Es gibt viele verschiedene Führungsstile, doch nicht alle eignen sich gleichermaßen für jeden Betrieb und jede Branche. Der partizipative Führungsstil (oder auch „partizipativ führen“) ist ein Ansatz, bei dem es stark um die Einbeziehung der Mitarbeitenden in Entscheidungen geht. Wodurch sich dieser Stil noch auszeichnet, welche Anforderungen an Führungskräfte hierbei gestellt werden und für welche Branchen das partizipative Führen geeignet ist, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim partizipativen Führungsstil sind die Mitarbeitenden aktiv in die Entscheidungsprozesse eingebunden.
- Der Stil stellt hohe Anforderungen an die Führungskraft, da sie nicht nur fachlich, sondern auch charakterlich geeignet sein muss.
- Nicht alle Branchen und Betriebe eignen sich dafür; besonders geeignet ist er für kleine Unternehmen, wachsende Start-ups und wissensintensive Branchen.
Was ist partizipativer Führungsstil?
Es gibt viele verschiedene Führungsstile – und welcher der richtige ist, hängt stark vom Unternehmen, der Branche und der jeweiligen Situation ab. Ein zentrales Merkmal des partizipativen Führungsstils ist, dass Mitarbeitende aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Das bedeutet: Führungskräfte hören auf die Ideen, Meinungen und Vorschläge ihrer Mitarbeitenden und lassen diese bewusst in Arbeitsprozesse und Entscheidungen einfließen.
Was ist das Ziel des partizipativen Führungsstils?
Das Ziel dieses Führungsstils ist es, die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden zu fördern, ihre Motivation zu stärken und gleichzeitig die Zufriedenheit im Team zu erhöhen. Mitarbeitende fühlen sich so ernst genommen und erhalten das Gefühl, ihre Arbeit aktiv mitgestalten zu können.
So zeigt die jährliche Gallup-Studie immer wieder, dass viele Mitarbeitende sich mehr Verantwortung wünschen und dadurch zufriedener und motivierter sind, als wenn sie lediglich Aufgaben abarbeiten. Ein partizipativer Führungsstil setzt also genau an diesem Punkt an.
Was heißt partizipativ?
Partizipativ kommt vom lateinischen particeps = „teilnehmend, Anteil habend“. Es bedeutet also wörtlich: teilnehmend oder beteiligt (eben auch: partizipieren).
Synonyme für partizipativ sind demokratisch, kooperativ; Partizipation bedeutet auch Teilnahme, Demokratie und Beteiligung.
Merkmale: Wodurch zeichnet sich der partizipative Führungsstil aus?
Ein partizipativer Führungsstil lässt sich grundsätzlich durch folgende Merkmale beschreiben:
- Einbindung in Entscheidungsfindung/Zusammenarbeit: Mitarbeitende werden aktiv in Entscheidungen einbezogen.
- Nutzung von Kompetenzen: Die individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse der Mitarbeitenden werden gezielt genutzt. Dafür ist wichtig, dass klar ist, wer in welchem Bereich besondere Expertise besitzt. Genau hier unterstützt die HR-Software von Factorial: Mit regelmäßigem Feedback, strukturierten Leistungsbeurteilungen und individuellen Entwicklungsplänen macht das Performance-Management-Modul klar, wer in welchem Bereich besondere Expertise besitzt. So können Unternehmen Talente optimal einsetzen und Weiterentwicklung gezielt fördern. Das Ganze können Sie sogar einfach im Unternehmensorganigramm abbilden, welches mit Factorial immer aktualisiert ist.
- Flache Hierarchie: Die Strukturen sind weniger streng hierarchisch.
- Verantwortung der Führungskraft: Letztlich trifft die Führungskraft die endgültige Entscheidung und trägt auch die Verantwortung. Innerhalb ihres Aufgabenbereichs können Mitarbeitende jedoch eigene Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
- Offene Haltung: Führungskräfte müssen bereit sein, die Beiträge der Mitarbeitenden ernst zu nehmen – und nicht davon ausgehen, alles besser zu wissen.
- Transparente Kommunikation: Informationen fließen schnell und offen; Mitarbeitende sind stets über aktuelle Entwicklungen informiert.
- Vertrauensvolle Beziehung: Zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden herrscht ein respektvolles und vertrauensvolles Verhältnis.
- Orientierung an Unternehmenszielen: Alle Entscheidungen und Handlungen erfolgen im Sinne der gemeinsamen Ziele des Unternehmens.
Partzipativ Führen: Welche Eigenschaften brauchen Führungskräfte für den partizipativen Führungsstil
Wie bei kaum einem anderen Führungsstil ist es beim partizipativen Führungsstil entscheidend, welche Führungskraft diesen Stil anwendet. Daher müssen Führungskräfte nicht nur fachlich kompetent, sondern auch emotional und charakterlich geeignet sein.
Management – Kompetenzen:
- Stark autoritäre Führungspersonen passen nicht zu diesem Führungsstil, da hier Zusammenarbeit auf Augenhöhe gefragt ist.
- Starke Kommunikationsfähigkeiten sind erforderlich, damit Führungskräfte klar, offen und verständlich mit ihrem Team interagieren können.
- Empathie ist notwendig, um die Perspektiven und Bedürfnisse der Mitarbeitenden wahrzunehmen und darauf einzugehen.
- Kooperationskompetenz gehört zu den grundlegenden Eigenschaften, um gemeinsam mit dem Team Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu entwickeln.
- Entscheidend ist schließlich auch, dass die Führung die finale Verantwortung übernimmt und dabei eine Balance findet zwischen der Übertragung von Verantwortung an die Mitarbeitenden und der eigenen Entscheidungsbefugnis.
Beispiele: Für welche Unternehmen eignet sich der partizipative Führungsstil?
Der partizipative Führungsstil ist nicht geeignet für Branchen, in denen sehr schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen – beispielsweise in der Notfallmedizin oder in Logistikzentren, wo Abläufe genau getaktet sind und wenig Raum für längere Abstimmungen bleibt. Auch in Unternehmen mit stark ausgeprägten, starren Hierarchien – etwa in klassischen Industriebetrieben mit klaren Fertigungsprozessen – ist dieser Führungsstil weniger praktikabel.
Besonders gut eignet er sich hingegen in kleineren Betrieben und wachsenden Start-ups, in denen Kreativität, Innovation und gemeinsames Brainstorming wichtig sind. Hier profitieren Unternehmen davon, dass Mitarbeitende ihre Ideen und Meinungen aktiv einbringen, auch wenn Entscheidungsprozesse dadurch manchmal etwas länger dauern. Typische Branchen sind etwa die IT- und Tech-Branche, Agenturen, Forschungseinrichtungen oder kreative Dienstleistungsunternehmen.
Partizipative Führung eignet sich besonders in Bereichen, in denen die Mitarbeitenden selbst über mehr Fachwissen verfügen als die Führungskraft. Ein Beispiel dafür sind Teams in wissensintensiven Branchen wie IT, Beratung oder Forschung, in denen Mitarbeitende Expert*innen in ihrem jeweiligen Fachgebiet sind. In solchen Fällen kann ihre Expertise gezielt für Entscheidungsprozesse genutzt werden, während die Führungskraft eher den Überblick über die Projekte behält und die Gesamtkoordination übernimmt.
Vor- und Nachteile des partizipativen Führungsstil
Partizipatives Führen kann viele Vorteile bringen, bringt aber auch seine Herausforderungen mit sich. Bevor Sie diesen Stil in Ihrem Unternehmen umsetzen, ist es daher ratsam, sich genau mit den Stärken und Schwächen dieses Ansatzes auseinanderzusetzen.
Partizipativ führen – Vorteile:
- Motivation und Zufriedenheit: Mitarbeitende fühlen sich ernst genommen und engagieren sich stärker. Das wiederum wirkt sich positiv auf ihre Zufriedenheit aus.
- Bessere Entscheidungen: Durch die Einbeziehung verschiedener Perspektiven entstehen nicht selten fundiertere, innovativere und kreativere Lösungen.
- Mitarbeiterentwicklung: Mitarbeitende können ihre Fähigkeiten einbringen und sich weiterentwickeln.
- Teamdynamik: Durch die ständige Kollaboration verbessern sich Zusammenarbeit und Kommunikation im Team deutlich.
Partizipativ führen – Nachteile:
- Zeitaufwendig: Je mehr Personen beteiligt sind, desto länger dauern Entscheidungsprozesse.
- Konfliktpotenzial: Meinungsverschiedenheiten und Konflikte können auftreten, und es kann vorkommen, dass keine Einigung erzielt wird.
- Nicht für alle geeignet: Manche Mitarbeitende bevorzugen klare Anweisungen und fühlen sich bei viel Verantwortung überfordert.
- Weniger geeignet für Routineaufgaben: Schnelle Entscheidungen werden erschwert.
- Frustpotenzial: Wenn die Führungskraft letztlich anders entscheidet als das Team, kann dies zu Unzufriedenheit führen.