Jemandem zuhören sollte mehr sein als nur die Aufnahme von Wörtern. Wer seinen Gegenüber wirklich verstehen will, sollte sich ganz auf sie oder ihn einlassen. Das nennt man aktives Zuhören. Es geht hierbei um die Fähigkeit, dem oder der Gesprächspartner*in die volle Aufmerksamkeit zu schenken, um diese*n besser zu verstehen und wertzuschätzen.
Welche Techniken können Sie anwenden, um aktives Zuhören zu lernen bzw. zu verinnerlichen? Und welche Formen des Zuhörens gibt es überhaupt? Wir klären auf.
Key Facts
- Aktives Zuhören ist eine Gesprächstechnik, bei der man der sprechenden Person die volle Aufmerksamkeit widmet und aktiv auf sie eingeht.
- Es verbessert die Kommunikation und Zusammenarbeit, fördert das Verständnis und stärkt zwischenmenschliche Verbindungen. Zudem signalisiert diese Form des Zuhörens Wertschätzung, was für eine tiefere Verbindung sorgt und gegenseitiges Vertrauen schafft.
- Beim aktiven Zuhören unterscheidet man vier Arten: aufmerksames Zuhören zum Lernen, wertschätzendes zur Unterhaltung, empathisches bei persönlichen Gesprächen und kritisches Zuhören für Diskussionen.
- Aktives Zuhören: Definition und Bedeutung
- Arten des Zuhörens
- Die Vorteile des aktiven Zuhörens
- Tipps und Tricks
- In welchen Situationen ist aktives Zuhören sinnvoll?
- Aktives Zuhören als effektive Kommunikation
- Andere Modelle von aktivem Zuhören
- Warum aktives Zuhören wichtig ist
Aktives Zuhören: Definition und Bedeutung
Carl Rogers hat aktives Zuhören als Technik definiert. Der US-amerikanische Psychologe und Psychotherapeut hatte seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts maßgeblich an der Entwicklung der personenzentrierten Psychotherapie und dem Ausbau der humanistischen Psychologie mitgewirkt.
Carl Rogers Gesprächstheorie zufolge sollte man empathisch und offen sein, dem Gesprächspartner gegenüber authentisch auftreten und ihm Akzeptanz entgegenbringen. Dieser Ansatz wurde später von der Medizin in die allgemeine Kommunikation übertragen.
Aktives zuhören als Kommunikationstechnik
Aktives Zuhören ist demnach eine Kommunikationstechnik, bei der man der sprechenden Person die volle Aufmerksamkeit schenkt und aktiv auf sie eingeht. Ziel ist es, der einem gegenübersitzenden Person die Wertschätzung zukommen zu lassen, die sie verdient und sie dies auch spüren zu lassen, beispielsweise durch Blickkontakte, eine offene Körperhaltung oder Nachfragen.
Oft kreisen die eigenen Gedanken um andere alltägliche Probleme, und man ist nicht ganz beim Gespräch dabei. Dann ist man nur physische anwesend, die Gedanken schweifen ab. Sensible Menschen spüren das.
Wer aber Konflikte lösen, Bewerbende einstellen oder sich Probleme seiner Mitarbeitenden anhören will, der sollte ganz bei der Sache sein. Das gilt für das private Umfeld genauso wie für das berufliche. Aktives Zuhören verlangt, sich ganz auf das Gesagte von Gesprächspartnern zu konzentrieren, ohne sich schon sein nächstes Argument zurechtzulegen. Die Folge dieser Technik ist eine tiefere und effektivere Kommunikation.
Arten des Zuhörens
Beim aktiven Zuhören unterscheidet man zwischen vier Arten, die alle miteinander zusammenhängen. Beim aufmerksamen Zuhören geht es darum, etwas zu lernen, zum Beispiel beim Hören eines Podcasts, in einer Vorlesung in der Universität, in der Schule oder beim Anschauen der Nachrichten.
Um den Genuss geht es dagegen beim Hören von Musik, einer Rede oder zum Beispiel in der Kirche. Dann spricht man von wertschätzendem Zuhören.
Erzählt Ihnen jemand etwas sehr Persönliches oder breitet sein Sorgen vor Ihnen aus, nennt man dies emphatisches Zuhören. Dabei geht es ausschließlich um den Gegenüber, nicht um einen selbst. Beim kritischen Zuhören will man sich eine Meinung bilden. Dies sollte in Diskussionen der Fall sein. Auch hier geht es darum, seinem Gesprächspartner genau zuzuhören, um seine Argumente zu verstehen, statt sich im Kopf schon das Gegenargument zurechtzulegen.
Alle vier Arten sind Bestandteile des aktiven Zuhörens, da man seine ganze Aufmerksamkeit dem Gesprächspartner und dem Gesagtem widmet. Bei jeder dieser Arten profitiert man selbst und das Gespräch von völliger Konzentration, gleichgültig, ob man etwas lernen, einem Freund beistehen, etwas genießen oder diskutieren will.
Die Vorteile des aktiven Zuhörens
Die Vorteile des aktiven Zuhörens liegen auf der Hand: Es verbessert die Kommunikation und Zusammenarbeit, fördert das Verständnis und stärkt zwischenmenschliche Verbindungen, weil es Wertschätzung zeigt. Das sorgt wiederum für eine tiefere Verbindung, da es gegenseitiges Vertrauen schafft. Aktives Zuhören beugt zudem Konflikten vor und erleichtert die Lösung von Problemen. Und es sorgt für ein besseres Verständnis, weil man sich auf gegenseitige Argumente tiefer einlässt und somit viel besser versteht, was die Botschaft des Gegenübers ist.
Tipps und Tricks
Techniken für aktives Zuhören
Es gibt verschiedene Techniken, um Gesprächspartnern zu zeigen, dass Sie aufmerksam zugehört haben, sollten sie die Botschaft der anderen Personen in eigenen Worten wiedergeben. Fassen Sie die wichtigsten Informationen zusammen. Stellen Sie Verständnisfragen um sicherzustellen, dass Sie alles richtig verstanden haben.
Hören Sie geduldig zu, ohne dazwischenzureden, geben Sie dem Gesprächspartner die Gelegenheit, sich vollständig auszudrücken. Nachdem Sie genau zugehört haben, paraphrasieren Sie das Gehörte, um zu zeigen, dass Sie die Inhalte auch wirklich verstanden haben. In bestimmten Gesprächen eignen sich auch konkrete, offene Fragen, um tiefer in das Thema einzutauchen.
Schlagwörter und Verhaltensweisen von aktivem Zuhören
Eine freundliche Mimik oder zugewandte Gesten helfen, um Menschen zu zeigen, dass man ihnen zuhört. Die Reaktion darauf ist oft größere Offenheit. Neben der Mimik und der Gestik gibt es aber auch verbale Zeichen, mit denen man Gesprächspartner signalisieren kann, dass man ganz bei ihnen ist.
Nachfragen sind dabei ein probates Mittel oder die Bitte, eine Äußerung etwas genauer zu erklären. Folgende Sätze sind Beispiele, mit denen man in Gesprächen Interesse signalisieren kann:
- „Lassen sie mich das kurz notieren.“
- „Wie haben Sie sich dabei gefühlt?“
- „Könnten Sie das bitte genauer erläutern.“
- „Danke, dass Sie sich die Zeit genommen für dieses Gespräch.“
- „Wie sind Sie zu dieser Einschätzung gekommen?“
In welchen Situationen ist aktives Zuhören sinnvoll?
Aktives Zuhören kann dazu beitragen, eine offene und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Bei dem Gegenüber schafft das psychologische Sicherheit und er öffnet sich leichter. Zum Beispiel bei Vorstellungsgesprächen: Bewerbende, die sich sicher fühlen, geben mehr von sich Preis und zeigen sich eher so wie sie sind. Das hilft bei der Einschätzung der Kandidatinnen und Kandidaten.
Für Mitarbeitende kann aktives Zuhören dazu beitragen, die Anweisungen von Vorgesetzten besser zu verstehen und Probleme effektiver zu lösen. Gleiches gilt auch in Meetings oder bei Verhandlungen mit Kunden: Hier kann es dazu beitragen, alle Beteiligten auf dieselbe Seite zu holen, Ziele eindeutig zu definieren oder klare Absprachen bezüglich der Inhalte von Verträgen zu treffen.
Aktives Zuhören als effektive Kommunikation
Aktives Zuhören fördert eine klare und effektive Kommunikation. Indem man aufmerksamer zuhört, können Missverständnisse vermieden und sichergestellt werden, dass Botschaften präzise übermittelt werden. Es gelingt so, Konflikte früher zu erkennen und effektiver und schneller zu lösen – oft bevor es zu großen Missstimmungen kommt -, da es beiden Seiten ermöglicht wird, Argumente besser und ausführlicher vorzutragen.
Auch beim Lernen, etwa an der Uni oder in der Schule, ist aktives Zuhören von Vorteil, weil man vom Wissen anderer profitieren kann. In der Karriere kommt einem diese Zugewandheit ebenfalls zugute. Menschen, die aktiv Zuhören, sind oft aufgeschlossener und signalisieren Interesse, also Lernbereitschaft, vor allem wenn man als Problem- und Konfliktlöser wahrgenommen werden möchte.
Solch signalisiertes Interesse hilft, stärkere, resilienter Beziehungen aufzubauen, denn man baut so Vertrauen auf. Und Vertrauen ist ein besonders starkes Band für gute Beziehungen ist. Dies trägt auch zu einer besseren Arbeitsatmosphäre bei.
Durch präzises Verstehen von Anweisungen und Erwartungen werden Missverständnisse minimiert. So wird die Arbeit effizienter. Und: Wer aktiv zuhört, versteht Probleme und Anliegen besser. Auf diese Weise kann auch auf sinnvolle Weise Einfluss ausgeübt werden.
Andere Modelle von aktivem Zuhören
Der Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun hat zum aktiven Zuhören das Modell der vier Seiten einer Nachricht entwickelt. Demnach hat jede Kommunikation vier Ebenen: die Sachinformation, die Beziehungsebene, den Appell und die Selbstkundgabe.
Dabei geht es laut Schulz von Thun darum, nicht nur die offensichtliche Botschaft zu verstehen, sondern auch die verborgenen Botschaften auf den anderen Ebenen zu erkennen, also zwischen den Zeilen zu lesen bzw. zwischen den Worten zu hören. Wer bewusst auf alle Nuancen des Gesagten, der Mimik und Gesten des Gesprächspartners achtet, kann dies tiefer erfassen und Missverständnisse vermeiden.
Eine gängige Methode in Kommunikationstheorien ist das sogenannte 3-Stufen-Modell, das den Ablauf aktiven Zuhörens verdeutlicht. Demzufolge besteht aktives Zuhören aus drei Stufen: dem Hören des Gesprochenen. Damit erfasst man die Kernbotschaft. Es folgt das Verstehen der Emotionen und Motivationen. Damit lässt sich eine tiefere Bedeutung erschließen. Schließlich zeigt man mit einem Feedback auf die Information oder mit einer Zusammenfassung, dass man nicht nur zugehört, sondern auch verstanden hat.
Warum aktives Zuhören wichtig ist
Aktives Zuhören ist eine wichtige Fähigkeit, die in vielen Situationen eingesetzt werden kann. Diese Art des Einlassens bedeutet, einem Gesprächspartner die volle Aufmerksamkeit zu widmen, um ein tieferes Verständnis zu entwickeln sowie Wertschätzung auszudrücken. Aktives Zuhören nach Rogers ist eine bewährte Technik im Rahmen der personenzentrierten Psychotherapie. Später wurde dieser Ansatz immer mehr auf die allgemeine Kommunikation übertragen. Ziel des aktiven Zuhörens ist es, eine bessere zwischenmenschliche Verbindung herzustellen, indem man aufmerksam und empathisch reagiert, zum Beispiel durch Blickkontakt oder gezieltes Nachfragen.
Vier Arten des aktiven Zuhörens
Beim aktiven Zuhören unterscheidet man vier Arten: aufmerksames Zuhören zum Lernen, wertschätzendes Zuhören zur Unterhaltung, empathisches Zuhören vor allem in persönlichen Gesprächen und kritisches Zuhören zum Diskutieren.
Die Vorteile dieser Technik sind vielfältig: Aktives Zuhören verbessert die Zusammenarbeit, verhindert Missverständnisse und hilft bei der Konfliktlösung. Es stärkt Vertrauen und fördert den Aufbau positiver Beziehungen. Im beruflichen Kontext sorgt es für eine bessere Arbeitsatmosphäre und effizienteres Arbeiten, da Anweisungen klarer verstanden werden.
Wichtige Techniken des aktiven Zuhörens
Wichtige Techniken des aktiven Zuhörens umfassen das geduldige Zuhören ohne Unterbrechungen, das Paraphrasieren des Gesagten sowie das Stellen offener und konkreter Fragen. Diese Methoden zeigen dem Gesprächspartner, dass man ihn ernst nimmt, und helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
Aktives Zuhören ist besonders in beruflichen Situationen, wie in Meetings, Verhandlungen oder im Management, von großem Nutzen. Es sorgt für präzisere Kommunikation, fördert den Austausch und trägt zu einer lösungsorientierten Atmosphäre bei. Auch im privaten Umfeld stärkt aktives Zuhören das Vertrauen und vertieft persönliche Beziehungen.