Die flache Hierarchie wird als Organisationsstruktur in Unternehmen weltweit immer beliebter. Lange Zeit war diese Form der Unternehmensstruktur vor allem bei Start-Ups üblich. Das hat sich inzwischen stark geändert. Vor allem auch die jüngeren Generationen legen bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes großen Wert auf das Vorhandensein flacher Hierarchien.
Zeit also, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Was die flache Hierarchie genau auszeichnet, wo ihre Stärken und Herausforderungen liegen und für welche Unternehmen sie geeignet ist, erklären wir Ihnen im Folgenden.
Key Facts
- Flache Hierarchien zeichnen sich durch wenige Hierarchieebenen aus, was zu schnelleren Entscheidungsprozessen und mehr Autonomie, aber auch mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeitenden führt.
- Entscheidungen werden nicht nur von der obersten Führungsebene, sondern auch von den Mitarbeitenden und Teams selbst getroffen.
- Flache Hierarchien erfordern sowohl von den Mitarbeitenden als auch Führungskräften ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Selbstorganisation und Kommunikationsfähigkeit.
- Flache Hierarchien: Definition
- Welche Arten von Hierarchien gibt es?
- Merkmale: Was versteht man unter flachen Hierarchien?
- Stärken und Schwächen der flachen Hierarchie
- Für welche Unternehmen ist die Einführung von flachen Hierarchien geeignet?
Flache Hierarchien: Definition
Flache Hierarchie – Bedeutung
Eine flache Hierarchie beschreibt eine Organisationsstruktur, in der es nur wenige Hierarchieebenen gibt.
Das bedeutet nicht, dass es überhaupt keine Hierarchieebenen gibt, wie das z. B. in der Holokratie der Fall ist. Es heißt aber auch nicht, dass alle Entscheidungen vom Management getroffen werden, wie es in traditionellen, stark hierarchisch strukturierten Unternehmen der Fall ist.
Die flache Hierarchie zeichnet sich durch kurze Kommunikationswege und eine dezentralere Entscheidungsfindung aus.
Welche Arten von Hierarchien gibt es?
Die Aufbauorganisation
Die Hierarchie ergibt sich durch die Aufbauorganisation eines Unternehmens. Sie legt die hierarchische Struktur eines Betriebs fest, indem sie Abteilungen und Stellen definiert. Sie bestimmt darüber hinaus, wer für bestimmte Aufgaben zuständig ist und wem berichtet wird. Jedes Unternehmen hat also eine bestimmte Aufbauorganisation.
Ein Unternehmen muss dabei nicht für immer die gleiche Aufbauorganisation haben. Diese kann verändert werden, um sich beispielsweise aktuellen Trends und Entwicklungen anzupassen und besser auf den Markt reagieren zu können. In der Vergangenheit waren traditionelle Organisationsstrukturen wie die patriarchalische Führung oder der autokratische Stil in Unternehmen sehr beliebt. Diese sind mit steilen und strengen Hierarchien verbunden. Heute werden diese Modelle gerne durch weniger hierarchische Formen ersetzt, die eher mit flachen Hierarchien auskommen.
Doch welche Hierarchien gibt es überhaupt?
Es gibt verschiedene Arten von Hierarchien in Organisationen, die jeweils unterschiedliche Strukturen und Beziehungen zwischen den Ebenen widerspiegeln.
Zu den wichtigsten gehören:
Lineare Hierarchie
Hierbei handelt es sich um die klassische und bekannte Pyramidenstruktur mit einer klaren Befehlskette von oben nach unten.
Funktionale Systeme
Das Unternehmen ist nach Funktionen und Aufgaben strukturiert. Die Mitarbeitenden sind je nach Spezialisierung in Abteilungen wie Produktion, Marketing oder Finanzen eingeteilt.
Divisionale Systeme
In einer divisionalen Unternehmensstruktur wird das Unternehmen in Divisionen, also z. B. in Regionen oder Märkte, aufgeteilt.
Matrixorganisation
Bei einer Matrixorganisation handelt es sich um eine Mischung aus funktionalen und divisionalen Systemen. Die Mitarbeitenden berichten an zwei oder mehr Vorgesetzte aus verschiedenen Funktions- oder Projektbereichen.
Netzwerk- oder holokratische Hierarchie
Die traditionellen Hierarchieebenen werden hier weitgehend aufgelöst und ein Unternehmen besteht aus autonomen, miteinander vernetzten Teams.
Merkmale: Was versteht man unter flachen Hierarchien?
Die flache Hierarchie zeichnet sich dadurch aus, dass es weniger Hierarchieebenen gibt (aber nicht keine!), was zu mehr Autonomie der Mitarbeitenden und schnelleren Entscheidungsprozessen führt. Dies erfordert jedoch eine hohe Eigenverantwortung der Mitarbeitenden.
Was genau gehört noch zu den typischen Merkmalen der flachen Hierarchie?
1. Wenige Hierarchieebenen
Zwischen Managementebene und Mitarbeitenden gibt es nur wenige Hierarchieebenen.
2. Dezentrale Entscheidungsfindung
Die flache Hierarchie zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur die oberste Führungsebene Entscheidungen trifft. In dieser Organisationsstruktur entscheiden auch die Mitarbeitenden bzw. die Teams selbst. Die Beschäftigten sind also nicht auf die reine Ausführungsfunktion reduziert.
Das heißt allerdings nicht, dass die Mitarbeitenden in einer flachen Hierarchie genau so viele Entscheidungsbefugnisse wie die Führungskräfte haben. Es heißt nur, dass sie mehr Handlungs- und Entscheidungsspielraum im Unternehmen haben, als es typischerweise bei traditionellen Hierarchien der Fall ist.
3. Arbeiten im Team
In einer flachen Hierarchie hat die Zusammenarbeit in Teams einen großen Stellenwert. Auch Entscheidungen werden häufig in Teams gemeinsam getroffen.
4. Offenes und informelles Miteinander auf Augenhöhe
Die flache Hierarchie ist meistens durch einen informellen Umgang auf der Arbeit gekennzeichnet. Häufig duzt man sich untereinander. Das Klima ist eher offen und freundschaftlich, manchmal sogar familiär. Führungskräfte begegnen ihren Beschäftigten auf Augenhöhe.
Das bedeutet eben auch, dass Leitungspersonen weniger in die Arbeit ihrer Beschäftigten eingreifen und sie weniger kontrollieren. Das heißt gleichzeitig, dass Mitarbeitenden viel mehr Eigenverantwortung abverlangt wird und sie selbstständig und selbstorganisierter arbeiten müssen.
5. Gemeinsame Ziele
Bei flachen Hierarchien geht es weniger um Konkurrenzdenken und die Karriereentwicklung des Einzelnen, sondern vielmehr um das Zusammenhalten und die Konzentration auf die gemeinsam zu erreichenden Ziele. Diese Fokussierung führt in der Regel zu einem stärkeren Teamgefühl und einem solidarischeren Miteinander.
6. Transparente Kommunikation
Die Kommunikation im Unternehmen ist transparenter als in traditionellen Hierarchien. Die Mitarbeitenden werden in Entscheidungen einbezogen und wissen, welche Kommunikation zwischen wem stattfindet.
Gleichzeitig sind die Kommunikationswege kürzer und unkomplizierter. Informationen können schneller ausgetauscht werden, da weniger Instanzen beteiligt sind.
7. Offene Räume
Die oben genannten Aspekte der flachen Hierarchie spiegeln sich häufig auch in der Architektur wider. Die Büroräume sind meist offen, flexibel nutzbar und zeichnen sich durch weniger feste Arbeitsplätze aus. Teilweise nutzen Unternehmen, die eine flache Hierarchie im Betrieb eingeführt haben, aber auch verstärkt Optionen wie Co-Working-Spaces, Remote Work oder Homeoffice.
Stärken und Schwächen der flachen Hierarchie
Welche Vorteile ergeben sich aus einer flachen Firmenhierarchie?
Schnellere Entscheidungsfindung
Je flacher die Hierarchien sind, desto kürzer sind die Wege in der Kommunikation, was wiederum zu schnelleren Entscheidungsprozessen führt.
Laut einer Studie von Sopria Steria in Zusammenarbeit mit dem FAZ-Institut sind zwei von drei Unternehmen bzw. Verwaltungen überzeugt, dass flache Hierarchien deutlich kürzere Entscheidungswege mit sich bringen.
Höhere Mitarbeiterzufriedenheit
Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, zu dem Themen wie Work-Life-Balance, Karriere und Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch die flache Hierarchie gehört, ist laut einer Studie von Stepstone vor allem für jüngere Arbeitnehmende wichtig. Arbeitgebende sollten also nicht unterschätzen, welchen positiven Einfluss flache Hierarchien auf die Mitarbeiterzufriedenheit haben.
Flexibilität
Wo Entscheidungen zeiteffizienter getroffen werden und die Kommunikation informeller und schneller abläuft, ist in der Regel auch die Flexibilität größer. Unternehmen können flexibler und besser auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren.
Innovation
Eine flache Hierarchie fördert eine offene Unternehmenskultur, in der neue Ideen entstehen und umgesetzt werden können.
Was sind die Nachteile einer flachen Organisationsstruktur?
Auch flache Hierarchien können bestimmte Probleme und Herausforderungen im Unternehmensalltag nicht sofort lösen. Schauen wir uns an, mit welchen Herausforderungen Unternehmen konfrontiert werden können, wenn sie sich für diese Struktur entscheiden.
Höhere Anforderungen an die Mitarbeitenden
Wie viele neue Formen und Methoden der Unternehmensführung, z. B. auch die agile Führung, erfordert auch die flache Hierarchie Beschäftigte, die mit diesen Strukturen umgehen und in flachen Hierarchien arbeiten können. Dazu braucht es Mitarbeitende, die über ein hohes Maß an Eigenverantwortung, Selbstorganisation und Selbständigkeit sowie über ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit verfügen.
Unklare Zuständigkeiten
Gerade bei flachen Hierarchien ist es wichtig, dass die Zuständigkeiten klar geregelt sind und jeder weiß, an wen er bzw. sie sich wenden kann und wer für welche Aufgaben zuständig ist. Andernfalls kann es schnell zu Missverständnissen, Blockaden oder Verzögerungen im Arbeitsablauf kommen.
Weniger Aufstiegsmöglichkeiten
Da es weniger Hierarchiestufen gibt, sind auch die Karrierechancen begrenzt. Für Personen, denen Aufstiegsmöglichkeiten und Status wichtig sind, ist eine solche Organisationsform am Arbeitsplatz also vielleicht nicht unbedingt das Richtige.
Für welche Unternehmen ist die Einführung von flachen Hierarchien geeignet?
Flache Hierarchien eignen sich besonders für kleine und mittlere Unternehmen. Große Unternehmen werden ab einem gewissen Punkt Schwierigkeiten haben. Dies gilt insbesondere für die Kommunikation und die Entscheidungsfindung, die dann in großen Unternehmen nicht schneller, sondern schwerfälliger sein können, weil es zu viele Beteiligte gibt.
Außerdem eignet sich diese Form vor allem für dynamische Branchen, die sich schnell an Marktveränderungen anpassen müssen.
Auch für Unternehmen, die ihre Innovationskraft erhalten oder stärken wollen, ist diese Organisationsstruktur vorteilhaft. Denn flache Hierarchien bringen mehr Innovationen hervor und fördern die Kreativität der Mitarbeitenden.
Entscheidend ist zudem der Faktor Mensch. Nicht jeder kann mit dieser Arbeitsform umgehen. Schauen Sie sich also Ihre Personalstruktur genau an und entscheiden Sie, ob Sie die richtigen Charaktere für diese Form des Arbeitens haben.
In modernen Unternehmen, welche mit flachen Hierarchien arbeiten, ist häufig auch der Digitalisierungsgrad hoch. An dieser Stelle ist die Einbindung einer Personalmanagement-Software, beispielsweise von Factorial, zur besseren Verwaltung, Kommunikation und zentralen Organisation die optimale Lösung.