Unternehmen könnte man sich auch als eine gut geölte Maschine vorstellen. Aber was, wenn es plötzlich an einigen Zahnrädern hakt oder eine Schraube nicht mehr einwandfrei sitzt? Man könnte das Zahnrad neu ölen beziehungsweise die Schraube festziehen – oder aber die Maschine, ganzheitlich oder punktuell, auf den Kopf stellen. Häufig erfordern solche Veränderungen Mut oder werden aus der Not heraus geboren. Immer aber kann daraus ebenso gut perspektivischer Erfolg wachsen. Das unterstreicht, was die Restrukturierung für eine Bedeutung hat.
Kurz erklärt
- Bei einer Restrukturierung kommt es zu tiefgreifenden Veränderungen. Die Restrukturierung kann, muss aber nicht unbedingt reaktiv veranlasst sein – sie kann auch proaktiv erfolgen.
- Das Ziel einer Restrukturierung ist natürlich immer eine Verbesserung der Ist-Situation – beispielsweise was Wettbewerbsfähigkeit, finanzielle Gesamtsituation oder ganze Geschäftsmodelle betrifft.
- Differenziert wird zwischen mehreren Arten einer Restrukturierung, wobei diese allesamt gleichzeitig stattfinden können. Je größer die Restrukturierung, desto höher das Risiko – aber dieses einzugehen ist für den langfristigen Fortbestand des Unternehmens mitunter unausweichlich.
- Restrukturierung: Bedeutung
- Arten der Restrukturierung
- Der Ablauf einer Restrukturierung
- Wie lange dauert eine Restrukturierung?
Restrukturierung: Bedeutung
Was ist mit Restrukturierung gemeint? Eine Restrukturierung im Unternehmen führt stets zu erheblichen Veränderungen. Damit bleibt eine solche Restrukturierung in Ihrer Bedeutung nicht nur an der Oberfläche oder betrifft einzelne organisatorische Prozesse. Vielmehr wird das Unternehmen wirklich auf den Kopf gestellt und mitunter von Grund auf neu ausgerichtet. So soll das Unternehmen in Zukunft wieder wettbewerbsfähiger werden. Sei es durch gesenkte Kosten und eine gesteigerte Profitabilität, eine Verschlankung durch Entlassungen oder beispielsweise indem einzelne Teilbereiche des Unternehmens abgestoßen werden.
Von einer Restrukturierung sind folglich viele verschiedene Unternehmensbestandteile betroffen:
- die strategische Ausrichtung
- die besetzten Märkte und Zielgruppen
- einzelne oder das ganzheitliche Geschäftsmodell(e)
- einzelne oder mehrere Prozesse
- Mitarbeitende und Ressourcen-Management
- diverse Prozesse
Eine Abgrenzung zu verwandten Begriffen
Hier ist nun eine begriffliche Abgrenzung gegenüber (scheinbar) verwandten Begriffen nötig. Restrukturierung und Umstrukturierung werden häufig synonym verwendet, was auch nicht ganz verkehrt ist. Im Zweifelsfall ist mit Restrukturierung und der Definition aber eine umfassendere Maßnahme gemeint – was aber nicht zwangsläufig so sein muss.
Eine Restrukturierung muss zudem nicht unbedingt eine Unternehmenssanierung sein. „Sanierung“ entstammt dem lateinischen Begriff „sanere“ und bedeutet frei übersetzt so viel wie „Heilung“. Das impliziert also eine Notlage, die bei einer Restrukturierung vorliegen kann, aber nicht muss. Eine proaktive Restrukturierung, um auf identifizierte Herausforderungen zu reagieren, ist ebenso denkbar.
Selbiges gilt für den verwandten Begriff „Turnaround Management“. Auch dieser wird üblicherweise verwendet, wenn eine gewisse Notlage vorliegt und folglich ein „Turnaround“ (180-Grad-Kehrtwende) stattfinden muss. Solche Turnarounds sind in der Wirtschaft vor allem dann notwendig, wenn eine finanzielle Schieflage schon existiert – bei einer Restrukturierung ist diese keine Grundvoraussetzung.
Arten der Restrukturierung
Findet eine Restrukturierung statt, hat das eine Bedeutung für mehrere Unternehmensteile. Mitarbeitende sind ebenso wie Prozesse und ganze Organisationsstufen davon betroffen. Die Frage „Was ist mit Restrukturierung gemeint?“ lässt sich also nicht nur über eine Abgrenzung gegenüber verwandten Begriffen, sondern ebenso mit den unterschiedlichen Formen und Arten der Restrukturierung beantworten.
Hierbei unterscheiden wir entsprechend der Ausrichtung:
1. Strategische Restrukturierung
Hier wird, wie unschwer an der Bezeichnung zu erkennen ist, an der Unternehmensstrategie gefeilt. Das kann einzelne Bestandteile der Strategie ebenso wie die in ihrer Ganzheit betreffen. Sowohl reaktiv als auch proaktiv reagiert das Unternehmen damit auf sich verändernde Marktbedingungen. Zum Beispiel, weil bestimmte Märkte wegfallen oder es gravierende Veränderungen innerhalb der Zielgruppe und Käuferschicht gab.
Auch geopolitische und volkswirtschaftliche Aspekte können zu einer strategischen Neuausrichtung führen. Genau die finden aktuell, unter anderem aufgrund der jüngsten Zollpolitik der USA, rund um den Globus statt. Deloitte sieht im kommenden Jahr sogar das große Jahr der Restrukturierungen. Rund 90 % der von Deloitte befragten Expert*innen gehen davon aus – und die Umfrage fand sogar noch vor der Amtseinführung von Donald Trump und seiner Zollpolitik statt!
2. Operative Restrukturierung
Sie sind der strategischen Neuausrichtung ähnlich, aber nicht identisch dazu. Im Fokus stehen hier einzelne Prozesse und Abläufe, die Veränderung soll zu Effizienzsteigerungen führen.
3. Finanzielle Restrukturierung
Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen zur Kostensenkung, generelle Umschuldungen sowie private und öffentliche Kapitalmaßnahmen. Das Ziel? Das Unternehmen finanziell wieder auf solide oder schlicht perspektivisch auf stärkere Beine zu stellen.
4. Personelle Restrukturierung
Bei diesen Maßnahmen steht die Belegschaft im Fokus, typischerweise die Reduzierung der Belegschaft. Personalabbau ist die bekannteste Maßnahme, aber auch breitflächig angelegte Umschulungen und Weiterbildungen von Bestandsmitarbeitenden könnten darunter fallen. Bei der Planung, Organisation und Umsetzung solcher Weiterbildungen unterstützt Sie beispielsweise die Business Management Software Factorial mit einem entsprechenden Schulungsmanagement-System.
Der Ablauf einer Restrukturierung
Am Anfang wird stets die Ist-Situation erfasst. Insbesondere potenziell schon akute oder perspektivisch zu erwartende Schwachstellen gehören betrachtet.
Anschließend wird, anhand der Soll-Ziele, ein Restrukturierungsplan ausgearbeitet. Dieser beinhaltet alle Maßnahmen und die Ziele, die durch eben jene erreicht werden sollen. Zuvor werden verschiedene Optionen zur Zielerreichung berücksichtigt, analysiert und ausgewählt. Etwaige wichtige Stakeholder und deren Wünsche sind ebenso zu bedenken – sofern es die Unternehmenslage zulässt.
Anschließend geht es an die eigentliche Umsetzung der Restrukturierung im Unternehmen. Die Umsetzung, nachdem sie beendet wurde, ist zu kontrollieren. Sofern hier Probleme auftraten, weil beispielsweise eine Maßnahme keinen Erfolg brachte oder es schon an der Umsetzung scheiterte, sind zeitnah Alternativlösungen heranzuziehen.
Generell erfolgt zum Abschluss der Restrukturierung eine Phase des Monitorings und der Feinjustierung. Letztlich entwickeln sich Unternehmen ja schließlich auch nach der Restrukturierung konsequent weiter. Wichtig dabei: Die eigene Lernfähigkeit sicherzustellen. Schließlich möchte man nicht von einer Krise in die nächste Herausforderung schlittern.
Wie lange dauert eine Restrukturierung?
Pauschal lässt sich das natürlich nicht verallgemeinern. Ein bekanntes Restrukturierungs-Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist die deutsche Lufthansa. Dazu gleich mehr, nur eines vorweg: Hier dauerte der wichtigste Teil der Restrukturierung rund drei Jahre.
Die Dauer der Restrukturierung ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
- der Unternehmensgröße und Komplexität der Organisation
- der Ausgangslage, vor allem wie schwerwiegend diese ist
- ob bestimmte rechtliche Aspekte berücksichtigt gehören, beispielsweise mit Hinblick auf Gewerkschaften
- wie engagiert Mitarbeitende selbst an dieser Transformation arbeiten beziehungsweise ob die Restrukturierung eine hohe interne Akzeptanz genießt
- die Komplexität der Mitbestimmung, beispielsweise was Aktionäre, andere Stakeholder, Betriebsräte und Co. anbelangt
Generell sind Restrukturierungen, die aus einer drohenden Insolvenz resultieren, relativ langwierig. Strategische Neuausrichtungen ebenfalls, während sich operative Maßnahmen oftmals schon innerhalb von wenigen Monaten umsetzen lassen.
Wie langwierig solch ein Prozess tatsächlich sein kann, verdeutlicht die Lufthansa Restrukturierung am Beispiel. Deutschlands Vorzeige-Airline geriet durch die Covid-Pandemie und Lockdowns 2020 in eine wirtschaftliche Schieflage. Die Folge waren ein weltweiter Personalabbau, eine Verschlankung der Konzernstrukturen, die Bündelung von Tochtergesellschaften und eine Flottenanpassung. Außerdem wurde ein staatliches Rettungspaket in Milliardenhöhe bereitgestellt.
War die Restrukturierung von Bedeutung? – Ja, denn: Fünf Jahre später geht es der Lufthansa besser. 2024 war ein Rekordjahr, trotzdem fliegt die Airline nach wie vor defizitär. Während die Phasen der Rettung und Neuaufstellung abgeschlossen sind, geht die Lufthansa nun also in eine neue Phase – an deren Ende die Profitabilität zurückerlangt werden soll. Speziell bei derart großen Konzernen kann eine Restrukturierung also viel Zeit einnehmen – und der Ausgang ist nach wie vor eher ungewiss.