Crowdsourcing ist spätestens seit dem Auftauchen der Wikipedia-Plattform in aller Munde. Doch mittlerweile nutzen auch immer mehr Unternehmen die Macht der Schwarmintelligenz für sich. Web 2.0 und interaktive Plattformen leisten weiteren Vorschub in dieser Hinsicht. Welche Arten von Crowdsourcing es gibt und wie Unternehmen davon profitieren, erklären wir im folgenden Artikel.
Key Facts
- Beim Crowdsourcing handelt es sich um das Auslagern von Unternehmensaufgaben an eine Gruppe von Menschen, die nicht zwingend zum eigenen Betrieb gehören.
- Häufig erfolgt dies über Crowdsourcing Plattformen. Das Online-Lexikon Wikipedia ist das bekannteste Beispiel des Crowdsourcing.
- Es gibt allerdings weitere Formen von Crowdsourcing, wie Crowdworking, die große Potenziale für Unternehmen darstellen können.
- Was ist Crowdsourcing? – Definition
- Ursprung des Begriffs und Beispiel
- Welche Arten von Crowdsourcing gibt es?
- Potenziale für Unternehmen von Crowdsourcing
Was ist Crowdsourcing? – Definition
Was heißt Crowdsourcing?
Der Begriff Crowdsourcing ist eine Zusammensetzung aus den Begriffen Outsourcing (also Auslagerung) und Crowd (also Menge). Es handelt sich um einen dezentralen Ansatz zur Lösung von Problemen. Dabei werden Probleme, Projekte und Aufgaben aus einem Unternehmen ausgelagert und einer großen Menge von Menschen zugänglich gemacht, die diese statt eigener Mitarbeitende oder externer Dienstleister für das Unternehmen erledigen. Die Auslagerung erfolgt meistens über das Internet als Plattform.
Ursprung des Begriffs und Beispiel
Ursprung: Nutzung von Schwarmintelligenz über das Internet
Erstmals tauchte der Begriff Crowdsourcing in einem Artikel des Magazins Wired im Jahr 2006 auf. Autor war Jeff Howe. In diesem Artikel beschrieb er das Potenzial, das es mit sich bringt, wenn Unternehmen Aufgaben an eine große Menge von betriebsfremden Personen auslagern. Diese Menschen müssen nicht einmal unbedingt miteinander verbunden sein.
Die Auslagerung von Aufgaben, die normalerweise von Mitarbeitenden und/oder spezialisierten Dienstleistern erledigt werden, kann durch die Nutzung der Kreativität, Ideen und der Masse dieser Menge sowie der kollektiven Intelligenz zu erstaunlichen Ergebnissen führen. Diese Möglichkeit ist eng mit digitalen Technologien und der Auslagerung von Aufgaben über interaktive Webanwendungen verbunden, die durch das Web 2.0 erst überhaupt ermöglicht wurden. Plattformen wie soziale Medien, die durch das Internet entstanden sind, spielen dabei also eine zentrale Rolle.
Wikipedia: Der Klassiker des Crowdsourcings
Das bekannteste Beispiel für Crowdsourcing ist das Online-Lexikon Wikipedia. Es handelt sich um eine Plattform, auf der freiwillige Internetnutzer*innen aus der ganzen Welt ohne Entlohnung Inhalte erstellen und so zur Wertschöpfung beitragen. Die Vielfalt an Perspektiven und die Menge an gesammeltem Wissen und Inhalten ist dadurch weitaus größer als bei traditionellen Enzyklopädien.
Außerdem ist die Plattform dezentral organisiert. Die Überprüfung der Inhalte erfolgt selbstorganisiert und gemeinschaftlich. Auf diese Weise wird das Wissen allen Menschen zugänglich gemacht.
Welche Arten von Crowdsourcing gibt es?
Dabei ist Wikipedia tatsächlich die reinste und ursprünglichste Form des Crowdsourcings, doch es gibt viele weitere Formen des Crowdsourcings, die auf Schwarmintelligenz setzen und die Nutzung von externen Nutzer*innen einbeziehen. Dazu gehören beispielsweise:
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Crowd-Voting:
Hier werden bestimmte Prozesse, Meinungen oder Entscheidungen eines Unternehmens den Nutzer*innen oder Kund*innen zur Abstimmung vorgelegt. Das kann beispielsweise ein Online-Wettbewerb sein, bei dem die Öffentlichkeit über die besten Ideen oder Vorschläge abstimmt. Ein weiteres Beispiel ist die Wahl von Features für eine App, bei der Nutzer*innen über neue Funktionen oder Designänderungen abstimmen können, die das Unternehmen dann umsetzt, wie der Deutschlandfunk es z. B. häufig durchführt.
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Crowdfunding:
Crowdfunding ist eine besonders beliebte Crowdsourcing-Form bei Start-ups. Hier werden benötigte Gelder, die das Unternehmen nicht hat, von einer großen Menge an Menschen beigesteuert, also gespendet. Dies funktioniert besonders gut bei kleinen Unternehmen, wie Cafés, die in ihrem Kiez verwurzelt sind, oder auch bei Projekten, die soziale oder menschenrechtliche Anliegen unterstützen. Ein Beispiel dafür sind Crowdfunding-Kampagnen, die dazu dienen, gemeinnützige Initiativen wie den Bau eines Gemeinschaftszentrums oder die Unterstützung von Umweltprojekten zu finanzieren.
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Crowdsourcing von Aufgaben/Outsourcing von Mikroarbeiten:
Größere Aufgaben werden in viele kleine Aufgaben aufgeteilt und von Freelancern weltweit erledigt. Diese Form der Arbeit wird mittlerweile auch Mikroarbeit oder Clickworking genannt. Plattformen, die Unternehmen und Clickworker zusammenbringen, heißen Mikroworksites. Typische Aufgaben in diesem Bereich sind das Transkribieren von Texten oder das Kategorisieren von Bildern.
Der Oberbegriff für diese Tätigkeiten heißt auch Crowdworking.
Ein typisches Beispiel hierfür ist Amazon Mechanical Turk. Es handelt sich um eine Online-Plattform, die kleine, einfache Aufgaben wie Dateneingabe oder Bildeingabe an eine Vielzahl an Freelancern weltweit auslagert.
Hinweis: Crowdworking kann allerdings auch von spezialisierten Kräften erledigt werden, wie zum Beispiel auf der Plattform InnoCentive, die Unternehmen mit Expert*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammenbringt, um spezifische Herausforderungen zu lösen.
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Crowd-Creation/Crowdsourced Content:
Texte, Beiträge und Inhalte werden von einer großen Gruppe von Menschen erstellt. Wikipedia ist ein Beispiel hierfür.
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Crowd-Innovation:
Hierbei wird die Kreativität und die Ideen der Millionen von Nutzer*innen, die täglich im Internet surfen und aus aller Welt kommen, genutzt, um Lösungen oder Ideen für bestimmte Probleme zu entwickeln und neue Produkte zu erschaffen. Ein Beispiel hierfür ist BMW Crowd Innovation. In diesem Fall können Menschen aus der ganzen Welt Ideen und Lösungen zu Themen wie Produktentwicklung, Technologie und Design beisteuern.
Potenziale für Unternehmen von Crowdsourcing
Die Potenziale für Unternehmen sind enorm. Durch Crowdsourcing können erhebliche Kosten eingespart werden, da viele Aufgaben extern und oft kostengünstiger erledigt werden können. Zudem entstehen Innovationen nun einmal nicht nur innerhalb des Unternehmens, sondern auch außerhalb. Die Kreativität und Ideen der Crowd kann hier zu ganz anderen Ergebnissen führen. Im Fall von BMW werden zum Beispiel Preisgelder für innovative Lösungen angeboten. Crowdsourcing ermöglicht es, Probleme viel schneller und flexibler zu lösen als durch interne Mitarbeitende oder externe Dienstleister. Besonders beim Crowd-Voting kann die Kundenbindung gestärkt werden, da Kunden aktiv Veränderungen am Produkt beeinflussen können. Es fungiert gleichzeitig als kostenloses Marketing- und Feedback-Tool für das Unternehmen.
Tipp: Die Verwaltung von Crowdworkern kann jedoch aufwendig werden. Spezielle HR-Lösungen wie Factorial können jedoch sowohl den Rekrutierungsprozess als auch die Verwaltung und insbesondere den Abrechnungsprozess enorm vereinfachen und automatisieren. Außerdem hilft es, Fehler zu vermeiden.