Große Unternehmen wie Spotify, Google, aber auch die Deutsche Bahn machen es vor: Sie nutzen das Konzept der agilen Führung.
Um als Unternehmen gut auf die sich schnell wandelnde und komplexer werdende Welt reagieren zu können, hat sich auch der Führungsstil angepasst. Unter dem Stichwort Agile Führung (Engl. Agile Leadership) werden neue Prinzipien, Methoden und Prozesse dieses Führungsstils zusammengefasst.
Für Führungskräfte und Arbeitgeber haben wir diesen neuen Führungsstil unter die Lupe genommen und stellen Ihnen in diesem Blogartikel die wichtigsten Merkmale vor.
- VUCA und neue Anforderungen der Beschäftigten
- Agile Führung: Definition
- Unterschied zwischen agiler Führung versus klassischer Führung
- Agile Führung: Prinzipien
- Diese agilen Methoden gibt es
- Agile Fachkraft
VUCA und neue Anforderungen der Beschäftigten
Der Wandel hin zur agilen Führung lässt sich unter anderem auf zwei grundlegende Veränderungen zurückführen.
VUCA-Modell:
Das Akronym VUCA kommt aus dem Englischen und steht für:
- volatility (Volatilität)
- uncertainty (Ungewissheit)
- complexity (Komplexität)
- ambiguity (Ambiguität)
Diese vier Kernwörter beschreiben die Veränderungen der heutigen Welt. Damit bilden sie die Rahmenbedingungen, in denen sich Führungskräfte und Arbeitgeber bewegen:
- Märkte sind volatil und verändern sich schnell. Veränderungen sind oft unvorhersehbar.
- Die Prozesse an sich sind viel vielschichtiger geworden.
- Durch die Globalisierung und Digitalisierung sind Prozesse miteinander verknüpft und nicht immer leicht durchschaubar.
- Damit sind die vorliegenden Informationen nicht länger eindeutig.
Um auf diese verändernden Prozesse in einem komplexen Umfeld als Unternehmen gut reagieren zu können, hat sich in vielen Betrieben mittlerweile auch der Führungsstil geändert. Er geht tendenziell weg vom klassischen Führungsstil hin zu neuen Führungsstilen wie der agilen Führung.
Grund ist, dass der klassische Führungsstil nicht ausreichend auf die oben beschriebenen Veränderungen reagieren kann. Agiles Führen kann also mitunter für Unternehmen zukünftig überlebensnotwendig sein.
Neue Anforderungen der Beschäftigten
Nicht zuletzt auch durch die Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt gravierend verändert.
Um für Arbeitskräfte attraktiv zu sein, müssen Büros in Post-Covid-Zeiten mehr sein als Orte zum Arbeiten. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Arbeitgeber und Führungskräfte in Zugzwang. Denn die Nachfrage ist geringer als das Angebot.
Das betrifft auch die Führungsstile, wie eine österreichische Studie von Great Place to Work herausfand. 70 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Führungskräfte Mitarbeitende in Entscheidungen einbeziehen sollten, die sie selbst betreffen.
Great Place to Work zertifiziert Unternehmen für eine hochpositive Unternehmenskultur. Befragungen unter diesen Beschäftigten weichen bei Faktoren wie Kündigung, Zufriedenheit mit der Führungsetage oder auch der Krankenstandsquote erheblich vom österreichischen Durchschnitt anderer Unternehmen ab.
Was zeigt: Neue Methoden und Prozesse lohnen sich am Ende auch für das Unternehmen selbst.
Agile Führung: Definition
Die agile Führung ist ein ideales Instrument, um sich an die verändernden Bedingungen des Arbeitsmarktes anzupassen. Sie ist im Gegensatz zu klassischen Führungsstilen wandelbar und anpassbar.
Kernelement der agilen Führung ist das Arbeiten auf Augenhöhe mit Beschäftigten. Nicht die Führungskräfte und Arbeitgeber geben Ziele und Arbeitsschritte vor. Diese werden stattdessen gemeinsam erarbeitet.
Zentrale Werte der agilen Führung sind:
- Kommunikation,
- Offenheit,
- Flexibilität und
- flache Hierarchien.
Unterschied zwischen agiler Führung versus klassischer Führung
Die Merkmale der agilen Führung lassen sich am besten im Vergleich mit dem klassischen Führungsstil erkennen.
Agile Führung | Klassische Führung | |
Entscheidungen | Dezentral
Arbeitsschritte sind aufgeteilt. Mitarbeitende verfügen über Kernkompetenzen und spezialisiertes Wissen. Entscheidungen treffen Sie für Ihren Bereich deshalb am besten selbst oder im Team. |
Zentral
Führungskräfte haben fachliche Deutungshoheit. Entscheidungen werden zentral in der Führungsetage festgelegt. |
Strategien und Richtung | Aushandelbar
Strategien, Ziele und Vorgehensweise werden im Team diskutiert und verhandelt. Diese sind oft nur vage und lose ausgearbeitet. Damit sind sie jederzeit veränderbar und anpassbar. |
Vorgegeben
Die Führungsetage gibt die Strategien, Ziele und Vorgehensweise im Unternehmen vor. Diese sind oft detailliert ausgearbeitet. Implementierungen von Änderungen sind deshalb aufwändig. |
Kontrolle | Wenig Kontrolle. | Führungskräfte bilden eine starke Kontrollinstanz. |
Kommunikation | Empathisch, verständnisvoll und begeisternd. | Sachlich, nüchtern, faktenorientiert. |
Agile Führung: Prinzipien
Je nach Quelle werden die Prinzipien der agilen Führung in unterschiedlich viele Kernelemente unterteilt. Grundsätzlich beinhaltet dieser Führungsstil jedoch folgende Kernelemente:
Flache Hierarchien
Im Gegensatz zu einer steilen Hierarchie gibt es bei Unternehmen mit flachen Hierarchien keine oder kaum höhere und niedrigere Positionen. Die Positionen innerhalb eines Unternehmens sind mehr oder weniger gleichwertig. Besonders Start-ups wenden diese Hierarchieform an.
Die agile Führung hat damit ein anderes Führungsverständnis. Die Führungskraft begreift sich eher als jemand, der den Mitarbeitenden dient, statt über diese zu herrschen. Daher wird im Englischen auch oft von Servant Leadership gesprochen.
Kontakt und Kommunikation
Gerade komplexe Themen erfordern mehr als nur Individuallösungen. Teamarbeit ist demnach ein Kernelement in der agilen Führung. Aus diesem Grund ist die Förderung von Kontakt zwischen den Beschäftigten essenziell.
Eine wichtige Aufgabe der Führungskräfte in der agilen Führung ist es also, für ein positives Miteinander zwischen den Beschäftigten in den agilen Teams zu sorgen. Spannungen und Konflikte sollen abgebaut und eine offene Kommunikation gefördert werden.
Positive Feedback- und Fehlerkultur
In einem agilen Umfeld ist das Ausprobieren ein wichtiges Element, um zu neuen Ideen und Produkten zu gelangen. Ausprobieren heißt aber auch, Fehler machen zu dürfen.
Bruchstellen und Fehler werden als positive und nützliche Quellen für neue Ergebnisse genutzt.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass das fertige Produkt am Ende fehlerhaft ist. Es geht vielmehr um den Prozess, in dem kleine Misserfolge und Momente des Scheiterns erlaubt sein dürfen.
Am bekanntesten ist hier sicherlich das Modell der Beta-Version in der IT. Niemand erwartet bei der Beta-Version ein perfektes Produkt. Das Produkt an sich dient dazu, es während des Testens auf Fehler zu überprüfen. Die folgenden Merkmale sind weiterhin typisch:
Schnelle Entscheidungen
In der Regel treffen unter der agilen Führung die Beschäftigten die meisten Entscheidungen selbst. Doch manche Entscheidungen müssen von der Führungsetage selbst getroffen werden. Und hier heißt es bei der agilen Führung: Schnell sein!
Iteration
Agile Organisationen kommen nicht ohne Iteration aus. Iteration bedeutet die ständige, schrittweise Wiederholung eines Prozesses. Bei diesem Vorgehen arbeiten Teams also immer wieder schrittweise an einem Projekt.
Der Zweck ist, dass die Richtung stets angepasst werden kann. Projekte können so leicht noch einmal von vorne beginnen, wenn sie sich als nicht gelungen herausstellen und unterliegen somit einer kontinuierlichen Verbesserung.
Vertrauen und Aufgaben abgeben
Agile Leader geben Aufgaben an ihre Mitarbeitenden ab und lassen diese Entscheidungen in ihrem eigenen Bereich selbst treffen. Mitarbeitende wissen oft selbst am besten, was in ihrem Bereich das Beste ist. Um Verantwortlichkeiten in Projekten klar zu definieren, können Konzepte wie die RACI-Matrix eingesetzt werden.
Beim Hotel Ritz-Carlton beispielsweise hat jeder Mitarbeiter ein Budget von 2000 $ pro Gast zur freien Verfügung. Denn der jeweilige Beschäftigte weiß am besten, was die Gäste brauchen.
Anwendung von agilem Projektmanagement
Um den agilen Führungsstil schließlich konkret umsetzen zu können, müssen die genannten Prinzipien und Werte auch angewandt werden. Das geschieht über bestimmte Methoden. Bei diesen werden wiederum bestimmte agile Techniken wie User-Stories oder Daily-Standup-Meetings genutzt.
Diese agilen Methoden gibt es
Für die Umsetzung des agilen Führungsstils sollten Führungskräfte die agilen Methoden kennen.
Agile Führungsmethoden kommen ursprünglich aus dem Bereich der Softwareentwicklung. Namentlich zusammengefasst wurden diese im „Agilen Manifest”, an dem auch der Epages-Gründer Beeck mitwirkte.
Methoden wie Scrum, Kanban oder Design-Thinking haben sich jedoch auch über den IT-Bereich hinaus in anderen Branchen etabliert. Mit dem agilen Projektmanagement sollen starre Arbeitsabläufe aufgebrochen werden. Damit soll auf die heutzutage standardmäßig hohe Geschwindigkeit in der Projektabwicklung reagiert werden.
Darüber hinaus trägt das agile Projektmanagement dem Umstand Rechnung, dass die Abweichung von Plänen in der Arbeitswelt eher die Regel ist. Oberste Zielsetzung beim agilen Arbeiten ist es also, Projekte mit bestimmten Techniken und Prinzipien agil, geschickt, effizient und flexibel durchzuführen.
Im Folgenden werden die wichtigsten Methoden vorgestellt.
Scrum
Scrum ist eine der bekannteren Methoden der agilen Führung. Es ist eine Vorgehensweise, durch die kleine Teams befähigt werden, selbst organisiert und selbstreflektiert arbeiten zu können.
Scrum ist ein Rahmenmodell, das sich durch schlanke Prozesse, regelmäßige Feedbackschleifen und der schrittweisen Entwicklung (Iteration) auszeichnet. Der Kurs innerhalb eines Projektes kann so jederzeit und schnell angepasst werden.
Bei dieser Methode gibt es 3 unterschiedliche Rollen: Product-Owner, Scrum-Master und Developer/Team. Der Product Owner legt Bedingungen und Anforderungen an ein Projekt fest.
Die Entwickler bzw. das Team arbeiten am Projekt. Der Scrum-Master nimmt eine Vermittlerrolle zwischen beiden ein. Er sorgt also dafür, dass alles gut läuft. Er baut Hindernisse ab und nimmt dem Product Owner administrative Aufgaben ab. Darüber hinaus stellt er sicher, dass das Team reibungslos arbeiten kann. Er setzt damit die Scrum-Methoden um.
Kanban
Bei Kanban handelt es sich um eine Arbeitsmanagement-Methode, die im Toyota Production System in Japan entstanden ist.
Bei dieser Methode geht es vor allem um eine Workflow-Verbesserung bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung. Neue Aufgaben werden erst dann bearbeitet, wenn alte abgearbeitet sind (Pull-Methode).
Kanban ist ein sehr offenes System und kann problemlos in bestehende Arbeitsabläufe integriert werden.
Design-Thinking
Design-Thinking ist ein Innovationsprozess. Bei diesem wird die Perspektive der Nutzer*innen eingenommen, um neue Methoden und Produkte zu entwickeln und Problemlösungen zu finden.
Es handelt sich um eine kollaborative Methode, die oft mit unkonventionellen Ansätzen arbeitet.
Agile Fachkraft
Sie möchten die agile Führung gerne bei sich im Unternehmen anwenden, sind sich aber unsicher wie? Schauen Sie doch einmal nach Agile Leadership Trainings.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) bietet beispielsweise ein spezielles Coaching „Fachkraft für agile Führung“ an. Teilnehmende können hier ein IHK-Zertifikat erwerben.
Die Anforderungen für Führungskräfte an den hier beschriebenen agilen Führungsstil unterscheiden sich sehr von klassischen Führungsstilen. Daher kann es sinnvoll sein, eine oder mehrere Führungskräfte mit dem Erlernen dieser neuen Kompetenzen zu betrauen und sie zu einer agilen Führungskraft weiterzubilden. Mit solchen „agilen Coaches“ ist die agile Transformation, also der Weg hin zu einem agilen Unternehmen, leichter zu bewältigen.
Häufige Fragen und Antworten
Was braucht eine agile Führungskraft?
Die Agile Führung ist ein ideales Instrument, um sich an die verändernden Bedingungen des Arbeitsmarktes anzupassen. Kernelement der agilen Führung ist das Arbeiten auf Augenhöhe mit Beschäftigten. Nicht die Führungskräfte und Arbeitgeber geben Ziele und Arbeitsschritte vor. Diese werden stattdessen gemeinsam erarbeitet. Zentrale Werte der agilen Führung sind: Kommunikation, Offenheit, Flexibilität, Flache Hierarchien. Eine wichtige Aufgabe der Führungskräfte in der agilen Führung ist es also, für ein positives Miteinander zwischen den Beschäftigten in den agilen Teams zu sorgen. Spannungen und Konflikte sollen abgebaut und eine offene Kommunikation gefördert werden.
Wann ist agile Führung sinnvoll?
Um auf verändernde Prozesse in einem komplexen Umfeld als Unternehmen gut reagieren zu können, hat sich in vielen Unternehmen mittlerweile auch der Führungsstil geändert. Er geht tendenziell weg vom klassischen Führungsstil hin zu neuen Führungsstilen wie der agilen Führung. Grund ist, dass der klassische Führungsstil nicht ausreichend auf die oben beschriebenen Veränderungen reagieren kann. Agiles Führen kann, also mitunter für Unternehmen zukünftig verstärkt überlebensnotwendig sein.“
Was versteht man unter agilem Arbeiten?
Oberste Zielsetzung beim agilen Arbeiten ist es, Projekte mit bestimmten Techniken und Prinzipien agil, geschickt, effizient und flexibel durchzuführen. Namentlich zusammengefasst wurden agile Methoden wie z.B. Scrum, Kanban oder Design-Thinking im „agilen Manifest”, an dem auch der Epages-Gründer Beeck mitwirkte. Mit dem agilen Projektmanagement sollen starre Arbeitsabläufe aufgebrochen werden. Damit soll auf die heutzutage standardmäßig hohe Geschwindigkeit in der Projektabwicklung reagiert werden.