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Outplacement: Definition, Kosten und Ablauf

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7 Minuten Lesezeit
Outplacement

Trennungen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer*innen bergen immer ein großes Konfliktpotenzial. Outplacement kann in diesem Zusammenhang ein personalwirtschaftliches Instrument für das Unternehmen darstellen, eine solche Kündigungssituation reibungslos für beide Seiten zu gestalten.

In diesem Blogartikel geben wir einen Überblick über das Konzept des Outplacements und wieso sich für Unternehmen lohnt.

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Was ist Outplacement: Definition

Die Zeiten, in denen Mitarbeitende bis zur Rente in einem Unternehmen angestellt bleiben, sind vorbei. Gerade jüngere Menschen wechseln häufiger den Arbeitgeber und bleiben für eine kürzere Zeit im Unternehmen. Aber auch aktuelle Krisen wie die Corona-Pandemie können dazu führen, dass Unternehmen in größerem Umfang Stellen abbauen müssen.

Das Konzept des Outplacements (Deutsch auch: Außenvermittlung) kommt an dem Punkt zum Einsatz, wo sich ein Unternehmen von Mitarbeitenden trennen möchte oder muss.

Gerade bei Fusionierungen, Firmenübernahmen, betriebsbedingten Kündigungen wie Rationalisierungen z. B. im Zuge von Krisen oder auch vor allem nach Outsourcing Prozessen muss ein Unternehmen sich von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen trennen. Mitunter trifft dies auch solche, die viele Jahre für das Unternehmen gearbeitet haben oder die besonders hohe Positionen innehaben.

Mit dem Outplacement finanziert das Unternehmen den betroffenen Mitarbeitenden eine spezielle Beratung zur beruflichen Neuorientierung – die sogenannte Outplacement-Beratung. Bei dieser werden unter anderem die Stärken und Schwächen des ausscheidenden Angestellten analysiert, aber auch psychologische Unterstützung bei der emotionalen Verarbeitung der Kündigung geleistet.

Ziel des Outplacements (manchmal auch als Newplacement bezeichnet) ist es, eine drohende Arbeitslosigkeit der Mitarbeitenden zu vermeiden und eine neue Arbeitsstelle für diesen zu finden.

Doch nicht nur betroffene Mitarbeitende profitieren von dieser Dienstleistung, auch Unternehmen verringern dadurch die Kosten und Risiken, die durch Personalfreisetzungen entstehen, enorm.

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Ursprung und Status-Quo des Outplacements

Die historischen Ursprünge dieser Dienstleistung liegen in den USA. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die US-Soldaten in die USA zurückgekehrten, mussten diese in zivilen Arbeitsstellen untergebracht werden.

Für diese Aufgabe richtete die US Army spezielle Beratungsstellen ein. Das Konzept dieser Beratungsstellen wurde einige Jahre später von zwei Psychologen wiederentdeckt. Sie gründeten ihr eigenes Beratungsunternehmen Drake, Beam & Associates, und legten damit den Grundstein für die weltweit erste Outplacement-Beratung.

In den USA ist diese Art von Beratungen also schon lange etabliert und mittlerweile, gerade bei großen Unternehmen, Standard. Doch auch in Deutschland ist die Outplacement-Beratung seit den 80er Jahren bekannt, wird aber im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie z. B. Frankreich eher zaghaft eingesetzt.

Trotzdem lässt sich auch in Deutschland ein wachsender Markt an Outplacement-Unternehmen verzeichnen. Das lässt sich unter anderem am Gesamtmarktumsatz der Branche erkennen, der sich laut einer Studie des BDU von 2004 bis 2016 auf etwa 81 Millionen Euro verdoppelt hat – Tendenz steigend.

Ursprünglich kamen die Outplacement-Beratungen vor allem bei ausscheidenden Führungskräften und Topmanager*innen zum Einsatz. Inzwischen werden diese aber auch für Beschäftigte auf der mittleren und unteren Unternehmensebene angeboten und durchgeführt. Outplacement Anbieter gibt es immer mehr auf dem Markt.

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Ablauf einer Outplacement-Beratung

Doch wie läuft eine solche Beratung überhaupt ab und wie viel kostet das alles?

Eine Outplacement-Beratung sollte am besten dann stattfinden, wenn der betroffene Mitarbeitende noch im Unternehmen beschäftigt ist.

Tipp: Die Beratung sollte unbedingt mit in die Kündigungsvereinbarung aufgenommen werden! Eine Anrechnung auf eine etwaige Abfindung ist dagegen eher nicht zu empfehlen. Oftmals können die Beschäftigten vorab den Wert und Nutzen einer Outsourcement-Beratung noch nicht wirklich einschätzen und würden eher immer das Mehr an Geld bevorzugen.

Sind die Formalitäten zwischen alten Arbeitgeber und ausscheidenden Mitarbeiter geklärt, kann es auch schon losgehen.

In der Outplacement-Beratung lassen sich zwei Formen unterscheiden:

Einzeloutplacement

Diese Form der Outplacement-Beratung ist mit einem Anteil von 88% laut BDU-Studie mit Abstand die am häufigsten durchgeführte Beratungsform. Wie der Name schon vermuten lässt, wird bei dieser Form nur ein* Klient*in beraten.

Diese Dienstleistung richtet sich in der Regel an hochrangige Fach- und Führungskräfte. Die Beratung findet normalerweise in den Räumen des Outplacement-Unternehmens selbst statt.

Der Fokus beim Einzeloutplacement liegt in der detaillierten Analyse der beruflichen, aber auch privaten Situation der Klient*innen. Im Anschluss erfolgt normalerweise eine Strategiephase, in der die Qualifikationen der Klient*innen zusammengestellt werden.

Den Abschluss findet ein Einzeloutplacement dann mit einer Marketingstrategie und der darauffolgenden Bewerbungsphase.

Vor allem in der Chemie- und Pharmaindustrie, aber auch bei den Finanzdienstleistungen ist diese Form der Beratung beliebt.

Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie die Verbindung zum Beratungsunternehmen hergestellt wird.

Es lassen sich drei Wege zum Outplacement-Unternehmen nennen:

  1. Das Unternehmen selbst wählt ein entsprechendes Unternehmen für den gekündigten Mitarbeitenden aus.
  2. Das Unternehmen stellt dem betroffenen Angestellten einen Geldbetrag zur Verfügung, mit dem dieser sich dann selbst eine Outplacement-Beratung sucht.
  3. Der scheidende Mitarbeitende sucht sich selbst ein Outplacement-Unternehmen, zahlt dieses von seinem eigenen Geld oder aus der erhaltenen Abfindung.

Gruppen Outplacement

Vor allem, wenn mehrere Mitarbeitende von einer Kündigung betroffen sind, ist das Gruppenoutplacement eine geeignete Form der Beratung.

So beispielsweise geschehen beim Lieferservice Unternehmen Zomato, der 13% seiner Arbeitskräfte entlassen musste und in diesem Zug ein Outplacement Team für die betroffenen Mitarbeitenden zur Verfügung stellte.

Gruppenoutplacements werden in der Regel vom Unternehmen selbst in Auftrag gegeben und finden zumeist auch in den Räumlichkeiten desselben statt. Diese Dienstleistung richtet sich eher an Beschäftigte in der mittleren und unteren Unternehmensebene.

Inhaltlich deckt sich die Beratung weitestgehend mit der des Einzeloutplacements. Der Unterschied ist lediglich, dass die Beratung meist in Form von Seminaren, Workshops und Assessment Centern auf eine größere Gruppe von Mitarbeitenden abgestimmt ist.

Nicht selten erhalten Mitarbeitende bei Gruppenoutplacements auch zusätzlich Stunden für eine Einzeloutplacementberatung.

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Neue Entwicklungen

Im Zuge der Corona-Pandemie werden mittlerweile auch vermehrt virtuelle Coachings angeboten, die vor allem bei Einzeloutplacements per Videocall durchgeführt werden.

Outplacement Kosten

Die Kosten für eine Outplacement-Beratung hängen von verschiedenen Variablen ab:

  • Kosten variieren so z. B. je nach Outplacementanbieter, aber auch die Laufzeit beeinflusst natürlich die Höhe der Kosten. Ein Einzeloutplacement berechnet sich in der Regel von der Höhe des Jahreseinkommens des jeweiligen Betroffenen.
  • Ein Prozentsatz von 13% ist hier nicht selten, wobei Beratungen auch schon ab 2.500 Euro zu finden sind.
  • Gruppenoutplacement-Beratungen liegen im Schnitt bei 3.900 Euro pro Person bei einer Laufzeit von 6 Monaten.

Wichtig: Darüber hinaus ist seit 2020 auch die steuerliche Lage in Bezug auf Outplacement geklärt: Durch das Jahressteuergesetz im Jahr 2020 wurde die Outplacement-Beratung als steuerfrei gestellt.

Vorteile für das Unternehmen

An diese Kosten schließt sich natürlich die Frage an, wieso ein Unternehmen eine Outplacement-Beratung, noch dazu für einen scheidenden Mitarbeitenden, bezahlen sollte? Der Nutzen einer Outplacement-Beratung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden für Unternehmen.

Denn vor allem hochrangige Fach- und Führungskräfte, die mit ihrem unternehmensinternen Wissen abwandern, können zu einer echten Gefahr werden. Weitergabe von betriebsinternem Wissen oder auch Sabotageakte nach einer konfliktreichen Trennung sind keine Seltenheit.

Neben diesen extremen Fällen gibt es aber weitere Gründe, weshalb eine Outplacement-Beratung für scheidende Mitarbeiter*innen nur von Vorteil für Unternehmen sein kann:

  • Reibungsloser, einvernehmlicher und vor allem konfliktarmer Trennungsprozess.
  • Unruhe und ein gestörtes Betriebsklima unter den verbleibenden Mitarbeitenden werden vermieden.
  • Die Fürsorgepflicht des Unternehmens für seine Beschäftigten wird erfüllt.
  • Eine gesamtgesellschaftliche und soziale Verantwortung wird wahrgenommen, indem Mitarbeitende vor Arbeitslosigkeit bewahrt werden. Laut BDU-Studie werden durch das Outplacement jährlich etwa 8.800 Menschen vor einer drohenden Arbeitslosigkeit bewahrt.
  • Imageverluste können so gemindert und/oder verhindert werden.
  • Lange Rechtstreitigkeiten können vermieden werden.
  • Personelle Veränderungen können schneller vorgenommen werden.

Die Vorteile für Unternehmen sind also mehr als deutlich.

Unterschiedliche Studien aus den USA seit den 70er Jahren belegen zudem, dass sich Personalentlassungen für Unternehmen auch in den Zahlen stets negativ ausgewirkt haben: Betroffene Unternehmen verzeichneten bei Ankündigung von Stellenabbau negative Renditen, die zwischen -0,30% und -2,12% lagen.

Das Vertrauen von Anleger*innen wird also bei Entlassungen geschwächt. Outplacement-Beratungen können dieses Misstrauen durch Stärkung des Unternehmens-Rufs eindämmen. 

Vorteile für Mitarbeitende

Die Vorteile einer solchen Beratung für scheidende Mitarbeiter liegen auf der Hand und der Erfolg der Outplacement-Beratungen spricht für sich:

  • Über 70% der Teilnehmenden am Outplacement haben bereits innerhalb eines halben Jahres eine neue Beschäftigung gefunden.
  • Nach einem Jahr fanden sogar über 90 % der Einzelgecoachten eine neue Stelle.
  • Bei 40 % der Teilnehmenden führte die Beratung sogar zu einer Gehaltsverbesserung.

Fazit

Auch wenn die Kosten einer Outplacement-Beratung, vor allem bei Massenentlassungen, auf den ersten Blick erst einmal abschreckend wirken können, lässt sich dennoch festhalten, dass die Kosten für ein Unternehmen ohne dieses personalwirtschaftliche Instrument weitaus höher werden können.

Gerade Sabotageakte ehemaliger Angestellte und vor allem auch Imageschäden, die gerade bei Entlassungen von sehr viel Personal schnell aufkommen können, dürfen nicht unterschätzt werden.

Eine Outplacement-Beratung kann in dem Sinne auf zwei Ebenen als nützlich für das Unternehmen eingeordnet werden:

  • Zum einen fungiert sie als Milderungs- und Abfederungsinstrument in der akuten Situation.
  • Und zum anderen stellt sie eine Vorsorge dar, negative Konsequenzen für das Unternehmen in der Zukunft zu vermeiden (also etwa Racheakte oder Imageverluste).

Am Ende spart das Unternehmen durch die Outplacement-Beratung womöglich sogar noch Geld. Denn auch bei Kündigungen gilt das Sprichwort: Vorsorge ist besser als Nachsorge!

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Sprachgewandt, neugierig und kreativ verfolgt unsere Autorin Marie-Louise Messerschmidt als SEO Content Writer die neuesten HR Trends. Als Teil des Content Marketing Teams arbeitet sie seit Mitte 2022 für Factorial HR. Nach ihrem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität Göttingen und Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München befasst sie sich bereits seit 2017 mit Themen im Personalbereich. Ihr Fokus liegt dabei besonders auf rechtlichen und strategischen Themen. Zuletzt hat sie einen Gastbeitrag zum Thema Personalverwaltung im OMT Magazin veröffentlicht.

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