Zu Gast im eigenen Betrieb, aber in einer anderen Abteilung? Vielleicht hospitieren Sie sogar regelmäßig betriebsfremde Fachkräfte oder möchten Ihre Pforten für diejenigen öffnen, die ein Interesse an Ihrer Arbeit und dem Arbeitsalltag haben? Hospitation – die Bedeutung leitet sich aus dem lateinischen Wort für „Gast sein“ ab – ermöglicht genau das.
Hier erfahren Sie nicht nur, wie Sie ein*e gute*r Gastgeber*in für interne und externe Gäste sind, sondern auch, wie Sie die Hospitation in einen Vorteil für Ihr Unternehmen ummünzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Hospitation entstammt dem lateinischen Begriff „hospitari“ (Gast sein). Gemeint sind damit betriebsinterne Mitarbeitende oder Betriebsfremde, die für einen gewissen Zeitraum in das Unternehmen und dessen Arbeitsumfeld schnuppern.
- Hospitieren bedeutet allerdings nicht, die eigene Arbeitsleistung zur Verfügung zu stellen. Hospitant*innen haben die Rolle eines Beobachtenden – weshalb es dafür auch keine Vergütung gibt.
Gesetzliche Grundlage
Zwar gibt es kein konkretes Gesetz für die Hospitation, es finden aber je nach Ausgestaltung unterschiedliche Gesetze Anwendung. Sie müssen über das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sicherstellen, dass Hospitierende nicht diskriminiert werden. Sozialversicherungspflichtig ist die eigentliche Form der Hospitation nicht, da weder aktiv mitgearbeitet wird, noch eine Bezahlung erfolgt. Sobald Hospitierende tatsächlich arbeiten sollen, könnte das rechtlich nach § 611a BGB bereits einen Arbeitsvertrag notwendig machen – mit allen weiteren Pflichten, die dieser mit sich bringt. Alle Richtlinien der DSGVO gelten auch für Hospitierende.
- Hospitation Bedeutung: Was ist mit Hospitieren gemeint?
- Was macht man in der Hospitation?
- Was sind die Vorteile einer Hospitation für Unternehmen?
- Welche Unternehmen bieten eine Hospitation an?
- Wie bereiten Sie eine Hospitation vor?
- Was ist der Unterschied zwischen Praktikum und Hospitation?
- Klargestellt: Ist Hospitieren Probearbeiten?
Hospitation Bedeutung: Was ist mit Hospitieren gemeint?
Eine Gast- und Beobachterrolle: Genau das wird mit der Hospitation geschaffen. Wie es sich für einen guten Gast gehört, erwartet man dafür keine Bezahlung. Wie es hingegen schon der Respekt diktiert, lässt man seine Gäste aber auch nicht arbeiten. Unternehmen, die eine Hospitation anbieten, suchen also keine unbezahlten Arbeitskräfte – sie ermöglichen es Interessent*innen und abteilungsfremden Personen einen Einblick in das Unternehmen und dessen Arbeitsabläufe zu gewinnen.
Differenziert wird zwischen zwei Varianten:
- Interne Hospitation: Mitarbeitende des Unternehmens begeben sich dafür in eine andere Abteilung und agieren dort als Beobachtende. Unter anderem, um selbst festzustellen, wie in den Abteilungen gearbeitet wird und was man vielleicht für das eigene Team übernehmen könnte.
- Externe Hospitation: Bei dieser Variante kommen Betriebsfremde in das Unternehmen und agieren da als Beobachtende. Das könnten zum Beispiel Bewerbende sein oder Personen, die über eine Selbständigkeit oder einen Quereinstieg in die Branche/die Abteilung nachdenken.
Was macht man in der Hospitation?
Wir betrachten hierfür die eigentliche Hospitation. Das bedeutet: Hospitant*innen sind Gäste und Beobachtende. Sie sind nicht zum Probearbeiten oder als Praktikant*in da, sie sollen lediglich beobachten, verinnerlichen und Gelegenheit haben, ihre eigenen Fragen zu äußern. Das sind eigentlich auch schon alle Aufgaben, die Hospitant*innen übernehmen.
Ganz klassisch werden Hospitierende daher:
- Arbeitsabläufe beobachten und Fragen dazu stellen
- an einigen Meetings und Besprechungen teilnehmen
- Arbeitsplätze besuchen und einen Einblick in bestimmte Prozesse erhalten
- ein „Gefühl“ für das Unternehmen und dessen Arbeit bekommen
Was sind die Vorteile einer Hospitation für Unternehmen?
Nutzen für gastgebendes Unternehmen | Umsetzung & Vorteile | Art der Hospitation |
Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit | Mitarbeitende lernen andere abteilungsspezifische Arbeitsweisen kennen und verstehen besser, wie andere Teams funktionieren. | intern |
Silodenken reduzieren | Mitarbeitende werden stärker zusammengeschweißt, Unternehmen können ganzheitliches Denken fördern. | intern |
Wissenstransfer | Mitarbeitende aus anderen Abteilungen und von anderen Unternehmen können ihr Know-how einbringen. | intern & extern |
Arbeitgeberattraktivität | Unternehmen fördern Transparenz und Offenheit, Hospitationsangebote gelten als modern und nahbar. | intern & extern |
praxisnahes Onboarding | Neue/potenzielle Mitarbeitende lernen mehr vom Unternehmen praxisnah kennen, was eine schnelle Einarbeitung fördert. | intern & extern |
optimiertes Recruiting | Unternehmen können über die Hospitation feststellen, ob Bewerbende ein guter „Fit“ sind, Bewerbende erhalten einen realistischen Einblick in den Arbeitsalltag. | intern & extern |
Prozessoptimierung | Hospitation bei Geschäftspartnern oder an Nebenstandorten kann Prozesse ganzheitlich über geographische Distanzen hinaus optimieren. | extern |
Rückversicherung bei Ausfällen | Ist der Krankenstand in einer Abteilung hoch, könnten Mitarbeitende, die dort bereits hospitierten, gegebenenfalls kurzfristig einspringen. | intern |
Welche Unternehmen bieten eine Hospitation an?
Da gibt es gar keine festen Bestimmungen. Prinzipiell darf und kann natürlich so ziemlich jedes Unternehmen eine eigene Hospitation anbieten – wahlweise nur intern oder nur extern oder doch beides.
Ganz typisch ist die Hospitation zum Beispiel hier:
- im Gesundheitswesen, zum Beispiel Krankenhäuser (für Mediziner*innen) oder Pflegeeinrichtungen (für Pflegepersonal)
- bei Franchise-Unternehmen, sowohl für Franchisenehmer*innen als auch solche, die über den Eintritt in das Franchise nachdenken
- bei internationalen Konzernen mit mehreren Standorten und womöglich unterschiedlichen Geschäftsfeldern
- bei Start-ups und (Tech-)Innovator*innen
Außerhalb der Privatwirtschaft gibt es Hospitationen ebenfalls. Das Diversify-Hospitationsprogramm ermöglicht es Interessierten den Arbeitsalltag von Politiker*innen zu beobachten. Jährlich werden dort 20 Plätze vergeben – die normalerweise innerhalb kürzester Zeit gefüllt sind. Interesse an Hospitationen ist also allemal vorhanden. Handwerksbetriebe öffnen ebenfalls häufig ihre Pforten – allen voran gegenüber Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sie für einen Ausbildungsplatz begeistern möchten.
Wie bereiten Sie eine Hospitation vor?
- Legen Sie Ziel, Dauer und Einsatzort im Unternehmen fest. Das geht über eine schriftliche Erklärung oder spezifischer eine Hospitationsvereinbarung. Eine Vorlage dafür finden Sie zum Beispiel hier.
- Wählen Sie eine feste Ansprechperson aus. Teilen Sie den Hospitierenden diese mit.
- Lassen Sie sich datenschutzrechtliche Dokumente unterzeichnen, insbesondere wenn Hospitierende in Kontakt mit sensiblen Daten kommen.
- Speziell bei externen Hospitierenden sollten Sie eine Schweigepflichtserklärung unterzeichnen lassen.
Was ist der Unterschied zwischen Praktikum und Hospitation?
Beide sind gänzlich unterschiedlich aufgebaut. Bei einem Praktikum werden Praktikanten*innen tatsächlich auch Arbeitsleistung erbringen, außerdem sind die meisten Praktika länger angelegt – zum Beispiel über Wochen oder Monate. Zugleich wird dafür ein Praktikumsvertrag unterzeichnet und es erfolgt mitunter eine Vergütung.
Wie schon eingangs dargelegt, wird beim Job Shadowing durch Hospitierende keine Arbeitsleistung erbracht, diese „Schatten“ sind lediglich Beobachtende. Ein Praktikum kann hingegen einem Arbeitsverhältnis entsprechen.
Klargestellt: Ist Hospitieren Probearbeiten?
Viel zu oft werden die Begriffe synonym genutzt, dabei sind sie keinesfalls identisch. Der Unterschied liegt eigentlich schon im Begriff: „zur Probe“ und „arbeiten“. Letzteres machen Hospitant*innen bekanntlich nicht. Probearbeitende sollen schließlich ihre Arbeitsleistung und Qualifikationen unter Beweis stellen, während beides für Hospitierende völlig unerheblich ist.
Sie können beides ganz leicht voneinander trennen, indem Sie sich im Zweifelsfall eine einfache Frage stellen: „Erbringt die jeweilige Person für das Unternehmen jetzt eine wertschöpfende Arbeit?“ – lautet die Antwort „Ja“, dann ist es keine Hospitation mehr.