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Gaslighting durch den Chef: Ein unterschätztes Problem am Arbeitsplatz

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7 Minuten Lesezeit
Gaslighting am Arbeitsplatz

Gaslighting ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Ursprünglich aus der Psychologie stammend, wird er heute auch in anderen Zusammenhängen verwendet, insbesondere am Arbeitsplatz. Doch was genau bedeutet Gaslighting und wie kann man sich davor schützen? In diesem Artikel gehen wir auf diese Fragen ein und geben Tipps, wie man mit Gaslighting durch den Chef umgehen kann.

Key Facts

  1. Gaslighting ist eine Form des psychischen Missbrauchs, die auch am Arbeitsplatz auftreten kann.
  2. Es ist wichtig, die Anzeichen von Gaslighting zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
  3. Die Rücksichtnahmepflicht des Arbeitgebers und das Kündigungsschutzgesetz bieten Schutz vor solchen Verhaltensweisen.

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Was ist Gaslighting?

Gaslighting ist eine Form der Manipulation, bei der eine Person versucht, eine andere Person dazu zu bringen, an ihrer eigenen Wahrnehmung der Realität zu zweifeln. Der Begriff stammt aus dem Theaterstück „Gas Light“ von 1938 und dem darauf basierenden Film von 1944, in dem ein Mann versucht, seine Frau glauben zu machen, sie werde verrückt.

Am Arbeitsplatz kann Gaslighting verschiedene Formen annehmen. Ein*e Vorgesetzte*r kann beispielsweise behaupten, dass bestimmte Ereignisse nie stattgefunden haben, obwohl sie tatsächlich stattgefunden haben. Oder es könnte absichtlich verwirrende oder widersprüchliche Informationen gegeben werden, um Unsicherheit und Selbstzweifel zu erzeugen. Im Extremfall kann ein*e Vorgesetzte*r sogar versuchen, den Mitarbeitenden von Kolleg*innen oder Unterstützungsnetzwerken zu isolieren, um die Kontrolle zu erhöhen.

Die Auswirkungen von Gaslighting am Arbeitsplatz

Gaslighting am Arbeitsplatz kann schwerwiegende Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Produktivität der Arbeitnehmer*innen haben. Es kann zu Selbstzweifeln, Angstzuständen, Depressionen und einem Gefühl der Isolation führen. Darüber hinaus kann es das Vertrauen und die Zusammenarbeit im Team untergraben und zu einem toxischen Arbeitsumfeld führen.

Arbeitnehmende, die Opfer von Gaslighting werden, können Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen oder ihre Arbeit effektiv zu erledigen, da sie ständig an ihrer Wahrnehmung und ihren Fähigkeiten zweifeln. Sie können auch zögern, ihre Meinungen oder Ideen zu äußern, weil sie befürchten, lächerlich gemacht oder abgewertet zu werden.

Gaslighting kann sich auch negativ auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken. Ständiger Stress, Angst und Vertrauensverlust können zu Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Im Extremfall kann es sogar zu Burnout oder anderen schwerwiegenden psychischen Gesundheitsproblemen kommen.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Arbeitgeber Gaslighting am Arbeitsplatz erkennen und Maßnahmen zur Verhinderung und Bekämpfung ergreifen. Dies kann durch Sensibilisierungsschulungen, klare Kommunikationsrichtlinien und Unterstützung für betroffene Mitarbeiter*innen geschehen.

Gaslighting und Rufschädigung am Arbeitsplatz: Ist das strafbar?

In vielen Ländern, so auch in Deutschland, ist Rufschädigung am Arbeitsplatz strafbar. Das heißt, wenn Chef*innen oder Kolleg*innen falsche Behauptungen über Mitarbeitende verbreitet, die deren Ruf schädigen, kann dies rechtliche Konsequenzen haben. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese Behauptungen dazu führen, dass der Mitarbeitende seinen Arbeitsplatz verliert oder andere negative Auswirkungen auf seine Karriere hat.

Auch das Gaslighting am Arbeitsplatz kann rechtliche Folgen haben, insbesondere wenn es zu Mobbing, Diskriminierung oder anderen Formen des Missbrauchs oder Schaden im Büro führt. In vielen Fällen kann es jedoch schwierig sein, Gaslighting nachzuweisen, da es oft subtil erfolgt und hinter verschlossenen Türen stattfindet.

Eine Mitarbeiterin führt ein Streitgespräch mit ihrer Vorgesetzten.

Rechtliche Aspekte von Gaslighting und Rufschädigung am Arbeitsplatz

Die rechtlichen Aspekte von Gaslighting und Rufschädigung am Arbeitsplatz können komplex sein. Während Rufschädigung in vielen Rechtssystemen klar definiert und strafbar ist, kann Gaslighting schwieriger zu definieren und nachzuweisen sein. Dennoch kann es als eine Form von Mobbing oder Diskriminierung angesehen werden, die in vielen Ländern gesetzlich verboten ist.

Arbeitgeber haben die Pflicht, für ein sicheres und respektvolles Arbeitsumfeld zu sorgen. Wenn sie diese Pflicht verletzen, indem sie Gaslighting oder Rufschädigung zulassen oder sogar selbst betreiben, können sie rechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Dies kann zu Geldstrafen, Schadenersatzforderungen und in einigen Fällen sogar zu strafrechtlichen Sanktionen führen.

Für Arbeitnehmer*innen ist es wichtig, ihre Rechte zu kennen und gegebenenfalls rechtlichen Beistand in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig ist es für Arbeitgeber wichtig, ihre rechtlichen Verpflichtungen zu kennen und Maßnahmen zu ergreifen, um Gaslighting und Rufschädigung am Arbeitsplatz zu verhindern und so keine Probleme mit dem Arbeitsrecht zu bekommen.

Wie kann man sich gegen Gaslighting wehren?

Wenn Sie glauben, Opfer von Gaslighting zu sein oder Gaslighting in Ihrem Unternehmen vorkommt, ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um sich oder Betroffene zu schützen. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können:

  • Dokumentieren Sie alles: Halten Sie alle Vorfälle, bei denen Sie Gaslighting vermuten, schriftlich fest. Dies kann helfen, Muster zu erkennen und kann auch als Beweismittel dienen, wenn Sie sich entscheiden, rechtliche Schritte einzuleiten.
  • Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Kolleg*innen, Freund*innen oder Familienmitgliedern über das, was Sie erleben. Sie können auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, z. B. Therapeut*innen oder Anwält*innen.
  • Setzen Sie Grenzen: Machen Sie deutlich, dass ein bestimmtes Verhalten nicht akzeptabel ist. Das kann schwierig sein, besonders wenn der Täter Ihr Vorgesetzter ist, aber es ist ein wichtiger Schritt, um das Gaslighting zu stoppen.
  • Melden Sie das Verhalten: Wenn Sie sich sicher genug fühlen, melden Sie das Verhalten Ihrer Personalabteilung oder, falls vorhanden, Ihrem Betriebsrat. Sie können auch rechtliche Schritte in Erwägung ziehen, insbesondere wenn das Gaslighting zu Mobbing, Diskriminierung oder anderen Formen des Missbrauchs am Arbeitsplatz geführt hat.

Falsche Behauptungen und Lügen am Arbeitsplatz: Was tun?

Falsche Behauptungen und Lügen am Arbeitsplatz können ein toxisches Arbeitsumfeld schaffen und das Vertrauen zwischen Mitarbeiter*innen und Vorgesetzten untergraben. Wenn Sie feststellen, dass Ihr*e Vorgesetzte*r oder ein*e Kolleg*in lügt, ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen.

Zunächst ist es wichtig, die Lügen zu dokumentieren und Beweise zu sammeln, die sie widerlegen. Dies kann Ihnen helfen, wenn Sie sich entscheiden, das Problem in Ihrer Personalabteilung zu besprechen oder Vorgesetzten zu melden.

Es ist auch wichtig, das Problem direkt anzusprechen. Wenn Sie sich sicher genug fühlen, sprechen Sie die lügende Person direkt darauf an. Machen Sie deutlich, dass Sie wissen, dass die Behauptung falsch ist, und bitten Sie um eine Klarstellung.

Wenn das Problem fortbesteht oder die Lüge schwerwiegende Auswirkungen auf Ihre Arbeit oder Ihr Wohlbefinden hat, sollten Sie rechtliche Schritte in Erwägung ziehen.

Mitarbeitergespräch: Unzulässige Fragen und wie man damit umgeht

In einem Personalgespräch hat der Arbeitgeber das Recht, Fragen zu stellen, die für die Beurteilung der Arbeitsleistung relevant sind. Es gibt jedoch auch Fragen, die unzulässig sind. Dazu gehören Fragen nach der Familienplanung, der religiösen Überzeugung oder der politischen Einstellung.

Wenn Sie mit einer unzulässigen Frage konfrontiert werden, haben Sie das Recht, diese nicht zu beantworten. Sie können das Gespräch auch höflich auf ein anderes Thema lenken oder, wenn Sie sich unwohl fühlen, das Gespräch beenden und um einen neuen Termin bitten.

Navigieren durch unzulässige Fragen im Mitarbeitergespräch

Das Personalgespräch ist eine wichtige Gelegenheit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen, die Leistung zu beurteilen, Ziele festzulegen und die allgemeinen Arbeitsbedingungen zu besprechen. Während diese Gespräche in der Regel produktiv und respektvoll verlaufen, kann es vorkommen, dass unzulässige Fragen gestellt werden.

Unzulässige Fragen sind solche, die in die Privatsphäre der Arbeitnehmer*innen eindringen und für ihre Arbeitsleistung oder die Arbeitsanforderungen nicht relevant sind. Dazu gehören Fragen nach der Familienplanung, der religiösen Überzeugung, der politischen Einstellung oder anderen persönlichen Angelegenheiten.

Wenn Sie mit einer solchen Frage konfrontiert werden, haben Sie das Recht, sie nicht zu beantworten. Es ist wichtig, dass Sie ruhig und professionell bleiben und deutlich machen, dass Sie die Frage für unangemessen halten. Sie können das Gespräch auf ein arbeitsbezogenes Thema lenken oder, wenn Sie sich sehr unwohl fühlen, das Gespräch beenden und um einen neuen Termin bitten.

Es ist wichtig zu wissen, dass Mitarbeitende rechtlich geschützt sind und dass Arbeitgeber sie nicht bestrafen oder diskriminieren dürfen, weil sie sich geweigert haben, eine unzulässige Frage zu beantworten. Wenn Sie glauben, dass die Rechte von Mitarbeitenden verletzt wurden, sollten Sie das in Ihrer Personalabteilung besprechen oder sich an Expert*innen für Arbeitsrecht wenden.

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Fazit

Gaslighting und Lügen am Arbeitsplatz sind ernste Probleme, die nicht ignoriert werden sollten. Sie können das Arbeitsklima vergiften und das Wohlbefinden und die Leistung der Arbeitnehmer*innen beeinträchtigen. Es ist wichtig, diese Probleme zu erkennen und Maßnahmen dagegen zu ergreifen.

Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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