Gerade in Zeiten der zunehmenden KI-Nutzung in Unternehmen gewinnt Human Intelligence – also die menschliche Intelligenz – als Schwerpunkt der HR zunehmend an Bedeutung. Mehr denn je sind Unternehmen auf die Lernfähigkeit und Anpassungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden angewiesen.
Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, Wissen und Erfahrungen flexibel auf neue Situationen anzuwenden, um zukunftsfähig zu bleiben und eine ausgewogene Human-AI-Balance herzustellen. Was bedeutet das genau für HR und wie können Sie handeln?
Das Wichtigste in Kürze:
- Die menschliche Intelligenz umfasst je nach Modell meist vier Formen: kognitive (mentale), emotionale, spirituelle und physische Intelligenz. Sie beschreibt die Fähigkeit des Menschen, Probleme zu lösen, aus Erfahrungen zu lernen und Wissen flexibel anzuwenden.
- In der HR wird der Fokus und die Nutzung der Human Intelligence immer wichtiger – insbesondere in Zeiten von KI. Unternehmen sind gefragt, eine ausgewogene Human-AI-Balance herzustellen, in der technologische Unterstützung und menschliche Fähigkeiten sich ergänzen.
- Die HR ist dabei gefordert, über reine Verwaltungsaufgaben hinauszugehen und die Potenziale der Mitarbeitenden gezielt zu fördern. Mentoring, eine offene Führungskultur und eine lernfördernde Unternehmenskultur sind u. a. zentrale Instrumente, um Human Intelligence im Unternehmen aktiv zu nutzen.
Was versteht man unter menschlicher Intelligenz – und warum sie für HR so wichtig ist
In der Psychologie und in der Wissenschaft allgemein bezeichnet menschliche Intelligenz die geistige Fähigkeit des Menschen, Schlussfolgerungen zu ziehen, Probleme zu lösen und zu lernen.
Sie umfasst eine Vielzahl kognitiver Funktionen. Dazu gehören Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, aber auch Aspekte wie emotionale oder physische Intelligenz. Intelligenz bedeutet dabei nicht nur, vorhandene Fähigkeiten anzuwenden. Es bedeutet auch, aus Erfahrungen zu lernen und dieses Wissen flexibel auf neue Situationen und Umgebungen zu übertragen.
Genau dieser Aspekt macht menschliche Intelligenz auch im Bereich Human Resources (HR) so relevant. Während klassische HR-Arbeit oft auf Verwaltung und Prozesse fokussiert war, rückt heute stärker in den Vordergrund, wie Menschen denken, lernen, sich anpassen und innovativ handeln.
HR entwickelt sich damit von einer reinen Verwaltungsfunktion hin zu einem Gestalter für Unternehmenskultur und Lernfähigkeit. Anstelle ausschließlich auf Leistungskennzahlen (KPIs) zu schauen, rückt stärker in den Fokus, wie Menschen denken, lernen und zur Weiterentwicklung der gesamten Organisation beitragen.
Was sind die vier Typen menschlicher Intelligenz?
Es gibt unterschiedliche Theorien zur menschlichen Intelligenz und verschiedene Modelle, um diese zu klassifizieren. Während einige Modelle bis zu acht Intelligenzformen unterscheiden, beschränkt sich ein weit verbreitetes Modell auf vier Grundtypen:
- Emotionale Intelligenz: Dazu gehört die Fähigkeit, die eigenen Emotionen sowie die Emotionen anderer wahrzunehmen, zu verstehen und konstruktiv zu nutzen.
- Mentale bzw. kognitive Intelligenz: Mentale bzw. kognitive Intelligenz bezeichnet die klassische Intelligenz und beinhaltet das logische Denken, Lernen und Problemlösen.
- Physische Intelligenz: Sie umfasst die Fähigkeit, den eigenen Körper bewusst zu steuern, motorische Fertigkeiten einzusetzen und körperliche Koordination zu optimieren.
- Spirituelle Intelligenz: Schließlich beschreibt sie die Fähigkeit, Sinn, Werte und übergeordnete Zusammenhänge im Leben zu erkennen und Entscheidungen danach auszurichten.
Das Modell verdeutlicht, dass menschliche Intelligenz weit mehr umfasst als reine kognitive Leistungsfähigkeit.

AI vs. Human Intelligence: Was bedeutet menschliche Intelligenz für KI?
Im Gegensatz zur menschlichen Intelligenz, die ein breites Spektrum verschiedener Formen von Intelligenz umfasst, basiert KI auf Algorithmen, Datenanalysen und statistischen Modellen. KI kann zwar, im Gegensatz zur menschlichen Intelligenz, enorme Mengen an Daten verarbeiten und Muster erkennen, doch bestimmte Bereiche der Intelligenz – wie Empathie, ethisches Urteilsvermögen und das Lernen aus Erfahrung – bleiben nach wie vor dem Menschen vorbehalten. Und diese gilt es gerade im Unternehmenskontext aktiv zu nutzen. Wie und warum, das erklären wir in den folgenden Abschnitten.
Die Bedeutung der Human-AI-Balance für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen
Im Zusammenhang mit dem zunehmenden Einsatz von AI (Artificial Intelligence)/ KI (Künstliche Intelligenz) in Unternehmen spielt menschliche Intelligenz eine entscheidende Rolle. Um langfristig zukunftsfähig zu bleiben, werden Unternehmen verstärkt auf KI setzen. Dabei dürfen Sie jedoch nicht die Fähigkeiten, kognitiven Prozesse, emotionale Intelligenz, Denk- und Lernprozesse ihrer Mitarbeitenden nicht vernachlässigen. Gerade deshalb ist die bewusste Förderung von Human Intelligence im HR-Bereich besonders wichtig.
Dieses ausgewogene Zusammenspiel zwischen Mensch und KI wird als Human-AI-Balance bezeichnet – also ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung von KI und der Förderung menschlicher Intelligenz.
Denn: Laut aktueller Deloitte-Studie liegt Deutschland weltweit an zweiter Stelle bei der Nutzung von KI durch Beschäftigte in Unternehmen. So nutzen 23 % der deutschen Mitarbeitenden KI täglich (der weltweite Durchschnitt liegt bei 11 %). Außerdem setzen bereits 35 % der Unternehmen autonome KI-Agenten ein, beispielsweise für Aufgaben wie automatisierte Datenanalyse, Prozessoptimierung oder Kundeninteraktion.
Aber: Eine aktuelle Studie zu KI im Unternehmen von Factorial fand heraus, dass ganze 32 % der deutschen Führungskräfte ernsthaft besorgt sind, KI könne in der Zukunft Ihre Stelle ersetzen.
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So finden Unternehmen eine ausgewogene Human-AI-Balance
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, weder technikverschlossen zu sein noch KI unbedacht einzusetzen, sondern einen ausgewogenen Mittelweg zu finden. Unternehmen können dabei unter anderem folgende Ansätze verfolgen:
- Gezielter Einsatz von KI: Es ist wichtig, gemeinsam, transparent und bewusst zu entscheiden, welche KI-Systeme im Unternehmen eingesetzt werden. Dabei sollte genau festgelegt werden, wo und wie diese Systeme genutzt werden, anstatt sie wahllos einzusetzen. Besonders zu beachten sind dabei geltende Vorschriften in Deutschland, wie der EU AI Act oder die DSGVO.
- Klare Verantwortlichkeiten und Urheberschaft: Unternehmen sollten beachten, dass Mitarbeitende, auch wenn sie KI für ihre Arbeit nutzen, weiterhin für Entscheidungen und Ergebnisse verantwortlich bleiben. Es empfiehlt sich, klare Regeln aufzustellen und die Belegschaft im Umgang mit KI sowie zu ethischen Fragen rund um KI zu schulen.
- KI als Unterstützung, nicht Ersatz: KI ersetzt keine menschliche Intelligenz. Sie dient als kognitive Unterstützung, während die menschlichen Fähigkeiten weiterhin entscheidend für Innovation und Zukunftsfähigkeit bleiben. Ein zu starkes Vertrauen auf KI kann ebenso gefährlich sein wie die völlige Ablehnung von Technologie. Denn beides kann die Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen hemmen.
Beispiel für die richtige Human-AI-Balance
Nicht nur auf der menschlichen Seiten sollte alles stimmen. Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz ist unter anderem auch aus rechtlichen Gründen wichtig, das richtige KI-Tool auszuwählen. Im HR-Bereich können wir Sie jedoch beruhigen: Alle KI-Funktionen von Factorial sind rechtskonform, sicher und stellen den Menschen in den Vordergrund, anstatt ihn zu ersetzen. Ihre Mitarbeitenden nutzen Factorial AI, um fundiertere Entscheidungen treffen zu können, schneller repetitive Aufgaben zu erledigen und Prozesse zu automatisieren. One, Factorials KI-Agent, unterstützt Sie bei Ihren täglichen Aufgaben – wenn Sie wollen.
HUMINT und Human Intelligence
Hinweis: Im Kontext von Human Intelligence und AI in Unternehmen wird manchmal auch der Begriff HUMINT verwendet. HUMINT, auf Deutsch „menschliche Aufklärung“, bezeichnet ursprünglich im Kontext der Geheimdienste die Gewinnung von Informationen direkt über Menschen, im Gegensatz zu technischer Informationsbeschaffung über Abhörtechnik, Satelliten oder Computer. Auch im digitalen Zeitalter bleibt HUMINT relevant, weil bestimmte Informationen nur durch menschliche Quellen zugänglich sind.
Übertragen auf Unternehmen bedeutet dies: Trotz KI bleibt das menschliche Wissen, die Erfahrung und das Urteilsvermögen der Mitarbeitenden unverzichtbar. HUMINT macht damit deutlich, dass selbst bei zunehmendem Einsatz von KI die Förderung und Nutzung menschlicher Intelligenz – kritisches Denken, emotionale Intelligenz, Lern- und Anpassungsfähigkeit – entscheidend für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist.
Human Intelligence in der Praxis: Mentoring, Trainings und HR-Programme als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit
Doch was bedeutet das konkret für HR? Wie kann die HR-Abteilung verantwortlich dafür sorgen, dass die Potenziale der Mitarbeitenden erkannt, gefördert und die menschliche Intelligenz im Unternehmen bestmöglich genutzt wird?
Mentoring und Reverse Mentoring:
Mentoring-Programme sind ein bewährtes Mittel, um den Erfahrungsaustausch zu fördern. Erfahrene Mitarbeitende geben ihr Wissen an jüngere Kolleg*innen weiter. Gleichzeitig wird zunehmend das sogenannte Reverse Mentoring eingesetzt: Jüngere Mitarbeitende unterstützen ältere Kolleg*innen, insbesondere bei Themen rund um Digitalisierung und KI, in denen sie oft mehr Fachwissen oder spezifische Expertise besitzen.
Talententwicklung:
Gezielte Talententwicklung ermöglicht es Unternehmen, die Fähigkeiten und Potenziale ihrer Mitarbeitenden zu erkennen und strategisch einzusetzen. Zunächst ist es wichtig, den Status quo der Kompetenzen der Mitarbeitenden zu erfassen. Tools wie die Business-Management-Software von Factorial unterstützen dabei, Fähigkeiten systematisch zu dokumentieren, Entwicklungsfelder zu identifizieren und individuelle Entwicklungspläne zu erstellen.
Mit dem Talentmanagement-Tool können beispielsweise basierend auf KPIs strukturierte Leistungsbeurteilungen vorgenommen werden, die visuell aufbereitet werden. Zudem lassen sich mit der Software regelmäßige Feedbackprozesse, wie 360-Grad-Feedback, einfach integrieren. Alles ist zudem mobil über die Factorial-App verfügbar, sodass Personalverantwortliche und Mitarbeitende jederzeit den aktuellen Status von Schulungen beispielsweise, die eigene Entwicklung und Leistung im Überblick haben.

Lernkultur und Unternehmensführung:
Auch der Führungsstil und die Unternehmenskultur haben einen entscheidenden Einfluss darauf, inwieweit Human Intelligence im Unternehmen gezielt gebündelt und eingesetzt wird. Sie setzen den Rahmen dafür, wie viel Innovation, Eigenverantwortung und Experimentierfreude auf Seiten der Beschäftigten möglich ist. Agile Methoden und moderne Führungskonzepte, wie der kooperative Führungsstil oder die Holokratie, ermöglichen Mitarbeitenden mehr Entscheidungsspielraum und fördern kreatives Ausprobieren als beispielsweise beim autoritären Führungsstil. Fehler werden dabei nicht als Misserfolge, sondern als Lernchancen verstanden. Und dies ist ein zentraler Aspekt, um Human Intelligence aktiv zu nutzen und weiterzuentwickeln.
 
        