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Urlaub und Abwesenheiten

Wie können Mitarbeitenden zusätzlichen Urlaub kaufen?

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Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden zusätzliche Benefits zum Gehalt an. Dazu gehört immer häufiger auch die Option, sich zusätzlichen Urlaub kaufen zu können. Welche gesetzlichen Regelungen hier gelten und wie ein solches Verfahren im Betrieb etabliert werden kann, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Key Facts

  1. Laut Studien würde etwa die Hälfte der Beschäftigten in der DACH-Region gerne weniger arbeiten und dafür mehr Freizeit haben.
  2. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels, bei dem Arbeitgebende ihren Beschäftigten immer mehr bieten müssen, gewinnt auch das Modell des „Urlaubstage-Kaufens“ zunehmend an Beliebtheit.
  3. Gesetzlich spricht grundsätzlich nichts gegen diese Praxis – solange der gesetzlich vorgeschriebene Mindesturlaub nicht unterschritten wird.

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Die wachsende Bedeutung von Freizeit für Arbeitnehmende: Mehr Urlaub durch Gehaltsverzicht

Immer mehr Beschäftigten ist mehr freie Zeit außerhalb der Arbeit wichtig. Dabei handelt es sich um ein Bedürfnis, das längst nicht mehr nur den jüngeren Generationen vorbehalten ist. Im jüngst veröffentlichten Arbeitsmarktreport der Plattform Xing gab rund die Hälfte der befragten Arbeitnehmenden in der DACH-Region an, dass sie gerne weniger arbeiten würde. Ein Drittel wäre dafür sogar bereit, Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen.

Eine weitere Studie von Glassdoor in Zusammenarbeit mit OnePoll zeigt zudem: Die von den Vorgesetzten angebotenen Urlaubstage reichen den meisten deutschen Arbeitnehmenden nicht aus. Viele finden, dass Vorgesetzte mehr Urlaubstage anbieten sollten.

Neuer Trend: Urlaubstage kaufen

Vor diesem Hintergrund lässt sich ein neuer Trend beobachten: Zunehmend bieten Unternehmen ihren Beschäftigten die Möglichkeit, zusätzliche Urlaubstage zu kaufen. Es handelt sich dabei um einen weiteren Benefit, mit dem Vorgesetzte Talente anlocken und binden wollen – ein Weg, um in Zeiten von Fachkräftemangel und Globalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch ist das überhaupt erlaubt? Welche Regelungen greifen hier? Wir erklären es im Folgenden.

Urlaubstage kaufen: Gesetzliche Regelung

Kann man sich Urlaubstage kaufen?

Gesetzlich spricht zunächst nichts gegen die Praxis, dass Arbeitnehmende sich Urlaubstage kaufen können. Wichtig ist jedoch, dass die gesetzlichen Bestimmungen des Bundesurlaubsgesetzes (BUrlG) eingehalten werden.

Das bedeutet: Arbeitnehmende in Deutschland haben bei einer Fünf-Tage-Woche einen Mindesturlaubsanspruch von 20 Tagen pro Jahr. Dieser darf auch dann nicht unterschritten werden, wenn zusätzliche Urlaubstage gekauft werden.

Daraus folgt auch: Diese Praxis funktioniert nur in Unternehmen, die mehr als den gesetzlich festgelegten Mindestanspruch gewähren.

Doch genau das ist längst Realität: Der von den Unternehmen gewährte Urlaubsanspruch steigt tendenziell immer weiter. Einer Auswertung von StepStone aus dem Jahr 2024 zufolge liegt der aktuell durchschnittlich gewährte Urlaubsanspruch bei 28,3 Tagen – also deutlich über dem gesetzlichen Mindestanspruch.

Dabei haben Männer statistisch gesehen im Schnitt einen Tag mehr Urlaub als Frauen. Auch Führungskräfte mit Personalverantwortung erhalten in der Regel mehr Urlaubstage.

Urlaubstage kaufen: Kosten und Ablauf

Urlaub kaufen: Wie funktioniert der Kauf von Urlaubstagen?

Grundsätzlich liegt es an den jeweiligen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden, eine Vereinbarung darüber auszuhandeln, wie Mitarbeitende Urlaubstage über den im Arbeitsvertrag gewährten Anspruch hinaus erwerben können.

Ob es sich dabei um mündliche Absprachen handelt oder ob ein formeller Antrag – online oder in Papierform – eingereicht werden muss, bleibt den Unternehmen selbst überlassen.

Wichtig ist, dass die Handhabung klar geregelt und transparent ist – und dass sie für alle Mitarbeitenden gleichermaßen gilt, um Unmut im Team zu vermeiden. Es sollte beispielsweise auch eindeutig festgelegt sein, wie viele zusätzliche Urlaubstage Mitarbeitende überhaupt kaufen können.

Nach der Bestätigung durch die Führungskraft bzw. die Vorgesetzten wird der zusätzlich genommene Urlaubstag in der Regel mit dem Bruttogehalt verrechnet – das heißt, der entsprechende Betrag wird vom Gehalt abgezogen.

Doch wie genau wird das berechnet? Und was kostet ein zusätzlicher Urlaubstag?

Urlaubstag: Preis berechnen

Es gibt nicht den einen richtigen Weg, um die Kosten für einen Urlaubstag zu berechnen – verschiedene Unternehmen nutzen unterschiedliche Methoden.

Eine typische Berechnung, die viele Arbeitgeber anwenden, ist:

  • Stundenlohn × 8 Stunden (bei einem regulären Arbeitstag)
    oder
  • Bruttomonatsgehalt ÷ Anzahl der Kalendertage im Monat, um zu ermitteln, wie viel ein einzelner Kalendertag „wert“ ist.
  • Eine andere Methode zur Berechnung basiert auf dem Jahreseinkommen – dabei spiegeln etwa 0,5 % des Jahresgehalts die Kosten eines einzelnen Arbeitstags wider.

Welche Berechnungsmethode konkret am besten geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa dem vertraglich geregelten Urlaubsanspruch oder der individuellen Wochenarbeitszeit.

Arbeitgebende sind gut beraten, sich vor der Einführung eines solchen Modells juristischen und steuerlichen Beistand zu holen.

Ein Unternehmen, das ein solches Benefit-Modell anbietet, ist z. B. SAP.

Urlaub kaufen – Beispielrechnung

Nehmen wir an, Mitarbeiter X erhält 3.000 Euro brutto im Monat bei einer 40-Stunden-Woche.

Methode 1: Stundenlohn × 8 Stunden

  • Zuerst wird der Stundenlohn berechnet: Stundenlohn = 3.000 € ÷ (40 Std. × 4,348 Wochen) ≈ 17,26 €/Stunde
  • Urlaubstag-Kosten = 17,26 € × 8 Std. = 138,08 €
  • Vorteil dieser Methode: Sie ist sehr einfach und verständlich, da sie auf dem Stundenlohn basiert.
  • Nachteil: Feiertage und andere Einflussfaktoren wie etwa die tatsächliche Arbeitszeit pro Woche oder unterschiedliche Monatslängen werden nicht berücksichtigt.

Methode 2: Bruttogehalt ÷ Kalendertage

  • Beispiel: Bruttolohn pro Monat: 3.000 €
  • Kalendertage im Monat: z. B. 30 Tage
  • Urlaubstag-Kosten = 3.000 € ÷ 30 = 100,00 €
  • Vorteil dieser Methode: Diese Methode ist einfach und berücksichtigt die gesamte Anzahl der Kalendertage im Monat, wodurch der Betrag für einen Urlaubstag in der Regel niedriger ausfällt.
  • Nachteil: Sie ist nicht ganz so präzise, weil auch Wochenenden und Feiertage mit einbezogen werden, obwohl diese Tage keine tatsächlichen Arbeitstage sind.

Methode 3: 0,5 % vom Jahresbruttogehalt

  • Hier wird der Wert eines Urlaubstags basierend auf 0,5 % des Jahresbruttogehalts berechnet. Nehmen wir an, das Jahresbruttogehalt beträgt 36.000 €:
  • 0,5 % von 36.000 € = 180,00 €
  • Der Vorteil dieser Methode liegt in der genauen Berechnung, da sie das Gesamtjahresgehalt berücksichtigt und somit eine faire Grundlage für die Berechnung der Urlaubstag-Kosten bietet.
  • Nachteil: Diese Methode kann komplizierter in der Anwendung sein.

Übrigens: Zum Thema Urlaubstage übertragen oder auszahlen finden Sie auch mehr Antworten in unserem Artikel zu diesem Thema.

Unser Tipp zum Schluss: Mit Factorial die Urlaubstage im Blick behalten

HR-Software kann Sie bei der Berechnung von Urlaubstagen unterstützen. Fehler in der Berechnung, die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen sowie die automatische Verrechnung von gekauften Urlaubstagen mit dem Gehalt können durch eine Software wie Factorial automatisch für Sie erledigt werden!
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Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.