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Laissez-Faire-Führungsstil: Bedeutung, Vor- und Nachteile

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6 Minuten Lesezeit
Laissenz-Faire-Führungsstil: Bedeutung, Vor- und Nachteile

Der Laissez-Faire-Führungsstil bietet Mitarbeitenden größtmögliche Freiheit und Selbstständigkeit, da die Führungskräfte weitgehend auf Anweisungen verzichten.

Entscheidend für den Erfolg dieses Führungsstils sind allerdings qualifizierte Mitarbeiter*innen, klare Zielkommunikation und ausreichende Ressourcen sowie Vertrauen und Fehlertoleranz. Darüber hinaus erfordert der Laissez-Faire-Führungsstil wie kein anderer eine gute Führungskompetenz. Was Sie als Führungskraft bei diesem Führungsstil noch beachten sollten, erfahren Sie im folgenden Blogbeitrag.

Key Facts

  1. Der Laissez-Faire-Führungsstil ermöglicht Beschäftigten maximale Entscheidungsfreiheit und selbstbestimmte Arbeitsabläufe, da die Führungskräfte weitgehend auf Anweisungen verzichten.
  2. Der Laissez-Faire-Führungsstil ist allerdings sehr voraussetzungsvoll, was die Führungsqualitäten sowie die Kompetenzen der Mitarbeiter*innen betrifft.
  3. Zu den Vorteilen dieses Führungsstils zählen erhöhte Kreativität, Eigenverantwortung und Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen. Eventuelle Nachteile können mangelnde Kontrolle, unklare Verantwortlichkeiten und potenzielle Ausnutzung sein.

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Was ist Laissez-Faire-Führung? – Definition

Im Gegensatz zu Führungsstilen wie der autokratischen oder patriarchalischen Führungstechnik zeichnet sich der Laissez-Faire-Führungsstil dadurch aus, dass Vorgesetzte und Arbeitgebende weitgehend auf Anweisungen verzichten. Die Mitarbeitenden haben freie Hand in ihren Entscheidungen und maximale Freiheit bei der Gestaltung ihrer Arbeitsabläufe.

Der Begriff „Laissez-faire“ stammt aus dem Französischen und bedeutet wörtlich „machen lassen“.

Merkmale: Wodurch zeichnet sich der Laissez-Faire-Führungsstil konkret aus?

Folgende Charakteristiken bestimmen den Laissez-Faire-Führungsstil:

Für Führungskräfte, Arbeitgebende, HR-Manager*innen gilt:

  • Führungskräfte agieren eher passiv.
  • Sie nehmen für ihre Beschäftigten in der Regel eine unterstützende Funktion ein.
  • Sie geben eine Richtung bzw. Ziele vor – wie diese umgesetzt werden, entscheiden allerdings die Mitarbeiter*innen.
  • Eine Kontrolle der Mitarbeiter*innen wird vermieden.

Für Mitarbeitende gilt:

  • Probleme und Herausforderungen müssen selbst gelöst werden.
  • Sie haben einen hohen Grad an Frei- und Spielraum bei Entscheidungen und in ihren Arbeitsweisen. Mitarbeitende werden zu selbstständigem Arbeiten angehalten.
  • Aufgaben werden autonom verteilt und übernommen.
  • Die Mitarbeitenden unterliegen keiner Kontrolle.

Diese Faktoren kennzeichnen einen erfolgreichen Laissez-Faire-Führungsstil

Damit der Laissez-Faire-Führungsstil profitabel ist, sollten bestimmte Voraussetzungen und Rahmenbedingungen im Unternehmen erfüllt sein. Dazu gehört:

Auswahl des richtigen Personals

Mitarbeiter*innen sollten entsprechend der Aufgaben und Anforderungen an ihre Position qualifiziert und in der Lage sein, eigenverantwortlich arbeiten zu können. Die Auswahl des richtigen Personals ist bei diesem Ansatz der Führung also essenziell. Beschäftigte, die nicht selbstständig arbeiten können, werden unter diesem Führungsstil keine Leistung erbringen!

Klare Kommunikation der Ziele

Beim Laissez-Faire-Führungsstil ist transparente und klare Kommunikation enorm wichtig. Damit Ihre Mitarbeitenden Aufgaben erfolgreich und selbstverantwortlich bewältigen können, müssen sie die Richtung kennen, die das Unternehmen anstrebt. Die geschäftlichen und internen Ziele müssen dafür zunächst klar definiert werden.

Zugang zu Ressourcen

Für einen selbstständigen Arbeitsprozess benötigen Ihre Mitarbeitenden Zugang zu allen Ressourcen, die für die Erledigung bestimmter Aufgaben notwendig sind. Führungskräfte sollten also sicherstellen, dass Materialien, Technik oder auch das richtige Personal vorhanden ist und zur Verfügung steht.

Verantwortung und Vertrauen von Führungskräften

Führungskräfte, die diesen Führungsstil umsetzen wollen, müssen in der Lage sein, ihren Mitarbeitenden zu vertrauen. Ein Führungsverhalten, das hier auf Misstrauen gründet, stört und behindert diese Führungstechnik.

Fehlertoleranz

Bei dem extrem großen Spielraum an Entscheidungsfreiheit kann es vorkommen, dass Dinge schieflaufen. Hier nützt es nichts, wenn Führungskräften plötzlich der Geduldsfaden reißt und sie die Situation durch unprofessionelles Verhalten verschlimmern.

Anwendung: Wo findet sich der Laissez-Faire-Führungsstil?

Beispiele aus der Praxis

In der Praxis kommt der Laissez-Faire-Führungsstil bislang eher seltener vor. Anwendung findet er vor allem in Start-ups oder Unternehmen mit flachen Hierarchien. Insbesondere in der Kreativbranche wird der Laissez-Faire-Führungsstil häufiger praktiziert. Dort also, wo Mitarbeitende intrinsisch motiviert an die Arbeit herangehen und ein hohes Maß an Kreativität erforderlich ist.

Vor- und Nachteile des Laissez-Faire-Führungsstils

Für jedes Unternehmen ist diese Art der Führung sicherlich nicht geeignet. Bevor sich Verantwortliche für den Laissez-Faire-Führungsstil entscheiden, sollten sie genau überlegen, ob er zum Unternehmen, zur Branche und zur Abteilung passt.

Tipp: Es lohnt sich auf jeden Fall, sich mit verschiedenen Führungstechniken sowie mit den Prinzipien erfolgreicher Mitarbeiterführung auseinanderzusetzen.

Vorteile

Selbstverantwortung und Eigeninitiative

Die Beschäftigten haben viele Freiheiten und können ihre Aufgaben selbstständig gestalten und Entscheidungen eigenverantwortlich treffen. Dies kann zu hoher Motivation und Engagement führen. Das wiederum führt in der Regel dazu, dass die Qualität der Arbeit besser ist.

Kreativität und Innovation

Kreativität entwickelt sich selten in rigiden Abläufen, sondern entfaltet sich erst da voll und ganz, wo Raum für Freiheiten und auch Raum für Fehler ist. Werden Mitarbeitende von einer Führungskraft dazu ermutigt, Dinge auszuprobieren und eigene Ideen zu entwickeln, können sie kreativer und innovativer sein. Das wiederum führt zu neuen Ideen und Lösungen führen, von denen das Unternehmen profitiert.

Mitarbeitende sammeln Führungserfahrung

Mitarbeitende entwickeln durch das selbstständige Arbeiten und Delegieren von Aufgaben beim Laissez-Faire-Führungsstil selbst Führungskompetenzen.

Zufriedene Mitarbeitende

Wenn das Führungsverhalten der Führungskräfte klar und die Richtung konkret ist, sind Mitarbeitende unter dem Laissez-Faire-Führungsstil in der Regel zufriedener.

Fokus auf die wesentlichen Führungsaufgaben

Teamleiter*innen, Vorgesetzte und andere Führungskräfte können sich beim Laissez-Faire-Führungsstil voll und ganz auf die strategische Ausrichtung konzentrieren.

Nachteile des Laissez-Faire-Führungsstils

Mangelnde Kontrolle und Führung

Bei diesem Führungsstil kann es schnell zu unkoordinierten Aktivitäten, ineffizienter Arbeitsweise und mangelnder Zielorientierung führen. Insbesondere bei dieser Methode ist eine starke Führungspersönlichkeit, die sich sehr gut mit Personalmanagement und Teamleitung auskennt, von hoher Bedeutung.

Mangelnde Motivation und Eigeninitiative

Nicht alle Mitarbeitenden sind in der Lage, eigenständig, motiviert und aktiv zu arbeiten. Ein Laissez-Faire-Stil kann daher zu Demotivation und mangelnder Eigeninitiative einiger Mitarbeiter*innen führen. Daher ist die Auswahl des richtigen Personals beim Laissez-Faire-Führungsstil die Grundlage für einen effizienten Workflow.

Ungeklärte Verantwortungen

Unter Umständen kann es vorkommen, dass Verantwortlichkeiten bei diesem Führungsstil ungeklärt sind. Mitarbeitende sollten also angeleitet werden, wie sie Zuständigkeiten am sinnvollsten verteilen. Die Verantwortung für bestimmte Aufgaben sollte unter den einzelnen Teammitgliedern stets klar sein.

Ausnutzung

Der Laissez-Faire-Führungsstil kann unter Umständen eine Kultur der Drückeberger fördern oder ein Verhalten, bei dem die Mitarbeiter*innen ihre Freiheiten ausnutzen und nichts leisten.

Konkurrenz

Durch ein entstandenes Führungsvakuum kann es zu ungewollter Konkurrenz zwischen Mitarbeitenden kommen. Das kann zu einem negativen Arbeitsklima führen, unter welchem in der Folge die Qualität und Produktion leidet.

Weitere Führungsstile – Auswahl

Kurt Lewin und die die Führungsstile

In der Forschung und im Management gibt es mittlerweile unzählige Ansätze verschiedener Führungstechniken. Der Laissez-Faire-Führungsstil ist dabei eine Herangehensweise, die von Kurt Lewin erfunden wurde, einem bedeutenden Sozialpsychologen. Neben der Laissez-Faire-Führung beschrieb er noch zwei weitere Führungsstile: den demokratischen und den autoritären Führungsstil.

Autoritärer Führungsstil

Die autoritäre Führungsmethode ist durch eine starke Hierarchie und eine klare Aufgabenverteilung gekennzeichnet. Die Führungskraft trifft alle Entscheidungen allein und kontrolliert die Arbeit der Mitarbeiter*innen sehr stark.

Demokratischer Führungsstil

Dieser Führungsstil zeichnet sich durch eine hohe Beteiligung der Mitarbeiter*innen an Entscheidungen aus. Die Führungskraft bezieht die verschiedenen Teammitglieder in die Entscheidungsfindung mit ein und fördert den Austausch von Ideen.

Der demokratische Führungsstil stärkt zwar die aktive Beteiligung und Mitbestimmung aller Mitglieder eines Teams oder eines Unternehmens, setzt jedoch voraus, dass Vorgesetzte auch moderierend eingreifen. Diese Kontrollfunktion fehlt beim Laissez-Faire-Führungsstil komplett. Der demokratische Führungsstil stellt eine Balance zwischen Struktur und Freiheit dar; ist also in der Mitte zwischen autoritärem und Laissez-Faire-Führungsstil angesiedelt.

Weitere Führungsstile

Neben diesen von Lewin beschriebenen gibt es mittlerweile eine Vielzahl weiterer Führungstechniken.

Beispiele:

  • Patriarchalischer Führungsstil
  • Charismatischer Führungsstil
  • Bürokratischer Führungsstil
  • Situativer Führungsstil

Genauere Infos zu diesen Führungsstilen entnehmen Sie auch gerne unserem Blogbeitrag zum Thema Führungsstile.

Welcher Führungsstil ist am besten?

Welcher Führungsstil der erfolgreichste ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Es kommt immer auf die Branche, die Unternehmensgröße und auch auf die Führungspersönlichkeit an.

Insgesamt ist laut You-Gov-Studie in vielen Ländern der demokratische Führungsstil bei Führungskräften am beliebtesten. Am wenigsten erwünscht ist die autokratische Führung.

Wichtig ist vor allem, dass die entsprechende Methode zur Führungspersönlichkeit passt. Um herauszufinden, welcher Führungsstil sich unter Ihrer Leitung eignet, müssen Sie sich zunächst selbst reflektieren. Hierzu können verschiedene Fragen hilfreich sein, wie z.B.:

  • Wie treffe ich Entscheidungen?
  • Was ist meine Form bzw. Art und Weise von Feedback (Kritik, Anerkennung und Lob)?
  • Was sind meine eigenen Stärken und Schwächen?
  • Inwiefern beteilige ich meine Mitarbeitenden an Entscheidungsprozessen?
  • Wer sind meine Vorbilder? Welche Eigenschaften zeichnen diese aus?
  • Wie gehe ich mit Stress um?

Online gibt es auch zahlreiche Selbsttests, die Ihnen helfen, eine erste Selbsteinschuatzung zu erlangen. Gute Führung ist darüber hinaus auch erlernbar. Online gibt es zahlreiche Akademien und Coachings, die Ihnen helfen, den richtigen Führungsstil zu finden oder zu entwickeln.

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