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Digital HR

Digital Immigrants: Wer ist damit gemeint?

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Schon gewusst? In Deutschland leben zum aktuellen Zeitpunkt knapp 42 Millionen Einwanderer. Das erscheint Ihnen viel? Ist es auch, denn wir sprechen hier nicht von grenzübergreifenden Einwanderern, sondern von „Digital Immigrants“. Sie mussten zwar nicht in die Bundesrepublik, dafür aber in die digitale Welt immigrieren. Wir verraten Ihnen nachfolgend, was es mit den digitalen Immigrant*innen auf sich hat und warum diese in der Arbeitswelt immer noch unverzichtbar sind.

Kurz erklärt

  1. Digitale Immigrant*innen wurden der offiziellen Definition nach vor dem Jahr 1980 geboren. Sie wuchsen folglich nicht mit neuen und digitalen Technologien auf, sondern mussten in die digitale Welt „immigrieren“.
  2. Nach Generationen unterteilt, wären die Babyboomer und Gen X digitale Immigrant*innen, Gen Y und Gen Z hingegen Digital Natives.
  3. In Unternehmen müssen beide, Immigrants wie Natives, miteinander zusammenarbeiten – und tun das auch tagtäglich. Beide können voneinander lernen, wenn sie auch unterschiedliche Stärken haben.

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Was sind Digital Immigrants? Definition und Einordnung

Eingangs haben wir schon eine recht große Zahl in den Raum geworfen: Die knapp 42 Millionen sind natürlich nicht zufällig gewählt. Entsprechend der Demografie in Deutschland haben laut Statistischem Bundesamt aktuell rund die Hälfte der 83,6 Millionen Einwohner*innen der Bundesrepublik vor dem Jahr 1980 das Licht der Welt erblickt.

Genau dieses Jahr, 1980, ist die magische Grenze für die Einteilung in Digital Immigrants oder alternativ Digital Natives – zumindest wenn es nach dem US-Amerikaner Marc Prensky geht. Der hat sich den etwas eigenwilligen Begriff nämlich bereits im Jahr 2001, quasi kurz nach dem Platzen der technologiebasierten Dot-Com-Blase, ausgedacht.

In Prenskys Essay „Digital Natives, Digital Immigrants“ setzt der amerikanische Bildungsexperte eine harte Grenze im Jahr 1980: Die, die in diesem oder früheren Jahren geboren wurden, sind nicht mit digitalen Technologien aufgewachsen. Alle, die danach kamen, sind hingegen mit der Digitalisierung aufgewachsen. Anzumerken ist, dass sich Prensky dabei stets auf den Technologieumgang im Jugend- und Erwachsenenalter bezieht, nicht aber zwangsläufig auf die tatsächlichen ersten Lebensjahre nach der Geburt.

Was ist der Unterschied zu Digital Natives?

Wie der Name schon impliziert, sind diese quasi das Gegenteil. „Natives“ bedeutet „Einheimische“, „Digital“ steht für „Digitalisierung“ beziehungsweise „digitale Medien“. Die Digital Natives sind also mit Digitalisierung und Technologie aufgewachsen, sie mussten all das nicht erst später lernen und sich selbst aneignen – es war schlicht schon immer Bestandteil ihres Lebens. Aus diesem Grund gelten Digital Natives als technologieaffiner und sind neuartigen Technologien gegenüber generell eher offen eingestellt.

Nun werden sich einige der 1980er-Jahrgänge sicherlich fragen: „Ist das wirklich so?“. Die Frage ist nicht unberechtigt. Die harte Grenze, die Prensky zieht, ist für sich selbst schon strittig. In Deutschland ist sie generell eher mit Vorsicht zu genießen.

Der US-Amerikaner bezieht sich dabei allen voran auf die Situation in den USA. Da Deutschland allerdings alles andere als ein Technologievorreiter ist, kamen schon damals die meisten Deutschen erst Jahre nach ihren amerikanischen Pendants in Kontakt mit bestimmten Technologien und digitalen Medien. Zumindest gedanklich wäre es also nicht verkehrt, die 1980er-Grenze mit Hinblick auf die Bundesrepublik einige Jahre nach hinten zu verschieben.


Digital Immigration und mehr – eine kleine Übersicht

Bei den verschiedenen englischen Begriffen könnte der Überblick schon einmal verloren gehen. Deshalb an dieser Stelle noch einmal eine kompakte Übersicht:

  • Digital Immigrants: Vor 1980 geboren, erst im Erwachsenenalter Technologien und digitale Medien kennengelernt.
  • Digital Natives: Nach 1980 geboren, sind mit digitalen Medien aufgewachsen.
  • Digital Outsider: Menschen mit sehr wenig Kontakt zu Technologien, mitunter aufgrund ihres Alters, geringer Bildung oder aus eigener Überzeugung.
  • Silver Surfer: Über 50-jährige Menschen, die ausgesprochen digital- und technologieaffin sind. Silver Surfer sind immer auch Digital Immigrants, aber nicht alle Digital Immigrants sind Silver Surfer.

Es gibt übrigens keinen Grund, die älteren Generationen digital ganz abzuschreiben: Einer über mehrere Jahre durchgeführten Haufe-Studie nach fühlen sich viele ältere Beschäftigte durchaus „sicher“ und „nicht überfordert“, wenn es um Technologie und digitale Medien geht. Trotzdem hat speziell die Corona-Pandemie bei älteren Arbeitnehmenden und Senioren*innen leider keinen wirklichen „Digitalisierungs-Boost“ ausgelöst – Experten*innen hatten darauf eigentlich gehofft.

Was zeichnet Digital Immigrants in der Arbeitswelt aus?

Eine Verallgemeinerung ist dahingehend immer mit einer gesunden Portion Vorsicht zu genießen, denn die Menschengruppe der Digital Immigration setzt sich immerhin sowohl aus Baby Boomern als auch Gen X zusammen – und die sind keinesfalls eine homogene Einheit.

Generell lassen sich, zumindest im weitesten Sinn, aber diese Eigenschaften attestieren:

  • sehr loyal gegenüber ihren Arbeitgebenden
  • hoher Fokus auf finanzielle Aspekte wie Einkommen und Vermögenszuwachs
  • stärkere Trennung zwischen Berufs- und Privatleben
  • achten stark auf Werte wie Fleiß, Höflichkeit und Ehrgeiz

In der Arbeitswelt bringen Digital Immigrants, schlicht bedingt durch ihr Alter, viel Berufserfahrung mit. Da sie ihren Arbeitgebenden zudem recht treu und generell eher keine „Job Hopper“ sind, haben sie zudem tiefgreifende Kenntnisse über interne Strukturen und Prozesse. Leistungsbereit sind sie ebenfalls, wobei die Leistungsbereitschaft aus nachvollziehbaren Gründen mit steigendem Alter abnehmen kann.

Gleichermaßen kommt in vielen Fällen mit dem Alter aber auch die Sturheit. Deshalb tun sich vor allem ältere digitale Immigranten mitunter mit neuartigen Technologien eher schwer. Das müssen nicht unbedingt High-Tech-Technologien wie KI, Machine Learning oder das Metaverse sein, selbst die Cloud, Reels in sozialen Netzwerken oder schlicht Memes werden mitunter kritisch beäugt. Das kann am Arbeitsplatz, vor allem in modernen Arbeitsumgebungen, zu Lasten der Flexibilität gehen.

Digital Immigrants als Unternehmen unter die Arme greifen

Lernen müssen wir alle – und das in den meisten Fällen ein Leben lang. Unternehmen können ihre eigenen Digital Immigrants dabei unterstützen. Das ist durchaus sinnvoll, denn so profitieren Unternehmen weiterhin von den Erfahrungswerten und dem Know-how, während sie zugleich potenzielle Schwachstellen und blinde Flecken eliminieren.

Zielgerichtete Weiterbildungen mit einem Fokus auf digitale Themen sind dafür sehr gut geeignet. Neuartige Formate wie E-Learning müssen für die älteren Generationen mitunter aber etwas anders als für die Gen Z aufbereitet werden. Kommt es intern zu größeren Transformationen, allen voran solche digitale Natur, gilt es, Digital Immigrants frühzeitig einzubinden. Solch eine Veränderung ist für diese fordernd, mitunter benötigen sie schlicht etwas mehr Zeit. Ressourcen zielgerichtet zu investieren, kann sich aber lohnen.

Und wir selbst? Wir haben unsere Business Management Software Factorial natürlich so aufgebaut, dass sie sowohl Digital Immigrants als auch Natives intuitiv und benutzerfreundlich ist.
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Als Content Managerin bei Factorial verbindet Antonia Grübl fundiertes Know-how in HR-Kommunikation mit einem Gespür für aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt. Sie übersetzt komplexe Zusammenhänge in Inhalte, die wirken – für HR-Teams, Führungskräfte und Entscheider*innen. Ihr Ziel: Orientierung geben, die Digitalisierung begleiten und New Work greifbar machen.