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Gig Economy: Definition und Beispiele

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5 Minuten Lesezeit
Gig Economy: Definition und Beispiele

Insbesondere die Corona-Pandemie hat der Gig Economy zu einem Aufschwung verholfen – laut dem Rat der Europäischen Union werden im Jahr 2025 europaweit 43 Millionen Gig Worker erwartet.

Aber was genau steckt hinter diesem System? Stellt es möglicherweise eine neue Art des Recruitings auch für Ihr Unternehmen dar oder sollten Sie besser die Finger davon lassen?

Key Facts

  1. In einer Gig Economy werden Arbeitssuchende oder Freelancer*innen über eine Onlineplattform an Unternehmen und Auftraggebende vermittelt.
  2. Die Arbeitnehmenden gelten dabei als Selbstständige, wodurch weniger Aufwand und Pflichten für die Arbeitgebenden anfallen. Es besteht jedoch die Gefahr einer Scheinselbstständigkeit.
  3. Durch die wirtschaftliche Grauzone können Arbeitnehmende benachteiligt werden, weshalb das Europäische Parlament im Februar 2024 ein Gesetz zur Plattformarbeit zum Schutz der Gig Workers beschlossen hat.

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Was ist überhaupt eine Gig Economy?

Das Wirtschaftsmodell der Gig Economy, auch Gig-Ökonomie, hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Bei diesem Konzept erbringen sogenannte Gig Worker Dienstleistungen aller Art für Unternehmen, welche einige Ihrer Services auslagern. Vermittler sind dabei Onlineplattformen wie beispielsweise Fiverr oder Uber. Aus diesem Grund wird Gig Working auch als Plattformarbeit bezeichnet.

Die Gig Worker sind Arbeitssuchende oder Freelancer*innen, welche sich für projektbasierte Aufträge vermitteln lassen. Die Onlineplattformen legen dabei entsprechende Rahmenbedingungen wie Lohn und Konditionen fest und verdienen pro erfolgreicher Vermittlung eine Provision.

Herkunft und Arten von Gig Working

Seinen Ursprung hat der Begriff in der Musikbranche, in der ein „Gig“ eine kurze bezahlte Einlage darstellt. Mittlerweile finden sich Gig Worker in allen Branchen und Services. Unterschieden wird zwischen ortsgebundenen und ortsunabhängigen Beschäftigungsformen:

Ortsgebundene Arbeit: Hierbei ist der Auftrag an einem bestimmten Standort auszuführen. Bekannte Beispiele hierfür sind Lieferdienste, Taxiunternehmen oder Reinigungsfirmen. Erforderlich ist in der Regel außer der Arbeitskraft nur eine App auf dem Smartphone.

Ortsungebundene Aufträge: Diese Dienstleistungen können von überall aus remote erledigt werden. Die Bandbreite an Tätigkeiten ist dabei groß und reicht von einfachen Aufgaben und Kurzzeitjobs wie dem Sammeln von Daten über das Verfassen von Texten bis hin zu komplexeren Jobs, welche eine spezifische Qualifikation erfordern. Hierzu gehören beispielsweise Grafikdesign oder Softwareentwicklung.

Digitales Gig Working, bei dem Arbeitnehmende meist weniger komplexe Arbeitsschritte ausführen, wird auch als Crowdworking bezeichnet. Viele Unternehmen nutzen die Methode des Crowdsourcing heutzutage, um Kosten zu sparen oder um neue Blickwinkel und Ideen von außen einzubringen.

Wie funktionieren Gig-Plattformen?

Die Basis für die Gig Economy sind Online-Plattformen, welche Unternehmen und Auftraggebende mit Arbeitssuchenden auf der anderen Seite verbindet. Dieses Konzept bietet unter anderem eine gute Möglichkeit für Freelancer*innen Kundschaft zu finden, ohne selbst ein großes Netzwerk zu besitzen, was enorm viel Zeit und Arbeit beansprucht. Freelancer-Plattformen wie Fiverr nutzen genau diese Nische und werben damit, Expert*innen an Unternehmen zu vermitteln und andersherum.

Gig Worker können auf den Plattformen ein eigenes Profil erstellen, in welchem sie ihre Qualifikationen und Fähigkeiten angeben sowie ein Angebot aufsetzen. Diese werden dann in Kataloge gleichartiger Dienstleistungen aufgenommen und Auftraggebenden angezeigt. Letztere können zudem gezielte Suchen über eigene Aufträge starten.

Gig Economy-Plattformen verwenden Algorithmen, um Matches zu finden und passende Kandidat*innen herauszusuchen. Kriterien sind neben den Profilangaben beispielsweise auch die Nutzeraktivität und Bewertungen der Arbeitskräfte.

Auch die Bezahlung findet über die Plattform statt. Auftraggebende müssen sich dabei nach den Konditionen des Plattformanbieters richten und gegebenenfalls individuellen Vereinbarungen mit den Auftragnehmenden.

Sind Gig Workers Selbstständige?

Laut den Richtlinien der Gig Economy sind die Auftragnehmenden der Gig-Arbeit auf selbstständiger Basis tätig. Viele Gig Worker bestreiten Ihren Lebensunterhalt noch aus einer weiteren Einnahmequelle und nutzen die Plattformarbeit nur als Nebentätigkeit.

Problematisch wird es jedoch, wenn das gesamte oder ein großer Teil des Einkommens von der Plattformökonomie abhängt: Während Gig Worker Ihre Einnahmen als Selbstständige versteuern müssen, haben sie gleichzeitig häufig Pflichten, welche sich nur aus herkömmlichen Beschäftigungsverhältnissen ergeben. Auf der anderen Seite haben sie aber keinen Zugang zu den Rechten und dem Sozialschutz von Festangestellten.

Sollten Gig Worker also krankheitsbedingt ausfallen oder einen Arbeitsunfall haben, wird der Auftraggebende nicht dafür in Verantwortung gezogen und die Arbeitnehmenden gehen leer aus. Auch wenn einmal nicht genug Aufträge vorhanden sind, von denen die Nutzer*innen der Plattformarbeit abhängig sind, kann sie dies in eine kritische finanzielle Lage bringen.

Plattformarbeit ist also eher eine Art Grauzone, die gut laufen kann, aber auch viele Risiken für die Gig Workers darstellt. Unternehmen hingegen profitieren eher von dieser Form der Zusammenarbeit. Es gibt aber einige Punkte, bei denen Sie aufpassen sollten:

Gig Worker einstellen: Vorteile und Herausforderungen für Arbeitgebende

Unternehmen, die Plattformökonomie für sich nutzen, profitieren in der Regel von folgenden Gegebenheiten:

  • Keine Fürsorgepflicht für Arbeitgebende: Da es offiziell eine Zusammenarbeit mit Selbstständigen ist, entfallen sämtliche Pflichten, die der Arbeitgebende unter anderen Umständen einhalten muss. Dazu gehören beispielsweise Pausenzeiten und Aufsichtspflichten.
  • Kosteneinsparungen: Die Sozialversicherungsbeiträge entfallen und der Arbeitgebende muss den Gig Worker nicht beschäftigen, wenn die Auftragslage mal etwas karger aussieht.
  • Zeiteinsparungen: Vor allem der Recruiting-Prozess geht um einiges schneller, da hier hauptsächlich auf die Fakten geschaut wird und keine langwierigen Bewerbungsverfahren stattfinden müssen. Das spart natürlich unfassbar viel Zeit.

Nachteile der Gig Economy:

  • Compliance und Datensicherheit: Arbeitgebende müssen die Einhaltung der Datenschutzrichtlinien sicherstellen und den Gig-Mitarbeitenden die richtigen Berechtigungen zuweisen. Interne und Kundendaten müssen sensibel behandelt und gesetzeskonform bearbeitet werden.
  • Vorsicht vor Scheinselbstständigkeit! Das Risiko einer Scheinselbstständigkeit bei solchen Aufträgen ist hoch. Hierunter fallen Selbstständige, die eigentlich wie gewöhnliche Angestellte behandelt werden, aber keinerlei Arbeitnehmerrechte in Anspruch nehmen können. Scheinselbstständigkeit ist in Deutschland illegal und wird strafrechtlich verfolgt.

Neue EU-Richtlinie zur Plattformarbeit

Um der Ausbeutung von Arbeitnehmenden in der Gig Economy entgegenzuwirken, hat das Europäische Parlament nach langwierigen Diskussionen am 8. Februar 2024 ein Gesetz zur Plattformarbeit beschlossen.

Dieses soll sowohl die Arbeitsbedingungen verbessern als auch die Algorithmen der Plattformen regulieren und transparenter für Arbeitnehmende machen. Erfüllen Auftraggebende gewisse Kriterien – wie etwa die Kontrolle der Arbeitszeiten – müssen die Gig Worker in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis übergehen.

Konzerne wie Uber, Wolt und Co. stellt das vor nicht unerhebliche Herausforderungen, denn die aktuelle Lage lässt sich noch ziemlich in der Grauzone verordnen. Insbesondere dieser Arbeitsmarkt ist eine umkämpfte Branche. Doch gerade Lieferando, Deutschlands größter Online-Markplatz für Essenslieferungen, hat hier bereits alles richtig gemacht und zählt auf festangestellte Mitarbeitende.

Gig Economy nutzen – Ja oder nein?

Für Sie als Arbeitgebende hat die Gig Economy womöglich mehr Vor- als Nachteile und eignet sich besonders für eine zeitweilige Unterstützung, beispielsweise bei Projektarbeiten und spezifischen delegierbaren Aufgaben, welche Ihre Mitarbeitenden tatsächlich entlasten würden.

Des Weiteren ist die heutige Arbeitswelt sowieso sehr schnelllebig und flexibel – die Gig Economy kann eine Chance sein, innerhalb kurzer Zeit mehr Präsenz und einen Aufschwung im Unternehmen beobachten zu können.

Dennoch sollten Sie als Unternehmen die Arbeitskraft der Gig Worker nicht ausnutzen und schlimmstenfalls noch in ein Strafverfahren und Nachzahlungen rutschen. Es ist also eher eine Frage der Herangehensweise und des richtigen Einsatzes an den richtigen Stellen.

Ob Sie sich nun für oder gegen die Gig Economy entscheiden, hängt letzten Endes auch von der Ausrichtung Ihres Unternehmens ab. In jedem Fall ist es sinnvoll, offen für neue Arbeitskonzepte und New Work zu sein, um selbst ein attraktiver Arbeitgebender zu bleiben.

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