Wer kennt es nicht: Man hat eine Nachricht geschrieben oder mündlich übermittelt, doch der*die Adressat*in bekommt die Information in den falschen Hals. Wenn Menschen miteinander kommunizieren, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Nicht nur im Privatleben, auch im Büro kann das fatale Folgen haben. Eine gute Kommunikation ist das A und O des Miteinanders.
Wo Kommunikation stattfindet, gibt es Sender und Empfänger. Und es ist nicht per se sicher, dass der Empfänger die Nachricht des Senders so aufnimmt, wie jener sie gemeint hat.
Bereits in den 1940er Jahren haben die beiden US-amerikanischen Mathematiker Claude E. Shannon und Warren Weaver das sogenannte Sender-Empfänger-Modell entwickelt. Erfahren Sie, was es damit auf sich hat.
Disclaimer: In diesem Artikel werden ‚Sender‘ und ‚Empfänger‘ als Eigenbegriffe betrachtet, weshalb auf das Gendern verzichtet wird.
Key Facts
- Claude E. Shannon und Warren Weaver entwickelten ihr Sender-Empfänger-Modell 1948. Damit beschrieben sie den Prozess der Informationsübertragung von einem Sender über einen Kanal zu einem Empfänger.
- Neben dem technischen Ablauf veranschaulicht das Modell auch, wie para- und nonverbale Kommunikation sowie äußere Einflüsse wie Lärm oder Missverständnisse den Austausch zwischen Menschen beeinträchtigen können. Es zeigt zudem, dass der Erfolg der Kommunikation von der Klarheit und Verständlichkeit der Information, also der Nachricht, abhängt.
- Die Mängel des Modells liegen darin, dass Kommunikation als rein technischer und linearer Prozess dargestellt wird. Emotionale und inhaltliche Aspekte sowie Feedback werden nur unzureichend berücksichtigt.
- Kommunikationsgrundlagen
- Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver
- Kommunikationsarten
- Der Kommunikationsprozess im Sender-Empfänger-Modell
- Pro und Contra des Sender-Empfänger-Modells
- Anwendungsbereiche des Sender-Empfänger-Modells
- Fazit
Kommunikationsgrundlagen
Kommunikationsmodelle sind theoretische Entwürfe, die den Prozess der Kommunikation zwischen Individuen oder Gruppen beschreiben. Sie helfen zu verstehen, wie Informationen übermittelt und verstanden werden. Außerdem sorgen sie dafür, einen komplexen Austausch zu analysieren und anschließend zu strukturieren, was wiederum zu einer effektiveren Übertragung von Informationen führt.
Es gibt verschiedene Modelle, die jeweils unterschiedliche Aspekte und Schwerpunkte des Prozesses beleuchten.
Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver
Das Sender-Empfänger-Modell wurde 1948 entwickelt und veranschaulicht auf mathematische Weise, wie eine Information von einem Individuum oder einer Gruppe zu einem oder mehreren Empfängern gelangt. Es zeigt, welche Faktoren diesen Prozess beeinflussen und welche Auswirkungen diese Einflüsse haben können.
Auch bekannt als Shannon-Weaver-Modell, wurde es ursprünglich für technische Kommunikationssysteme entwickelt. Schließlich stellte sich heraus, dass es auch für die zwischenmenschliche Kommunikation wertvolle Hinweise liefert.
Das Modell besteht aus fünf Säulen:
Es gibt einen Sender (1), der etwas mitteilen möchte (zum Beispiel seine Gefühle, Ansichten oder einfach nur eine Information) und einen Empfänger (2), der diese Nachricht (3) aufnehmen und verstehen soll.
Für die Übermittlung dieser Informationen braucht er einen Kanal (4), etwa Schrift, Sprache oder Körpersignale wie Gesten und Mimik. Die Informationsübertragung wird zudem oft durch Störsignale (5) wie Geräusche, schlechte Verbindung oder Zwischenrufe behindert.
Der Empfänger muss die Nachricht decodieren, denn: Die nonverbale Übermittlung ist ein essenzieller Bestandteil der Informationsübertragung, also beispielsweise in welchem Tonfall die Nachricht übermittelt, ob laut oder leise gesprochen wird, welche Gesten verwendet werden oder in welcher Stimmung der Sender sich befindet.
Das Sender-Empfänger-Modell ist bis heute ein grundlegendes Konzept der Kommunikationswissenschaft. Dabei beginnt der Prozess, wenn Person A mit Person B verbal oder nonverbal in Interaktion tritt.
Zusammengefasst:
- Der Sender übermittelt die Nachricht über einen bestimmten Kanal an den Empfänger.
- Der Empfänger decodiert die Nachricht, um sie zu verstehen.
- Der Erfolg des Austauschs hängt davon ab, wie gut die Nachricht übermittelt und ob sie entsprechend interpretiert wird. Störquellen können dabei die Verständlichkeit beeinträchtigen.
Typische Fehler in der Kommunikation des Sender-Empfänger-Modells
Der Austausch von Informationen ist keine 1:1-Übertragung von einem Menschen zum anderen. Oft wird die Wirkung des non- und paraverbalen Ausdrucks unterschätzt, denn Gesten oder Tonfall können beispielsweise einer gesprochenen Nachricht, die aufgeschrieben sehr sachlich klingt, eine ironische Note geben.
Deshalb ist ein oft begangener Fehler, zu schnell Schlüsse zu ziehen. Denn je besser der Empfänger den Sender kennt, der die Nachricht übermittelt, desto leichter kann man vor allem die non- und paraverbalen Untertöne decodieren.
Bei einer fremden Person sind diese Nuancen wesentlich schwieriger zu dechiffrieren.
Kommunikationsarten
Kommunikation ist der Prozess der Übermittlung von Informationen zwischen Menschen oder Gruppen, mit dem Ziel, dem Empfänger etwas mitzuteilen, dass dieser einwandfrei versteht. Sie ist ein essenzieller Bestandteil des menschlichen Lebens und findet in verschiedenen Formen statt.
Dieser Prozess kann verbal, nonverbal oder paraverbal sein und ggf. auch alles gleichzeitig.
Die verbale Kommunikation beschreibt, was wir kommunizieren, also den Inhalt der Botschaft. Hierbei geht es um das geschriebene oder gesprochene Wort.
Wie wir die Botschaft kommunizieren, hängt von der nonverbalen und der paraverbalen Kommunikation ab. Nonverbale Kommunikation beinhaltet unter anderem die Gestik, die Mimik und die Körperhaltung der Teilnehmenden. Letztere Signale werden oft gar nicht bewusst vom Sender eingesetzt. Hinzu kommen kulturelle Unterschiede.
Bei der paraverbalen Kommunikation wird die Art des Sprechens betrachtet, d. h. die Artikulation, die Lautstärke, der Tonfall oder das Sprechtempo. Macht der Sprechende lange Pausen? Wie ist seine Stimmlage?
Der Kommunikationsprozess im Sender-Empfänger-Modell
Der Empfänger muss den Code des Senders „knacken“, ihn decodieren. Diese paraverbale Kommunikation geht bei einem schriftlichen Austausch verloren. Im Gespräch ist sie hingegen eine Möglichkeit, der Nachricht noch eine andere Gewichtung zu geben. Sie ist zudem eine Quelle für Missverständnisse, da sie für den Empfänger ein weiteres Signal ist, dass er decodieren muss.
Störungen im Austausch
Alles, was ablenkt, hat ebenfalls einen Einfluss auf die Unterhaltung und auf das Verständnis. Hintergrundgeräusche, Straßenlärm, tobende Kinder oder Zwischenrufe erschweren sowohl das Verständnis des Empfängers als auch das Senden der Nachricht.
Pro und Contra des Sender-Empfänger-Modells
Vorteile
- Das Sender-Empfänger-Modell ist ein einfaches und leicht verständliches Modell, das den Kommunikationsprozess veranschaulicht.
- Es hilft, die Herausforderungen und möglichen Störungsquellen im Kommunikationsprozess zu identifizieren, zu adressieren und letztlich Probleme zu lösen.
- Das Sender-Empfänger-Modell ist ein grundlegendes Konzept, das für weitere Ideen wie das 4-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun als Grundlage diente.
Nachteile
- Kritiker*innen bemängeln, dass es den inhaltlichen und emotionalen Aspekt der Kommunikation nur unzureichend untersucht.
- Der Prozess der Informationsübertragung wird nur linear dargestellt, nämlich nur vom Sender zum Empfänger. Es berücksichtigt weder die Reaktion noch ein eventuelles Feedback.
- Das Sender-Empfänger-Modell beschäftigt sich nicht mit semantischen, sondern ausschließlich mit technischen Fragen. Was und wie viel der Empfänger, also der Mensch, tatsächlich von der Botschaft versteht, scheint unerheblich.
Anwendungsbereiche des Sender-Empfänger-Modells
Das Sender-Empfänger-Modell kann in verschiedenen Bereichen angewendet werden, wie z. B. in der Kommunikationswissenschaft, im Marketing und in der Psychologie.
Es wird verwendet, um die Kommunikation zwischen Menschen zu verbessern, Störungen zu reduzieren und um die Effektivität von Kommunikationsstrategien zu messen.
Die Methodik des Sender-Empfänger-Modells hat weitreichende Anwendungen gefunden, von der Massenkommunikation über persönliche Interaktionen bis hin zu technischen Systemen. Es hilft dabei, Herausforderungen und Barrieren in der effektiven Kommunikation systematisch zu identifizieren und zu adressieren.