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Myers-Briggs-Test: Persönlichkeitstypen im Team

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6 Minuten Lesezeit
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Während wir uns unsere Freunde aussuchen dürfen, müssen wir unsere Kollegen*innen akzeptieren: Sie geben, genau wie wir selbst, den eigenen Charakter natürlich nicht an der Bürotür ab. Die Folgen sind offensichtlich: Am Arbeitsplatz und auch in einzelnen Teams kommen viele unterschiedliche Persönlichkeiten mit verschiedenen Denkweisen, Stärken, Schwächen und Präferenzen zusammen.

Erfolg entsteht dann, wenn diese einzelnen Persönlichkeitstypen gut zusammenarbeiten. Dafür müssen Sie genau die aber zunächst kennen – der Myers-Briggs-Test könnte dabei sein.

Das Wichtigste in Kürze

  1. Der Myers-Briggs-Test (kurz: MBTI) ermittelt (auf wissenschaftlich umstrittene Weise) den Charakter eines Menschen – mit Fokus auf dessen Entscheidungsfähigkeit, Denkweise, Emotionalität und Handlungsweisen.
  2. In der Summe ergeben sich über vier Dimensionen mit jeweils zwei Gegensatzpaaren insgesamt 16 Persönlichkeitstypen.
  3. Im Business-Umfeld könnte der MBTI für eine gezielte, charakterorientierte Rollen- und Aufgabenverteilung sowie eine präzisere Führung entsprechend den existenten Persönlichkeitstypen genutzt werden.

Was ist der Myers-Briggs-Test?

Der Myers-Briggs-Typenindikator ist ein an die Psychologie angelehntes Verfahren, um bestimmte binäre Persönlichkeitstypen zu identifizieren. Entwickelt wurde der Test in den 1940er-Jahren von Katharine Cook Briggs und Isabel Briggs Myers, die sich dafür auf Theorien vom Psychologen Carl Gustav Jung stützten – den Sie vielleicht aufgrund seiner Verbindungen zu Sigmund Freud kennen. Briggs und Briggs Myers hatten hingegen keinerlei bildungspsychologischen Hintergrund – weshalb der Test in der Wissenschaft und bei Psychologen*innen umstritten ist.

Der Test, der in der offiziellen Version aus etwa 93 und in der detaillierten Variante aus rund 140 Fragen besteht, verfolgt zwei Ziele: Diejenigen, die den Test durchführen, sollen sich selbst besser kennenlernen – mitsamt all ihren Handlungs- und Denkweisen. Führungs- und HR-Kräfte könnten die Ergebnisse indes nutzen, um individueller auf die Persönlichkeit einzelner Teammitglieder einzugehen.

Wichtig: Der offizielle Myers-Briggs-Test ist lizenzpflichtig. Lediglich geschulte Berater*innen dürfen ihn anbieten. Kostenlose Varianten im Internet sind typischerweise an den MBTI angelehnt, werden aber nicht als offiziell anerkannt.

Wie funktioniert der Myers-Briggs-Test? 4 Dimensionen & 16 Personalities

Der Myers Briggs Personality Test bewertet Menschen und ihren Charakter auf vier Dimensionen. Jede einzelne Dimension hat jeweils ein gegensätzliches Paar, das immer eine Charaktereigenschaft beziehungsweise Eignung abbildet. Wer den Myers-Briggs-Test macht, wird sich daher bei über 90 Aussagen immer zwischen zwei Optionen pro Aussage entscheiden müssen.

1. Dimension E/I: Extraversion oder Introversion?

Introvertiert oder extrovertiert? Darum geht es bei dieser Dimension: Extrovertierte Menschen gehen aus sich raus und ziehen aus dem Miteinander ihre Energie, introvertierte Menschen sind zurückgezogener und laden ihre Akkus abseits anderer Menschen auf.

2. Dimension S/N: Sensitivität oder Intuition?

Sensitivitäts-Typen bevorzugen konkrete Informationen und nehmen diese faktenbezogen auf. Intuition-Typen denken abstrakter und entscheiden häufiger nach ihrem Bauchgefühl.

3. Dimension T/F: Denken oder fühlen?

Thinking-/Denken-Typen sind objektiv, nüchtern und entscheiden logikorientiert. Fühlen-Typen sind typischerweise empathischer sowie sensibler, außerdem lassen sie sich bei ihren Entscheidungen eher von Emotionen leiten.

4. Dimension J/P: Beurteilen oder wahrnehmen?

Beurteilen-/Judging-Typen haben feste Denkmuster, treffen zügig Entscheidungen und verfolgen strikte Lebens- und Karrierepläne. Wahrnehmungs-/Perceiving-Typen sind generell flexibler, sie haben die Fähigkeit, sich zügiger an sich verändernde Umstände anzupassen.

Der Myers-Briggs-Typenindikator unterstellt, dass in jeder dieser vier Dimensionen ein Mensch eine der beiden genannten Neigungen hat. Das gesamte Persönlichkeitsprofil, abgebildet durch 16 Persönlichkeitstypen, entsteht durch die Summe der vier Dimensionen.

Ist jemand also introvertiert, sachlich, denkt logisch und agiert strukturiert, wäre die Typen-Kombination „ISTJ“.

Welche 16 Persönlichkeiten sieht der Myers-Briggs Type Indicator (MBTI) vor?

Sie möchten mehr über die einzelnen Persönlichkeitstypen erfahren? Dann haben wir eine kompakte Tabelle für Sie vorbereitet, wo Sie einen ersten Blick darauf werfen können. Sie möchten es noch genauer wissen? Mit einem Klick auf den jeweiligen Typ gelangen Sie zu unseren separaten Blogs aus unserer Myers-Briggs-Artikelserie – da legen wir die jeweiligen MBTI-Typen unter das Mikroskop.

MBTI-Typ Rollenbild (keine offizielle MBTI-Bezeichnung) Kurzbeschreibung
ISTJ Der Pflichtbewusste präzise, verlässlich, organisiert
ISFJ Der Helfer loyal, fürsorglich, sehr unterstützend
INFJ Der Visionär empathisch, zielfokussiert, tiefgründig
INTJ Das Mastermind planvoll, analytisch, autonom
ISTP Der Tüftler lösungsorientiert, ruhig, praktisch
ISFP Der Freigeist kreativ, eher zurückhaltend, sensibel
INFP Der Idealist werteorientiert, empathisch, authentisch
INTP Der Architekt logisch denkend, erfinderisch, theoretisch orientiert
ESTP Der Macher handlungsorientiert, voll Energie, spontan
ESFP Der Entertainer sehr gesellig, lebensfroh, leicht zu begeistern
ENFP Der Entdecker motivierend, offen für alles, kreativ
ENTP Der Erfinder experimentierfreudig, neugierig, schlagfertig
ESTJ Der Organisator Leader-Qualitäten, praktisch, effizient
ESFJ Der Versorger hilfsbereit, harmonieorientiert, fürsorglich
ENFJ Der Mentor engagiert, ausdrucksstark, charismatisch
ENTJ Der General durchsetzungsfähig, zielstrebig, strategisch

Wie könnte der Myers-Briggs-Typenindikator im Job eingesetzt werden?

Zunächst müssen Sie die Grundvoraussetzung schaffen. Das bedeutet in der Praxis: Sie selbst ebenso wie Teammitglieder sollten den Myers-Briggs-Test durchführen. Aus offensichtlichem Grund wäre dabei wichtig: Zwingen Sie niemanden dazu! Kommunizieren Sie klar, dass der Test keine negative Einstufung des Charakters zur Folge hat, sondern für eine gezielte Förderung der jeweiligen Stärken genutzt werden soll.

Nun können Sie an fünf Punkten ansetzen:

  1. Die Kommunikation verbessern: Spezifischer auf die Persönlichkeit des Gegenübers eingehen und Verständnis für verschiedene Denk- und Handlungsweisen entwickeln.
  2. Konflikte unterbinden: Persönlichkeiten im Team besser zusammenbringen, auch um Konflikte zwischen sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten zu vermeiden.
  3. Optimierte Aufgabenverteilung: Anhand der MBTI-Persönlichkeit gezielt Rollen und Aufgaben zuweisen, die die Stärken und Denkweisen des jeweiligen Persönlichkeitstyps optimal einsetzen.
  4. Teamzusammenhalt stärken: Zur Selbstreflexion anregen und den Zusammenhalt in Teams gezielt fördern, auch durch Perspektivwechsel: Wie sieht ein anderer Persönlichkeitstyp die Dinge?
  5. Leadership-Qualitäten optimieren: Als Leader nicht nur vorangehen, sondern Teammitglieder persönlichkeitsbewusst und individueller führen.

Damit das in der Praxis gelingt, ist es allein mit dem MBTI nicht getan. Sie brauchen auch noch harte Fakten. Die bekommen Sie bei uns – oder besser gesagt in Factorials Talentmanagement. Das ist Ihre erste Anlaufstelle für Performance Reviews und mitarbeiterspezifische Analysen. eNPS-Umfragen können Sie da ebenso durchführen, wie sich durch KI-gestützte Analysen weitere Hilfe ins Boot holen. Sobald Sie alle relevanten Informationen haben, erstellen Sie mit Factorial direkt noch maßgeschneiderte Karrierepfade und legen individuelle Mitarbeiterziele fest.

Ist der 16 Personalities-Test seriös?

Ist MBTI wissenschaftlich belegt? Nein, der Myers-Briggs-Test genießt in der Wissenschaft und Psychologie sogar einen schweren Stand. Während das „Big Five Modell“ ebenfalls in der Persönlichkeitsanalyse beheimatet ist und von Psychologen*innen rund um den Globus anerkannt wird, trifft MBTI eher auf Ablehnung.

Das hat mehrere Gründe:

  • beide Erfinderinnen vom MBTI waren keine Psychologinnen und hatten keinen medizinisch-psychologischen Hintergrund
  • die dazugehörige MBTI-Stiftung finanzierte früher positive Studien, weshalb da immer wieder Interessenkonflikte im Raum standen
  • der Test war von Anfang an monetarisiert/lizenziert

Die Wissenschaft beäugt den MBTI ebenfalls kritisch: So ermittelten Studien, dass sich „sehr häufig“ Personen mit dem ihnen zugeschriebenen Persönlichkeitstyp nicht identifizieren können. Schlimmer noch: Wird der Test wenige Wochen später wiederholt, kommt meist ein ganz anderer Persönlichkeitstyp im Ergebnis heraus.

Oxford-Professorin Merve Emre erachtet den MBTI als „Pseudowissenschaft“. Emre beschreibt in ihrem Buch „The Personality Brokers: The Strange History of Myers-Briggs and the Birth of Personality Testing“ wie Mutter und Tochter (Briggs & Briggs-Myers) als zwei Hausfrauen und Hobby-Roman-Autorinnen den Test entwickelten. Der sich dann wissenschaftlich zwar nie bestätigen ließ, aber trotzdem zum kommerziellen Erfolg quer durch Amerikas Unternehmenslandschaft wurde.

Es gibt aber auch hin und wieder Einzelstudien, bei denen der MBTI etwas besser abschneidet und ihm zumindest eine grobe verlässliche Orientierung attestiert wird.

Was ist das seltenste MBTI?

INFJ (der Visionär) wird in den meisten Statistiken als der seltenste MBTI-Typ genannt – lediglich 1,5 % der US-Bevölkerung sollen also Visionäre sein. Am häufigsten ist in den USA der ISFJ-Typ (der Helfer) verbreitet – mit einem Anteil von 13,8 %. Wie immer gilt aber: Das sind bestenfalls Orientierungswerte, schließlich hat der Großteil der Menschen nie einen MBTI-Test gemacht.