Der Fachkräftemangel hat beim Personalrecruiting vieles verändert. Der Arbeitsmarkt ist von einem Arbeitgebenden zu einem Arbeitnehmenden-Markt geworden. Das bedeutet: Heute diktieren oftmals die Bewerbenden die Bedingungen. Unternehmen müssen sich herausputzen wie eine Braut, um Talente an sich zu binden. Die Zeiten, als eine Printanzeige reichte, um eine Flut an Bewerbungen zu bekommen, sind längst vorbei. Wir erklären in diesem Beitrag, welche die richtigen Recruiting-Strategien sind und worauf es dabei ankommt.
Key Facts
- Unternehmen müssen sich aktiv um Bewerbende bemühen, da diese heute oft die Bedingungen diktieren. Eine starke Arbeitgebermarke ist essenziell.
- Klassische Stellenanzeigen reichen nicht mehr aus – Online-Recruiting, Social Media, Mobile Recruiting und KI-gestützte Prozesse sind entscheidend.
- Neben Stellenausschreibungen gewinnen Talent-Pools, Mitarbeiterempfehlungen und direkte Ansprache über digitale Kanäle zunehmend an Bedeutung.
- Definition: Was ist modernes Personalrecruiting?
- Aufgaben des Recruitings
- Recruiting-Kanäle
- Fehler im Personalrecruiting
- Employer Branding und Personalrecruiting
- Auswahlverfahren und Assessment-Center
- Fazit
Definition: Was ist modernes Personalrecruiting?
Personalrecruiting ist der Prozess der langfristigen Personalbeschaffung, um Unternehmen mit passenden Mitarbeitenden auszustatten. Die Personaler haben die Aufgabe sicherzustellen, dass alle Stellen eines Unternehmens mit den richtigen Mitarbeitenden besetzt und die notwendigen Kompetenzen vertreten sind, um die Ziele zu erreichen. Wenn offene Stellen zu besetzen sind, hat das Pesonalrecruiting die Aufgabe, die besten Talente zu finden.
Aufgrund des Fachkräftemangels ist schon ein „War of Talents“ ausgerufen worden. In diesen Zeiten kommt dem Recruiting eine immer größere Bedeutung zu. Das Recruiting gelingt heute nicht mehr mit einer einfachen Stellenanzeige, sondern durch das Erkennen und Adressieren der Wünsche und Bedürfnisse der Bewerbenden. In manchen Branchen spricht man inzwischen nicht mehr davon, dass sich Kandidaten bei Unternehmen, sondern Unternehmen bei Kandidaten bewerben.
Aufgaben des Recruitings
Recruiterinnen und Recruiter sind für die Personalbeschaffung zuständig. Dies beginnt mit der Planung über die Anzahl der nötigen Stellenbesetzungen. Es gilt zu analysieren, wie sich der Personalbedarf mittelfristig entwickeln wird. Anschließend werden die Anforderungsprofile ausgearbeitet. Die Mitarbeitenden des Personalrecruitings definieren, welche Erfahrungen und welches Know-how Bewerbende auf diese Stelle mitbringen müssen.
Nächster Schritt: Stellenausschreibung. Über Multiposting, das breite Streuen der Anzeige über möglichst viele Kanäle, wird die Positionsbeschreibung veröffentlicht. Aber das Recruitment kann sich heute auf Stellenanzeigen allein nicht mehr verlassen. Zu einem Teil seiner Aufgabe gehört es, passende Talente aktiv anzuschreiben, z. B. auf Social-Media-Plattformen, das sogenannte Active Sourcing.
Nach den ersten Rückläufen beginnen die Personalrecruiter und -Recruiterinnen mit der Vorauswahl der Kandidaten. Sie laden zu Vorstellungsgesprächen ein, vermitteln Zu- oder Absagen und stehen auch während des Bewerbungsprozesses für Fragen zur Verfügung.
Sind geeignete Kandidatinnen und Kandidaten identifiziert, sind die Personaler in die Interviews involviert und prüfen unter anderem den Cultural Fit der Bewerbenden. Zuvor übernehmen sie auch oft das Pre-Screening. Das ist ein kurzes Interview, das vor dem eigentlichen Vorstellungsgespräch stattfindet, meist in einem Video-Call.
Im Anschluss an alle Gespräche suchen sie zusammen mit der Fachabteilung passende Personen für die jeweilige Position aus. Dann folgt die Angebots- und später die Vertragserstellung. Auch hier sind Personaler mit involviert. Die Personalbeschaffung begleitet die Bewerbende während ihrer gesamten Candidate Journey vom ersten Kontakt bis zu ihrem ersten Arbeitstag.
Zu den dauerhaften Aufgaben des Personalrecruitings gehört auch der Aufbau und die Pflege des Talent-Pools. Hier können Werkstudierende und Praktikantinnen und Praktikantinnen aufgenommen werden, die sich als mögliche High-Potentials aufgedrängt haben.
Recruiting-Kanäle
Social Media Recruiting: Chancen und Herausforderungen
Die Arbeitswelt wandelt sich, was neue Herausforderungen für Personalmarketing und -beschaffung mit sich bringt. Recruiter müssen bei ihrer Suche innovative Ansätze und Instrumente nutzen, um im Wettbewerb um Talente zu bestehen.
Aktuelle Trends im Recruiting:
- Online-Recruiting: Jobbörsen, Social Media und Karriereseiten gewinnen an Bedeutung. Eine gezielte Ansprache der passenden Zielgruppe ist essenziell.
- Mobile Recruiting: Immer mehr Bewerber nutzen Smartphones und Tablets. Vereinfachte Bewerbungsprozesse wie One-Click-Bewerbungen werden zunehmend wichtiger.
- Künstliche Intelligenz (KI): KI hilft bei der Filterung von Bewerbungseingängen und kann sogar Bewerbungsgespräche führen.
- Mitarbeiterempfehlungsprogramme: Gemeinsam mit Freunden arbeiten – eine vielversprechende Idee! Diese Programme ermöglichen es Mitarbeitenden, qualifizierte Kontakte für offene Stellen vorzuschlagen und für das Unternehmen zu begeistern. Oft winken attraktive Prämien als Anreiz. Da die Empfehlungen meist gut zur Unternehmenskultur passen und über relevante Qualifikationen verfügen, profitieren sowohl Unternehmen als auch Bewerbende davon.
- Karrieremessen: Der bewährte Klassiker im persönlichen Recruiting! Auf spezialisierten Karriereevents haben Unternehmen die Chance, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und direkt mit potenziellen Interessenten in Kontakt zu treten.
Wie der Index Recruiting-Report 2024 zeigt, mangelt es vielen Unternehmen an Fachpersonal für das Employer Branding.
Tipp:
Die richtige Software kann im Bewerbungsprozess eine große Hilfe sein. Mit Factorial verwalten Sie Stellenbeschreibungen, Jobpostings, Interviews und Einstellungen in einer einzigen Plattform.
Fehler im Personalrecruiting
Fehler bei der Personalrekrutierung können den Erfolg des Unternehmens erheblich beeinträchtigen. Eine unorganisierte Erstellung des Fähigkeitsprofils führt zu ineffizienter Suche, während überhöhte Anforderungen potenzielle Bewerbende abschrecken. Lange Wartezeiten und komplizierte Prozesse treiben Talente zur Konkurrenz. Fehlende Kommunikation und Transparenz sorgen für Unsicherheit bei Bewerbenden und der bestehenden Belegschaft.
Zudem müssen Ausschreibungen von Stellen exakt zum Jobprofil passen, um falsche Bewerbungen zu vermeiden. Unternehmen sollten moderne Technologien nutzen, klare Abläufe definieren und realistische Anforderungen stellen, um erfolgreich Talente zu gewinnen und langfristig zu binden. Eine durchdachte Strategie ist essenziell, um den gesamten Recruiting-Prozess zu optimieren.
Employer Branding und Personalrecruiting
Wir sagten es eingangs: Heutzutage können sich Mitarbeitende in vielen Branchen aussuchen, wo sie arbeiten möchten. Der Mangel an Fachkräften macht´s möglich. Hohe Gehälter, flexible Arbeitszeiten, Benefits, Homeoffice, Workation: Dies sind nur ein paar der Forderungen, die heute an der Tagesordnung sind.
Mit einem Obstkorb und kostenfreiem Kaffee kommt man als Unternehmen da nicht sehr weit. Da reicht es nicht mehr, eine Stellenanzeige zu schalten und auf die besten Fachkräfte zu warten. Wer die Top-Leute verpflichten will, der strategisch seine Arbeitgebermarke aufbauen, also ins Employer Branding investieren, einem der HR-Trends.
Employer Branding definiert, wen Sie wo, wie und mit welcher Botschaft erreichen wollen. Es wirkt gleich in zwei Richtungen. Nach innen und nach außen. Denn einerseits versuchen Unternehmen damit, die bestehende Belegschaft zu halten und andererseits neue High-Performer zu verpflichten.
Sie können Außenstehenden so eine authentische Unternehmenskultur präsentieren, in der Vielfalt herrscht, Transparenz und ein faires, tolerantes miteinander.
Auswahlverfahren und Assessment-Center
Eine umfassende Methode zur Kandidatenauswahl im Personalrecruitment sind Assessment-Center. Dieses aufwendige Verfahren zur Personalauswahl passt besonders gut für die Besetzung erfolgskritischer Positionen. Ein beeindruckender CV allein sagt noch wenig darüber aus, wie sich Bewerbende im tatsächlichen Arbeitskontext verhalten.
Hier kann man also einen Echtzeittest machen. Als multimodales Instrument, das präzise auf die spezifischen Anforderungen einer Stelle zugeschnitten ist, reduziert so ein Verfahren das Risiko für Fehlentscheidungen.
Die Kehrseite der Medaille: Vorbereitung und Durchführung eines „echten“ Assessment-Centers bedeuten einen großen Aufwand – die Online-Variante kann eine effiziente Art sein, diesen überschaubar zu halten.
Fazit
Personalrecruiting ist heute entscheidender denn je, da sich der Arbeitsmarkt zugunsten der Bewerbenden verändert hat. Unternehmen müssen innovative Strategien entwickeln, um Talente zu gewinnen – von Online- und Mobile Recruiting bis hin zu KI-gestützten Auswahlprozessen und Active Sourcing. Employer Branding, eine positive Candidate Experience und gezielte Recruiting-Kanäle sind essenziell. Erfolgreiches Recruiting bedeutet mehr als Stellenanzeigen – es erfordert eine aktive und strategische Ansprache potenzieller Mitarbeitender.