Ein ärztliches Attest dient Vorgesetzten als Nachweis über die Arbeitsunfähigkeit ihrer Beschäftigten. Es handelt sich um ein wichtiges Dokument im rechtlichen Rahmen und wirft oft Fragen auf. Im Folgenden erklären wir, was genau es ist, welche Pflichten und Rechte sich für Arbeitgebende daraus ergeben und wie die neue digitale Krankmeldung Anwendung findet.
Key Facts
- Mit einem Attest wird die Arbeitsunfähigkeit von Arbeitnehmenden bescheinigt. Darüber hinaus gibt es weitere Atteste für verschiedene andere Zwecke, wie medizinische Gutachten oder Schulbescheinigungen.
- Arbeitgebende erhalten von den Krankenkassen im Rahmen der neuen digitalen elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) lediglich folgende Informationen: den Namen der erkrankten Person, die Dauer der Krankmeldung sowie die Angabe, ob es sich um eine Erst- oder Folgebescheinigung handelt.
- Ein ärztliches Attest kann außerdem Grundlage für Änderungen der Arbeitsbedingungen sein oder sogar zu einer Kündigung führen
- Definition: Was ist ein ärztliches Attest?
- Was enthält ein ärztliches Attest + Vordruck?
- Dauer und Gültigkeit von ärztlichen Attesten
- Neue Regelung für die ärztliche Bescheinigung im Krankheitsfall
Definition: Was ist ein ärztliches Attest?
Bei einem ärztlichen Attest handelt es sich um ein Dokument, das von Ärzt*innen ausgestellt wird. Es dokumentiert den gesundheitlichen Zustand einer Person und bescheinigt vor allem die Arbeitsunfähigkeit von Arbeitnehmenden. Dieses Dokument wird Arbeitgebenden vorgelegt und dient als Nachweis sowie als Rechtfertigung der Arbeitsunfähigkeit.
Es gibt an, aus welchem Grund und für wie lange die Krankschreibung für Beschäftigte gilt. Der Grund der Erkrankung ist jedoch in der Regel den Vorgesetzten nicht zugänglich. Nur die Krankenkasse und die betroffene Person haben Einsicht auf die Diagnose.
Hinweis: Neben einem ärztlichen Attest für Arbeitgebende dient dieses auch als Nachweis für Ämter (beispielsweise bei Bezug von Arbeitslosengeld II), für die Schule (die sogenannte Schulunfähigkeitsbescheinigung) oder kann als Nachweis für bestimmte körperliche Tauglichkeit dienen, zum Beispiel für die Sporttauglichkeit.
Was enthält ein ärztliches Attest + Vordruck?
Attest – Inhalt
Ein ärztliches Attest, kurz AU für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, enthält normalerweise folgende Elemente:
- Informationen zum*r behandelnden Arzt*Ärztin: Dazu gehören Name, Anschrift der medizinischen Einrichtung
- Patientendaten
- Kennzeichnung, ob es sich um eine Erst- oder Folgebescheinigung handelt
- Arztbesuche: Das Datum der Untersuchung, also der Tag, an dem der Arztbesuch stattfindet/Datum der Ausstellung
- Medizinische Bewertung, Diagnose und ggf. weiterführende Maßnahmen
- Dauer der Krankmeldung
Wie sieht ein ärztliches Attest aus?
Vordruck ärztliches Attest: Wie ein typisches ärztliches Attest aussieht, können Sie auf der Seite für Praxisformulare einsehen.
Hinweis: Gefälschte Atteste können rechtliche Konsequenzen mit sich ziehen wegen Urkundenfälschung im Sinne des § 267 StGB.
Attest – Kosten
Was kostet ein ärztliches Attest?
Ein reguläres Attest, also eine AU-Bescheinigung, wird für Versicherte in den gesetzlichen Krankenkassen kostenlos ausgestellt. Bestimmte andere Atteste, wie gesundheitliche Gutachten oder auch für Privatversicherte, können unter Umständen kostenpflichtig sein. Die Preise richten sich nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ).
Dauer und Gültigkeit von ärztlichen Attesten
Die Dauer eines ärztlichen Attests hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Prognose und der Schwere der Krankheit. Handelt es sich um eine normale AU-Bescheinigung, auch gelber Schein genannt (aufgrund der Farbe des Vordrucks), ist diese so lange gültig, wie die Dauer der Krankmeldung prognostiziert wird und gegebenenfalls von den Ärzt*innen verlängert werden kann.
Bei anderen Attesten, wie zum Beispiel einem Attest zur Feststellung der Gesundheitsfähigkeit, kann die Gültigkeit unter Umständen mehrere Monate betragen.
Ärztliches Attest eingeschränkte Arbeitsfähigkeit
Es gibt auch Situationen, in denen Beschäftigte bestimmte Tätigkeiten in ihrer Arbeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausführen können oder eine bestimmte Arbeitszeit nicht überschreiten dürfen. In solchen Fällen wird ebenfalls ein ärztliches Attest über dauerhafte körperliche Einschränkung ausgestellt.
Dieses Attest dient als Grundlage zur Anpassung der Arbeitsbedingungen. Das kann sich beispielsweise in einer Veränderung der Arbeitszeiten oder einer Versetzung in eine andere Tätigkeit äußern – etwa dann, wenn aufgrund von dauerhaften Rückenproblemen keine schweren Lasten mehr getragen werden dürfen.
Außerdem kann ein solches Attest auch eine Home-Office-Regelung bestätigen, muss allerdings belegen, warum Beschäftigte nicht am regulären Arbeitsplatz, sondern nur von zu Hause aus arbeiten können.
In bestimmten Fällen kann eine solche eingeschränkte Arbeitsfähigkeit auch zu einer krankheitsbedingten Kündigung führen – vorausgesetzt, die Voraussetzungen des Kündigungsschutzgesetzes sind erfüllt.
Beispiel – Ärztliches Attest eingeschränkte Arbeitsfähigkeit:
Arbeitnehmer X ist in einer Baufirma tätig. Laut Attest darf er aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen keine körperlich belastenden Arbeiten mehr verrichten. Da sein Arbeitgeber keine alternativen Einsatzmöglichkeiten ohne körperliche Belastung anbieten kann, kann dies eine Kündigung aus gesundheitlichen Gründen rechtfertigen.
Implikationen für Vorgesetzten
Fristen zur Vorlage bei Vorgesetzten: Arbeitnehmende sind verpflichtet, die AU-Bescheinigung unverzüglich ihren Vorgesetzten zu übermitteln. Bei einer Krankmeldung von mehr als drei Tagen ist der Nachweis spätestens laut § 5 EntgFG am vierten Tag den Vorgesetzten vorzulegen.
Arbeitgebende sind daraufhin verpflichtet, ihren erkrankten Beschäftigten die Lohnfortzahlung zu gewähren. Das bedeutet, dass diese auch weiterhin ihren Lohn erhalten, obwohl sie nicht arbeiten. Die Entgeltfortzahlung endet, wenn Mitarbeitende wegen derselben Krankheit mehr als sechs Wochen krankgeschrieben sind. Danach übernimmt die Krankenkasse und zahlt das Krankengeld. Dieses wird bis zu 78 Wochen bei der gleichen Diagnose gezahlt und beträgt etwa 70 Prozent des Arbeitsentgelts.
Neue Regelung für die ärztliche Bescheinigung im Krankheitsfall
Seit dem 1. Januar 2023 gibt es jedoch Änderungen bezüglich der Übermittlung der AU-Bescheinigung.
Es gilt nun die Online-Krankschreibung, elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) genannt. Das bedeutet, dass Arztpraxen die Krankmeldung jetzt direkt digital an die Krankenkassen übermitteln. Arbeitnehmende rufen diese digitale Krankschreibung dann ganz einfach online ab.
Erkrankte Arbeitnehmenden wird allerdings weiterhin ein Papierausdruck ausgehändigt.
Arbeitgebende erhalten in diesem Fall folgende Informationen über ihre erkrankten Beschäftigten:
- Den Namen der versicherten Person
- Den Beginn und das Ende der Arbeitsunfähigkeit
- Die Kennzeichnung als Erst- oder Folgemeldung
Von der Art der Krankheit oder der Diagnose erfahren Vorgesetzte jedoch nichts.
Tipp: Mit HR-Software wie Factorial und der Integration mit DATEV können Sie die elektronische Bescheinigung ganz einfach digital über die Software abrufen. Und das ist noch nicht alles: Zudem informiert die Software Sie über Statusänderungen und ermöglicht Ihnen das Erstellen von Reportings – so können Sie den Krankenstand effizient analysieren und auswerten.