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Anmeldung einer Nebentätigkeit beim Arbeitgeber: Diese Regelungen gelten

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4 Minuten Lesezeit

Knapp 5 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland üben eine Nebentätigkeit aus. Ob und wann Arbeitnehmer diese beim Arbeitgeber anmelden müssen, erfahren Sie in unserem folgenden Blogartikel.

Key Facts

  1. Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2023 knapp 5 % der Erwerbstätigen eine Nebentätigkeit.
  2. Grundsätzlich besteht das festgelegte Recht auf Berufsfreiheit, was die Aufnahme einer Nebentätigkeit einschließt. 
  3. Unter bestimmten Umständen, beispielsweise bei (tarif-)vertraglichen Vereinbarungen oder wenn ein berechtigtes Interesse des Arbeitgebers tangiert wird, kann eine Meldung beim Hauptarbeitgeber notwendig sein.

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Disclaimer: Aus SEO-Gründen verzichten wir in diesem Artikel auf das Gendern. Es sind alle Geschlechter mitgemeint. 

Was zählt als Neben- und was als Haupttätigkeit?

Unter Haupttätigkeit wird die Arbeitsstelle verstanden, in der der Arbeitnehmer seine primäre berufliche Tätigkeit ausübt. In der Regel ist dies die Tätigkeit, die am meisten Zeit in Anspruch nimmt und mit der der Arbeitnehmer einen Großteil seines Lebensunterhalts bestreitet.

Eine Nebentätigkeit ist demgegenüber eine Tätigkeit, die parallel zur Haupttätigkeit ausgeübt wird. Sie erfolgt außerhalb der Arbeitszeit der Haupttätigkeit. Typische Nebentätigkeiten sind Freelance-Jobs, Minijobs oder auch ehrenamtliche Tätigkeiten.

Zusammengefasst wird die Haupttätigkeit bestimmt durch:

  • die Höhe des Einkommens,
  • den Umfang der Arbeitszeit und
  • die Regulierung, zum Beispiel durch einen festen Arbeitsvertrag.

Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2023 4,5 Prozent aller Erwerbstätigen eine Zweitätigkeit. Damit setzt sich der Trend des Anstiegs von Nebentätigkeiten weiterhin fort.

Nebentätigkeit: Müssen Arbeitnehmer den Nebenjob beim Arbeitgeber melden?

Den Nebenjob dem Arbeitgeber melden? Sind Arbeitnehmer dazu verpflichtet? Welche Regelungen im Arbeitsrecht greifen hier?

Grundsätzlich sind Nebenjobs immer erlaubt. Sie sind private Angelegenheiten der Arbeitnehmer, und diese können in ihrer freien Zeit zunächst einmal tun und lassen, was sie möchten. Die Berufsfreiheit ist im Artikel 12 des Grundgesetzes festgeschrieben. Aber:

  • Arbeitnehmer müssen unter Umständen den Arbeitgeber über die Aufnahme einer Nebentätigkeit informieren.
  • Arbeitgeber haben das Recht, eine Genehmigungspflicht für eine Nebentätigkeit im Arbeitsvertrag festzulegen.

Schauen wir uns die einzelnen Details dieser Regelungen genauer an.

Arbeitsrecht – Nebentätigkeit anmelden beim Arbeitgeber?

Die Informationspflicht von Arbeitnehmern bei Ausübung einer Nebentätigkeit kann in folgenden Situationen bestehen:

  • Wenn im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag festgelegt ist, dass eine Nebentätigkeit dem Arbeitgeber gemeldet werden muss.
  • Wenn die Nebentätigkeit ein berechtigtes Interesse des Arbeitgebers berührt. Das kann in folgenden Fällen der Fall sein:
    • Nebentätigkeit und Wettbewerbsverbot: Wenn Beschäftigte eine Tätigkeit im Konkurrenzbereich ausüben, kann dies unter Umständen problematisch sein. Zum Beispiel, wenn ein Verkäufer, der für einen Einzelhändler arbeitet, nebenbei in einem konkurrierenden Laden arbeitet und so die Geschäftsinteressen des Arbeitgebers gefährdet.
    • Nebentätigkeit und Überschneidungen im sozialversicherungspflichtigen Bereich: Wenn der Arbeitnehmer gleichzeitig in mehreren sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen tätig ist, können sich Überschneidungen im Bereich der Sozialversicherungspflicht ergeben. 
    • Nebenjob und Arbeitszeitgesetz: Wenn durch die Aufnahme des Nebenjobs die Arbeitszeitgrenzen überschritten werden. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die tägliche oder wöchentliche Höchstarbeitszeit gemäß dem Arbeitszeitgesetz überschritten wird oder wenn die vorgeschriebenen Ruhezeiten zwischen den Arbeitseinsätzen nicht eingehalten werden.

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Zustimmung Arbeitgeber Nebentätigkeit – Muster für Anmeldung einer Nebentätigkeit beim Arbeitgeber

Sind die oben genannten Gründe nicht vorhanden, müssen Arbeitgeber in der Regel eine Genehmigung für die Nebentätigkeit erteilen. Dabei handelt es sich um einen formlosen Antrag, der in der Regel den Namen des Arbeitnehmers, den Hauptarbeitgeber sowie die ausgeübte Nebentätigkeit, den Arbeitsort und die genaue Tätigkeit sowie den Umfang der Arbeitszeit umfasst.

Eine Vorlage, an der Sie sich orientieren können, finden Sie beispielsweise bei Anwaltonline.

Erlaubte Nebentätigkeiten im Arbeitsrecht und verbotene Nebentätigkeiten

Es gibt keine pauschale Aufzählung von Tätigkeiten, die grundsätzlich als Nebentätigkeit erlaubt sind bzw. welche nicht. Für jeden Fall ist die Situation anders. Grundsätzlich ist erstmal gegen die Kombination von einem Job in Vollzeit und Minijob nichts einzuwenden. Allerdings stellt sich hier die Frage, wo der Minijob ausgeübt wird.

Einfache Tätigkeiten berühren Wettbewerbsverbot nicht

So hat beispielsweise das Bundesarbeitsgericht (BAG, Ur­teil vom 24.03.2010, 10 AZR 66/09) entschieden, dass einfache Tätigkeiten, wie die Arbeit als Zeitungszusteller für ein Konkurrenzunternehmen, das ebenfalls Zustelldienste anbietet, auch dann erlaubt sein können, wenn sie als Nebentätigkeit ausgeübt werden. 

Wettbewerbsverbot Nebenjob

Ansonsten, also bei nicht einfachen Tätigkeiten, kann es sein, dass das Wettbewerbsverbot gemäß § 60 Handelsgesetzbuch berührt wird, und der Hauptarbeitgeber diese dann untersagen darf.

Nebenjob im Urlaub erlauben

Arbeitnehmer dürfen im Urlaub einer Nebentätigkeit nachgehen. Allerdings sollte beachtet werden, dass der Urlaub als Erholungsurlaub dient. Wenn also ein Arbeitnehmer nach dem Urlaub wieder zur Haupttätigkeit zurückkehrt und völlig erschöpft ist und seiner primären Arbeit nicht nachgehen kann, könnte dies ein Verstoß gegen das Bundesurlaubsgesetz sein.

Nebentätigkeit während Krankheit 

Auch hier gibt es keine pauschale Antwort. Grundsätzlich gilt, dass sich ein Arbeitnehmer bei einer Arbeitsunfähigkeit so verhalten muss, dass die Genesung schnellstmöglich erfolgt. Wenn ein krankgemeldeter Arbeitnehmer auf einer Baustelle arbeitend angetroffen wird, stellt dies sicherlich eine Verletzung der arbeitsrechtlichen Pflichten dar. Ein Arbeitnehmer, der jedoch mit gebrochenem Bein von zu Hause aus nebenberuflich an einer Übersetzung arbeitet, wird in der Regel nicht gegen arbeitsrechtliche Pflichten verstoßen.

Beamte Nebentätigkeit

Für Beamte gelten andere Regelungen für Nebentätigkeiten. Diese benötigen in der Regel tatsächlich eine Genehmigung von ihren Dienstvorgesetzten. Weitere besondere Regelungen gelten außerdem für ehrenamtliche Tätigkeiten, Eltern in Elternzeit und Rentner*innen. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel zu Nebentätigkeiten und Sonderfällen auf unserem Blog.

Zum Schluss – Nebentätigkeit und steuerliche Auswirkungen

Alle Nebentätigkeiten müssen versteuert werden, es sei denn, es handelt sich um Jobs innerhalb der steuerrechtlichen Freibeträge, wie beispielsweise beim Minijob. Liegt die Nebentätigkeit über der steuerfreien Grenze, wird der Beschäftigte automatisch in die Einkommenssteuerklasse 6 eingeordnet, was höhere Abzüge mit sich bringt. Selbstständige sind darüber hinaus für die Versteuerung ihrer Nebentätigkeit selbst verantwortlich.

Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.

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