Denken Sie an den gestrigen Tag zurück: Wie oft und wie lange haben Sie sich über Dinge geärgert, auf die Sie gar keinen Einfluss haben? Ist die Antwort „zu lange“ oder „zu häufig“? Dann folgt direkt die nächste Frage: Wie häufig dachten Sie stattdessen an Dinge, die Sie selbst verändern können? Diese Fragen bilden die Basis vom Circle of Influence Modell. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie jetzt.
Kurz erklärt
- Der Circle of Influence ist ein Denkmodell, das die eigene Denkweise in zwei mentale Bereiche steckt: Einerseits den Sorgen- und andererseits den Einflusskreis.
- Das Konzept entstammt dem Kopf des mittlerweile verstorbenen Bestsellerautors Stephen Covey. Er wollte Menschen damit beibringen, sich gezielt auf eigenmächtig veränderbare Dinge zu fokussieren – statt auf solche, auf die man eh keinen Einfluss hat.
- Mit diesem Modell können Sie Ihre Denkweisen im privaten Rahmen trainieren, aber auch Ihre Vorgehensweise im Business-Alltag optimieren. Vor allem in HR-Abteilungen, im Projektmanagement oder als Führungskraft lohnt sich die trainierbare Denk- und Betrachtungsweise.
- Was ist der Circle of Influence?
- Was beschreibt der Circle of Influence?
- Was ist mit Circle of Concern gemeint?
- Weiterentwicklung um den Circle of Control
- Wie können Sie den Circle of Influence für sich nutzen?
- Circle of Influence: Übung und Beispiel
Was ist der Circle of Influence?
Circle of Influence (Deutsch: Einflusskreis) ist der Fokuspunkt von diesem Modell. Auf der Gegenseite ist der Circle of Concern, der sich ins Deutsche als „Sorgenkreis“ übersetzen lässt. Sie unterteilen Dinge im Leben (und im Job) in zwei Bereiche: Der Einflusskreis, die können wir durch unser eigenes Handeln verändern, sowie den Sorgenkreis – die nehmen wir wahr, können aber nichts daran ändern.
Beide Kreise beziehungsweise das Modell definierte Stephen R. Covey in seinem Buch „The 7 Habits of Highly Effective People“. Seither wurde es in unzähligen Führungsetagen, Projektmanagement-Teams und sogar am Training-Institut der indischen Atombehörde berücksichtigt. Dort können Sie einen Blick in die englische Fassung des Stephen Covey Circle of Influence Bestsellers werfen.
Was beschreibt der Circle of Influence?
In den namensgebenden Hauptkreis können Sie mental alles „stecken“, was Sie selbst beeinflussen und meist auch verändern können. Ganz klassische Beispiele dafür:
- Ihre Rhetorik
- Ihr Auftreten
- mit welcher Tonalität Sie kommunizieren
- wie Sie Ihre Zeit effektiv nutzen
- wie Sie einzelne Arbeitsprozesse gestalten
Was ist mit Circle of Concern gemeint?
Das Gegenstück dazu ist der Circle of Concern, also der Sorgenkreis. Wie die Bezeichnung unschwer vermuten lässt, befinden sich da die Dinge, über die Sie sich Sorgen machen – oder die Sie einfach regelmäßig beschäftigen. Das Problem dabei: Sie können diese nicht wirklich beeinflussen. Trotzdem entziehen diese Dinge und Sorgen Ihnen Energie, lenken Sie von wesentlichen sowie beeinflussbaren Dingen ab und reduzieren Ihre eigene Effektivität. Ständig an unveränderbare Dinge und Sorgen zu denken, ist außerdem ziemlich anstrengend – auch das ist klar.
Beispiele für den Circle of Concern wären:
- Weltpolitik, allen voran die aktuell stattfindenden geopolitischen Konflikte und Kriege
- das Wetter
- was andere Menschen womöglich von Ihnen denken
- die Wirtschaftslage
- wie sich Ihr Berufsfeld zukünftig entwickeln wird
Übrigens: Es ist völlig normal, dass diese Dinge nicht spurlos an Ihnen vorbeigehen. Ein großer Faktor dabei ist, wie wir regelmäßig mit schlechten Nachrichten überhäuft werden.
Das hat einen Grund: Studien belegen hinlänglich, dass schlechte, skandalöse und angstmachende Nachrichten sowie Überschriften viel mehr Klicks erhalten. Das führt dazu, dass uns Medien und Zeitungen, aber auch soziale Netzwerke ständig mit schlechten Nachrichten bombardieren – sie generieren mehr Klicks und damit mehr Geld. Verändern können wir all die schlechten Dinge aber trotzdem nicht. Sie häufen sich nur in Ihrem Circle of Concern und belasten Sie mit Sorgen.
Weiterentwicklung um den Circle of Control
Covey definiert in seinem Buch nur die zwei eben dargelegten Kreise. Über die Jahre haben andere Coaches noch einen dritten Kreis hinzugefügt: Den Circle of Control.
Bei der Weiterentwicklung des Modells verändert sich daher der Circle of Influence etwas. Das sieht dann so aus:
- im Circle of Influence sind Dinge, auf die Sie Einfluss nehmen, sie aber womöglich nicht ändern können (beispielsweise wie sich Kollegen*innen verhalten oder wie die Abteilungsleitung eine Deadline festsetzt)
- im Circle of Control sind nun Dinge, die Sie direkt steuern können (zum Beispiel, welche Worte Sie im Feedbackgespräch wählen oder wie Sie an eine bestimmte Projektaufgabe herangehen)
- der Circle of Concern bleibt unverändert
Wie können Sie den Circle of Influence für sich nutzen?
Drei Säulen spielen hier eine Rolle: Stressreduzierung, eine neue frische Perspektive und die Zielerreichung. Beschäftigen Sie sich weniger mit unveränderbaren Dingen, müssen Sie sich weniger Sorgen um diese machen.
Auf die Dinge im Circle of Influence und Control haben Sie Einfluss: Da können Sie an sich selbst arbeiten und somit aktiv zum/zur Drehbuchautor*in Ihres (beruflichen) Lebens werden. Da diese in Ihrer Verantwortung liegen, gestalten Sie sie selbst proaktiv mit. Wenn etwas nicht passt, haben Sie die Möglichkeit, es passend zu machen.
Dadurch erreichen Sie wiederum Ihre Ziele effektiver, da Sie sich weniger stark ablenken lassen und sich stattdessen auf das Wesentliche sowie Veränderbare konzentrieren.
Circle of Influence: Übung und Beispiel
Stellen Sie sich vor, in Ihrem Team herrscht dicke Luft. Mitarbeitende empfinden die Entscheidungen der Führungsetage als unpassend, irgendwie brodeln überall Konflikte – und die Motivation ist im Sturzflug.
Im Circle of Influence sind dann:
- positive Feedbackkultur schaffen
- Konfliktlösungen unterbreiten und alternative Betrachtungsweisen anstoßen
- gemeinsames Gespräch mit der Führungsetage suchen, auch wenn diese Ihr Feedback vielleicht nicht berücksichtigen wird
Im Circle of Control wären:
- selbst positiv kommunizieren
- Kollegen*innen im Team zusammenschweißen, Teambuilding-Events schaffen, gezielt Mitarbeitende entlasten
- Ihr eigenes Verhalten, wenn es zu Diskussionen, Konflikten und Streit kommt
- Feedbackgespräche und offene Brainstorming-Sessions vereinbaren
Im Circle of Concern befinden sich:
- die aktuelle Marktlage
- zukünftige Veränderungen im Vorstand und der Unternehmensphilosophie
- private Probleme der Team-Mitglieder
Überlegen Sie sich daher: Wo könnten Sie hier ansetzen, um selbst positive Akzente zu setzen? Wie schaffen Sie eine Lösung, wenn von außen und Dritten kein Lösungsvorschlag kommen wird? Und werden Sie sich parallel dazu bewusst: Die Dinge im Sorgenkreis können Sie leider nicht beeinflussen – sich damit zu belasten, bringt Sie oder das Team nicht weiter.