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Tipps für Führungskräfte

Europas KI-Blindspot: Was viele Unternehmen falsch machen

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3 Minuten Lesezeit
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„Keine KI im Unternehmen? Wenn Sie nächstes Jahr noch mitspielen wollen, sollten Sie langsam Gas geben.“

Kommen Ihnen solche Aussagen bekannt vor? KI ist in aller Munde, und Unternehmen verspüren einen regelrechten Drang, dabei zu sein, künstliche Intelligenz im Betrieb einzusetzen und durch effizientes Arbeiten einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. 

Gleichzeitig fürchten viele, zukünftig von KI ersetzt zu werden. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Denn es gibt einige unsichtbare Hürden und Fehlerquellen, die – außer Acht gelassen – zu mehr Chaos als Effizienz führen. Wir erklären anhand von 5 Fakten, warum. 

Fakt 1: KI ≠ Jobabbau

Laut der aktuellen europaweiten KI-Studie von Factorial sind ganze 33 % der Führungskräfte in Deutschland besorgt darum, KI könne ihnen in den nächsten Jahren den Job wegnehmen. Was dem entgegensteht: Über 54 % der 1.500 Befragten sind überzeugt davon, dass Ihre Arbeitslast mit einem plötzlichen Wegfall von KI steigen würde. 

Was bedeutet das? 

Wir sind schon heute abhängig von dem Einsatz von KI und können genau diese zur Steigerung unserer Produktivität nutzen. KI ist kein Zukunftsthema mehr, sondern bereits in unseren Arbeitsalltag integriert. 

Die öffentliche Debatte dreht sich oft darum, wie KI die Menschen ersetzt. Stellenabbau mag in einigen Branchen vorkommen, hat aber hauptsächlich mit Prozessautomatisierung zu tun. Relevanter ist jedoch, dass vorhandene Berufsbilder sich stark verändern und neue Qualifikationen verlangen. Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, ist für die entsprechenden Tätigkeiten nicht mehr geeignet. Es entsteht also eher Skill Shift als flächendeckender Jobabbau.

Fakt 2: Autonomie-Hype ist nur die halbe Wahrheit

Ist KI in der Lage, eigenständige Entscheidungen zu treffen? Definitiv. Lassen wir KI deshalb autonom arbeiten? 

Es zeigt sich: Realistisch sind KI-Beschlüsse nur mit dem Faktor „Human-in-the-loop“. Fast die Hälfte (48 %) der Studienteilnehmenden würde Entscheidungen von KI treffen lassen – allerdings nur, wenn sie diese vorher selbst überprüfen kann. Ein gewisses Grundvertrauen in KI-Systeme ist also da und wird mit neuen und besseren Modellen nicht sinken. Dennoch sollten wir uns alle bewusst sein, dass KI Vorschläge auf Basis ihres Trainings generiert. Ob diese Vorschläge der Wahrheit entsprechen, muss letztendlich vom Mensch verifiziert werden.

Auswertung KI-Report Factorial 2025

Fakt 3: Vendor-Security allein reicht nicht 

Die Frage im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI in Ihrem Unternehmen sollte nicht lauten: ‘Habe ich die Akzeptanz meiner Mitarbeitenden?’, sondern ‘Wie stellen wir Validierung, Nachvollziehbarkeit und Freigabe sicher?’. 

Viele Unternehmen investieren in Tools, doch der Hebel für präzise uns verlässliche KI ist Wissensmodellierung und Governance.

Ein bedenkenloses Einsetzen von KI stellt auf jeglicher Ebene ein hohes Risiko für Unternehmen dar. Glücklicherweise betrachtet die Mehrheit KI-Ergebnisse bereits mit gesunder Skepsis. Jetzt kommt es aufs Enablement an. Schulen Sie ihre Mitarbeitenden also in folgenden Punkten:

  • Die richtigen Fragen (Prompts) stellen: Ziel, Zweck, Constraints, erlaubte Inhalte
  • Antworten verifizieren: Quellen, Checks, Gegenfragen
  • Risiken minimieren: Besonders Datenschutz, Vertraulichkeit, Urheberrecht und Protokollierung

Letzterer Punkt liegt noch mehr in der Verantwortung des Unternehmens selbst als bei den einzelnen Mitarbeitenden. Wir dürfen dabei nicht nur in Chatbots denken, sondern müssen den Fokus auch auf interne Systeme lenken.

Die meisten Anbieter sichern Ihre Plattformen ordentlich ab, das eigentliche Risiko entsteht im eigenen Haus. Unternehmen sollten sich mit Konfigurationen, Rechten, Integrationen und Nutzungsverhalten beschäftigen, Lücken identifizieren und Einschränkungen schaffen.

webinar ki im personalmanagement

Fakt 4: Es gibt kein One-Size-Fits-All

Pauschale Statements sind sinnlos. Allein in Europa gehen die Meinungen auseinander: Laut KI-Report sieht Spanien in KI mehr eine Chance als eine Herausforderung (34,7 %), während in Deutschland ganze 44 % unentschlossen sind. Und in Frankreich geht die Tendenz eher zur vorsichtigen Seite.  

Was heißt das? Ein einheitliches Change Management gibt es nicht. Wie und in welchem Maße KI gewinnbringend im Unternehmen eingesetzt werden kann, ist von zu vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Es gibt kein richtig und kein falsch und auch keine Evidenz. Best Practices sind erst im Entstehen – für standhafte Aussagen ist es schlichtweg noch zu früh und die KI-Entwicklung zu dynamisch. 

Nur eines lässt sich sagen: Ganz die Augen vor KI zu verschließen, ist kaum noch möglich.

Fakt 5: KI im Kontext bedeutet Kultur anpassen

Erfolgsentscheidend ist nicht (nur) das Tool, sondern vor allem die Organisation drumherum: Systeme, Anforderungen, Prozesse verändern sich. Eine solche Umstrukturierung muss auch ein Neudenken der Unternehmenskultur mit sich bringen. Und das ist Aufgabe des Leaderships.

Giovanni Giamminola, AI Advisor für Business Transformation, sagt dazu in einem Interview mit Factorial: 

Technologie verändert sich schnell. Kultur folgt, aber Führung gibt den Ton an. CEOs und Vorstände müssen Verantwortung übernehmen, ein KI-Positionspapier erstellen und Mitarbeitenden, Kund*innen sowie Lieferant*innen zeigen, wie KI Teil der Vision, Mission und den Werten des Unternehmens ist. Nur so entsteht Vertrauen.

Unsere Learnings: Klar kommunizieren, Transparenz schaffen und Stellung beziehen.

Als Content Managerin bei Factorial verbindet Antonia Grübl fundiertes Know-how in HR-Kommunikation mit einem Gespür für aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt. Sie übersetzt komplexe Zusammenhänge in Inhalte, die wirken – für HR-Teams, Führungskräfte und Entscheider*innen. Ihr Ziel: Orientierung geben, die Digitalisierung begleiten und New Work greifbar machen.