Seit über 100 Jahren gibt es den Internationalen Frauentag, an dem Menschen für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen Diskriminierung von Frauen demonstrieren. Bei dem Tag dreht sich alles um die Verbesserung der Lage von Frauen in der Arbeitswelt.
Die Forderungen sind damals wie heute weiterhin aktuell. Unzählige Studien belegen auch heute noch die strukturelle und finanzielle Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt.
Im folgenden Artikel geben wir einen Überblick über aktuelle Zahlen und Studien. Zudem zeigen wir, was Unternehmen für die Frauenförderung tun können – und erklären, warum Führungskräfte tätig werden sollten.
- Wann ist der Internationale Frauentag 2024?
- Geschichte Internationaler Frauentag: Kurz und Knapp
- Frauen in der Arbeitswelt
- Beschäftigungsverhältnis und Child Penalty
- Chancen und Perspektiven
- Internationaler Frauentag: Was Sie als Unternehmen tun können
Wann ist der Internationale Frauentag 2024?
Den Frauentag gibt es seit über 100 Jahren. Er findet jedes Jahr am gleichen Datum statt: Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Nur der Wochentag ändert sich jedes Jahr. Der Internationale Frauentag 2024 fand an einem Freitag statt, 2025 wird sich der Feiertag an einem Samstag zutragen.
Der Frauentag wird oft auch als Weltfrauentag oder Frauen-Welttag bezeichnet. In den letzten Jahren wird er immer häufiger auch Frauenkampftag genannt.
Internationaler Frauentag: Feiertag
Der Frauentag am 8. März ist weltweit in 26 Ländern gesetzlicher Feiertag. Zu diesen Ländern gehören neben Deutschland nur noch zwei weitere europäische Staaten: Belarus und die Ukraine. In Deutschland zählt der 8. März jedoch nicht landesweit zum gesetzlichen Feiertag. Er ist lediglich in Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin ein gesetzlicher Feiertag.
Internationaler Frauentag: Berlin und Mecklenburg-Vorpommern
Berlin führte 2019 als erstes deutsches Bundesland den Frauentag als gesetzlichen Feiertag ein. Im Juni 2022 stimmte das Landesparlament in Mecklenburg-Vorpommern für die Einführung des Frauentags als zusätzlicher Feiertag. 2023 fand er dort zum ersten Mal statt.
Aktivitäten und Demonstrationen 2024: 8. März Internationaler Frauentag
Klassischerweise finden am Internationalen Frauentag viele Veranstaltungen und Demonstrationen statt.
Das Wort „feiern“ im Zusammenhang mit dem Internationalen Frauentag wird jedoch immer weniger genutzt. Viele Veranstalter betonen vielmehr seinen Kampf- und Forderungscharakter. Doch welche Veranstaltungen gibt es überhaupt:
- Deutschlandweit gibt es zum Feiertag in Berlin in der Regel die größte Demonstration. Die sogenannte Demo zum Frauen*kampftag versteht sich als Demonstration zur Befreiung von patriarchalischen Strukturen und Ausbeutung. Diese Demo versteht sich explizit als eine, die sämtliche Formen des Frau*seins, also auch Transfrauen, einschließt.
- Weitere bekannte Veranstaltungen in diesem Zusammenhang sind die Rosen für Clara am Clara-Zetkin-Denkmal in Berlin und die Purple Ride – Feministische Frauen* Fahrraddemo.
- Veranstaltungen zum Weltfrauentag 2024 finden Sie auf Webseiten der einzelnen Länder, wie beispielsweise vom Land Berlin, aber auch bei vielen Stiftungen oder NGOs.
- Die Stadt Stuttgart bietet zudem verschiedene Veranstaltungen im März 2024 mit besonderem Fokus auf Arbeit und Care-Arbeit an.
Geschichte Internationaler Frauentag: Kurz und Knapp
Doch warum gibt es den Frauentag überhaupt und seit wann gibt es ihn?
Der Ursprung des Frauentags geht in Europa auf das Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Seine Wurzeln liegen in den Arbeiterinnenbewegungen zu Zeiten der Industrialisierung.
Die arbeitenden Frauen forderten
- Gleichberechtigung,
- höhere Löhne,
- bessere Arbeitsbedingungen
- und vor allem das Frauenwahlrecht. Dieses wurde in Deutschland und Österreich erst im Jahr 1918, in der Schweiz 1971 eingeführt. Die Schweiz zählte damit übrigens zu einem der letzten europäischen Länder, die das Frauenwahlrecht einführten.
Auf Anregung der sozialistischen Politikerin Clara Zetkin auf der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen im Jahr 1910 wurde im März 1911 das erste Mal in Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark und den USA der Frauentag eingeführt. In den folgenden Jahren schlossen sich weitere Länder an.
Der Frauentag wurde zunächst auf den 19. März festgesetzt. Für die Umdatierung auf den 08. März gibt es keine eindeutige Erklärung. Ein möglicher Ursprung sind die am 08. März 1917 streikenden Frauen in den Armutsvierteln im damaligen Petrograd (heute St. Petersburg). Mit dem 08. März sollten diese geehrt werden.
Zudem gab es neben dem 08. März in der Weimarer Republik noch einen „sozialdemokratischen“ Tag für den Frauentag. Dieser hatte kein festes Datum. Während der Nazi-Zeit war der Frauentag in Deutschland verboten. Erst nach Kriegsende wurde der Frauentag in Deutschland wieder etabliert.
Im Jahr 1975 legten die Vereinten Nationen den 08. März dann offiziell als „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden” fest.
Frauen in der Arbeitswelt
In den vielen Jahren der Existenz des Frauentags hat sich viel verändert und einiges verbessert. Welche Veränderungen gab es in den letzten Jahren bzgl. Führungspositionen, Erwerbstätigenquote, Beschäftigungsverhältnis und Lohndifferenzen konkret?
Führungskräfte
Immer noch werden Führungspositionen vor allem mit Männern besetzt. Im Jahr 2024 lag der Frauenanteil in Deutschland laut Statistischem Bundesamt in Führungspositionen bei gerade einmal 24,1 Prozent. Das ist noch unter dem EU-Durchschnitt von 35 Prozent. Lettland ist Spitzenreiter mit 46 Prozent.
Von den 500 größten Unternehmen weltweit werden nur 24 von Frauen geführt. Dies macht gerade einmal 4,8 Prozent aus.
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Laut einem Bericht von Shortlister waren 2024 weltweit etwa 24 Prozent der CEOs und Geschäftsführerinnen Frauen und 37 Prozent der CFO-Positionen mit Frauen besetzt. Trotz dieser Fortschritte gibt es große regionale Unterschiede, wobei beispielsweise in Lateinamerika Frauen die meisten CEO-Positionen innehaben (32%), während in anderen Regionen wie Japan nur 15 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sind.
Erwerbstätigenquote
Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen arbeiten. Laut Statista betrug die Erwerbstätigenquote von Frauen 77,4 Prozent in 2023. Bei den Männern lag sie bei 85,1 Prozent. Dieses Verhältnis ändert sich jedoch drastisch, wenn die Arbeitsstundenzahl und die Situation nach Geburten betrachtet werden.
Beschäftigungsverhältnis und Child Penalty
49,9 Prozent, also fast die Hälfte (!) der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiten laut Studie des Statistischen Bundesamt in Teilzeit. Bei den Männern ist diese Anzahl wesentlich geringer, sie liegt bei nur 13,3 Prozent.
Und das, obwohl viele Frauen ihre Stunden gerne erhöhen würden. Im Gegensatz dazu möchten viele Männer ihre Arbeitsstunden gerne reduzieren. Dies ergab eine Bertelsmann Studie.
Teilzeit-Schere
Bei Zahlen, die sich explizit auf Mütter und Väter beziehen, fällt der Unterschied noch eklatanter aus. Laut Statistischem Bundesamt arbeiten 67 Prozent der Mütter in Teilzeit, bei den Vätern sind es gerade einmal 9 Prozent!
Die hohe weibliche Teilzeitquote ist nicht zuletzt oft ein Betreuungsproblem. Und auch die traditionellen Geschlechtervorstellungen von der Frau als Hausfrau und Mutter und vom Mann als Ernährer greifen bis heute.
Child-Penalty
Die multidisziplinäre Child-Penalty-Studie (Deutsch etwa: Kinder-Bestrafung) untersuchte als Langzeitstudie die Einkommens Buße von Eltern nach der Geburt von Kindern. Die Forscher*innen fanden heraus, dass:
- Frauen im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes 81 Prozent weniger verdienen als die Väter.
- Auch nach 10 Jahren liegt der Wert noch bei 61 Prozent.
- In Ländern wie der Schweiz und Österreich sieht es ähnlich aus.
Das heißt also: Ein Kind bedeutet für Frauen immer noch Karriere- und Verdiensteinbuße.
Lohndifferenzen
Doch nicht erst mit der Geburt eines Kindes stellen sich Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern ein. Die Unterschiede bestehen bereits vorher.
Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen pro Stunde im Jahr 2023 durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Diesen Unterschied nennt man auch den Gender Pay Gap.
Über einen längeren Zeitraum betrachtet hat sich dieser in Deutschland allerdings verringert.
- Im Jahr 2006, also zu Beginn der Messung, betrug der Gender Gap noch 23 Prozent.
- Im Vergleich zum Jahr 2008 ist er allerdings gestiegen.
- 2018 lag die Differenz bei 15 Prozent.
- Nach wie vor ist der Gender Pay Gap auch im Jahr 2022 in Ostdeutschland wesentlich geringer (7 Prozent) im Vergleich zu Westdeutschland (19 Prozent).
- Deutschland liegt mit diesen Zahlen (2022: 17,7 Prozent) weit über dem EU-Durchschnitt von 12,7 Prozent (2020).
Neues Gesetz zur Entgeltgleichheit
Ein neues Gesetz zur Entgeltgleichheit will versuchen, die finanzielle Ungleichbehandlung zu beenden. Das Gesetz setzt bei den Gehaltsverhandlungen an. Typischerweise wurden Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern bei gleichen Qualifikationen oder/und gleicher Stelle oft mit einem vermeintlich besseren Gehaltsgeschick der männlichen Kollegen begründet.
Das Bundesarbeitsgericht entschied in einem aktuellen Urteil (16.02.2023), dass diese Begründung nicht länger ausreiche und gab der Klägerin recht. Geklagt hatte eine Frau im Außendienst. Sie verdiente weniger als ein männlicher Kollege in der gleichen Position und ähnlich langer Betriebszugehörigkeit.
Chancen und Perspektiven
Unternehmen tragen eine soziale Verantwortung. Das Gesetz schützt Frauen zudem auch am Arbeitsplatz vor Diskriminierung.
Internationaler Frauentag: Fachkräftemangel und Frauen
Doch auch darüber hinaus ist es im Interesse von Unternehmen, Frauen gleichberechtigt und verstärkt einzubinden. Ein wesentlicher Grund ist mitunter der akute Fachkräftemangel in Deutschland.
Das Motto zum diesjährigen Internationalen Frauentags des Deutschen Gewerkschaftsbundes lautet daher auch „Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!“
Betreuungssituation fördern
Arbeitgeber haben auch die Möglichkeiten, die Betreuung von Kindern Ihrer Angestellten zu fördern. Möglich sind hier beispielsweise:
- Förderung der Kinderbetreuung von Angestellten über einen steuerfreien Zuschuss.
- Einrichtung von Betriebskindertagesstätten.
- Unternehmen können aktiv fördern, dass auch Väter verstärkt in die Elternteilzeit gehen. Nicht selten ist die Akzeptanz auf Arbeitgeberseite in dieser Hinsicht noch gering.
- Als Arbeitgeber können Sie Ihren Angestellten zusätzliche Anreize in finanzieller oder auch zeitlicher Perspektive bieten.
Das Unternehmen Vodafone bspw. ist in dieser Hinsicht fortschrittlich. Es ermöglicht seinen Angestellten nach Rückkehr aus der Elternzeit eine Arbeitsreduktion von 25 Prozent – bei gleichbleibendem Gehalt. Um besonders Väter zu begeistern, erhalten diese ab einer bestimmten Elternzeitperiode eine besondere Einmalzahlung.
Offene und reflexive Unternehmenskultur
Eine offene, wandlungsfreudige Unternehmenskultur fördert zusätzlich den Abbau alter Rollenmuster.
Diskriminierungen gegenüber Frauen und auch anderen Minderheiten sind in der Arbeitswelt keine Seltenheit. Etwa jede sechste Frau berichtet laut einer Studie der Deutschen Antidiskriminierungsstelle von erlebter sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
Wollen Sie in Ihrem Unternehmen unter diesen Bedingungen und auf diese Weise arbeiten?
Die bestehenden Probleme und Diskriminierungen aktiv und offen zu benennen und anzugehen, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Der Imageverlust für Unternehmen ist letztendlich viel größer, wenn Vorfälle später ans Licht kommen.
Es gibt mittlerweile auch viele Seminare und Workshops (bspw. Beratungsstelle Frauennotruf München) für Unternehmen zum Thema. Diese richten sich an die gesamte Belegschaft oder aber auch speziell an Führungskräfte.
Letztendlich bedeutet auch für Arbeitgeber und Führungskräfte eine sicherer und diskriminierungsfreier Arbeitsplatz eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Das wiederum heißt: mehr Erfolg!
Internationaler Frauentag: Was Sie als Unternehmen tun können
Wir geben Ihnen hilfreiche Tipps, wie Sie Voreingenommenheiten und Stereotype gegenüber Frauen in Ihrem Unternehmen beseitigen können.
- Nutzen Sie gendergerechte Sprache: Angefangen bei Stellenanzeigen bis hin zu interner Kommunikation. Verwenden Sie geschlechtsneutrale Sprache oder gendern Sie. Beispiel: Mitarbeitende oder Mitarbeiter*innen. So fühlen sich alle Geschlechter angesprochen.
- Anonyme Bewerbung: Bieten Sie im Rekrutierungsprozess die anonymisierte Bewerbung an. Personaler*innen erhalten somit keinerlei Informationen über das Geschlecht, das Alter oder die ethnische Zugehörigkeit der Bewerbenden. Es werden ausschließlich Berufserfahrungen und andere Kenntnisse und Fähigkeiten bewertet. Somit werden verschiedene Arten der Diskriminierung eliminiert.
- Schulen Sie Ihr Personal: Ein weiterer positiver Schritt in Richtung Gleichberechtigung und Vielfalt am Arbeitsplatz ist das Angebot von Schulungen zu unbewussten Vorurteilen (auch: unconscious bias). Auf diese Weise können Sie mögliche Voreingenommenheiten am Arbeitsplatz verringern.
- Fördern Sie Frauen in Führungspositionen: Setzen Sie geschlechtsspezifische Ziele und schlüsseln Sie diese nach Geschäftsbereichen und Funktionen auf. So können Sie sicherstellen, dass in verschiedenen Abteilungen und auf verschiedenen Ebenen Männer und Frauen im Gleichgewicht repräsentiert werden.
- Bieten Sie ein flexibles Arbeitszeitmodell an: Durch ein flexibles Arbeitszeitmodell ermöglichen Sie beispielsweise Eltern, und somit Frauen als auch Männern, ihre Arbeitszeit selbst einzuteilen. Dies kommt allen zugute, die sich um ihre Kinder oder auch um ihre Eltern kümmern. Dazu gehört auch, die Einstellung Ihres Unternehmens über Arbeitsleistungen zu ändern. Beurteilen Sie Mitarbeiter*innen anhand der erbrachten Leistungen und Erfolge, und nicht anhand der im Büro verbrachten Zeit.
Zu guter Letzt fordern wir Sie dazu auf, den Weltfrauentag in Ihrem Unternehmen zu feiern. Zeigen Sie Ihrem Personal, dass Sie sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen.
Häufig gestellte Fragen und Antworten
Was wird an Weltfrauentag gefeiert?
Seit über 100 Jahren gibt es den Internationalen Frauentag, an dem Menschen für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen Diskriminierung von Frauen demonstrieren. Der Tag richtete sich von Anfang an auch vor allem auf die Verbesserung der Lage von Frauen in der Arbeitswelt.
Die Forderungen sind damals wie heute leider weiterhin aktuell. Unzählige Studien belegen auch heute noch die strukturelle und finanzielle Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt.
Wo hat der Weltfrauentag seinen Ursprung?
Der Ursprung des Frauentags geht in Europa auf das Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Seine Wurzeln liegen in der Arbeiterinnenbewegungen zu Zeiten der Industrialisierung. Die arbeitenden Frauen forderten Gleichberechtigung, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und vor allem das Frauenwahlrecht. Dieses wurde in Deutschland und Österreich erst im Jahr 1918, in der Schweiz 1971 eingeführt. Die Schweiz zählte damit übrigens zu einem der letzten europäischen Länder, die das Frauenwahlrecht einführten.