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Homeoffice Statistiken – die Realität nach Covid in Deutschland

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9 Minuten Lesezeit
Homeoffice Statistiken

Während der Corona-Pandemie war Homeoffice für viele Erwerbstätige die einzige Möglichkeit, ihren Job auszuüben und für die meisten Arbeitgeber zur Pflicht, sofern dies möglich war. Die Arbeit von zu Hause aus wurde schnell zur neuen Normalität. Viele Expert*innen sahen in Homeoffice die Chance für eine grundlegende Veränderung der Arbeitswelt. Wie ist es heute? Was zeigen Homeoffice Statistiken in Deutschland?

Inwiefern hat sich der Trend zum Homeoffice seit der Pandemie als Teil von New Work verändert? Ist er noch immer so stark wie zu Beginn? Und welche Auswirkungen hat Homeoffice auf die Gesundheit der Arbeitnehmer*innen?

In diesem Artikel werden wir einen Blick auf den aktuellen Stand werfen.

Key Facts

  1. Die Anzahl der im Homeoffice-Tätigen bleibt auch 2022 hoch, wobei jedoch die tägliche Arbeit von zu Hause aus zurückgegangen ist.
  2. Das Hybrid-Modell, bei dem Mitarbeitende sowohl im Büro als auch von zu Hause aus arbeiten, ist im Trend, und die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland bietet zumindest eine Form des hybriden Arbeitens an.
  3. Es gibt in Deutschland aktuell kein gesetzliches Recht auf Homeoffice bzw. mobile Arbeit, und die Entscheidung, ob Mitarbeitende von zu Hause aus arbeiten können, liegt beim Arbeitgeber.

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Homeoffice nach Corona – Zahlen und Fakten

Laut Statistischem Bundesamt haben im Jahr 2021, also mitten in der Corona-Pandemie, ein Viertel aller Erwerbstätigen in Deutschland im Homeoffice (auch Telearbeit genannt) gearbeitet. Das waren so viele Menschen wie nie zuvor!

Der Anteil der Beschäftigten, die zu Hause arbeiten, variiert stark zwischen den einzelnen Branchen. So arbeiteten laut Homeoffice Statistiken in der IT-Branche und in der Verwaltung über 70 Prozent der Beschäftigten zu Hause. Im Gesundheitswesen waren es nur 5 Prozent.

Homeoffice Pflicht 2021–2022

Dass fast ein Viertel der Beschäftigten im Homeoffice arbeitete, hing vor allem mit der ab 2021 geltenden Homeoffice-Pflicht zusammen: 

Die Homeoffice-Pflicht in Deutschland sah vor, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten ab dem 27. Januar 2021 anbieten mussten, von zu Hause aus zu arbeiten, sofern dies mit der Art der Tätigkeit vereinbar ist und keine zwingenden betrieblichen Gründe entgegenstehen. Diese Verpflichtung galt bis zum 20. März 2022.

Arbeitgeber mussten ihren Arbeitnehmer*innen die Möglichkeit bieten, von zu Hause aus zu arbeiten, wenn dies möglich war. Die Verpflichtung galt für Büroarbeit oder vergleichbare Tätigkeiten.

Zurück ins Büro?

Viele Arbeitgeber möchten ihre Arbeitnehmer*innen so schnell wie möglich wieder ins Büro zurückhaben. Mehrere Umfragen zeigen, dass auch im Jahr 2021 viele Arbeitgeber nicht daran denken, Büroflächen zu verkleinern oder ihren Angestellten zu erlauben, von zu Hause aus zu arbeiten (Institut der deutschen Wirtschaft).

Dies hat sich jedoch inzwischen geändert. In einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung (2023) gaben zwei Viertel der befragten Beschäftigten an, dass sie auch im Jahr 2023 noch im Homeoffice arbeiten wollen. Nur 15 Prozent der Vorgesetzten bestehen nach Angaben der Befragten auf Anwesenheit.

Wie viel Prozent der Deutschen arbeiten im Büro?

Die Anzahl derer, die in einem Büro arbeiten, ist in Deutschland jedes Jahr gestiegen. Im Jahr 2020 waren 36 Prozent der Jobs in Deutschland laut IW Bürojobs. Dies bietet eine Chance. Denn genau diese Jobs sind es, die einfach ins Homeoffice ausgelagert werden können.

Homeoffice Deutschland: Wie viel Prozent arbeiten im Homeoffice?

Wie sieht es nun aktuell aus?

Auch im Jahr 2022 bleibt die Anzahl der im Homeoffice Tätigen laut Statistischem Bundesamt weiterhin hoch und sank nur geringfügig von 24,9 Prozent (2021) auf 24, 2 Prozent (2022). 

Deutlich zurückgegangen ist im Jahr 2022 die Zahl derer, die täglich von zu Hause aus arbeiten. Im Jahr 2022 arbeiteten nur noch 7,4 Prozent der Beschäftigten täglich von zu Hause aus.

Studie Homeoffice: Wie viele Menschen arbeiten 2023 im Homeoffice?

Für das Jahr 2023 liegen noch keine vollständigen Zahlen vor. Es lässt sich jedoch bereits jetzt feststellen, dass der Anteil von 25 Prozent der Beschäftigten, die von zu Hause aus arbeiten, auch in diesem Jahr stabil bleiben wird. Der Anteil variiert lediglich in Abhängigkeit von der Anzahl der im Homeoffice geleisteten Arbeitstage und der Branche.

Eine Untersuchung des ifo-Instituts zeigt beispielsweise, dass die Option Homeoffice mit der Unternehmensgröße zunimmt. Allerdings liegt die Anzahl der gewährten Homeoffice-Tage in vielen Branchen nur noch zwischen 5 und 7 Tagen pro Monat.

Vor allem in kleinen Unternehmen ist das Homeoffice-Angebot von der Hälfte auf ein Drittel zurückgegangen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass schätzungsweise 56 Prozent aller Arbeiten in Deutschland zumindest teilweise im Homeoffice durchgeführt werden könnten.

Im Trend: Hybrid-Modell

Was die Home-Office Statistiken deutlich zeigen: Vor allem das Hybrid-Modell ist im Trend. Angestellte arbeiten bei diesem also einige Tage im Büro und einige Tage von zu Hause aus.

Eine aktuelle Studie von Okta belegt: In Deutschland ist das hybride Arbeitsmodell angekommen. Die Mehrheit der Unternehmen bietet zumindest eine Form des hybriden Arbeitens an. 

Und: Unternehmen in Deutschland bleiben weiterhin flexibel, um die Arbeitsmodelle anzupassen. Hier halten nur 9 Prozent der befragten Führungskräften an traditionellen Arbeitsabläufen mit dem Büro als festen Standort fest. Im übrigen Europa liegt dieser Wert bei 17 Prozent.

Wie viele Arbeitgeber bieten Homeoffice an?

Laut Studie des Ifo-Instituts bieten aktuell etwa 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland (teilweise) Homeoffice an.

Gibt es ein Recht auf Homeoffice?

Recht auf Homeoffice aktuell

Aktuell gibt es in Deutschland für Arbeitnehmer*innen kein Recht auf Arbeiten im Homeoffice. Die Entscheidung, ob und in welchem Umfang Mitarbeitende also von zu Hause arbeiten können, liegt beim Arbeitgeber.

Dennoch gibt es im Bundesministerium für Arbeit und Soziales aktuell Diskussionsrunden, um das weitere Vorgehen in Sachen Homeoffice-Gesetz zu besprechen.

Homeoffice Anspruch in anderen europäischen Ländern

Niederlande

Andere Länder sind bereits weiter. In den Niederlanden gibt es einen Gesetzesentwurf, nach dem Mitarbeitenden das Recht haben sollen, von zu Hause oder im Büro zu arbeiten. 

Arbeitgeber können diese Anträge nur aus wichtigen geschäftlichen oder dienstlichen Gründen ablehnen. Eine Ablehnung muss sehr gut begründet sein und auf Angemessenheit und Fairness beruhen.

Litauen

In Litauen gibt es ein Recht auf Homeoffice. Mitarbeitende haben das Recht, Telearbeit zu beantragen, und Arbeitgeber können dies nur ablehnen, wenn sie nachweisen können, dass dadurch unangemessene Kosten für das Geschäft entstehen. 

Schwangere Mitarbeiter, stillende Mütter, Eltern von Kindern unter drei Jahren, alleinerziehende Eltern von Kindern unter vierzehn Jahren (oder achtzehn Jahren, wenn das Kind behindert ist) und Mitarbeitende von Gesundheitseinrichtungen haben das Recht, mindestens 20 % ihrer Gesamtarbeitszeit von zu Hause aus zu arbeiten.
Eine Mitarbeiterin arbeitet von ihrem Bett aus.

Homeoffice: Fakten rund um Gesundheit und Produktivität

Wie effektiv ist Homeoffice wirklich?

Die Arbeit von zu Hause aus kann effektiv sein, wenn sie gut organisiert ist. Sie bietet Vorteile wie Konzentration, Produktivität und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es kann aber auch zu Nachteilen führen, wie z. B. Vermischung von Arbeit und Freizeit und erschwerte Kommunikation.

Sind Menschen im Homeoffice produktiver?

Studien zeigen, dass Angestellte im Homeoffice wesentlich produktiver sind. Laut einer Studie der TU Darmstadt haben über 70 Prozent der Befragten das Gefühl, zu Hause produktiver zu arbeiten. Und jede fünfte Person gab sogar an, im Büro unproduktiv zu arbeiten.

Dieser subjektive Eindruck stimmt auch mit der Wahrnehmung von Arbeitgebern überein: Die meisten Arbeitgeber sehen kaum bis keine Produktivitätseinbußen, wenn Mitarbeitende von zu Hause arbeiten, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts herausfand. Die Hälfte der Arbeitgeber stellte demgegenüber sogar einen Produktivitätszuwachs fest.

Wird im Homeoffice mehr gearbeitet?

Eine amerikanische Studie fand heraus, dass Arbeitnehmer*innen im Homeoffice im Durchschnitt 50 Minuten länger arbeiten. 

Viele Expert*innen haben dafür bereits Gründe genannt. Fest steht: Menschen, die zu Hause arbeiten, können ihre Arbeit weniger gut loslassen. Und: Sie haben ein schlechtes Gewissen, zu wenig zu arbeiten, gerade weil sie nicht im Büro sind.

Was macht Homeoffice und hybrides Arbeiten mit der Gesundheit der Arbeitnehmer*innen?

Unterschiedliche Erfahrungen zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Studien zeigen, dass vermehrte Heimarbeit oft zuungunsten von Frauen geht und traditionelle Geschlechterrollen forcieren kann. Eine Untersuchung mit 233 heterosexuellen Paaren in China und Südkorea ergab, dass Männer weniger Hausarbeit erledigen, wenn beide zu Hause arbeiten. Dies ist bei Frauen nicht der Fall.

Gleichzeitig fördert die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf, wie die Studie der TU Darmstadt zeigt.

Weniger Burnout im Homeoffice

Diese Studie zeigt auch, dass die Ausprägung von Burnout und Boreout abnimmt, je mehr Stunden Beschäftigte im Homeoffice arbeiten.

Beschäftigte im Homeoffice zufriedener

Und last but not least: Beschäftigte, die von zu Hause aus arbeiten, sind laut dieser Studie auch deutlich zufriedener.

Gesundheitliche Gründe Telearbeit/Homeoffice

Es gibt verschiedene gesundheitliche Gründe, die für Telearbeit sprechen können, darunter:

  • Vermeidung von Pendelstress
  • Infektionsprävention: In Zeiten von Pandemien oder Ausbrüchen von Infektionskrankheiten kann Telearbeit dazu beitragen, die Ausbreitung von Krankheiten am Arbeitsplatz zu verhindern.
  • Chronische Gesundheitszustände: Personen mit chronischen Gesundheitszuständen, wie Immunschwäche oder Atemwegserkrankungen, können von Telearbeit profitieren, um sich vor potenziellen Gesundheitsrisiken zu schützen.
  • Psychische Gesundheit: Homeoffice ermöglicht es Mitarbeitenden, ihre Arbeitsumgebung anzupassen und stressige Situationen zu minimieren, was sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken kann.
  • Flexibilität bei Arztterminen: Telearbeit kann es Mitarbeitern erleichtern, Arzttermine und medizinische Behandlungen in ihren Tagesablauf zu integrieren, ohne ihre Arbeit zu vernachlässigen.
  • Gesundes Arbeiten: Die Möglichkeit, den Arbeitsplatz zu Hause ergonomisch einzurichten, kann dazu beitragen, Rückenschmerzen und andere gesundheitliche Beschwerden zu verhindern.
  • Stressreduktion: Homeoffice kann dazu beitragen, den allgemeinen Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren, was sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken kann.
  • Anpassungsfähigkeit: Homeoffice ermöglicht es Unternehmen, flexiblere Arbeitsmodelle anzubieten, die den individuellen gesundheitlichen Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechen.
  • Weniger Krankheitstage

Wichtig! Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz: 

Der Arbeitgeber hat die Pflicht, seine Beschäftigten vor Gefahren am Arbeitsplatz zu schützen. Dies gilt auch für das Homeoffice. Der Arbeitgeber muss daher sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen im Homeoffice den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Dazu gehören z. B. die Bereitstellung eines ergonomischen Arbeitsplatzes, die Einhaltung der Arbeitszeitvorschriften und die Gewährleistung der Unfallverhütung.

Arbeitnehmer*innen haben jedoch auch eine Mitverantwortung für seinen Arbeitsschutz. Sie sollten sich über die Gefahren im Homeoffice informieren und diese so weit wie möglich vermeiden.

Homeoffice und Belegschaft: Wie wichtig ist Homeoffice für Arbeitnehmer*innen?

Hybrides Arbeiten

Gerade für die jüngere Generation sind flexible Arbeitsmodelle wichtig. Es geht nicht darum, dass jüngere Arbeitnehmer*innen nur noch von zu Hause aus arbeiten wollen, sondern dass sie die Möglichkeit haben, von zu Hause aus zu arbeiten. Gerade die Generation Z schätzt es, auch im Büro arbeiten zu können. 

Homeoffice Statistiken ziegen: Der persönliche Kontakt im Büro kann nicht durch Telearbeit ersetzt werden. Deshalb wünschen sich viele hybride Arbeitsmodelle. Das bedeutet, dass an manchen Tagen zu Hause und an anderen im Büro gearbeitet wird. Laut YoungTalents-Studie wünschen sich fast 60 Prozent der Befragten eine solche Form des hybriden Arbeitens.

Die Option zählt

Eine aktuelle Umfrage des Jobportals karriere.at hat ergeben, dass 47 Prozent der Befragten einen Job ablehnen, wenn es keine Möglichkeit gibt, von zu Hause aus zu arbeiten.

Fazit: Wird es in Zukunft mehr Homeoffice geben?

Das Homeoffice hat in Deutschland während der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen, und es bleibt auch in den kommenden Jahren eine relevante Arbeitsweise. Der Trend zeigt, dass hybride Arbeitsmodelle, bei denen Mitarbeitende sowohl im Büro als auch von zu Hause aus arbeiten, immer beliebter werden, insbesondere bei der jüngeren Generation. 

Diese Arbeitsweise bietet Vorteile wie eine verbesserte Work-Life-Balance, erhöhte Produktivität und die Möglichkeit, auf individuelle gesundheitliche Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Die Option für Homeoffice wird zunehmend als wichtiges Element bei der Arbeitgeberwahl angesehen, und Unternehmen passen sich dieser Entwicklung an, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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