Vereinzelte Mitarbeiter*innen fehlen unentschuldigt an ihrem Arbeitsplatz? Absentismus am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit und kommt seit der Corona-Pandemie verstärkt in vielen Unternehmen vor.
Lesen Sie hier, woran Sie Absentismus am Arbeitsplatz erkennen, wo die Ursachen liegen und wie Sie dagegen vorgehen können, um ein gutes Betriebsklima zu schaffen.
- Absentismus: Definition
- Was sind die Ursachen von Absentismus?
- Welche Arten von Arbeitsversäumnissen gibt es?
- Absentismus und seine Folgen
- Was tun gegen Absentismus?
Absentismus: Definition
Sie bekommen mit, dass eine*r Ihrer Mitarbeiter*innen durch seine/ihre Abwesenheit glänzt? Dann könnte es sich dabei um das Phänomen des Absentismus handeln. Einfach erklärt beschreibt der Absentismus den Zustand, in dem Beschäftigte nicht mehr zurück an ihren Arbeitsplatz kehren.
Das Wort Absentismus stammt aus dem lateinischen ‘absentia’ und bedeutet übersetzt ‘die Abwesenheit’. In diesem Zusammenhang bezieht sich Absentismus auf das berufliche Umfeld. Klar abzutrennen ist hier ein krankheitsbedingtes Fehlen. Denn Absentismus bezieht sich auf eine gewohnheitsmäßige Nichtanwesenheit. Absentismus ist also an ein Muster gekoppelt und kann ebenfalls als Neigung verstanden werden. Grund für diese Neigung ist die fehlende oder die mangelnde Motivation, den arbeitsrechtlichen Vereinbarungen und Verpflichtungen am Arbeitsplatz nachzukommen.
In der Regel sind das Abwesenheiten, die auffällig werden, sobald eine bestimmte Stundenzahl überschritten wird und nicht gemachte Arbeit somit liegen bleibt.
Was ist Präsentismus?
Ist Präsentismus das Gegenteil von Absentismus am Arbeitsplatz? Nicht ganz. Dennoch ist es ein Phänomen unserer modernen Arbeitswelt, das immer stärker zuzunehmen scheint. Präsentismus liegt dann vor, wenn Mitarbeiter*innen trotz Arbeitsunfähigkeit ihren Arbeitsplatz aufsuchen. Vor allem die letzten Corona-Jahre und der verstärkte Nutzen von Home-Office haben dazu geführt, dass Präsentismus häufiger auftritt. Denn kranke Beschäftigte haben in der Regel auch eine verminderte Leistungsfähigkeit.
Aber schon vor der Pandemie schien Präsentismus ein gängiges Phänomen zu sein. Im Oktober 2017 war beispielsweise die Bereitschaft, mit einer Grippe zur Arbeit zu gehen, laut einer Befragung auf Statista noch relativ hoch. Dabei suchten die Beschäftigten auch keinen Arzt auf und riskierten die hohe Ansteckungsgefahr.
Präsentismus birgt also nicht nur die Gefährdung der eigenen Gesundheit und die der Kolleg*innen, sondern stellt auch eine Grauzone für wirkliche Krankheitstage dar. Langzeitfolgen sind bei vermehrten Präsentismus keine Seltenheit.
Was sind die Ursachen von Absentismus?
Anhand von wissenschaftlichen Studien konnten diverse Ursachen für Absentismus gefunden werden. Bei dieser Ursachenforschung entstanden drei verschiedene Modelle, die den Absentismus näher analysieren. Dabei ist es wichtig, zu beachten, dass Absentismus in der Regel auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist.
Die folgenden drei Modelle beschreiben wissenschaftlich, um welche Ursachen es sich beim Absentismus handeln kann:
- Abweichendes-Verhalten-Modell: Grund für das Fehlen ist der Mangel an grundlegender Sozialisation. Konkret bedeutet dies, dass sich die Betroffenen im Umfeld ihres Arbeitsplatzes nicht integriert fühlen. Mit einer gestärkten Teamdynamik könnte dem entgegengewirkt werden.
- Rückzugsmodell: Dieses Modell beschreibt eine deutliche Reaktion der Betroffenen. Ihre Beschäftigten vermeiden die beruflichen Tätigkeiten, die sie belasten und ziehen sich als Reaktion auf diese zurück. In einer individuellen Beratung können Sie die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter*innen analysieren und die berufliche Tätigkeit dementsprechend anpassen. Vielleicht hilft auch schon eine Umstrukturierung der Aufgabenfelder.
- Medizinisches Modell: In diesem Modell stehen bereits bestehende gesundheitliche Beeinträchtigungen im Vordergrund. Damit diese durch die Arbeit nicht verstärkt oder verschlimmert werden, ziehen es die Betroffenen vor, an ihrem Arbeitsplatz zu fehlen. Ein Wiedereingliederungsprogramm und die Vorsorgemöglichkeit könnten mögliche Lösungsansätze bieten.
Um sich näher mit den Folgen des Absentismus zu beschäftigen, lohnt es sich, einen Blick auf weitere mögliche Ursachen zu werfen. Die Einordnung der Ursachen in die oben vorgestellten Modelle erleichtert Ihnen die Lösungsfindung. Dies erfordert eine umfassende Herangehensweise, um das Problem möglichst effektiv zu bewältigen.
Beispiele für Absentismus – Ursachen
- Mangelnde Motivation: Sobald Beschäftigte das Interesse an ihrer Arbeit verlieren oder sich unterfordert fühlen, können sie dazu neigen, unentschuldigt zu fehlen.
- Arbeitszeitprobleme: Schwierigkeiten mit Arbeitszeiten, Schichtarbeit oder Überstunden können zu Absentismus führen, insbesondere wenn sie mit anderen Verpflichtungen oder persönlichen Herausforderungen kollidieren.
- Probleme mit dem Arbeitgeber: Arbeitsplatzbezogene Faktoren wie schlechtes Arbeitsklima, fehlende Anerkennung, unzureichende Arbeitsbedingungen oder mangelnde berufliche Entwicklungsmöglichkeiten können zu Absentismus führen. Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz stellt einen Grund dar, warum Mitarbeiter häufiger unentschuldigt fehlen.
- Stress und Burnout: Hoher Stress am Arbeitsplatz, eine ungesunde Arbeitsbelastung und Burnout können dazu führen, dass Mitarbeiter*innen den Absentismus als Bewältigungsmechanismus wählen, um mit den psychischen und physischen Belastungen besser umzugehen.
- Persönliche Gründe: Persönliche Krisen, Konflikte oder andere Herausforderungen können dazu führen, dass Beschäftigte den Weg des Absentismus wählen.
- Krankheit: Eine der häufigsten Ursachen für Absentismus ist eine Krankheit. Bei Mitarbeiter*innen, die aufgrund von körperlichen oder psychischen Erkrankungen nicht in der Lage sind zu arbeiten und den Besuch beim Arzt vermeiden, kann Absentismus schnell auftreten.
- Sonstige Gründe: Es gibt auch viele andere mögliche Ursachen für Absentismus, wie beispielsweise soziale oder kulturelle Faktoren, finanzielle Probleme, Transportprobleme oder persönliche Einstellungen gegenüber der Arbeit.
Welche Arten von Arbeitsversäumnissen gibt es?
Absentismus gehört zu den unentschuldigten Fehlzeiten und stellt meistens auch ein Problem am Arbeitsplatz dar. Doch neben dem Absentismus und dem Präsentismus gibt es auch noch weitere Arten von Fehlzeiten.
Es hilft, sich mit den verschiedenen Arten der Fehlzeiten zu beschäftigen, um genau zu erkennen, ob es sich bei dem auftretenden Fall um Absentismus handelt oder eventuell andere Gründe vorliegen:
- Sonderurlaub: Dabei handelt es sich um Fehlzeiten, die aufgrund besonderer Umstände gewährt werden, wie zum Beispiel die Geburt eines Kindes, Hochzeit, Todesfall in der Familie oder andere wichtige Ereignisse, die eine Sondergenehmigung für Abwesenheiten erfordern.
- Berufliche Fehlzeiten: Gemeint sind Fehlzeiten, die im Zusammenhang mit beruflichen oder bildungsbezogenen Aktivitäten auftreten, wie zum Beispiel Weiterbildung, Schulungen, Konferenzen oder Prüfungen.
- Ungeplante Fehlzeiten: Dies sind Fehlzeiten, die unvorhergesehen auftreten, wie zum Beispiel plötzliche persönliche oder familiäre Angelegenheiten, Notfälle oder unerwartete Ereignisse, die dazu führen, dass eine Person nicht zur Arbeit kommen kann.
- Krankheitsbedingte Fehlzeiten: Dabei handelt es sich um Fehlzeiten, die aufgrund von Krankheit oder Verletzung auftreten. Das können sowohl kurzfristige Abwesenheiten, wie zum Beispiel ein Tag wegen einer Erkältung, als auch längerfristige Abwesenheiten aufgrund von schwerwiegenderen Krankheiten oder Verletzungen sein. Diese längerfristigen Abwesenheiten werden jedoch durch ein Attest entschuldigt.
- Geplante Fehlzeiten: Dazu gehören Fehlzeiten, die im Voraus geplant werden, wie zum Beispiel Urlaub, Freistellungen oder genehmigte Auszeiten. Diese Fehlzeiten werden normalerweise im Voraus mit dem Arbeitgeber vereinbart.
Absentismus und seine Folgen
An Absentismus wird meist deutlich, dass sich Beschäftigte nicht wohl in ihrer Arbeitsumgebung fühlen. Das hat nicht nur für sie selbst Folgen, sondern selbstverständlich auch für die Produktionsleistung des Unternehmens. Und Krankheit ist ein Faktor, der für Unternehmen sehr teuer werden kann.
Produktivitätsverlust
Die Arbeit bleibt liegen oder muss von anderen Mitarbeiter*innen übernommen werden, was zu einem Anstieg der Arbeitsbelastung und möglicherweise zu Fehlern oder Verzögerungen bei der Erledigung von Aufgaben führen kann.
Kostensteigerung
Absentismus kann auch zu direkten Kosten für Ihr Unternehmen führen, insbesondere wenn zusätzliche Mitarbeiter*innen eingestellt werden müssen, um die Arbeit der abwesenden Beschäftigten zu übernehmen. Darüber hinaus müssen Sie vielleicht auch für Lohnfortzahlungen während der Krankheitszeiten oder für temporäre Ersatzkräfte zusätzliche Kosten tragen.
Der IWD stellt 2021 und 2022 fest, wie teuer ein kranker Beschäftigter für das Unternehmen werden kann. Vor allem durch die Corona-Pandemie stiegen nochmal die Kosten und die Mitarbeiter*innen, die trotz Krankheit vorwiegend im Home-Office arbeiteten. Vor allem 2022 nach der Omikron-Variante dürften die Kosten um 3,6 Milliarden Euro angestiegen sein.
Aufbrechen der bestehenden Teamdynamik
Unentschuldigtes Fehlen von Mitarbeiter*innen kann zu einer Beeinträchtigung der Teamdynamik führen. Teamkolleg*innen müssen nicht nur die liegengebliebene Arbeit zusätzlich übernehmen, sondern auch die Kommunikation und die Zusammenarbeit untereinander leidet.
Was tun gegen Absentismus?
Wie kann die Personalabteilung nun mit dem Thema Absentismus am Arbeitsplatz umgehen?
Natürlich gibt es nicht für jede Ursache eine Lösung und auch nicht jeder Beschäftigte kann sich auf einen Lösungsansatz einlassen. Dennoch ist es wichtig zu wissen, was Sie und die HR-Abteilung gegen einen möglichen Absentismus-Fall am Arbeitsplatz tun können und wie Sie dadurch auch Ihren Beschäftigten helfen.
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Ganzheitlicher Ansatz
Achten Sie darauf, Ihre Mitarbeiter*innen mit Empathie und Respekt zu behandeln. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Prävention, Unterstützung und Kommunikation umfasst, kann helfen, den Absentismus in Ihrem Unternehmen zu reduzieren und die Produktivität sowie das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen zu fördern.
Klare Richtlinien
Im besten Fall gibt es innerhalb Ihrer HR-Abteilung klare Richtlinien und Verfahren zur Verwaltung von Fehlzeiten, einschließlich:
- der Anforderung von Krankmeldungen,
- einer Definition von akzeptablen Fehlzeiten und
- der Festlegung von Konsequenzen für nicht entschuldigte Abwesenheiten. Denn so entsteht innerhalb des Unternehmens ein klarer Weg, wie mit Absentismus umgegangen werden kann.
Doch über diesen Richtlinien hinaus sollten stets Ihre Mitarbeiter*innen im Vordergrund stehen. Versuchen Sie auf die individuelle Unterstützung jedes einzelnen Mitarbeitenden, aber auch das kollektive Wohlbefinden zu achten.
Gezielte Programme
Bieten Sie daher betriebliche Gesundheitsmaßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden an, um die körperliche und geistige Gesundheit der Mitarbeiter*innen zu unterstützen und Fehlzeiten aufgrund von Krankheit somit zu reduzieren.
Schaffen Sie einen Arbeitsplatz mit Vorbildfunktion und Transparenz, einen Ort, an dem Ihre Mitarbeiter*innen gerne zurückkommen. Kommunizieren Sie regelmäßig Ihre Absentismus-Richtlinien und sensibilisieren Sie die Mitarbeitenden bzgl. der Bedeutung von Anwesenheit und Pünktlichkeit. Bieten Sie ebenso Schulungen und Ressourcen zur Verbesserung von Zeitmanagement- und Stressbewältigungsfähigkeiten an.
Wiedereingliederungsprogramme
Unternehmen sollten sich um Wiedereingliederungsprogramme und Maßnahmen, wie Anwesenheitsanreize und ein flexibles Arbeitszeitmodell bemühen.
Schenken Sie Ihren Mitarbeiter*innen Aufmerksamkeit, die ihnen Mut gibt, über Probleme und das allgemeine Wohlbefinden zu sprechen. Auch wenn in Ihrem Unternehmen die Leistung und Produktivität meistens im Vordergrund steht, sollten Sie die Menschen, die dies ermöglichen, nicht vergessen.
Häufige Fragen und Antworten
Was tun gegen Absentismus?
Achten Sie darauf, Ihren Mitarbeiter*innen mit Empathie und Respekt zu behandeln, während Sie Maßnahmen ergreifen, um das Problem anzugehen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Prävention, Unterstützung und Kommunikation umfasst, kann helfen, den Absentismus in Ihrem Unternehmen zu reduzieren und die Produktivität sowie das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen zu fördern.
Was ist Präsentismus und Absentismus?
Präsentismus liegt dann vor, wenn Mitarbeiter*innen trotz Arbeitsunfähigkeit ihren Arbeitsplatz aufsuchen. Das Wort Absentismus stammt hingegen aus dem lateinischen ‘absentia’ und bedeutet übersetzt ‘die Abwesenheit’. Im dargestellten Zusammenhang bezieht sich Absentismus auf das berufliche Umfeld.
Welche Arten von Fehlzeiten gibt es?
Es gibt Sonderurlaub, ungeplante Fehlzeiten, krankheitsbedingte Fehlzeiten und geplante , wie zum Beispiel Urlaub, Freistellungen oder genehmigte Auszeiten. Diese Fehlzeiten werden normalerweise im Voraus mit dem Arbeitgeber vereinbart.