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Akkordlohn: Alles rund um die Akkordarbeit

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6 Minuten Lesezeit
Akkordlohn

Viel hilft viel – das ist das Motto beim Akkordlohn. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen zu dieser besonderen Entgeltform.

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Akkordlohn Definition: Was ist Akkordarbeit?

Der Akkordlohn ist eine Form der Mitarbeiterentlohnung. Angestellte, die Akkord arbeiten, werden nach ihrer Arbeitsleistung bezahlt. Die erbrachte Arbeitszeit spielt dabei keine Rolle. 

In der Praxis ist der Vergütungsmaßstab eine bestimmte geleistete Arbeitsmenge/ Stückzahl, die der Arbeitnehmer z.B. pro Stunde schafft. Das führt dazu, dass der Mitarbeiter sein Arbeitstempo beschleunigt und in kürzester Zeit möglichst große Mengen produziert.

Akkordlohn kommt daher besonders bei simplen und manuellen Tätigkeiten zum Einsatz. Beispielsweise in der Produktion oder Verpackungsindustrie.

Welche Arten von Akkordlohn gibt es?

Spricht man von Akkordlohn, unterscheidet man zwischen vier Arten: Zeitakkord, Geldakkord sowie Einzel- und Gruppenakkord.

Zeitakkord

Diese Form ist die gängigste Form des Akkordlohns. Dabei wird der Lohn anhand von zwei Faktoren berechnet:

  1. Produzierte Stückzahl
  2. Geleistete Arbeitszeit

Beim Zeitakkord wird zunächst die sogenannte Normalleistung definiert. Die Normalleistung ist die Stückzahl, die Angestellte im Durchschnitt pro Stunde oder Schicht produzieren.

Für die erbrachte Normalleistung werden Akkordarbeitende dann mit einem festen Akkordrichtsatz vergütet. Stellt der Arbeitnehmer mehr Teile fertig, steigt der Lohn. Liegt die Leistung unter der Normalleistung, fällt auch die Entlohnung geringer aus.

👉 Wichtig: Auch, wenn die geleistete Arbeit deutlich unterhalb der Normalleistung liegt, muss der Arbeitgeber trotzdem mindestens einen Lohn in Höhe des gesetzlichen bzw. tariflichen Mindestlohns auszahlen.

Geldakkord

Der Geldakkord wird eher selten umgesetzt. Bei dieser Akkord-Art wird der Arbeitnehmer ausschließlich basierend auf seiner erbrachten Leistung vergütet. Die Arbeitszeit spielt keine Rolle.

👉 Aber: Zum Schutz des Arbeitnehmers gelten in Deutschland Mindest- bzw. Tariflöhne. Selbst, wenn der Mitarbeitende kein einziges Stück fertigstellt, erhält er in der Praxis trotzdem einen Lohn.

Einzelakkord

Bei dieser Form wird eine individuelle Normalleistung für jeden einzelnen Mitarbeiter definiert. Wie hoch oder niedrig die Normalleistung ist, hängt von der Leistungsfähigkeit des Mitarbeitenden ab. Durchschnittswerte des gesamten Teams sind nicht relevant.

Gruppenakkord

Im Gegensatz zum Einzelakkord steht beim Gruppenakkord allein das durchschnittliche Arbeitstempo des gesamten Teams im Vordergrund. Individuelle Leistungen einer einzelnen Person werden nicht in Betracht gezogen.

Vorgabezeit Minutenfaktor

Wie wird der Akkordlohn berechnet?

Welche Arten von Akkordlohn es gibt, wissen wir nun. Doch wie kann man den Akkordlohn berechnen?

Im folgenden Abschnitt finden Sie ein Akkordlohn Beispiel von Arbeitnehmer Benjamin Ochs, Produktionsmitarbeiter in der Happy AG:

Schritt 1: Normalleistung berechnen

Zur Erinnerung: Bei der Normalleistung handelt es sich um eine festgelegte Stückzahl, die der Arbeitnehmer in einem Zeitraum basierend auf der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität fertigzustellen hat. Für eine bessere Einschätzung der Produktivität, ist es auch wichtig das Vollzeitäquivalent (FTE) zu kennen.

Um die Normalleistung zu berechnen, ist der Zeitraum ausschlaggebend. Bezieht sich die zu produzierende Stückzahl auf einen Zeitraum von einer Stunde, oder einer gesamten Arbeitsschicht?

Gehen wir davon aus, dass die Normalleistung pro Zeiteinheit Stunde definiert ist. In einer Stunde (Vorgabezeit pro Stück) soll unser Beispiel Akkordarbeiter Benjamin Ochs 30 Happy-Teile produzieren.

Die Normalleistung in diesem Beispiel ist also:

60 Minuten / 30 Happy-Teile = 2 Minuten pro Teil

Schritt 2: Akkordzuschlag und Akkordrichtsatz berechnen

Neben der Normalleistung sind auch der Mindestlohn sowie der Akkordzuschlag ausschlaggebend für die Vergütung.

Herr Ochs erhält einen Zeitlohn von 15 Euro brutto pro Stunde und einen gängigen Akkordzuschlag von 20 %.

Der finale Lohn setzt sich wie folgt zusammen:

Akkordzuschlag = 15 Euro Mindestlohn x 20 % Akkordzuschlag = 3 Euro

Akkordrichtsatz = 15 Euro Mindestlohn + 3 Euro Akkordzuschlag =18 Euro.

Schritt 3: Minutenfaktor berechnen

Um den Lohn final zu berechnen, fehlt noch der Minutenfaktor:

Minutenfaktor = 18 Euro Akkordrichtsatz / 60 Minuten = 0,3

Schritt 4: Akkordlohn berechnen

Die Formel zur Berechnung des finalen Akkordlohns lautet:

Akkordlohn = Stückzahl x Zeit x Minutenfaktor 

Gehen wir davon aus, Benjamin Ochs schafft die 30 zu produzierenden Happy-Teile in einer Stunde:

30 Teile x 2 Minuten x 0,3 = 18 Euro.

In diesem Fall erhält Herr Ochs einen Stundenlohn von 18  Euro.

Schafft er mehr, erhöht sich sein Akkordlohn:

Bei 35 produzierten Teilen z.B. erhält der Arbeitnehmer: 35 x 2 x 0,3 = 21 Euro.

Produziert Herr Ochs sogar die doppelte Menge, erhöht sich der Stundenlohn wie folgt:

60 Teile x 2 Minuten x 0,3 = 36 Euro.

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Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Sie möchten Akkordlohn in Ihrem Unternehmen einführen? Dann sollten Sie folgende Voraussetzungen beachten:

  • Zustimmung des Betriebsrates: Der Betriebsrat muss der Einführung der Akkordarbeit zustimmen. Ohne sein „Ja“ wird die Implementierung nicht gelingen.
  • Mitarbeitergesundheit im Vordergrund: Wichtig ist auch hier, die Gesundheit des Arbeitnehmers zu schützen. Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz sollten unbedingt eingehalten werden. Das gilt auch für den Leistungsdruck: Setzen Sie den Mitarbeitenden nicht unter Druck und bleiben Sie möglichst verständnisvoll, wenn die Leistung nicht kontinuierlich hoch ist.
  • Lückenlose Arbeitsprozesse: Akkordarbeit bedeutet in der Regel, dass Arbeitnehmer Hand in Hand mit Maschinen arbeiten. Diese Arbeitsabläufe sollten reibungslos funktionieren. Der Takt der Maschine darf der Arbeitsleistung des Arbeitnehmers nicht im Weg stehen. Kurz gesagt: Jegliche externe Einflüsse dürfen die Arbeit des Akkordarbeiters in keiner Weise beeinflussen.

Was sagt das Gesetz?

Informieren Sie sich über geltende rechtliche Vorgaben. Bei einem Akkordarbeitsvertrag handelt es sich gemäß bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) um einen Dienstvertrag (§§ 611 ff. BGB). Geltende Betriebsvereinbarungen oder auch Tarifverträge sollten unbedingt beachtet werden.

Dazu kommt: Jegliche Vereinbarungen hinsichtlich der Akkordarbeit müssen schriftlich festgehalten werden. So steht es im Nachweisgesetz: § 2 Abs. 1 Nr. 6 NachwG.

Ganz wichtig: Für besondere Gruppen ist Akkordarbeit verboten. Dazu gehören u.a. Schwangere (§ 11 des Mutterschutzgesetzes). Diese Regelung gilt zum Schutz der Gesundheit der werdenden Mutter und des Kindes.

Auch Jugendliche dürfen nicht Akkord arbeiten (siehe Jugendarbeitsschutzgesetz). Eine Ausnahme sind Jugendliche, die bereits eine Berufsausbildung in dem Bereich abgeschlossen haben (§ 23 JArbSchG).

Welche Vor- und Nachteile hat Akkordlohn?

Das sind die wichtigsten Akkordlohnvor- und Nachteile:

Vorteile von Akkordlohn

  • Gesteigerte Produktivität: Akkordlohn kurbelt die Motivation der Mitarbeitenden an. Je mehr produziert wird, desto mehr bekommen sie vom Kuchen ab.
  • Optimierung der Arbeitsprozesse: Um eine lückenlose und effiziente Produktion zu gewährleisten, muss der Arbeitgeber sämtliche Hürden aus dem Weg räumen und Prozesse optimieren.

Nachteile von Akkordlohn

  • Hoher Leistungsdruck: Der Druck auf die Mitarbeitenden steigt. Wer keine optimale Leistung erbringt, leidet finanziell. Dieser Stress kann auf Dauer krank machen.
  • Mehr invalide Krankmeldungen: Streit mit dem Partner, schlecht geschlafen – wer mal einen schlechten Tag hat und dementsprechend weniger frisch und produktiv am Arbeitsplatz erscheint, den erwartet ein gekürztes Gehalt. Die Konsequenz: Um diesen finanziellen Verlust vorzubeugen, meldet sich der Arbeitnehmer krank und erscheint lieber erst gar nicht zur Arbeit.
  • Quantität statt Qualität: Die Leistung wird anhand der produzierten Stückzahl gemessen. Das bedeutet für den Arbeitnehmer: Lieber Gas geben und mehr Teile herstellen, als jedes einzelne Stück mit Liebe zum Detail fertigzustellen. Das wirkt sich negativ auf die Produktqualität aus.

Welche Berufsfelder eignen sich für Akkordlohn?

Wir haben gelernt, dass es beim Akkordlohn vor allem auf die Arbeitsleistung ankommt. In der Praxis findet man Akkordarbeit dementsprechend dort, wo Stückzahlen produziert werden – und zwar in monotonen Arbeitsabläufen: z.B. in einer Produktionsstätte.

In der Produktion kann man die Leistung sehr gut in produzierten Stückzahlen messen. Oft wird die Akkordarbeit mit Schichtarbeit kombiniert, um die Produktivität noch weiter anzukurbeln. 

Andere Berufsgruppen, die gerne Akkord arbeiten, sind Montagehelfer oder jegliche Berufe, die Maschinen betreuen. 

Berufsfelder, bei denen Akkordarbeit jedoch unvorstellbar wäre, sind jegliche Jobs, bei denen nicht die quantitative, sondern die qualitative Arbeitsleistung im Vordergrund steht. Dazu gehören Ärzte, Pflegeberufe oder Erzieher.

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Häufige Fragen und Antworten

Welche Berufsfelder eignen sich für Akkordlohn?

In der Praxis findet man Akkordarbeit dort, wo Stückzahlen produziert werden – und zwar in monotonen Arbeitsabläufen: z.B. in einer Produktionsstätte. In der Produktion kann man die Leistung sehr gut in produzierten Stückzahlen messen. Andere Berufsgruppen, die gerne Akkord arbeiten, sind Montagehelfer oder jegliche Berufe, die Maschinen betreuen.

Wie wird der Akkordlohn berechnet?

Den Akkordlohn kann man mit folgender Formel berechnen: Akkordlohn = Stückzahl x Zeit x Minutenfaktor

Was sind Nachteile von Akkordlohn?

Hoher Leistungsdruck: Der Druck auf die Mitarbeitenden steigt. Wer keine optimale Leistung erbringt, leidet finanziell. Dieser Stress kann auf Dauer krank machen.

 

Schreibtalent, HR-Fan und Trend-Spürnase - das ist unsere Autorin Nicole Steffgen. Sie ist Teil des Content Marketing Teams bei Factorial. Was ihren Content so besonders macht? Ihre Leidenschaft für HR und ihr Fokus auf den Menschen einer Organisation.

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