Eine Versetzung von Mitarbeiter*innen kann viel Veränderung bedeuten. Nicht immer empfinden Beschäftigte eine Versetzung allerdings als positiv. Lesen Sie im Folgenden, wann Sie als Arbeitgeber*in Mitarbeiter*innen versetzen dürfen, wann nicht und wie ein Versetzungsantrag funktioniert.
Darüber hinaus stellen aber auch Mitarbeiter*innen immer häufiger Anträge auf Versetzungen. Erfahren Sie hier, wann Beschäftigte einen Anspruch auf Versetzung haben und wie ein Versetzungsantrag auszusehen hat.
Key Facts
- Eine Versetzung ist ein Wechsel des Arbeitsplatzes oder der Position innerhalb eines Unternehmens.
- Arbeitgeber können ausgehend von ihrem Direktionsrecht Mitarbeiter*innen versetzen.
- Auch Mitarbeiter*innen können um eine Versetzung bitten. Hierfür muss ein Versetzungsantrag gestellt werden.
- Definition: Versetzung
- Anspruch: Versetzung
- Was sind Gründe für eine Versetzung?
- Versetzungsantrag: Beamte
- Versetzungsschreiben: Muster
- Fazit
Definition: Versetzung
Was ist eine Versetzung?
Eine Versetzung ist eine Veränderung oder ein Wechsel des Arbeitsplatzes oder der Position innerhalb eines Unternehmens. Dies kann bedeuten, dass jemand von einer Abteilung oder einem Standort zu einer anderen Abteilung oder einem anderen Standort versetzt wird.
Häufig ist eine Versetzung mit neuen Aufgaben, Verantwortlichkeiten oder Standorten verbunden. Sie kann auch zu einer Änderung des Gehalts, der Arbeitszeit oder der Arbeitsbedingungen führen.
Eine Versetzung kann sowohl auf Wunsch des*der Arbeitnehmer*in als auch auf Initiative des Arbeitgebers erfolgen. Die Anordnung einer Versetzung erfolgt allerdings immer durch den Arbeitgeber im Rahmen seines Direktionsrechts.
Was muss ich bei einer Versetzung beachten? – Gesetzliche Grundlagen
Gesetzlich festgelegt ist die Versetzung in § 95 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG). Laut diesem liegt eine Versetzung dann vor, wenn die Zuweisung eines anderen Arbeitsbereichs
- voraussichtlich die Dauer von einem Monat überschreitet
oder
- mit einer erheblichen Änderung der Umstände verbunden ist.
Eine kurzfristige Änderung der Arbeitsbedingungen oder des Arbeitsplatzes nennt man hingegen Umsetzung.
Anspruch: Versetzung
Können Arbeitgeber Mitarbeiter*innen gegen ihren Wunsch versetzt werden?
Grundsätzlich haben Sie als Arbeitgeber das Direktionsrecht. Nach diesem dürfen Sie über Inhalt, Zeit und Ort der Arbeitsleistung bestimmen. Daraus folgend ist eine sogenannte „Zwangsversetzung“ von Mitarbeiter*innen erst einmal rechtens.
Dennoch gibt es hier gesetzliche Grenzen:
- Liegt eine vertragliche Bestimmung vor, die eine Versetzung ausschließt, dürfen Arbeitgeber keine Versetzung vornehmen
- Die Versetzung muss nach billigem Ermessen erfolgen. Das bedeutet, dass beide Interessen bei der Versetzung berücksichtigt werden müssen. Auch soziale Aspekte wie Wohnort, Kinder etc. müssen mit in Betracht gezogen werden.
- Gibt es einen Betriebsrat im Unternehmen, muss dieser der Versetzung zustimmen. Ausgenommen sind hier Positionen von leitenden Angestellten. Über diese müssen Arbeitgeber den Betriebsrat zwar informieren; eine Zustimmung ist laut § 105 BetrVG nicht nötig.
Tipp:
Möchten Sie eine Versetzungsklausel in einem Arbeitsvertrag aufnehmen, lassen Sie sich am besten vorher rechtlich beraten. Viele Versetzungsklauseln sind nämlich häufig unwirksam.
Zwangsversetzungen Beispiele:
Beispiel A:
Ein Bauarbeiter mit drei schulpflichtigen Kindern sollte von seinem Unternehmen an einen über 600 Kilometer entfernten Standort versetzt werden. Der Familienvater klagte unter Berücksichtigung seiner familiären Situation. Das LAG Schleswig-Holstein gab dem Bauarbeiter recht. Die Versetzung sei nicht zumutbar.
Beispiel B:
Am Standort Nürnberg arbeiten mehrere Piloten einer irischen Fluggesellschaft, die in der Nähe des Standortes wohnen. Mit der Auflösung des Standorts Nürnberg sollen die Piloten auf die Standorte Bologna und Bergamo, also im Ausland, verteilt werden. Alle Piloten klagten.
Das BAG hat nun in vier Fällen entschieden, dass der Arbeitgeber in diesem Fall aufgrund seines Weisungsrechts berechtigt ist, die Arbeitnehmer an einen anderen Standort zu versetzen. Eine entsprechende Klausel war im Arbeitsvertrag enthalten.
Haben Mitarbeiter*innen Anspruch auf eine Versetzung?
Ob Ihre Mitarbeiter*innen einen Anspruch auf Versetzung haben, hängt von den vertraglichen Regelungen ab. Wenn also in einer Betriebsvereinbarung oder einem individuellen Vertrag explizit ein Anspruch formuliert wird, können die Mitarbeiter*innen auf diesen bestehen.
Darüber hinaus gibt es keinen gesetzlichen Anspruch.
Aber:
Als Arbeitgeber haben Sie Ihren Mitarbeiter*innen gegenüber eine Fürsorgepflicht. D. h. Sie müssen die Gesundheit Ihrer Angestellten schützen und mögliche Schäden am Arbeitsplatz abwehren.
Was sind Gründe für eine Versetzung?
Es gibt verschiedene Anlässe, aus denen eine Versetzung von Mitarbeiter*innen in Betracht gezogen werden kann. Häufige Gründe für eine Versetzung sind:
- Organisatorische Veränderungen:
Eine Versetzung kann notwendig sein, um organisatorische Veränderungen innerhalb des Unternehmens oder einer Abteilung umzusetzen. Dabei kann es sich z. B. um Umstrukturierungen, die Neuverteilung von Aufgaben oder die Schließung bzw. Eröffnung von Standorten handeln.
- Karriereentwicklung:
Eine Versetzung kann Teil einer gezielten Karriereentwicklung und Förderung sein. Mitarbeiter*innen können durch eine Versetzung neue Aufgaben, Verantwortlichkeiten oder Positionen übernehmen, um ihre berufliche Entwicklung voranzutreiben.
Besonders in diesem Fall erfährt die Motivation der jeweiligen Beschäftigten einen Boost. Als Arbeitgeber zeigen Sie durch solche positiven Versetzungen Ihren Beschäftigten Wertschätzung.
- Fachliche Anpassung:
Versetzungen können erforderlich sein, um sicherzustellen, dass Beschäftigte mit den notwendigen Fähigkeiten und Qualifikationen an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Dies kann z. B. bedeuten, dass Beschäftigte in Abteilungen oder Teams mit spezifischen Fachkenntnissen versetzt werden.
- Personalengpässe:
Wenn es in einer bestimmten Abteilung oder an einem bestimmten Standort einen Personalengpass gibt, kann eine Versetzung in Betracht gezogen werden, um den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen.
- Interessenabwägung:
Eine Versetzung kann auch erfolgen, um die Interessen des Unternehmens und des Arbeitnehmers in Einklang zu bringen. Dies kann bedeuten, dass eine Versetzung angeboten wird, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, z. B. um einen langen Arbeitsweg zu verkürzen oder um flexiblere Arbeitszeiten zu ermöglichen.
Versetzungsantrag: Beamte
Im öffentlichen Dienst gelten in der Regel besondere Vorschriften für die Versetzung bzw. den Antrag auf Versetzung. Dabei handelt es sich um einen Verwaltungsakt.
Bei Arbeitnehmer*innen des öffentlichen Dienstes ergibt sich das Weisungsrecht des Arbeitgebers in der Regel aus einem Tarifvertrag, der auch ein Versetzungsgesuch umfasst. Ist dies nicht der Fall, bedarf es einer Änderungskündigung.
Rechtliche Grundlagen für Beamt*innen
Sind Versetzung bei Beamt*innen statuserhaltend kann diese auch ohne ihre Zustimmung erfolgen, wenn die Versetzung zumutbar ist und dienstliche Gründe vorliegen. Alle anderen Versetzungen sind zustimmungspflichtig.
Die Versetzung bei Beamten darf auch bei einem anderen Dienstherrn erfolgen.
Die Regelungen für die Versetzung im Öffentlichen Dienst sind in § 28 BBG festgelegt.
Gründe Versetzungsantrag Öffentlicher Dienst:
Für Arbeitgeber:
Eine einseitige Versetzung im öffentlichen Dienst darf nur aus bestimmten dienstlichen oder persönlichen Motiven erfolgen. Eine „Strafversetzung“ soll dadurch verhindert werden.
Was sind dienstliche Gründe?
Dienstliche Gründe liegen dann vor, wenn unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit für die ordnungsgemäße Erledigung administrativer Aufgaben eine Versetzung des Arbeitnehmers an eine andere Dienststelle erforderlich wird.
Dies kann bspw. der Fall sein bei:
- Krankheitsbedingten Ausfällen in einer Dienststelle
- Verschiebung des Personalbedarfs z. B. durch Umstrukturierungen
- Durch Wegfall von Aufgaben in einem Bereich und Umverteilung dadurch auf andere Bereiche
- Durch besondere Umstände erhöhter Personalbedarf besteht (z. B. durch die Corona-Pandemie)
Darüber hinaus kann es Gründe geben, die in der Person des Mitarbeitenden selbst begründet sind, aber sich dienstlich auswirken. Zu dieser Art von Begründung gehören bspw.:
- Außerdienstliches Verhalten, aufgrund dessen Arbeitnehmer*innen vorübergehend nicht mehr in ihrem Arbeitsbereich eingesetzt werden können (z. B. Alkoholmissbrauch)
- Zwischenmenschliche Probleme im Kolleg*innenkreis
- Gesundheitliche Gründe
Für Arbeitnehmer*innen im Öffentlichen Dienst – Versetzung auf eigenen Wunsch:
Das Gesetz sieht vor, dass Angestellte des Öffentlichen Dienstes auch selbst einen Antrag auf Versetzung stellen können. Diesem wird in der Regel aber nur stattgegeben, wenn schwerwiegende persönliche Motive oder eine außergewöhnliche Härte als Begründung vorliegen. Denn Beamt*innen sollen in der Regel bundesweit einsetzbar sein.
Auch wenn bei einem anderen Dienstherrn die Möglichkeit einer höheren Position in Anspruch genommen werden kann, wird dem Versetzungsantrag in der Regel stattgegeben.
Was sind persönliche Gründe?
Begründungen Versetzungsantrag: Ein Antrag aus sozialen/persönlichen Gründen, der eine Versetzung rechtfertigt, kann bspw. beinhalten:
- Kinderbetreuung und -erziehung
- Pflege von Angehörigen
- Verkürzung von anfallenden Wegzeiten
- gemeinsamer Wohnsitz mit Ehepartner*in
- kommunalpolitische Tätigkeiten
Versetzungsschreiben: Muster
Wie bittet man um eine Versetzung?
Je nach Berufsgruppe und Unternehmen können sich die Modalitäten und Voraussetzungen für einen Antrag unterscheiden.
Grundsätzlich gilt jedoch Folgendes:
Für Arbeitgeber:
Im Internet, besonders bei Anwält*innen für Arbeitsrecht, finden Sie zahlreiche Vorlagen und Muster für Versetzungen.
Versetzungen müssen, sofern entsprechende Klauseln im Vertrag bestehen, jedoch nicht zwangsläufig schriftlich erfolgen.
Für Arbeitnehmer*innen:
Versetzungsantrag Muster:
Für eine Versetzung auf eigenen Wunsch können Ihre Mitarbeitenden bspw. diese Vorlage für einen Versetzungsantrag nutzen.
Formloser Versetzungsantrag Muster am Beispiel Versetzungsantrag Pflege:
In der Regel können Versetzungsanträge auch formlos in Betrieben gestellt werden, die einen häufigen Personalbedarf in vielen Bereichen haben.
Ein typisches Beispiel ist das Krankenhaus. Ein Kinderkrankenpfleger arbeitet in der Chirurgie und möchte in die Urologie wechseln? Dann reicht in der Regel ein formloser Versetzungsantrag und es kann eine Vorlage verwendet werden.
Interner Versetzungsantrag Musterschreiben:
Was gehört in einen formlosen Versetzungsantrag? Vorlage:
- Datum, Betreff, Adresse von Antragsteller*in und Unternehmen
- Inhalt, d. h. der konkrete Antrag auf Versetzung. Hiermit beantrage ich eine Versetzung von Station x zu Station y. Ich arbeite seit vielen Jahren auf der Station und möchte mich beruflich weiterentwickeln und meinen Horizont erweitern. Ich möchte Einblicke in Tätigkeitsfelder gewinnen, die für meinen weiteren beruflichen Werdegang nützlich sind. Über eine positive Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.
- Unterschrift und Name
- Den Antrag im Personalbüro abgeben – fertig!
Tipp: Mitarbeitende sollten sich vorab informieren, ob ein formloser Versetzungsantrag in ihrer Organisation zulässig ist oder nicht. Eine erste Orientierung über die Form bietet es jedoch in beiden Fällen.
Versetzungsantrag Muster Beamte:
Versetzungsanträge auf eigenem Wunsch bei Beamt*innen können sehr spezifisch sein. Beschäftigte sollten sich also in ihrer jeweiligen Stelle um den richtigen Antrag bzw. die Antragsanforderungen informieren.
Für einen ersten Überblick gibt es hier ein Antragsschreiben auf Versetzung für Lehrkräfte, aber auch das Bayrische Kultusministerium stellt ihre eigenen Versetzungsanträge und Merkblätter zur Verfügung.
Fazit
Versetzungen können sowohl von Unternehmens- als auch von Mitarbeiter*innenseite initiiert werden. Insbesondere Personalengpässe und Fachkräftemangel an bestimmten Standorten können Versetzungsanträge nötig machen. Daher ist es unabdinglich, das Talent in Ihrem Unternehmen zu fördern und dort einzusetzen, wo es am ehesten benötigt. Dazu ist ein großflächiger Überblick über Ihre Mitarbeiter*innen und ihre Fähigkeiten essenziell, den bspw. eine HR Software liefern kann.
Factorial kann Sie bei dem Management Ihres Talents unterstützen und Ihnen eine digitale und automatisierte Zusammenfassung der Kompetenzen Ihrer Belegschaft liefern.
Häufige Fragen und Antworten
Was sind Gründe für eine Versetzung?
Gründe für eine Versetzung können organisatorische Veränderungen, den Wunsch nach Karriereentwicklung, eine fachliche Anpassung je nach Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter*innen oder Personalmangel an einer anderen Dienststelle umfassen.“
Was sind persönliche Gründe für eine Versetzung?
Unter anderem fallen Kinderbetreuung und -erziehung, die Pflege von Angehörigen, die Verkürzung von anfallenden Wegzeiten, der Wunsch nach einem gemeinsamen Wohnsitz mit dem*der Ehepartner*in oder etwa auch kommunalpolitische Tätigkeiten in die Liste an persönlichen Gründen für eine Versetzung.“
Wie bittet man um eine Versetzung?
Abhängig von der Berufsgruppe können sich die Modalitäten von Versetzungen unterscheiden. Somit müssen Versetzungen auch, sofern keine entsprechenden Klauseln im Vertrag bestehen, nicht zwangsläufig schriftlich erfolgen. Formlose Vorlagen, werden vor allem in Betrieben akzeptiert, die einen regen Personalaustausch haben.