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Patriarchalischer Führungsstil: Definition, Beispiele, Vor- und Nachteile

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5 Minuten Lesezeit
Patriarchalischer Führungsstil: Definition, Beispiele, Vor- und Nachteile

Patriarchalischer Führungsstil – traditioneller Führungsstil: Diese Form der Führung gehört zu den klassischen Führungsformen, die in der Vergangenheit weit verbreitet waren und auch heute noch in vielen Familienunternehmen anzutreffen sind. Was zeichnet den patriarchalischen Führungsstil aus?

Im Folgenden soll auf die Definition, Beispiele sowie Vor- und Nachteile dieser Führungsform eingegangen werden.

Key Facts

  1. Entscheidungen werden bei dieser Form der Führung von der obersten Managementebene getroffen und Führungspositionen sind noch überwiegend von Männern besetzt.
  2. Der patriarchalische Führungsstil zeichnet sich durch einen traditionellen Druck aus, bei dem Entscheidungen von einer Person getroffen werden, die gleichzeitig wohlwollend und fürsorglich gegenüber den Mitarbeitenden ist.
  3. Die Unternehmenskultur bei dieser Form des Führens ist stark konservativ und durch eine Top-Down-Kommunikationsstruktur mit wenig Raum für Feedback und offene Diskussionen geprägt.

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Patriarchalischer Führungsstil: Definition

Wortbedeutung „patriarchalisch“

Bevor der Begriff des patriarchalischen Führungsstils definiert wird, ist es sinnvoll, sich zunächst mit der etymologischen Herkunft des Wortes patriarchalisch zu befassen, da diese bereits viel darüber aussagt, worum es bei diesem Führungsstil geht.

Der Begriff „patriarchalisch“ stammt aus dem Griechischen. Er leitet sich vom Wort „Patriarchat“ ab. Dabei steht „Patria“ für „Vater“ und „archē“ für „Herrschaft“ bzw. „Führung“. Der Begriff beschreibt also die Führung durch eine männliche bzw. väterliche Figur.

Was heißt patriarchalischer Führungsstil?

Der patriarchalische Führungsstil beschreibt eine sehr traditionelle Form der Führung. Kennzeichnend für diese Personalführung ist, dass eine Person, klassischerweise eine männliche Führungspersönlichkeit, die Rolle des Familienoberhauptes als Unternehmensleitung übernimmt. Meist handelt es sich um eine ältere Führungskraft oder den Unternehmensgründer selbst.

Anweisungen gehen hier also von einer einzigen Person aus und die Mitarbeitenden befolgen diese schlichtweg. Damit ähnelt diese Art der Führung in gewisser Weise dem autokratischen Führungsstil, bei dem die wichtigen Entscheidungen im Unternehmen ebenfalls von einer Person getroffen werden.

Der patriarchalische Führungsstil unterscheidet sich von diesem jedoch dadurch, dass der Patriarch bzw. die Führungsperson eine sehr väterliche Figur ist, die sich ihrer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden sehr bewusst ist. Die Führung ist also eher väterlich als autoritär – ähnlich wie ein Familienoberhaupt.

Formen von Führungsstilen: Max Weber und Kurt Lewin

Insgesamt gibt es viele unterschiedliche Führungsstile, die von verschiedenen Wissenschaftler*innen wie Max Weber oder auch Kurt Lewin beschrieben und kategorisiert wurden.

Der Soziologe Max Weber unterschied den autokratischen, den patriarchalischen, den charismatischen und den bürokratischen Führungsstil. Eine weitere Einteilung stammt vom Sozialpsychologen Kurt Klewin. Dieser kennt den autoritären, den laissez-faire und den kooperativen Führungsstil.

Neben diesen klassischen Führungsstilen haben sich vor allem in den letzten Jahren und mit dem Aufkommen von New Work neue Führungsformen entwickelt, die sich vor allem durch flache Hierarchien und Teamarbeit auszeichnen. Zu diesen neuen Führungsstilen gehört beispielsweise die agile Führung.

Letzterer zeichnet sich vor allem durch Kollaboration, sich selbstorganisierende Teams und ein hohes Maß an Flexibilität aus.

Doch was genau zeichnet den patriarchalischen Führungsstil aus, was sind seine besonderen Merkmale? Im folgenden Abschnitt soll diese Form der Führung näher betrachtet werden.

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Überblick Merkmale: patriarchalischer Führungsstil

Die Kernmerkmale dieses Führungsstils sind:

Zentrale Entscheidungen und Gehorsam

Kernelement dieses Stils ist, dass Entscheidungen zentral von einer Person im Unternehmen getroffen werden. Beim patriarchalischen Führungsstil entscheidet die Führungskraft allein. Die Mitarbeitenden werden nicht einbezogen.

Klare Hierarchie

Beim patriarchalischen Führungsstil ist die Hierarchie sehr klar und stark ausgeprägt. Die Abgrenzung zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften ist klar und deutlich. Die Kommunikation läuft immer von oben nach unten, also nach dem Top-down-Prinzip.

Fürsorge und Vaterfigur

Trotz klarer und strikter Hierarchien ist die Führungskraft eher wie ein Vater als eine Autorität. Sie ist seinen Mitarbeitenden gegenüber fürsorglich, kümmert sich um sie und übernimmt Verantwortung.

Ganz klar ist dieser Führungsstil mit einer männlichen Figur verbunden.

Traditionelle Werte

In Unternehmen, die patriarchalisch geführt werden, stehen konservative Werte oft im Vordergrund. Das Festhalten an traditionellen Überzeugungen wird als wichtig empfunden.

Loyalität

Wie der Patriarch von seiner Familie, so erwartet auch eine Führungskraft des patriarchalischen Führungsstils ein hohes Maß an Loyalität von seinen Mitarbeitenden. Gleichzeitig ist dieser Vorgesetzte auch seinen Mitarbeitenden gegenüber sehr loyal.

Patriarchalischer Führungsstil: Beispiel und Aktualität

Der patriarchalische Führungsstil war in der Vergangenheit weit verbreitet. Die Mitarbeitenden blieben oft ein Leben lang in ein und demselben Betrieb. Das Unternehmen war für die Angestellten dann oft tatsächlich wie eine Familie.

So fällt die Dauer der Betriebszugehörigkeit seit Jahren ab. Eine Studie des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass immer mehr Menschen nur noch weniger als ein Jahr bei einem Arbeitgebenden bleiben. Im Vergleich zu den 50er und 60er Jahren, in denen die Menschen zum Teil ein Leben lang bei einem Unternehmen beschäftigt waren, sind die Wechsel deutlich häufiger und schneller.

Auch wenn sich in Großunternehmen mittlerweile moderne Führungsstile durchgesetzt haben, in denen die Mitarbeitenden stärker an Entscheidungen beteiligt werden und mehr Verantwortung übernehmen, gibt es auch heute noch den patriarchalischen Führungsstil.

Typische Beispiele für Unternehmen mit einer solcher Form der Mitarbeiterführung sind Familienunternehmen, in denen der Gründer die Funktion des Familienoberhauptes innehat und in der Regel die alleinige Entscheidungsbefugnis besitzt.

Ein bekanntes Beispiel ist der Megakonzern Samsung Electronics. Dieser ist bekannt dafür, dass die Gründerfamilie des Unternehmens, Lee, die alleinige Entscheidungsgewalt hat und ein sehr traditioneller koreanisch-patriarchalischer Führungsstil im Unternehmen herrscht. Aber auch hier soll es in den letzten Jahren Veränderungen hin zu mehr Feedbackkultur und Partizipation gegeben haben.

Vor- und Nachteile patriarchalischer Führungsstil

Ist dieser Führungsstil empfehlenswert? Durch welche Vorteile zeichnet er sich überhaupt aus?

Vorteile des patriarchalischen Führungsstils

Schnelle Entscheidungsfindung:

Ein klarer Vorteil des patriarchalischen Führungsstils ist die schnelle Entscheidungsfindung. Da das Familienoberhaupt in der Regel niemanden konsultieren muss und die alleinige Entscheidungsgewalt hat, werden Beschlüsse schnell und effizient gefasst. Dies ist oft das Manko anderer Führungsstile, wie bei der partnerschaftlichen oder kooperativen Form, die sich häufig durch langwierige Entscheidungsprozesse auszeichnet.

Klare Strukturen und Regeln:

Die Mitarbeitenden wissen genau, woran sie sind. Es gibt klare Regeln und Strukturen. Es gibt Persönlichkeitstypen unter den Mitarbeitenden, die diese engen Vorgaben schätzen und mit diesen sogar besser arbeiten als in offenen und partizipativeren Formen, welche weniger Sicherheit bieten.

Starke Unternehmenskultur und Fürsorge:

Die Bindung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten ist bei diesem Ansatz in der Regel eng. Die Angestellten haben das Gefühl, dass sich jemand um sie kümmert und sie gut aufgehoben sind. Dies kann ein hohes Maß an Mitarbeiterzufriedenheit fördern. Die enge Bindung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden kann auch zu einer starken Unternehmenskultur führen.

Disziplin:

Durch die Strenge der Führung und die klare Hierarchie herrscht in der Regel eine starke Arbeitsdisziplin und auch ein hohes Leistungsniveau.

Nachteile des patriarchalischen Führungsstils

Neben diesen Vorteilen hat diese Form der Führung ganz klar auch Nachteile. Diese sind unter anderem:

Geringe Mitarbeiterbeteiligung:

Mitarbeitende haben wenig Mitspracherecht, was zu einem Mangel an Motivation führen kann.

Hohe Verantwortung für eine Person:

Bei dieser Form der Personalführung lastet viel Verantwortung auf den Schultern einer einzelnen Person im Unternehmen. Dies kann mit einer hohen Belastung und Stress verbunden sein.

Mangelnde Innovation:

Die Konzentration auf traditionelle Werte und Methoden kann dazu führen, dass das Unternehmen den Anschluss verliert und weniger innovativ ist. Das kann sich negativ auf den Erfolg des Unternehmens auswirken.

Eingeschränkte Flexibilität:

Starre Hierarchien erschweren die Anpassung an veränderte Marktbedingungen.

Risiko von Fehlentscheidungen:

Die Tatsache, dass die Entscheidungsmacht bei einer einzigen Führungsperson liegt, erhöht die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen.

Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.

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