Mitarbeiter kommen und gehen. Damit Personaler den Überblick darüber behalten, wie lange Mitarbeiter im Durchschnitt im Unternehmen bleiben, gibt es die Fluktuationsrate. Sie gehört zu den wichtigsten Kennzahlen des Personalcontrollings und gibt die Dynamik in der Personalbewegung an.
Inhaltsangabe
- Personalberichte: Fluktuationsrate Definition
- Ursachen für Mitarbeiterfluktuation
- Die Fluktuationsquote im Branchenvergleich
- So lässt sich die Fluktuationsrate berechnen - Fluktuationsrate Formeln
- Was sagt die Höhe der Fluktuationsrate aus?
- Fluktuationsrate berechnen - kostenlose Vorlage
- Häufig gestellte Fragen und Antworten
Personalberichte: Fluktuationsrate Definition
Mit der Fluktuationsrate beschäftigt man sich hauptsächlich im Personalcontrolling im Rahmen von Personalberichten. Der gemessene Wert gibt Aufschluss über die Mitarbeiterbewegungen innerhalb eines Unternehmens.
Der Fokus kann sowohl auf der Personalbewegung des ganzen Unternehmens liegen als auch auf einzelnen Abteilungen. Des Weiteren behandelt die Fluktuationsrate auch Mitarbeiter, die innerhalb des Betriebs versetzt wurden.
Eine höhere Fluktuationsrate weist auf eine schnellere Personalbewegung hin. Mitarbeiter innen bleiben kürzer im Unternehmen und sind weniger ans Unternehmen gebunden, je höher der Wert liegt.
Eine niedrigere Fluktuationsrate deutet auf eine stärkere Mitarbeiterbindung hin. Berechnet man stattdessen die Fluktuationsrate einer einzelnen Abteilung, kann man Rückschlüsse auf das Management dieser Abteilung ziehen.
Arten der Fluktuation
Im Personalcontrolling unterscheidet man zwischen:
- natürlicher Mitarbeiterfluktuation (z.B. Ruhestand, Ende eines Zeitvertrags oder Tod eines Mitarbeiters)
- unternehmensinterne Mitarbeiterfluktuation (z.B. Versetzung eines Mitarbeiters)
- unternehmensexterne Mitarbeiterfluktuation (z.B. Ausscheiden eines Mitarbeiters durch eine Kündigung)
- Frühfluktuation: Kommt es in der unternehmensexternen Fluktuation zu einer Frühfluktuation, oder Erstjahresfluktuation, bedeutet dies ein Ausstieg der Mitarbeiter innerhalb der ersten 12 Monate der Beschäftigung. Dies deutet auf Probleme im Recruiting oder der Einarbeitung hin.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf der unternehmensexternen Fluktuation liegen. Die Gefahren für ein Unternehmen sind vor allem hohe finanzielle Belastungen: Überbrückungskosten, Kosten fürs Recruiting und die Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
Zudem können sich Arbeitsprozesse verzögern und die Produktivität nachlassen. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Gewinne aus.
Ursachen für Mitarbeiterfluktuation
Die Gründe für eine Kündigung seitens des Mitarbeiters können ganz unterschiedlich sein.
Man unterscheidet dabei zwischen positiven (die Ursache der Kündigung liegt außerhalb des Betriebs) und negativen (die Ursache der Kündigung liegt innerhalb des Betriebs) Kündigungsgründen.
Positive Kündigungsgründe
- Familiäre Gründe (Kinder, pflegebedürftige Eltern)
- Midlife Crisis
- Umzug
- Abwerbung durch ein besseres Angebot
- Existenzgründung
- Wechsel zum Wunschjob
- Finanzielle Unabhängigkeit durch ein Erbe
- Wechsel in eine andere Branche
Negative Kündigungsgründe
- Falsche Versprechungen
- Unterforderung
- Überarbeitung
- Stillstand und Perspektivlosigkeit
- Mangelnde Wertschätzung
- Ausgeprägte Hierarchien
- Starke Kontrolle der Arbeit (Micromanagement)
- Niedrige Chancen der Gehaltserhöhung
- Schlechte Arbeitsatmosphäre und Mobbing
Für Arbeitgeber ist es wichtig, die Gründe für die Kündigung zu kennen, um gegebenenfalls Lösungsstrategien zu entwickeln.
Die Fluktuationsquote im Branchenvergleich
Gibt es einen eindeutigen Fluktuationsraten-Durchschnitt? Nein, je nach Branche variiert die Höhe der Fluktuationsrate stark. In manchen Branchen schwankt die Fluktuation saisonbedingt, beispielsweise in der Landwirtschaft.
Generell unterscheiden sich Fluktuationsraten unterschiedlicher Branchen aufgrund mehrere Einflussfaktoren.
Die Fluktuation in der Telekommunikation beispielsweise ist höher als in der Automobilindustrie, da sich auch der Arbeitsmarkt, die Anforderungsprofile und Unternehmensstrukturen unterscheiden. Deswegen ist es sinnvoll, Unternehmen einer Branche miteinander zu vergleichen und Schlüsse über die Fluktuation zu ziehen.
Weitere Gründe für unterschiedlich hohe Fluktuation verschiedener Branchen:
- (Saisonal) schwankende Auftragslage und Personalbedarf
- Mangelnde Aufstiegschancen
- Aushilfen vs. Fachkräfte und Spezialisten (z.B. sind Call Center Agenten in der Telekommunikationsbranche leichter und schneller zu ersetzen und finden auch schneller wieder einen Job)
- Allgemeine Situation auf dem Arbeitsmarkt
Die Bundesagentur für Arbeit nennt folgende Branchen mit den höchsten Fluktuationsraten für 2018:
- Arbeitnehmerüberlassung: 140,6 %
- Land- und Forstwirtschaft, Fischerei: 76,9 %
- Gastgewerbe: 68,5 %
- Information und Kommunikation: 64 %
Die niedrigsten Raten sind in folgenden Wirtschaftszweigen zu beobachten:
- Öffentliche Verwaltung, Verteidigung: 13,9 %
- Finanz- u. Versicherungsdienstleistungen: 15,6 %
- Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungswirtschaft: 17,7 %
- Verarbeitendes Gewerbe (Metall- und Elektroindustrie, Stahlindustrie, Herstellung von Vorleistungsgütern und Gütern für den häuslichen Gebrauch): 19,5 %
Unterschiedliche Fluktuationsquoten treten auch in verschiedenen Bereichen innerhalb eines Unternehmens auf. Laut einer Fluktuationsstudie von Deloitte in Österreich aus dem Jahr 2019 sind vor allem der Vertrieb und der IT-Bereich von einer etwas stärkeren Fluktuation betroffen. Hier ist eine hohe Fluktuationsquote normal:
Vertrieb: 22%
IT: 11%
Logistik: 10%
Technik: 10%
Finanzen: 9%
HR: 9%
Marketing: 5%
Assistenz: 5%
Sonstige: 13%
Siehe auch: Fluktuationsrate Deutschland nach Wirtschaftszweigen im Jahr 2019 (Statista, 2021)
So lässt sich die Fluktuationsrate berechnen – Fluktuationsrate Formeln
Die Fluktuationsrate lässt sich mit verschiedenen Formeln berechnen. Wir nutzen für alle Formeln dasselbe Beispiel:
Mitarbeiterbestand zu Beginn der Zeitspanne: 90
Durchschnittlicher Mitarbeiterbestand: 89
Der durchschnittliche Mitarbeiterbestand wird folgendermaßen berechnet:
(90 (Mitarbeiterbestand zu Beginn) + 88 (Mitarbeiterbestand zum Ende der Zeitspanne)) / 2 = 89
Abgänge: 12 Mitarbeiter
Neuzugänge: 10 Mitarbeiter
Basisformel
Die einfachste Formel ist die Basisformel. Mit ihr lässt sich die Fluktuationsrate jedoch auch am ungenauesten berechnen. Sie stellt die Mitarbeiterabgänge dem Personalbestand zu Anfang des Kalender- oder Geschäftsjahres gegenüber. Dabei lässt sie außer Acht, wie viele von den Neuzugängen das Unternehmen nach kurzer Zeit wieder verlassen.
Formel:
Abgänge / Personalbestand x 100 = Fluktuationsrate |
Berechnung:
12 / 90 x 100 = 13,33 %
Wir sehen, dass die 2 Neuzugänge in dieser Berechnung gar nicht vorkommen. Da dieses entscheidende Detail fehlt, ist die Fluktuationsrate ungenau.
ZVEI-Formel
Diese Formel stammt vom Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie. Hierbei nimmt man die Anzahl der ersetzten Abgänge und teilt sie durch den durchschnittlichen Mitarbeiterbestand.
Formel:
Ersetzte Abgänge / Durchschnittlicher Mitarbeiterbestand x 100 = Fluktuationsrate |
Berechnung:
10 / 89 x 100 = 11,24
BDA- und Schlüter-Formel
Zu den meistgenutzten Formeln zur Berechnung der Fluktuationsrate gehören die BDA- und die Schlüter-Formel.
Die BDA-Formel, wurde von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, wofür auch die Abkürzung BDA steht, entwickelt. Sie stellt die Abgänge dem durchschnittlichen Personalbestand gegenüber. Sie ist etwas genauer, als die einfache Basisformel, dennoch lässt sie die Hälfte der Neuzugänge und die Hälfte der Abgänge außer Acht.
Die Schlüter-Formel ist etwas komplexer. Sie berücksichtigt die Abgänge und dividiert sie durch den Personalbestand zu Anfang eines Kalender- oder Geschäftsjahres plus Neuzugänge. Diese Formel eignet sich besonders für schnell wachsende Firmen, wie Start-ups, da hier alle Neuzugänge mit einbezogen werden.
Formeln:
BDA-Formel: Abgänge / Durchschnittlicher Mitarbeiterbestand x 100 = Fluktuationsrate |
Schlüter-Formel: Abgänge / (Mitarbeiterbestand zu Beginn der Zeitspanne + Zugänge) x 100 = Fluktuationsrate |
Berechnung:
BDA-Formel: 12 / 89 x 100 = 13,48%
Schlüter-Formel: 12 / (90 +10) x 100 = 12%
Was sagt die Höhe der Fluktuationsrate aus?
Die Höhe der Fluktuationsrate liefert wichtige Erkenntnisse über die Mitarbeiterfluktuation innerhalb eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum. Vergleicht man zwei oder mehr Unternehmen einer Branche, gibt sie Aufschluss darüber, ob sich die Personalbewegung im Normbereich befindet.
Ist die Fluktuationsrate hoch (verglichen mit anderen Betrieben derselben Branche), bedeutet dies, dass relativ viele eingestellte Mitarbeiter das Unternehmen wieder verlassen. Je nach Branche und Lage auf dem Arbeitsmarkt lohnt es sich, Ursachenforschung zu betreiben und gegebenenfalls Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung zu ergreifen.
Bei einer vergleichsweise niedrigen Fluktuationsrate ist die Mitarbeiterbindung weitgehend stabil. Mitarbeiter bleiben länger im Unternehmen. Dies kann verschiedene interne oder externe Ursachen haben. Deshalb sollten Unternehmen auch bei einer niedrigen Fluktuationsrate achtsam bleiben und Entwicklungen im Auge behalten.
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Fluktuationsrate berechnen – kostenlose Vorlage
Mit unserer kostenlosen Vorlage können Sie ganz einfach die Fluktuationsrate berechnen. Wir stellen Ihnen die zwei meistverwendeten Formeln zur Verfügung. Sie geben dazu die entsprechenden Werte in die Vorlage ein.
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Häufig gestellte Fragen und Antworten
Was ist eine Fluktuationsrate?
Mit der Fluktuationsrate beschäftigt man sich hauptsächlich im Personalcontrolling. Der gemessene Wert gibt Aufschluss über die Mitarbeiterbewegungen innerhalb eines Unternehmens. Der Fokus kann dabei sowohl auf der Personalbewegung des ganzen Unternehmens liegen als auch auf einzelnen Abteilungen. Des Weiteren behandelt die Fluktuationsrate nicht nur Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen, sondern auch solche, die innerhalb des Betriebs versetzt wurden.
Welche Arten der Mitarbeiterfluktuation gibt es?
Man unterscheidet zwischen natürlicher, unternehmensinterner und unternehmensexterner Mitarbeiterfluktuation sowie Frühfluktuation. Ein besonderes Augenmerk sollte auf der unternehmensexternen Fluktuation liegen.
Welche Gründe gibt es für Fluktuation?
Die Gründe für eine Kündigung seitens des Mitarbeiters können ganz unterschiedlich sein. Meist liegt nicht nur ein, sondern gleich mehrere Gründe vor, warum ein Arbeitnehmer beschließt, das Unternehmen zu verlassen. Man unterscheidet dabei zwischen positiven (die Ursache der Kündigung liegt außerhalb des Betriebs) und negativen (die Ursache der Kündigung liegt innerhalb des Betriebs) Kündigungsgründen.
Welche Fluktuationsrate ist normal?
Die Fluktuationsrate kann je nach Branche bei 5 % bis zu 70 % liegen. Eine Fluktuationsrate von 20 % ist normal.