Mentale Gesundheit wird oftmals nicht ernst genug genommen, nimmt aber immer mehr an Bedeutung zu. Vor allem am Arbeitsplatz wird diesem Thema häufig nicht genug Beachtung geschenkt. Dabei gibt es einige wirksame Wege, um die mentale Gesundheit nicht nur im Privatbereich, sondern auch am Arbeitsplatz zu stärken.
Wie Sie psychische Belastungen erkennen und wie Sie die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden vor allem am Arbeitsplatz fördern können, erfahren Sie in diesem Artikel.
- Mentale Gesundheit Definition
- Was ist mentale Gesundheit?
- Beeinflussungen der mentalen Gesundheit
- Wie kann die mentale Gesundheit gestärkt werden?
- Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz und BGM
- Hilfsangebote – Wege aus der Krise
Mentale Gesundheit Definition
Der World Health Organization (WHO) zufolge ist psychische Gesundheit „ein Zustand des Wohlbefindens, in dem jeder Mensch sein eigenes Potenzial erkennt, mit den normalen Belastungen des Lebens zurechtkommt, produktiv und leistungsfähig arbeiten kann und in der Lage ist, einen Beitrag zu seiner Gemeinschaft zu leisten“.
Was ist mentale Gesundheit?
In anderen Worten bezieht sich die mentale Gesundheit auf das
- kognitive,
- verhaltensmäßige und
- emotionale Wohlbefinden.
Es geht darum, wie Menschen denken, fühlen und sich verhalten. Die psychische Gesundheit kann das tägliche Leben, Beziehungen und die körperliche Gesundheit beeinflussen. Dieser Zusammenhang besteht jedoch auch in umgekehrter Richtung. Faktoren im Leben der Menschen, zwischenmenschliche Beziehungen und körperliche Faktoren können zu psychischen Störungen beitragen.
Oftmals spielt auch das Verhältnis zwischen positiven und negativen Einflussfaktoren eine wichtige Rolle. Denn wir befinden uns in einem stetigen Wechsel zwischen Anspannung und Erholung. Wenn die negativen Faktoren überwiegen, wirkt sich das auf unsere psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden aus.
Vor allem in Krisenzeiten gibt es viele Menschen, die Schwierigkeiten haben, die aktuellen Geschehnisse nicht an sich ran zu lassen.
- Betroffene machen sich viele Sorgen um die Zukunft und sind beunruhigt.
- Wenn dann noch Stress bei der Arbeit oder persönliche Probleme dazu kommen, hat das direkte Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und es können Depressionen oder Angststörungen entstehen.
Wichtig! Eine Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit kann auch ohne eine von außen erkennbare Ursache auftreten. Denn jeder Mensch hat ein gewisses Risiko, dass seine mentale Gesundheit aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Beeinflussungen der mentalen Gesundheit
Es gibt mehrere Faktoren, die Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben. Neben persönlichen Lebensumständen sowie genetischer Veranlagung üben auch soziale, kulturelle, wirtschaftliche und Umweltfaktoren Einfluss auf die mentale Gesundheit aus.
Gemäß dem Robert Koch Instituts kann man die Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit und auf das Wohlbefinden in drei Teile gliedern:
Individuelle Merkmale:
- Genetische und biologische Eigenschaften
- Emotionale und soziale Intelligenz
Soziale Verhältnisse:
- Beziehung zu Freunden und Familie
- Finanzielle Situation
- Lebens-, Bildungs- und Arbeitsbedingungen
- Möglichkeiten der Lebensgestaltung, Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten
Umweltfaktoren:
- Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen (Wasser, grundlegende Gesundheitsversorgung, Rechtsstaat)
- Vorherrschende kulturelle Überzeugungen, Einstellungen oder Verhaltensweisen
- Sozial- und Wirtschaftspolitik auf nationaler Ebene
Beeinflussungen am Arbeitsplatz
Vor allem die Arbeitszufriedenheit trägt einen wesentlichen Faktor zum psychischen Wohlbefinden bei. Laut einer Studie der DAK wurden in Deutschland im Jahr 2021 pro 100 Versicherter durchschnittlich 265 Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen verzeichnet.
Berufliche Faktoren, die einen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben, sind unter anderem:
- Entscheidungsgewalt und Verantwortung
- Arbeitszeitgestaltung
- Gestaltung der Arbeitsumgebung
- Gemeinschaftsgefühl und Kollegialität
- Betriebsklima und Führung
- Arbeitsplatzsicherheit
- Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Work-Life-Balance)
Diese Faktoren können sowohl einen negativen als auch einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden haben. Als Führungskraft ist es deshalb wichtig, dass Sie regelmäßige Feedbackgespräche zur Mitarbeiterzufriedenheit führen.
Verfolgen Sie mit Factorial die Mitarbeiterentwicklung und treffen Sie bessere Entscheidungen.
Wie kann die mentale Gesundheit gestärkt werden?
Glücklicherweise lässt sich die mentale Gesundheit bereits mit einigen einfachen, jedoch wirkungsvollen Präventionsmaßnahmen stärken. Dazu gehören beispielsweise:
- Das Setzen von klaren Grenzen und das Einführen von regelmäßigen Pausen.
- Eine aktive und sportliche Lebensgestaltung und eine gesunde Ernährungsweise.
- Genügend Schlaf und Erholung.
- Die bewusste Konfrontation mit negativen Gedanken.
- Das Pflegen von wertvollen sozialen Kontakten.
- Die Anwendung von Entspannungstechniken wie Pilates, Meditation oder MBSR.
Info: MBSR steht für „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion). Entwickelt wurde die Meditationstechnik von dem US-Wissenschaftler Jon Kabat-Zinn in den 1970er Jahren. Sie basiert auf traditionellen Meditationsarten, verzichtet jedoch auf einen spirituellen Überbau.
Vorbeugung am Arbeitsplatz
Auch am Arbeitsplatz gibt es einige Möglichkeiten, um die mentale Gesundheit zu stärken und einer psychischen Erkrankung vorzubeugen:
- Stärkung des Betriebsklimas durch Offsite und Teambuilding Aktionen.
- Ermöglichung von angemessenen Arbeitszeiten, die eine gute Work-Life-Balance ermöglichen.
- Optimierung der Arbeitsumgebung durch Pflanzen, besseren Kaffee etc.
- Schaffung von Bewegungsanreizen, z. B. Walking Meeting oder Besprechungen im Stehen.
Wichtig! Mentale Gesundheit ist ein wichtiger Faktor für ein glückliches Leben – im Privaten und in der Arbeitswelt. Themen der psychischen Gesundheit spielen daher nicht nur für den Einzelnen eine große Rolle, sondern auch für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt.
Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz und BGM
Arbeitgeber sind laut der Fürsorgepflicht gemäß BGB § 618 Abs. 1 dazu verpflichtet, die Gesundheit der Arbeitnehmer*innen zu schützen (unter anderem mit BGM). Dazu zählen folgende Punkte:
- Der Schutz der Persönlichkeit des Arbeitnehmenden: Schutz vor Diskriminierung oder Mobbing am Arbeitsplatz.
- Der Schutz der Gesundheit sowie des Lebens des Arbeitnehmenden: Gesundheitsschädliche oder lebensbedrohliche Situationen sollten durch den Arbeitgeber verhindert werden.
- Rücksichtnahme der Interessen: Die Interessen beider Parteien, des Arbeitnehmenden sowie Arbeitgebers sollten berücksichtigt und respektiert werden.
Somit gehört auch die psychische Gesundheit der Arbeitnehmenden zur Fürsorgepflicht, und deshalb sind Unternehmen verpflichtet, den Stress und die Arbeitsbelastung im Auge zu behalten. Dabei ist zu beachten, dass sich Arbeitgeber nicht nur auf bereits betroffene Arbeitnehmende fokussieren, sondern auch Präventionsmaßnahmen bereitstellen sollten. Dadurch kann vorbeugend das Risiko von mentalen Problemen verringert werden.
Zu der Fürsorgepflicht gehört für Sie als Arbeitgeber auch ein geschulter Umgang mit psychischen Krankheiten, wie beispielsweise Burnout oder Depression. Sie sollten wissen, dass besonders auch die Arbeitsbedingungen sowie das soziale Miteinander am Arbeitsplatz zu einer möglichen Erkrankung beitragen können.
To-do:
- Stellen Sie sicher, dass sich der Mitarbeitende wohlfühlt und nicht überfordert ist mit den von Ihnen gestellten Anforderungen.
- Im Rahmen Ihrer Fürsorgepflicht sollten Sie Verhaltensänderungen Ihrer Mitarbeiter*innen im Auge behalten.
- Führen Sie in regelmäßigen Abständen Mitarbeitergespräche, um sich nach dem Wohl des Arbeitnehmenden zu erkundigen und reagieren Sie umgehend auf unübliche Verhaltensänderungen.
- Sorgen Sie für ein angenehmes Betriebsklima und für einen respektvollen und offenen Umgang innerhalb des Teams.
- Nutzen Sie Tools, in denen Ihre Mitarbeitenden anonym Feedback senden können.
- Stellen Sie einen anonymen Mentale-Gesundheit-Test zur Verfügung.
Mithilfe eines guten betrieblichen Gesundheitsmanagements können Fehlzeiten, Stress und Burnout im Betrieb verringert werden. Die Einführung eines BGM kann die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen und das Arbeitsklima verbessern. Erfahren Sie hier mehr zum BGM und nutzen Sie unsere kostenlose BGM Checkliste.
Woran erkennen Sie, ob ein Mitarbeitender psychisch belastet ist?
Wie erkennen Sie nun, ob Mitarbeitende aus Ihrem Team psychisch belastet sind? Nicht immer ist das auf den ersten Blick sichtbar. Denn häufiges Kranksein und längere Ausfallzeiten können auf körperliche Ursachen oder chronische Erkrankungen zurückzuführen sein.
Es gibt jedoch einige Hinweise, an denen Sie sich orientieren können:
Äußere Merkmale:
- Übermüdung und Antriebslosigkeit
- Krankes und energieloses Erscheinungsbild
- Traurige Ausstrahlung
Verhalten am Arbeitsplatz:
- Negative Einstellung
- Verunsicherung
- Vermehrte Gereiztheit und Ungeduld
- Vermehrtes Zuspätkommen und Fehltage
- Mangelnde Konzentration
- Fehleranfälligkeit ist hoch
- Verlangsamtes Arbeiten
Sozialverhalten:
- Rückzug aus dem sozialen Umfeld
- Vermeidung von Gesprächen
- Eigenes Ausgrenzen bei Gruppenaktivitäten
- Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen
Seien Sie aufmerksam und behalten Sie auffälliges oder ungewöhnliches Verhalten im Blick. Nicht immer muss eine psychische Belastung die Ursache des Verhaltens sein. Es ist jedoch wichtig, den Mitarbeitenden im Auge zu behalten, um rechtzeitig reagieren zu können und Lösungswege anbieten zu können.
Ratschlag: Sprechen Sie den Mitarbeitenden auf gar keinen Fall offen vor allen anderen Mitarbeitenden auf die Situation an, sondern suchen Sie dafür eine ruhige Umgebung und sprechen Sie unter vier Augen.
Hilfsangebote – Wege aus der Krise
1. Eine Vertrauensperson hinzuziehen
Oftmals behalten Menschen psychische Probleme für sich, anstatt mit jemandem darüber zu reden. Manchmal kann es jedoch helfen, sich jemandem anzuvertrauen und die Probleme zu teilen. Das kann die Partnerin oder der Partner sein, aber auch Verwandte oder Freunde. Dadurch können sich Betroffene vom Gefühl lösen, allein mit der Krankheit zu sein.
2. Beratung beim Hausarzt einholen
Wer eine gute Beziehung zu seinem Hausarzt hat, sollte sich nicht scheuen, ihn aufzusuchen. Er kennt die Krankengeschichte und kann körperlich bedingte Erkrankungen ausschließen oder Zusammenhänge erkennen. In der Regel stellt der Hausarzt die Erstdiagnose und überweist den Patienten bei Bedarf an einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Je nach Einzelfall ist auch eine Überweisung in eine psychiatrische Klinik möglich.
3. Sich direkt an einen Psychiater oder Psychotherapeuten wenden
Normalerweise erfolgt die Kontaktaufnahme zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten erst nach der Erstdiagnose. Erkrankte können sich aber auch direkt an einen dieser Therapeuten wenden, ohne zuvor ihren Hausarzt aufgesucht zu haben. Das Problem ist allerdings, dass die Therapieplätze begrenzt sind und zwischen der ersten Anfrage beim Psychotherapeuten bis zum Behandlungsbeginn meist mehrere Monate vergehen.
Falls die psychische Erkrankung dringend ist, und es keine Zeit mehr gibt, um auf einen Therapieplatz zu warten, gibt es noch einige weitere Möglichkeiten:
Hilfe im Notfall
Krisentelefon der „TelefonSeelsorge“
Unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 erhalten Erkrankte und Angehörige Soforthilfe. Die Hotline ist täglich 24 Stunden erreichbar, anonym und kostenlos. Die „TelefonSeelsorge“ bietet auch Mail-, Chat- und Vor-Ort-Beratungen an.
Zudem gibt es ein muslimisches Seelsorgetelefon, das rund um die Uhr unter 030-443509821 erreichbar ist.
Beratungshotline „Seelische Gesundheit“
Die 2010 gegründete Robert-Enke-Stiftung hat mit der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Uniklinik RWTH Aachen eine Beratungshotline ins Leben gerufen – für Leistungssportler, aber auch für andere Personen, die an psychischen Störungen leiden. Die Rufnummer: 0241-8036777 (erreichbar montags bis freitags jeweils 9 – 12 Uhr und 13 – 16 Uhr).
Info-Telefon Depression
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat ein Info-Telefon Depression unter der Nummer 0800-3344533 eingerichtet (erreichbar immer Montag, Dienstag und Donnerstag 13 – 17 Uhr sowie Mittwoch und Freitag 8.30 – 12.30 Uhr).
Nummer gegen Kummer
Speziell für Kinder und Jugendliche wurde die Nummer gegen Kummer eingerichtet. Unter 116 111 beraten die Mitarbeiter anonym und kostenlos – immer montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr.
Selbsthilfegruppen
Eine Übersicht nach Wohnorten finden Sie hier: NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) Speziell für junge Menschen gibt die Website www.schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de Orientierung.
Häufige Fragen und Antworten
Was gehört zur mentalen Gesundheit?
Die mentale Gesundheit bezieht sich auf das kognitive, verhaltensmäßige und emotionale Wohlbefinden. Es geht darum, wie Menschen denken, fühlen und sich verhalten. Die psychische Gesundheit kann das tägliche Leben, Beziehungen und die körperliche Gesundheit beeinflussen.
Wie mentale Gesundheit stärken?
Die Anwendung von Entspannungstechniken wie Pilates, Meditation oder „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (MBSR). Das Setzen von klaren Grenzen und das Einführen von regelmäßigen Pausen. Eine aktive und sportliche Lebensgestaltung und eine gesunde Ernährungsweise. Genügend Schlaf und Erholung. Die bewusste Konfrontation mit negativen Gedanken. Das Pflegen von wertvollen sozialen Kontakten.
Was bedeutet mental nicht gesund?
Betroffene machen sich viele Sorgen um die Zukunft und sind beunruhigt. Wenn dann noch Stress bei der Arbeit oder persönliche Probleme dazu kommen, hat das direkte Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und es können Depressionen oder Angststörungen entstehen. Eine Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit kann auch ohne eine von außen erkennbare Ursache auftreten. Denn jeder Mensch hat ein gewisses Risiko, dass seine mentale Gesundheit aus dem Gleichgewicht geraten kann.