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Autoritärer Führungsstil: Definition, Vor- und Nachteile

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6 Minuten Lesezeit
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Ein autoritärer Führungsstil ist in der deutschen Unternehmenslandschaft zwar immer noch vorzufinden, generell gilt er aber eher als ein Relikt der Vergangenheit. Waren die großen amerikanischen „Tycoons“ in Form von J.P. Morgan, Henry Ford oder John D. Rockefeller noch für ihren autoritär geprägten Führungsstil bekannt, rühmt sich heute kaum noch eine Geschäftsführung damit. Gewichen ist er weitgehend partizipativen, empfindsameren und schlicht modernen Führungsstilen. Von Vorteilen befreit ist er aber nicht – daher schauen wir für Sie heute genauer hin.

Kurz erklärt

  1. Ist der Führungsstil autoritär geprägt, hält eine Person die Zügel in der Hand – und trifft typischerweise allein ohne Mitbestimmung durch Mitarbeitende Entscheidungen.
  2. Studien attestieren dem autoritären Führungsstil vor allem kurzfristige Vorteile, auf lange Sicht überwiegen aber nahezu immer die Nachteile. Auch, weil der Führungsstil unter Mitarbeitenden nicht sonderlich populär ist.
  3. Bei diesem Führungsstil gibt es klare Vorgaben, Regeln und Kontrollen, Vertrauen und Partizipation rücken in den Hintergrund. Aufgaben werden zudem delegiert, nicht diskutiert.

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Autoritärer Führungsstil: Wie sieht es in der Theorie und Praxis aus?

Traditionell war es der „starke Mann“ an der Spitze, der sein Unternehmen autoritär lenkte. Der Begriff „starke Mann“ ist hier auch keinesfalls verkehrt, denn zur Hochzeit dieses Führungsstils waren es vor allem Männer, die an der Spitze von Unternehmen standen – und von oben herab kommunizierten und delegierten. Deren Entscheidungen wurden nicht infrage gestellt, sondern umgesetzt. Wem das nicht gefiel, der bekam überspitzt gesagt den Weg zur Tür gezeigt.

Die Wurzeln dieses Führungsstils reichen Jahrtausende zurück, ob auf dem Schlachtfeld, wo Alexander der Große den Takt angab oder in die römische Republik, wo Caesar und Co. die Zügel strikt in den eigenen Händen hielten. Auf die Privatwirtschaft bezogen folgt das Modell dem von Kurt Lewin aus dem Jahr 1939, der die drei klassischen Führungsstile in der Wirtschaft wahlweise als autoritär, demokratisch oder Laissez-faire definierte.

Autoritärer Führungsstil: Beispiel und Merkmale

Es gibt einige charakteristische Merkmale und Beispiele, die einzeln betrachtet nicht zwangsläufig einzigartig für den autoritären Führungsstil sind – in der Summe aber in eben dem resultieren.

Das sind:

  • Die Top-Down-Kommunikation, es wird von oben nach unten kommuniziert und delegiert.
  • Die finale Entscheidung liegt immer beim Vorgesetzten, der da typischerweise auch kein Mitspracherecht duldet.
  • Statt Vertrauen und Freiheit, basiert das System auf engmaschigen, strikten Regeln und klaren Vorgaben sowie Anweisungen.
  • Zwangsläufig entstehen dadurch strikte Hierarchien, was auch eine große Distanz zwischen „einfachen“ Mitarbeitenden und Führungskräften zur Folge hat.

Unterscheidung und Abgrenzung gegenüber anderen Führungsstilen

Wir schauen erneut auf Kurt Lewin, denn obgleich seine Definition fast 90 Jahre zurückliegt, ist sie nicht weniger aktuell als damals. Betrachten Sie erneut die eben genannten Merkmale. Bei einem demokratischen Führungsstil ist es anders, dort werden Entscheidungen, getreu der Bezeichnung, demokratisch getroffen. Es gibt viele offene Gespräche, Mitarbeitende werden immer angehört – und die Unternehmensstrukturen weisen einen hohen Transparenzgrad auf. Deshalb haben an jeder Entscheidung auf die eine oder andere Weise auch andere Mitarbeitende ihren Anteil daran.

Beim Laissez-faire Führungsstil wird es noch lockerer und zwangloser. Den französischen Begriff dürften Sie sogar abseits von Führungsstilen schon einmal gehört haben. Er wird bei einem lockeren Kindererziehungsstil und einer kapitalistisch orientierten Politik ohne starke staatliche Regulierungen ebenso benutzt. Mitarbeitende haben quasi völlig freie Hand, Führungskräfte beschränken sich eher auf das Feintuning oder die spätere Auswertung. Da es bei diesem Führungsstil meist auch kein fortlaufendes Feedback gibt, sind Mitarbeitende im guten wie schlechten Sinne auf sich selbst gestellt.

Bei dem Laissez-faire Führungsstil würde Performance Management – zum Beispiel das der HR-Software Factorial – also etwas in den Hintergrund rücken. Sowohl beim autoritären als auch demokratischen und anderen Führungsstilen ist es aber eine mächtige „Waffe“ in der Hand von Führungskräften. Beim demokratischen Führungsstil könnten Sie zudem die vielen Feedback- und Umfragemöglichkeiten von Factorial zur stärkeren Einbeziehung von Mitarbeitenden nutzen.
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Welche Vor- und Nachteile hat ein autoritärer Führungsstil?

Es hat schon seine Gründe, warum der autoritäre Führungsstil aus vielen Führungsebenen und Unternehmenslandschaften de facto verschwunden ist. Bevor wir uns die anschauen, richten wir den Blick aber zunächst auf die Vorteile.

Einen klaren Vorteil attestiert eine Studie aus einer 2018er Ausgabe vom Fachmagazin Frontier Psychology. Demnach erzielt der Führungsstil vor allem kurzfristig Vorteile, zum Beispiel in einer gesteigerten Produktivität, kürzeren Entscheidungswegen und damit in der Summe besseren Arbeitsergebnissen. Insbesondere die klaren Formulierungen zur Arbeitsaufgabe und Arbeitsweise, die strikte Kontrolle und feste Deadlines werden als Vorteil hervorgehoben.

Ist der Führungsstil also autoritär geprägt, möchten wir dem die nachfolgenden Vorteile nicht aberkennen:

  • alles ist hundertprozentig klar geregelt, von den Aufgaben bis zu den Verantwortlichkeiten
  • da eine Person alle Zügel in der Hand hält, sind die Entscheidungswege offensichtlich so kurz wie möglich
  • autoritäre Führungskräfte erhalten exakte Arbeitsergebnisse, da diese strikten Regeln und Kontrollen folgen
  • anfänglich kann, wie eben dargelegt, ein Produktivitätszuwachs entstehen

Wie ist es um die Nachteile bestellt? Die gibt es, so viel vorweg, reichlich:

  • Mitarbeitende „von oben herab“ zu behandeln, kommt bei denen natürlich nie sonderlich gut an
  • es gibt so gut wie keinen Spielraum für Kreativität oder das Einbringen eigener Ideen
  • weil Mitarbeitende, die autoritär behandelt werden, selten sonderlich zufrieden sind, steigt die Mitarbeiterfluktuation
  • sollte die autoritäre Führungskraft einmal ausfallen, gibt es keinen adäquaten Ersatz
  • häufig werden Mitarbeitende nicht gezielt gefördert, ihr (Entwicklungs-)Potenzial wird also nicht genutzt

Der autoritäre Führungsstil ist außerdem negativ konnotiert und kann der Fachkräftegewinnung hinderlich sein. Unternehmen werben nicht mit „autoritär geführtes Unternehmen“, sondern weise stattdessen lieber in Stellenausschreibungen auf „flache Hierarchien“ und „familiäres Miteinander“ hin. Eingehalten werden müssen diese Versprechungen aber natürlich allemal.

Wann sollte der autoritäre Führungsstil angewendet werden?

In sicherheitsrelevanten Branchen ist der Stil immer noch omnipräsent – das gilt natürlich auch für das Militär. In bestimmten Industriebereichen, wo hauptsächlich ständig wiederkehrende Routineaufgaben absolviert werden müssen, ist er ebenso noch vorhanden. Bei unerfahrenen Teams könnte die autoritäre Leitfigur Effizienz und Klarheit schaffen. Selbiges gilt, wenn kurzfristig belastbare Erfolge erzielt werden müssen.

So gut wie überhaupt keine Anwendung findet er in kreativen Branchen. Wissensintensive Branchen und Unternehmen können sich diesen Stil ebenfalls nicht leisten, da viele spezialisierte Fachkräfte unter diesen Bedingungen schlicht nicht arbeiten möchten. Auch bei agilen Strukturen kann der Führungsstil nicht autoritär sein.


Als passionierte Copywriterin kann sich Antonia bei Factorial voll ausleben. Was sie besonders glücklich macht? Mit ihren Beiträgen rund um brandaktuelle HR-Themen kann sie einen wahren Impact hinterlassen. So trägt sie nicht nur zum Erfolg von Factorial, sondern auch zum Fortschritt tausender Unternehmen bei, die ihren Weg im Bereich New Work gehen wollen.