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Stärken-Schwächen-Analyse einfach erklärt: Definition und Beispiele

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6 Minuten Lesezeit
Stärken-Schwächen-Analyse einfach erklärt: Definition und Beispiele

Eine fundierte Stärken-Schwächen-Analyse ist für jedes Unternehmen von entscheidender Bedeutung, um seine internen Ressourcen und Defizite zu verstehen. Diese Methode, die oft Teil einer umfassenderen SWOT-Analyse ist, ermöglicht es, Potenziale zu nutzen und Schwächen zu beheben, indem interne Fähigkeiten und Herausforderungen klar aufgezeigt werden. Sie dient nicht nur der strategischen Planung, sondern findet auch Anwendung bei der Beurteilung von Mitarbeiter*innen und potenziellen Bewerber*innen.

Key Facts

  1. Die Stärken-Schwächen-Analyse ist Teil der SWOT-Analyse und fokussiert sich auf die Identifizierung von ungenutzten Potenzialen und Schwächen eines Unternehmens.
  2. Die Methode findet auch als Selbsteinschätzung, Mitarbeitereinschätzung oder Einschätzung von potenziellen Kandidat*innen Anwendung.
  3. Eine Stärken-Schwächen-Analyse dient dazu, das Unternehmen über verschiedene Zeiträume hinweg zu vergleichen, die Konkurrenz zu analysieren und kritische Erfolgsfaktoren für eine optimale Positionierung zu identifizieren.

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Definition: Was ist eine Stärken-Schwächen-Analyse?

Stärken-Schwächen-Analyse erklärt

Die Stärken-Schwächen-Analyse ist Teil der SWOT-Analyse, also der Bewertung der Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Bedrohungen (Threats) eines Unternehmens. Sie befasst sich mit internen Faktoren und hilft Unternehmen, die derzeitigen Fähigkeiten und Ressourcen zu verstehen und diese für die Erreichung ihrer Ziele zu nutzen.

Unternehmensanalyse: Potenziale und Defizite

Dabei richtet sich der Blick bei der Stärken-Schwächen-Analyse zum einen auf ungenutzte Potenziale und Ressourcen und zum anderen auf Fehler bzw. Schwachpunkte, die behoben bzw. ausgeglichen werden sollten.

Die Stärken-Schwäche-Analyse ist eine wichtige Methode in der Unternehmensplanung.

Funktionsorientiert, bereichsorientiert, wertorientiert

In der Regel werden in einer derartigen Analyse Potenziale funktionsorientiert, bereichsorientiert oder wertorientiert untersucht.

Was ist der Unterschied?

Bei einer wertorientierten Analyse, werden alle Abläufe, durch die das Unternehmen eine Wertsteigerung erfahren würde, auf Stärken und Schwächen geprüft. Die bereichsorientierte Analyse richtet ihren Blick auf Potenziale und Schwächen in Unternehmens- oder Bereichsstrukturen.

Im Rahmen der Stärken-Schwächen-Analyse wird jedoch meistens eine funktionsorientierte Analyse durchgeführt. Dabei werden die Ressourcen und ungenutzten Potenziale hinsichtlich der Effektivität und Effizienz einzelner Bereiche untersucht. Hierzu gehören beispielsweise Absatzmärkte, Finanzsituation, Forschung und Entwicklung, Produktion oder auch Standortfaktoren.

Vergleichsmöglichkeiten

Bei einer Stärken-Schwäche-Analyse geht es um einen Vergleich. Dieser kann aus verschiedenen Blickwinkeln bzw. Ansatzpunkten erfolgen.

  • Zeitvergleich: Bei diesem Vergleich werden Funktionen und Bereiche des Unternehmens über einen Zeitvergleich miteinander in Beziehung gesetzt. Dabei kann beispielsweise eine vorherige mit einer jetzigen oder eine vorherige mit einer künftig gewünschten Entwicklung verglichen werden.
  • Konkurrenzvergleich: Bei diesem Stärken-Schwächen-Profil vergleichen Unternehmer*innen ihr Unternehmen mit Wettbewerber*innen der gleichen Branche.
  • Vergleich mit kritischen Erfolgsfaktoren: Kritische Erfolgsfaktoren (KEF) sind wesentliche Merkmale oder Erfolgsbedingungen und entscheidend für das Erreichen der strategischen Ziele einer Organisation. Wenn beispielsweise ein Marktsegment gesättigt ist, ist es wichtig zu wissen, ob das Unternehmen in Bezug auf die kritischen Erfolgsfaktoren gut positioniert ist.


Stärken-Schwächen-Analyse und SWOT-Analyse

Die Stärken-Schwäche-Analyse ist ein Teil einer viel umfangreicheren Analysemethode, der sogenannte SWOT-Analyse. Diese Analyse ist ein strategisches Planungsinstrument, mit dem Unternehmen ihre Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken identifizieren und bewerten.

SWOT-Analyse geht über Stärken-Schwächen-Analyse hinaus

SWOT ist dabei ein Akronym. Die einzelnen Buchstaben stehen dabei für die Säulen, auf denen sie fußt bzw. ihre Analysefelder.

Strength: Stärken

Weaknesses: Schwächen

Opportunities: Chancen

Threats: Risiken

Im Gegensatz zur bloßen Stärken-Schwäche-Analyse gehen SWOT-Analysen noch einen Schritt weiter und untersuchen neben Stärken und Schwächen auch noch die Chancen und Risiken eines Unternehmens.

Vorgehensweise: So führen Sie eine Stärken-Schwächen-Analyse durch

So erstellen Sie ein Stärken-Schwächen-Profil für Ihr Unternehmen:

1. Ziele und Umfang festlegen:

Was soll mit der Stärken-Schwächen-Analyse erreicht werden? Die Ziele und Absichten bestimmen die Vergleichsperspektive (d. h. ob es sich um eine funktionsorientierte oder eine bereichsorientierte Analyse handelt). Gleichzeitig definieren die Ziele und Absichten auch, welche der drei oben genannten Vergleichsmöglichkeiten Sie wählen müssen. Wenn Sie beispielsweise herausfinden wollen, wie Sie im Vergleich zu einem bestimmten Konkurrenzunternehmen abschneiden, sollten Sie die Wettbewerbsanalyse wählen.

2. Informationen sammeln:

Sammeln Sie interne sowie externe Daten. Dazu gehören z. B. Finanzberichte, Marketinganalysen, Kundenbefragungen, Branchentrends, Wettbewerbsanalysen oder Marktforschungsberichte.

Wichtig: Sollten Sie einen Konkurrenzvergleich vornehmen wollen, ist die Beschaffung von Daten über die Konkurrenz natürlich nicht immer einfach. Ein Vergleich in dieser Hinsicht kann deshalb schwierig sein.

3. Identifizierung von Stärken und Schwächen:

Im nächsten Schritt werden nun Stärken und Schwächen identifiziert. Dafür gehen Sie wie folgt vor:

Legen Sie zunächst ein Bewertungssystem fest. Tragen Sie beispielsweise alle Aspekte in eine Tabelle ein und bewerten diese dann in Bezug auf das Unternehmen entweder mit einer Skala (z.B. eine Skala von 1 bis 10) oder schlicht im Binärsystem mit „vorhanden“ bzw. „nicht vorhanden“. Welches Bewertungssystem Sie wählen, hängt stark davon ab, welche Vergleichsperspektive Sie einnehmen.

Schwächen sind Faktoren, die das Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz schlechter machen.

Schwächen in einem Unternehmen können beispielsweise sein:

  • schwache Marktposition/Bekanntheit
  • veraltete Produkte
  • schwierige finanzielle Situation (hohe Kostenstruktur, fehlendes Kapital)
  • gesättigter Markt
  • fehlendes Fachpersonal
  • veraltete Technologie/fehlende Technologie

Stärken sind Faktoren, die das Unternehmen besser machen als seine Konkurrent*innen.

Stärken in einem Unternehmen können beispielsweise sein:

  • hohe Markenbekanntheit
  • innovative Produkte
  • hohe Kundenzufriedenheit
  • effiziente Prozesse

Aspekte, die allgemein Gegenstand einer Stärken-Schwächen-Analyse sein können, sind beispielsweise:

  • Finanzen
  • Marketing
  • Standort
  • Produktion
  • Technologie
  • Digitalisierungsgrad
  • Onlineauftritt
  • Markenbekanntheit
  • Kundenzufriedenheit
  • Mitarbeiterzufriedenheit
  • Logistik und Versand
  • Qualität
  • Führungsqualität

4. Gegenüberstellung: Die Stärken-Schwäche-Analyse

Nach Auflistung und Bewertung der verschiedenen Aspekte zeigt Ihnen die Gegenüberstellung, wie Sie in bestimmten Bereichen dastehen. Über den direkten Vergleich können Sie im folgenden Potenziale und Schwächen erkennen.

Anwendungsbereiche der Stärken-Schwächen-Analyse

Selbsteinschätzung + Vorlagen

Die Stärken-Schwäche-Analyse lässt sich dabei nicht nur auf das Unternehmen selbst, sondern auch auf die Einschätzung von Mitarbeiter*innen (auch als Selbsteinschätzung: Vorlage und Muster auf Factorial verfügbar) oder Bewerber*innen anwenden.

Bei der Anwendung auf Mitarbeiter*innen bzw. Kandidat*innen stehen natürlich andere Fragen im Vordergrund als bei einer Stärken-Schwächen-Analyse, die sich auf den Betrieb im Allgemeinen bezieht. Hier geht es insbesondere um den Vergleich von fachlichen, charakterlichen sowie sozialen Kompetenzen.

Fragen, die für eine Selbsteinschätzung bzw. Mitarbeitereinschätzung relevant sind, sind z. B.:

  • Welche Soft Skills besitze ich?
  • Welche Hard Skills habe ich?
  • Was begeistert mich?
  • Was motiviert mich?
  • Bin ich ein Teamplayer oder arbeite ich lieber alleine?
  • Welches Wissen besitze ich, das für andere wertvoll sein kann?
  • Wie habe ich meine Fähigkeiten bisher im Betrieb unter Beweis gestellt?

Wichtig: Bei diesem Verfahren geht es sowohl darum, eigene Stärken und Schwächen zu identifizieren, als auch um die Gegenüberstellung von Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Beispiel für Stärken-Schwächen-Analyse

Beispiel Supermarkt XY

Unternehmen XY führt eine Stärken-Schwächen-Analyse durch. Es handelt sich hierbei um einen Supermarkt mit diversen Standorten in Deutschland.

Das Unternehmen führt eine funktionsorientierte Analyse als Konkurrenzvergleich durch.

Um die Stärken und Schwächen des Supermarktes XY im Vergleich zur Konkurrenz besser einschätzen zu können, ist es daher notwendig, die wichtigsten Konkurrenten zu analysieren.

Informationen, die zu diesem Zweck herangezogen werden können, sind zum Beispiel:

  • Welche Produkte und Dienstleistungen werden angeboten? Welche bieten die Wettbewerber*innen an?
  • Welche Preise bieten die Konkurrenz an?
  • Welche Qualität bietet die Konkurrenz an?
  • Welchen Kundenservice bieten die Wettbewerber*innen?
  • Wie wirbt die Konkurrenz?

Sobald diese Informationen zusammengetragen wurden, können die Stärken und Schwächen des Supermarktes XY im Vergleich zur Konkurrenz bewertet werden. Bei dieser Gegenüberstellung ergibt sich dann folgendes Bild:

Stärken

Frische Produkte: Im Vergleich zur Konkurrenz bietet der Supermarkt XY eine größere Auswahl an frischen Produkten aus der Region an.

Günstige Preise: Die Preise im Supermarkt XY sind im Vergleich zur Konkurrenz wettbewerbsfähig. Dieser Punkt ist insbesondere von Vorteil, da der Standort des Supermarktes eher strukturschwach ist und hier viele Menschen mit niedrigen Einkommen wohnen, die besonders auf niedrige Preise achten müssen.

Freundliches Personal: Das Personal des Supermarktes XY wird als freundlich und hilfsbereit wahrgenommen.

Saubere und gepflegte Filiale: Die Filiale des Supermarktes XY ist im Vergleich zu einigen Wettbewerber*innen sehr sauber. Darüber hinaus ist das Licht in der Filiale ist sehr hell, was der Filiale eine einladende Atmosphäre verleiht.

Gute Lage: Die Filiale des Supermarktes XY liegt in einer guten Lage mit ausreichend Parkplätzen und Anbindung an den ÖPNV, was vor allem für die Kundschaft in der Nähe von Vorteil ist, die kein Auto haben.

Schwächen

Zu viel Bio-Sortiment: Das Sortiment des Supermarktes XY hat zu viele Bio-Produkte im Sortiment. Diese werden aber aufgrund der hohen Preise von der Kundschaft vor Ort nicht gekauft. Der Hauptkonkurrent in unmittelbarer Nähe setzt dagegen vor allem auf günstige Eigenprodukte.

Keine Online-Bestellmöglichkeit und kein Lieferservice: Der Supermarkt XY bietet im Vergleich zu einigen Mitbewerbern keinen Lieferservice an.

Keine Kundenkarte: Der Supermarkt XZ bietet seinen Kund*innen keine Rabatt- oder Kundenkarte an.

Aus dieser Gegenüberstellung können abschließend Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die Schwächen ausgleichen und die Stärken nutzen. Hierzu kann beispielsweise gehören:

  • Reduktion des Bio-Sortiments
  • Einführung einer Kundenkarte
  • Einrichtung einer Online-Präsenz und Liefermöglichkeiten
  • Sicherstellung der Sauberkeit
  • Qualitätskontrolle bei Produkten

Was sind die Vor- und Nachteile dieser Methode?

Vorteile

Die Stärken-Schwächen-Analyse bietet den Vorteil, dass sie einem Unternehmen einen umfassenden Überblick über seine Position im Vergleich zu anderen gibt.

Nachteile

Nachteilig an diesem Analyse-Werkzeug ist jedoch, dass die Einschätzung der Ressourcen und Potenziale eines Unternehmens oft subjektiv geprägt ist.

Abschließender Tipp: Viele Firmen bieten Online Schulungen oder sogar einen E-Mail-Kurs an, in denen die Grundlagen der Stärken-Schwäche-Analyse oder SWOT-Analyse gelernt werden können.

Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.

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