Wissenschaftliche Erkenntnisse, gesellschaftliche Veränderungen, technologische Innovationen – ständig kommt neues Wissen hinzu, das unser Leben, Arbeiten und Denken beeinflusst. Inmitten dieses stetigen Wandels wird es immer herausfordernder, den Überblick zu behalten und mit neuen Entwicklungen Schritt zu halten.
Eine wirkungsvolle Möglichkeit, sich in dieser komplexen Welt neue Fähigkeiten, Kompetenzen und Kenntnisse anzueignen, ist das kollaborative Lernen.
Was sich dahinter verbirgt und warum es heute so relevant ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Key Facts
- Kollaboratives Lernen ist ein Arbeitsansatz, bei dem Lernende zusammen und mit gemeinsamer Verantwortung – oft abteilungsübergreifend – an einem Problem, einem Projekt oder einem Ziel arbeiten.
- Diese Form des Lernens ist eine Antwort auf die stetig wachsende Entwicklung und das ständig zunehmende Wissen in unserer Wissensgesellschaft.
- Besonders in agilen Teams, für hybrides Arbeiten oder Remote Work eignen sich viele Methoden des kollaborativen Ansatzes besonders gut.
- Was ist kollaboratives Lernen?
- Beispiel für kollaboratives Lernen
- Bedeutung des kollaborativen Lernens
- Welche kollaborativen Lernmethoden gibt es?
- Vorteile des kollaborativen Lernens
Was ist kollaboratives Lernen?
Kollaboratives Lernen: Definition
Kollaboratives Lernen bezeichnet eine Art und Weise des Lernens, bei der Lernende gemeinsam an einer bestimmten Aufgabe oder auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Sie tauschen sich in diesem Prozess aus, erklären einander Inhalte, und alle bringen sich mit ihren individuellen Kompetenzen ein. Die Gruppe steht bei dieser Lernform im Vordergrund – das Wissen wird gemeinsam erarbeitet.
Die Wurzeln dieses Ansatzes liegen in verschiedenen Lerntheorien der Psychologie und Pädagogik, wie solche von Jean Piaget, Lev Vygotsky oder auch Robert Kegan.
Kooperatives und kollaboratives Lernen: Was ist der Unterschied?
Die beiden Begriff und Lernformen sind ziemlich ähnlich, doch gibt es einige feine Unterschiede.
Der Unterschied zwischen kooperativem und kollaborativem Lernen liegt vor allem im unterschiedlichen Fokus der beiden Formen.
Im Gegensatz zum kollaborativen Lernen gibt es beim kooperativen Lernen keine gemeinsame Gesamtverantwortung für das Ergebnis. Stattdessen erfolgt eine klare Rollen- und Aufgabenteilung: Jedes Gruppenmitglied ist für einen bestimmten Teil der Aufgabe selbst verantwortlich.
Am Ende werden die Einzelergebnisse der Gruppenmitglieder zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt – ohne dass jeder aktiv an allen Teilen mitgewirkt hat.
Ein typisches Beispiel dafür sind Gruppenarbeiten in der Schule:
Eine Gruppe von Schüler*innen arbeitet gemeinsam an einem Vortrag. Jede Person übernimmt einen bestimmten Themenbereich, bereitet diesen eigenständig vor und ist dafür verantwortlich. Häufig wird auch jede Person einzeln bewertet – entsprechend dem individuell erarbeiteten Beitrag.
Im Gegensatz zum kooperativen Lernen, bei dem Aufgaben klar verteilt werden, steht beim kollaborativen Lernen der gemeinsame Lernprozess im Vordergrund.
Die beteiligten Personen arbeiten von Anfang an gemeinsam an einem Projekt. Der aktive Austausch von Ideen, Wissen und Perspektiven sowie das Erlernen neuer Fähigkeiten und Kompetenzen sind dabei entscheidend.
Alle tragen gemeinsam die Verantwortung für das gesamte Produkt oder Ergebnis.
Das bedeutet auch, dass im Laufe der Kollaboration ein intensiver Wissensaustausch sowie eine hohe Interaktion stattfinden – während diese beim kooperativen Lernen eher minimal sind und sich meist auf die Koordination der Einzelbeiträge beschränken.
Beispiel für kollaboratives Lernen
Kollaboratives Lernen ist besonders gut geeignet für neue Formen der Führung und moderne Organisationsstrukturen in Unternehmen – wie beispielsweise die Holokratie oder die agile Führung.
In agilen Arbeitsumgebungen werden Entscheidungen dezentral getroffen. Kleine Teams arbeiten in regelmäßigen Meetings und durch iterative Prozesse gemeinsam an Aufgaben und Projekten. Dabei ist ein kontinuierlicher Austausch entscheidend, genau wie beim kollaborativen Lernen.
Ein typisches Beispiel für kollaboratives Lernen in der Arbeitswelt ist ein agiles Team, das ein neues Produkt entwickelt. Hier arbeiten abteilungsübergreifend verschiedene Expert*innen zusammen, beispielsweise aus Marketing, Entwicklung, Finanzen und Design. Jede*r bringt die eigene Expertise und das eigene Know-how in den Prozess der Zusammenarbeit ein. Auf diese Weise können Aspekte wie Budget, Design und Logistik sofort im Prozess zusammengeführt und auf ihre Machbarkeit überprüft werden.
Typisch für das agile Arbeiten ist, dass das Team in sogenannten Sprints arbeitet. In diesen kurzen Entwicklungszyklen erarbeitet das Team gemeinsam Teilprodukte, die dann in regelmäßigen Meetings zusammengeführt und evaluiert werden.
Bedeutung des kollaborativen Lernens
Wir leben mehr und mehr in einer Wissenskultur: Wissen wächst stetig, wird immer komplexer – und bedeutet auch Macht. Bildung und Wissen sind die zentralen Ressourcen unserer Gesellschaft. Neue Entwicklungen kommen ständig hinzu und verändern unsere Welt rasant – das gilt nicht zuletzt auch für die Arbeitswelt.
Im Zeitalter der Wissensökonomie ist Wissen längst zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor geworden. So zeigt das Zukunftsinstitut beispielsweise, dass die jährliche Rechenleistung (Computing Power) bereits vor zehn Jahren mit einer Wachstumsrate von 58 Prozent zunahm – heute dürfte dieser Wert noch deutlich höher liegen.
Früher gab es die sogenannten Universalgelehrten, die sich in vielen verschiedenen Wissensbereichen gleichzeitig auskannten. Heute ist das kaum noch möglich. Durch den enormen Zuwachs an verfügbarem Wissen wird unsere Welt zunehmend spezialisierter – niemand kann mehr alles wissen.
Wissen wird also kontinuierlich akkumuliert, und mit ihm wachsen auch die Anforderungen an uns alle. Selbst in alltäglichen Arbeitsabläufen braucht es ständig neue Skills – etwa für den Umgang mit neuen digitalen Tools, automatisierten Systemen oder KI-gestützten Anwendungen.
In einer Welt, in der sich Wissen und Technologien permanent weiterentwickeln, braucht es neue Lernformen – wie das kollaborative Lernen –, um Schritt zu halten und gemeinsam zukunftsfähig zu bleiben.
Welche kollaborativen Lernmethoden gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von Methoden, die beim kollaborativen Lernen zum Einsatz kommen können – besonders auch im Arbeitsalltag.
Im Folgenden einige Beispiele:
Kollaboratives Lernen – Methoden:
- Peer-to-Peer-Schulungen: Mitarbeitende bringen einander etwas bei – z. B. zu Tools, Prozessen oder Fachwissen. Dabei profitieren beide Seiten: Die Lehrenden festigen ihr Wissen, die Lernenden bekommen praxisnahe Einblicke (ähnlich dem Mentoring).
- Blended Learning mit kollaborativen Anteilen: Kombination aus digitalen Selbstlernphasen und gemeinsamen Präsenz- oder Online-Workshops, in denen das Gelernte im Team angewendet und vertieft wird.
- Jigsaw-Methode (Gruppenpuzzle): Ein Thema wird in Teilbereiche aufgeteilt, die von einzelnen Teammitgliedern erarbeitet und anschließend in der Gruppe erklärt und zusammengeführt werden. Ideal auch für fachübergreifende Projekte.
Hinweis: Gerade beim kollaborativen Arbeiten sind digitale Technologien eine große Hilfe – etwa in Form von Kollaborationsplattformen und interaktiven Lernumgebungen.
Sie ermöglichen nicht nur ortsunabhängiges Arbeiten, sondern fördern auch eine aktive Beteiligung, den schnellen Austausch von Ideen sowie den gemeinsamen Zugriff auf Materialien, Dokumente oder Lernfortschritte.
So lassen sich kollaborative Prozesse effektiver gestalten – selbst in virtuellen oder hybriden Teams.
Auch Factorial kann Sie in diesem Prozess unterstützen. Es fördert die interne digitale Kommunikation, ermöglicht das zentrale Speichern von Dokumenten und sorgt dafür, dass diese für alle Teammitglieder einfach und von überall aus zugänglich sind. So wird die Zusammenarbeit effizienter und transparenter.
Vorteile des kollaborativen Lernens
Diese Form des Lernens bietet sowohl für die beteiligten Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen selbst zahlreiche Vorteile:
- Neue Perspektiven: Durch den aktiven Wissensaustausch und das Einbringen vielfältiger Perspektiven in den Lernprozess und das Projekt entstehen oft ganz neue Denkansätze. Mehr Köpfe bedeuten oft bessere und kreativere Ideen – das kann echte Innovation fördern.
- Soziale Kompetenzen stärken: Die intensive Zusammenarbeit im Team stärkt die sozialen Kompetenzen der einzelnen Mitglieder.
Dazu zählen z. B. :- klare Kommunikation,
- konstruktives Feedback geben und annehmen,
- ein respektvoller Umgang mit Kritik
- und das Einstehen für die eigene Meinung.
- Eigenverantwortung & Führungskompetenz: Da die Mitarbeitenden eigenverantwortlich am Gesamtprojekt arbeiten, lernen sie, Verantwortung zu übernehmen – und entwickeln dabei oft auch erste Führungskompetenzen.
- Motivation und Engagement steigen: Wenn Beschäftigten Vertrauen entgegengebracht wird und sie Freiräume zur Mitgestaltung erhalten, arbeiten sie oft engagierter.
Sie fühlen sich ernst genommen und haben das Gefühl, einen echten Beitrag zu leisten – das stärkt nicht nur das Engagement, sondern auch die Produktivität.