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Entscheidungen treffen – die Mischung macht’s

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7 Minuten Lesezeit

Entscheidungen treffen ist etwas, das wir tausendmal am Tag tun. Besonders im Berufsleben stehen oft schwierige und wichtige Entscheidungen an. Viele Menschen haben dabei Angst, die falschen Entscheidungen zu treffen und schieben sie hinaus. Doch wenn Sie erst einmal richtig durchatmen und sich unsere Tipps sowie den Zusammenhang zwischen Intuition, Rationalität und Emotionen in Bezug auf Entscheidungen ansehen, gehen Sie schon viel entspannter an die Sache heran.

Key Facts

  1. Etwa 95 Prozent unserer Entscheidungen laufen unbewusst ab.
  2. Emotionen beeinflussen unsere Intuition und damit auch unsere Entscheidungsfindung.
  3. Es gibt nie den einzig richtigen Weg, sei er rational oder intuitiv, der zu den besten Ergebnissen führt. Oft ist eine Mischung die beste Lösung.

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Entscheidungen treffen – Last und Chance im Alltag

In der Psychologie geht man davon aus, dass wir täglich etwa 20.000 bis 35.000 Entscheidungen treffen. Angesichts unserer schnelllebigen und immer komplexer werdenden Welt steigt diese Zahl tendenziell sogar noch weiter an. Die meisten dieser Entscheidungen sind sogenannte Mikroentscheidungen, die wir oft unbewusst treffen: Welche Tasse nehme ich aus dem Regal? Gehe ich jetzt in die Büroküche oder schreibe ich erst die E-Mail zu Ende?

Solche Entscheidungen begegnen uns ständig im Alltag.

Es ist jedoch nicht so, dass jede Entscheidung ein langwieriger Prozess ist, in dem wir sorgfältig Pro und Contra abwägen. Das wäre schlichtweg unmöglich – wir könnten unseren Alltag gar nicht bewältigen.

Tatsächlich laufen 95 Prozent unserer Entscheidungen unbewusst ab, während nur etwa 5 Prozent bewusst getroffen werden und Gegenstand einer ausführlichen Abwägung sind.

Und genau diese 5 Prozent haben es in sich: Es sind die Entscheidungen, die uns ins Grübeln bringen. Gerade im Berufsleben können solche Entscheidungen weitreichende Veränderungen oder sogar fatale Konsequenzen nach sich ziehen.

Fragen wie

  • Welche Bewerber*innen sollen wir einstellen?
  • Welches Projekt nehmen wir an?
  • Wen befördern wir?

haben einen enormen Einfluss auf das Betriebsgeschehen. Die entscheidende Frage lautet dann oft: Wie wissen wir, welche Entscheidung die richtige ist? Sollen wir intuitiv aus dem Bauch heraus handeln oder doch eine ausführliche Pro-Contra-Liste erstellen und uns mit zahlreichen Personen beraten?

Wie trifft man Entscheidungen am besten? Und wie legen wir die Angst ab, die falsche Entscheidung zu treffen?
Das wollen wir uns im Folgenden genauer anschauen.

Intuition und Verstand: Welche Rollen spielen sie beim Treffen von Entscheidungen?

Es gibt Menschen, bei denen es so wirkt, als müssten sie gar nicht lange nachdenken, um Entscheidungen zu treffen – als wäre ihnen innerhalb von Sekunden klar, was zu tun ist. Diese Menschen treffen ihre Entscheidungen intuitiv, sie entscheiden aus dem Bauch heraus. Andere hingegen erstellen lange Listen, beraten sich mit vielen Personen und versuchen, ihre Entscheidungsfindung möglichst rational und analytisch anzugehen.

Die Intuition in der Entscheidungsfindung

Intuitive Entscheidungen sind solche, die unbewusst getroffen werden. Sie basieren auf unseren Erfahrungen, vergangenen Situationen, Mustern und den damit verbundenen Emotionen.

So kann es passieren, dass wir in einem Vorstellungsgespräch sofort ein gutes Gefühl bei einem*r Kandidat*in haben, obwohl diese Person „objektiv“ betrachtet – etwa aufgrund ihrer Kompetenzen oder Fähigkeiten – möglicherweise nicht die am besten geeignete Besetzung für die Stelle wäre. Das liegt oft daran, dass es mit einer Person einfach „Klick“ macht, dass die Chemie stimmt. Und das ist für eine gute Zusammenarbeit schließlich auch wichtig.

Studie: Unconscious Bias führt zu kognitiven Verzerrungen

Andererseits kann Intuition gerade in solchen Situationen auch tückisch sein. Sie kann dazu führen, dass wir Dinge verzerrt wahrnehmen oder von unbewussten Vorurteilen beeinflusst werden. Der Unconscious Bias kann beispielsweise bewirken, dass in Einstellungsprozessen unbewusst kognitive Verzerrungen entscheidend für die Auswahl sind.

Es gibt viele unterschiedliche Biasse. Der Ähnlichkeits-Bias besagt beispielsweise, dass wir dazu neigen, Menschen zu bevorzugen, die uns ähnlich sind. So kommt es häufig vor, dass männliche Personalverantwortliche eher Männer einstellen (in diesem Fall ist es gleichzeitig auch ein Gender-Bias), und dass Menschen aus höheren sozialen Schichten dazu tendieren, Kandidat*innen aus ähnlichen Schichten auszuwählen, weil beispielsweise ihr Habitus vertraut wirkt.

Wenn man diesen Verzerrungen nicht gezielt entgegensteuert – wie es über viele Jahrzehnte der Fall war – entstehen Führungsebenen, die fast ausschließlich von weißen Männern aus privilegierten Schichten besetzt sind.

Weitere Studien zeigen, dass eine enorme Anzahl von Menschen im Berufsalltag, insbesondere bei Einstellungsverfahren, von Diskriminierungen betroffen ist. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund trotz ähnlicher oder gleicher Qualifikationen eine um 18 Prozentpunkte schlechtere Chance auf einen Job haben.

Dies verstößt jedoch gegen das Grundgesetz und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). In Deutschland verbietet das AGG jegliche Diskriminierung aufgrund von Ethnie, Geschlecht, Alter, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung. Dies gilt selbstverständlich auch für den Einstellungsprozess.

Rationale Entscheidungen treffen – Mit Logik und Struktur zum Ziel

Im Gegensatz zur Intuition geht der Verstand logisch vor. Die verschiedenen zur Verfügung stehenden Optionen werden sorgfältig gegeneinander abgewogen. Der Entscheidungsprozess dauert dabei länger, ist aber gleichzeitig transparenter.

Übertragen wir das Beispiel von oben auf eine rationale Person: Eine HR-Managerin, die Entscheidungen in der Regel rational trifft. Der Bewerbungsprozess ist bei ihr strukturiert und standardisiert. Es gibt Fragebögen zum Ausfüllen, und im Anschluss werden die Kompetenzen und Fähigkeiten der verschiedenen Bewerber*innen systematisch verglichen. Am Ende wird die Person ausgewählt, die „objektiv“ am besten die Kriterien der Stellenbeschreibung erfüllt.

Positiv an dieser Entscheidungsfindung ist die Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Es gibt klare Regeln. Insbesondere diskriminierende Haltungen werden vorgebeugt, da es sich tatsächlich nur um objektive Kriterien handelt.

Allerdings nützt die beste rationale und logische Herangehensweise nichts, wenn man mit der*dem besten Kandidat*in am Ende überhaupt nicht klarkommt und die Zusammenarbeit aufgrund zwischenmenschlicher Aspekte, die eben nicht rational messbar sind, nicht rund läuft.

Der Mittelweg – eine Kombination aus beidem

Oft ist es also nicht das eine oder das andere, sondern viel mehr ein Mittelweg zwischen Intuition und Rationalität. Die Intuition kann zum Beispiel helfen, die ersten Eindrücke zu sammeln und im Einstellungsverfahren zu erkennen, was das Bauchgefühl sagt, welche Bewerber*innen gut ins Team passen könnten. Darauf aufbauend kann dann der Verstand als prüfende Instanz fungieren und objektive Daten wie Abschlüsse, Berufserfahrung und weitere Kompetenzen überprüfen.

Wie Emotionen unsere Entscheidungen steuern

Zusätzlich werden unsere Entscheidungen von Emotionen beeinflusst. Wie wir eine Situation oder Begegnung in der Vergangenheit bewertet haben, kann enormen Einfluss darauf haben, wie wir eine aktuelle, ähnliche Situation bewerten. Möglicherweise hatte der HR-Manager X in der Vergangenheit einen Mitarbeiter, der sehr dominant und übergriffig im Team war. Die Verhaltensweisen eines Bewerbers im Gespräch erinnern ihn an diesen früheren Kollegen. Diese negative Erfahrung wirkt sich auf seine Intuition aus und vermittelt ihm ein ungutes Bauchgefühl.

Tipps für gute Entscheidungen, die zum richtigen Ergebnis führen

Wie Entscheidungen zustande kommen und wovon sie beeinflusst werden, haben wir gesehen. Doch wie trifft man nun konkret Entscheidungen? Wie gestaltet man den Prozess, um zu einem guten Ergebnis zu kommen – insbesondere im beruflichen Kontext und für das Unternehmen? Nachfolgend finden Sie ein paar Tipps, die Ihnen die Herausforderung ein wenig erleichtern.

1. Auf den Bauch hören. Dann prüfen.

Verdrängen Sie Ihr Bauchgefühl nicht. Oft will es uns etwas Wichtiges sagen. Hören Sie genau hin und spüren Sie nach. Im Anschluss prüfen Sie Ihre erste Intuition und gleichen die Ergebnisse mit den Fakten ab.

Tipp: Je höher die emotionale Intelligenz eines Menschen ist, desto besser kann er seine Intuition einordnen und reflektieren. Wer sich selbst besser kennt und die Gefühle und Stimmungen seines Gegenübers besser wahrnehmen kann, ist auch besser in der Lage, eine informierte und ausgewogene Entscheidung zu treffen.

2. Der Charakter ist entscheidend

Das bringt uns zum nächsten Punkt: die unterschiedlichen Charaktere von Menschen. Manche Menschen sind einfach vom Typ her rationaler. Sie fühlen sich wohler und sicherer, ihre Entscheidungen nach einem System oder Schema zu fällen. Andere wiederum sind eher intuitiv und lassen sich stärker von ihren Gefühlen und Eindrücken leiten, was ihnen hilft, schnell und flexibel auf neue Situationen zu reagieren. Entscheidend dabei ist also sich selbst gut zu kennen.

3. Kriterien für die Entscheidungen festlegen

Was auch hilft, ist, sich klare Kriterien oder Regeln zu setzen, nach denen die Entscheidung getroffen wird. Was ist wichtiger bei der Auswahl von neuen Lieferant*innen: der Preis oder die Qualität? Wenn das Kriterium festgelegt ist, fällt die Wahl nicht mehr unter allen Anbieter*innen, sondern nur noch zwischen denen, die das Kriterium erfüllen, was die Entscheidung vereinfacht.

Diese Methoden helfen insbesondere auch dann, wenn Entscheidungen unter Zeitdruck getroffen werden müssen. Oft bleibt hier keine Zeit, lange Überlegungen anzustellen, alle möglichen Informationen einzuholen und Pro und Contra abzuwägen. Ein festgelegtes Kriterium beschleunigt hier die Entscheidungsfindung.

Auch bestimmte Kennzahlen sowie Daten und Fakten können die Grundlage für fundierte Entscheidungen sein. Insbesondere im Performance Management können KI-gestützte Analysen und Insights dabei helfen, die Ausrichtung der Ziele und Erwartungen zwischen den Unternehmenszielen und der Leistung der Mitarbeitenden besser abzustimmen und gegebenenfalls anzupassen. Die HR-Software Factorial bietet Ihnen genau dieses Tool. Die Leistungsanalyse der Mitarbeitenden ermöglicht es Ihnen beispielsweise, fundierte Entscheidungen in Bezug auf Beförderungen oder Gehaltserhöhungen zu treffen. Probieren Sie es kostenlos aus! Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen;).

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4. Meinungen einholen

Gerade bei Unsicherheiten hilft es, die Meinung anderer einzuholen. Eine andere Perspektive kann oft dabei helfen, die Dinge klarer zu sehen. Doch Achtung, auch hier gilt: Weniger ist mehr. Es hilft nichts, wenn Sie 20 Personen befragen – am Ende stehen Sie vermutlich genauso ratlos da wie zuvor. Befragen Sie je nach Situation die Person, der Sie am meisten vertrauen, mit der größten Expertise in dem Bereich oder vielleicht gerade die Person, die überhaupt nichts mit der Situation und der anstehenden Entscheidung zu tun hat.

5. Nehmen Sie sich Zeit

Zeit. So einfach es klingt, manchmal ist Zeit die beste Beraterin. Das ist natürlich nur möglich, wenn die Entscheidung nicht sofort getroffen werden muss. Oft jedoch befinden wir uns in Situationen, in denen wir zur Entscheidung gedrängt werden und uns überfordert fühlen. Wir geraten unter Druck, wollen die Erwartungen der anderen nicht enttäuschen und sagen etwas, das wir nach reiflicher Überlegung in der Nacht lieber anders gemacht hätten. Also: Geben Sie sich Zeit. Erklären Sie, dass Sie jetzt nicht entscheiden können und in Ruhe darüber nachdenken müssen. Seien Sie dabei jedoch transparent und geben Sie einen klaren Zeitrahmen an, damit sich die andere Person darauf einstellen kann.

6. Entscheidungen hängen vom Gegenstand ab

Abgesehen davon hängt unsere Entscheidungsfindung auch vom Gegenstand selbst ab. Bei einem Einstellungsgespräch kann eine gute Kombination aus rationalem Vorgehen und intuitivem Gespür der goldene Mittelweg sein. Bei sehr komplexen Analysen, wie beispielsweise der Lancierung eines neuen Produkts im Unternehmen, braucht es sicherlich eine differenziertere Methode, wie beispielsweise eine fundierte SWOT-Analyse, um wirklich sicher zu sein und die richtige Entscheidung zu treffen.

7. Scheitern gehört dazu

Und schließlich: Haben Sie keine Angst vor dem Scheitern. Oft ist es genau die Angst davor, die uns lähmt und es uns unmöglich macht, eine Entscheidung zu treffen. Scheitern gehört zum Menschsein dazu. Es ist nie möglich, alle Eventualitäten einer Entscheidung im Voraus zu kennen.

Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.

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