Sie die Stufen des Reifegrads definieren. Dabei wählen Sie ein geeignetes Reifegradmodell aus, passend zum Digitalisierungsgrad – entweder ein allgemeines oder branchenspezifisches – und passen es an die individuellen Bedürfnisse Ihrer Organisation an. Für jede Stufe des Reifegrads definieren Sie Kriterien und messbare Indikatoren definiert, um den Fortschritt bewerten zu können.

Danach entwickeln Sie einen Aktionsplan zur Schließung der identifizierten Lücken zwischen dem Ist- und Soll-Zustand der Digitalisierungsmaßnahmen. Hierbei priorisieren Sie die entsprechenden Maßnahmen, setzen SMART-Ziele und planen notwendige Ressourcen ein, beispielsweise Budgets, Personal oder Technologien. In einer zeitlich abgestimmte Roadmap legen Sie fest, wann Sie welche Maßnahmen umsetzen wollen.

In der Umsetzungs- und Überwachungsphase beginnt die praktische Realisierung des Plans. Dies umfasst die Einführung neuer Tools, Schulungen oder Prozessveränderungen. Fortschritte werden kontinuierlich durch KPIs, Feedback und regelmäßige Überprüfungen überwacht. Bei Bedarf erfolgt eine flexible Anpassung der Strategie, um auf Veränderungen im digitalen Umfeld reagieren zu können.

Insgesamt ist die Implementierung eines Reifegradmodells ein sich verändernder und dynamischer Prozess, der Engagement, Anpassungsfähigkeit und ein klares Zielbild erfordert. Er ermöglicht es Organisationen jedoch, strukturiert an ihrer digitalen Reife zu arbeiten und so langfristig erfolgreich zu transformieren.

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Fazit

Reifegradmodelle sind vielseitige Instrumente zur Bewertung und gezielten Weiterentwicklung von Mitarbeitenden, Teams und Unternehmensprozessen. Ursprünglich für die situative Mitarbeiterführung und Einstufung von Mitarbeitenden entwickelt, finden sie heute auch bei der digitalen Transformation Anwendung, unter anderem durch strukturierte Standortanalysen, Zieldefinitionen, Aktionspläne und bei der Verwaltung und Umsetzung.

Reifegradmodelle helfen dabei, die Mitarbeiterführung individuell anzupassen, Entwicklungspotenziale zu erkennen und durch ihren Einsatz messbare Fortschritte zu erzielen. Besonders in dynamischen, digitalen Umfeldern schaffen sie Transparenz und Orientierung. Trotz Herausforderungen wie der subjektiven Einschätzung von Reifegraden oder der Akzeptanz autoritärer Führungsstile bieten Reifegradmodelle einen klaren methodischen Rahmen für nachhaltige Entwicklung und Transformationen in nahezu allen Unternehmensbereichen.