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Mobbing am Arbeitsplatz – die Rolle von HR und Führungskräften

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8 Minuten Lesezeit
Mobbing am Arbeitsplatz

Ein Arbeitsumfeld sollte ein Ort der Zusammenarbeit, Unterstützung und persönlichen Weiterentwicklung sein, also ein Ort, an dem Mobbing am Arbeitsplatz keinen Platz findet. Leider ist die Realität oft anders, und viele Arbeitnehmer*innen sehen sich mit dem ernsten Problem des Mobbings am Arbeitsplatz konfrontiert.

In diesem Blogartikel erfahren Sie alles zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz und bekommen einige Hinweise, wie Sie präventive Maßnahmen am Arbeitsplatz etablieren können.

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Definition: Das ist Mobbing am Arbeitsplatz

Was ist Mobbing am Arbeitsplatz? Mobbing bei der Arbeit bezeichnet wiederholte und gezielte negative Verhaltensweisen, Handlungen oder Kommunikationen gegenüber einer oder mehreren Kollegen und Kolleginnen im beruflichen Umfeld. Diese belastenden Aktionen können verschiedene Formen annehmen, darunter verbale Angriffe, soziale Ausgrenzung, demütigende Bemerkungen, systematische Kritik, Gerüchte, Gaslighting oder Sabotage. Das Ziel von Mobbing ist es oft, die Zielperson zu erniedrigen, zu isolieren oder psychologisch zu verletzen.

Mobbing ist jedoch nicht nur auf offensichtliche Konfrontationen beschränkt, sondern kann auch subtilere Formen annehmen, wie beispielsweise das systematische Übergehen bei Beförderungen oder das Zuteilen von minderwertigen Aufgaben. Die Auswirkungen sind verheerend – Mobbing kann erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, das Selbstwertgefühl und die berufliche Leistungsfähigkeit der betroffenen Person haben. Daher ist es umso wichtiger Mobbing zu erkennen, zu verhindern und angemessen darauf zu reagieren. Gegen Mobbing sollte sich alle Mitarbeiten stark machen, vor allem sind jedoch die Vorgesetzten und das HR dafür verantwortlich.

Beispiele von Mobbing

Mobbing ist manchmal gar nicht so einfach zu erkennen. Wir haben Ihnen deshalb einige Beispiele aufgelistet, die veranschaulichen, was alles zu Mobbing unter Kollegen und Kolleginnen gehört.

  • Verbale Angriffe:

In einem Arbeitsumfeld, das von verbalen Angriffen geprägt ist, erleben Mobbingopfer wiederholt abwertende oder herablassende Bemerkungen. Diese können von direkten Beleidigungen bis hin zu subtileren Formen von Spott und abfälligen Witzen reichen. Solche verbalen Angriffe beeinträchtigen nicht nur das Selbstwertgefühl der betroffenen Person, sondern können auch zu einem belasteten Arbeitsklima führen.

  • Soziale Ausgrenzung:

Die soziale Ausgrenzung am Arbeitsplatz manifestiert sich oft durch absichtliche Ignoranz oder das gezielte Vermeiden eines Kollegen/einer Kollegin in beruflichen und sozialen Kontexten. Dies kann zu einem Gefühl der Isolation und Einsamkeit bei der betroffenden Person führen. Teammitglieder sollten stets dazu ermutigt werden, alle Kolleg*innen mit einzubeziehen und sicherzustellen, dass niemand aufgrund persönlicher Differenzen und Konflikte ausgeschlossen wird.

  • Sabotage und Manipulation:

Sabotage und Manipulation bei der Arbeit können subtile Arten sein, bei denen gezielt Schaden angerichtet wird. Dies kann die absichtliche Beschädigung von Arbeitsmaterialien oder das Streuen falscher Informationen beinhalten. Solche Handlungen können nicht nur die individuelle Produktivität beeinträchtigen, sondern auch das Vertrauen innerhalb des Teams erheblich reduzieren.

  • Gerüchte und Lästereien:

Auch das Verbreiten von unwahren Gerüchten oder das Lästern über Kolleginnen und Kollegen kann zu einem toxischen Arbeitsklima führen. Solche Handlungen zielen darauf ab, den Ruf einer Person zu schädigen und können diese extrem belasten.

  • Systematische Kritik:

Systematische Kritik am Arbeitsplatz geht oft über konstruktive Rückmeldungen hinaus und nimmt die Form von häufigen, unberechtigten Angriffen an. Dies kann sich negativ auf die Motivation der betroffenen Person auswirken. Um solchen negativen Aktionen entgegenzuwirken, ist es wichtig, klare Feedbackmechanismen zu etablieren und sicherzustellen, dass Kritik konstruktiv und fair bleibt.

  • Digitales Mobbing (Cybermobbing):

Mit der zunehmenden Digitalisierung hat auch das digitale Mobbing am Arbeitsplatz zugenommen. Abwertende E-Mails, beleidigende Nachrichten oder abfällige Kommentare in digitalen Kommunikationskanälen können die Betroffenen sehr verletzen. Daher ist es essentiell, klare Richtlinien für den respektvollen Umgang in digitalen Medien aufzustellen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Konsequenzen von Cybermobbing aufzuklären.

  • Beeinträchtigung von Aufstiegschancen:

Die gezielte Behinderung der beruflichen Entwicklung einer Person, sei es durch das Zurückhalten von relevanten Informationen oder durch unfaire Bewertungen, ist eine besonders schädliche Form von Mobbing. Dies kann nicht nur das berufliche Selbstvertrauen beeinträchtigen, sondern der Karriere langfristig schaden. Unternehmen sollten sicherstellen, dass Aufstiegschancen fair und transparent gestaltet sind, um Mobbing in diesem Bereich zu verhindern und eine gerechte berufliche Entwicklung zu fördern.

Ist Mobbing am Arbeitsplatz strafbar?

Mobbing bei der Arbeit ist ein ernstes Vergehen mit rechtlichen Konsequenzen für Arbeitgeber und Täter. Der rechtliche Rahmen in Deutschland, im Speziellen die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), verpflichtet Arbeitgeber zur Fürsorgepflicht und zum Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts ihrer Beschäftigten.

Gemäß § 22 AGG trägt der Arbeitgeber die Beweislast, dass von Mobbing betroffene Personen nicht aufgrund bestimmter Merkmale diskriminiert werden. Das Bundesarbeitsgericht hat bereits 2007 den Begriff der „Belästigung“ aus § 3 Abs. 3 AGG auf Mobbing übertragen. Nach § 12 Abs. 3 AGG kann ein Opfer von seinem oder seiner Chef*in verlangen, dass er angemessene Maßnahmen ergreift, insbesondere wenn Vorgesetzte als Täter agieren, um die Benachteiligung zu unterbinden. Ein zwingender Anspruch besteht allerdings nicht.

Mobbing-Opfer haben außerdem die Möglichkeit, selbst strafrechtlich gegen die Täter vorzugehen, speziell, wenn die Handlungen den Straftatbestand der Beleidigung, Diskriminierung, üblen Nachrede, Verleumdung oder Körperverletzung erfüllen. In solchen Fällen können die Betroffenen rechtliche Schritte einleiten, um ihr Recht auf persönliche Integrität zu schützen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Folgen von Mobbing am Arbeitsplatz

Die Folgen von Mobbing bei der Arbeit können weitreichend und ernsthaft sein, sowohl für die betroffenen Einzelpersonen in der Opferrolle als auch für das gesamte Arbeitsumfeld. Hier sind einige der häufigsten Folgen:

1. Psychische Gesundheit:

  • Stress und Angst: Betroffene erleben oft erheblichen Stress und Ängste aufgrund wiederholter Angriffe und negativer Interaktionen während der Arbeitszeit.
  • Depression: Kontinuierliches Mobbing kann zu Depressionen führen, da die Betroffenen das Gefühl haben, machtlos und isoliert zu sein.
  • Selbstwertprobleme: Das ständige Erleben von Mobbing kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen und das Selbstvertrauen untergraben.

2. Physische Gesundheit:

  • Schlafstörungen: Der emotionale Stress durch Mobbing kann zu Schlafstörungen und damit verbundenen Gesundheitsproblemen führen.
  • Körperliche Beschwerden: Chronischer Stress kann zu körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenproblemen und Muskelverspannungen führen.

3. Berufliche Auswirkungen:

  • Verminderte Leistung: Mobbing kann die berufliche Leistung beeinträchtigen, da die Betroffenen Schwierigkeiten haben, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren.
  • Fehlzeiten: Betroffene neigen dazu, häufiger abwesend zu sein, sei es aufgrund von Krankheit oder um dem belastenden Arbeitsumfeld zu entkommen.
  • Karriereauswirkungen: Außerdem kann die berufliche Entwicklung behindert werden, da die Opfer von Mobbing möglicherweise zurückgehalten oder bei Beförderungsmöglichkeiten übergangen werden.

4. Soziale Auswirkungen:

  • Isolation: Mobbing führt oft zu sozialer Ausgrenzung, wodurch die betroffenen Personen sich isoliert und von Kollegen und Kolleginnen zurückgewiesen fühlen.
  • Beziehungsprobleme: Der emotionale Stress kann zu Problemen in persönlichen Beziehungen führen, da die Auswirkungen des Mobbings sich auf das gesamte Leben ausdehnen.

5. Organisatorische Auswirkungen:

  • Geringe Mitarbeiterzufriedenheit: Ein belastetes Arbeitsumfeld führt oft zu einer insgesamt niedrigen Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Hohe Fluktuation: Das Vorhandensein von Mobbing kann zu einem verstärkten Mitarbeiterwechsel führen, da Menschen versuchen, sich vor den negativen Auswirkungen zu schützen.
  • Geringe Produktivität: Die Konzentration auf zwischenmenschliche Konflikte und Belastungen durch Mobbing kann die allgemeine Produktivität eines Teams oder einer Organisation beeinträchtigen.

Wichtig: Die Folgen von Mobbing sind nicht nur individuelle Probleme, sondern sie verschlechtern auch das allgemeine Arbeitsklima. Organisationen sollten sich aktiv für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Mobbing einsetzen und Mechanismen zur Prävention und Bewältigung implementieren, um eine gesunde und respektvolle Arbeitskultur zu fördern.

Ein Mitarbeitender schlägt verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen.

Präventive Maßnahmen

Präventive Maßnahmen gegen Mobbing am Arbeitsplatz sind entscheidend, um ein gesundes und respektvolles Arbeitsumfeld zu fördern. Hier sind einige Tipps und Empfehlungen, die dazu beitragen können, Mobbing vorzubeugen:

1. Unternehmenskultur:

Eine positive und inklusive Kultur im Unternehmen ist entscheidend. Führungskräfte sollten Werte wie Respekt, Zusammenarbeit und Empathie fördern, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Mobbing nicht toleriert wird.

2. Klare Richtlinien:

Arbeitgeber sollten klare Richtlinien und Verfahren zur Prävention und Bekämpfung von Mobbing aufstellen. Diese sollten für alle Beschäftigten leicht zugänglich und verständlich sein.

3. Schulungen:

Mitarbeitende sollten regelmäßig in Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen geschult werden. Auch die Teilnahme von Vorgesetzten ist wichtig. Dabei sollten sie über die verschiedenen Formen von Mobbing, dessen Auswirkungen und die Bedeutung eines respektvollen Miteinanders informiert werden.

4. Kommunikation:

Offene und transparente Kommunikation auf allen Ebenen des Unternehmens ist entscheidend. Eine Umgebung, in der sich Personen frei äußern können, minimiert das Risiko von Mobbing. Mit den Mitarbeiterbefragungs-Tools von Factorial haben Sie beispielsweise ein Tool zur Hand, das Ihnen hilft, Missstände frühzeitig aufzudecken.

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5. Konfliktlösung:

Implementierung effektiver Konfliktlösungsmethoden, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, Konflikte auf konstruktive Weise anzugehen und zu lösen, kann präventiv wirken.

6. Unterstützung für Opfer:

Arbeitgeber sollten Mechanismen bereitstellen, um Mobbingopfern Unterstützung zu bieten. Dazu gehören beispielsweise Anlaufstellen, Beratungsdienste oder die Möglichkeit, Vorfälle zu melden.

7. Mobbing-Tagebuch:

Die Einführung eines Mobbing-Tagebuchs kann es den Betroffenen ermöglichen, Mobbinghandlungen zu dokumentieren. Dies kann nicht nur als Beweismittel dienen, sondern auch dazu beitragen, Muster zu erkennen und effektiver dagegen vorzugehen.

8. Arbeitszeitmanagement:

Eine angemessene Arbeitszeitplanung und -organisation kann dazu beitragen, Stress und Überlastung zu minimieren, was wiederum das Risiko von Mobbing reduziert.

9. Beschwerderecht stärken:

Arbeitnehmer*innen sollten über klare Wege und Mechanismen verfügen, um sich bei Mobbingvorfällen zu beschweren. Diese sollten ernst genommen und angemessen behandelt werden.

10. Rechtsberatung:

Arbeitnehmer*innen sollten außerdem über ihre Rechte und Möglichkeiten, sich gegen Mobbing zu wehren, informiert sein. Das Einbinden von Rechtsberatern oder Betriebsräten kann hierbei hilfreich sein.

Die Implementierung dieser präventiven Maßnahmen trägt dazu bei, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mobbing am Arbeitsplatz keine Akzeptanz findet und in dem sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher und respektiert fühlen können.

Die Rolle von HR und Führungskräften

Also, die springende Frage für Unternehmen ist: Was tun bei Mobbing am Arbeitsplatz? Führungsebene und HR spielen eine entscheidende Rolle als Vorbild, um eine Kultur zu fördern, die auf Respekt und Zusammenarbeit basiert. Ihr vorbildhaftes Engagement setzt den Ton für die gesamte Belegschaft und trägt maßgeblich zur Prävention von Mobbing bei.

  • Die Integration von Mobbing-Prävention in regelmäßigen Meetings durch Human Resources (HR) ist ein wichtiger Schritt. Dies stellt sicher, dass das Thema aktiv diskutiert wird, fördert den offenen Dialog und ermöglicht die frühzeitige Erkennung potenzieller Probleme. Die Einbindung des Betriebsrats verstärkt diese Maßnahmen zusätzlich.
  • HR kann auch bei der Förderung von gesundem Arbeitszeitmanagement und Stressbewältigung unterstützen. Die Schaffung eines Umfelds, das eine ausgewogene Work-Life-Balance ermöglicht, trägt dazu bei, Überlastung zu minimieren und das Risiko von Konflikten und Mobbing zu reduzieren.
  • Zusätzlich kann HR sicherstellen, dass die Arbeitnehmer*innen und Vorgesetzten über ihre Rechte informiert sind und Zugang zu rechtlicher Beratung haben. Ein gestärktes Beschwerderecht gibt den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die Sicherheit, dass ihre Anliegen ernst genommen werden. Dies fördert eine offene Kommunikation und stärkt das Vertrauen in die Organisation.

Dies sind nur einige Beispiele, wie HR und Chef*innen zur Mobbing-Prävention beitragen können. Insgesamt spielen HR und Führungskräfte eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer respektvollen Arbeitsumgebung.

Ebenso können digitale Tools zur HR-Kommunikation in Ihrem Unternehmen helfen, dass Mitarbeitende Vorfälle anonym melden können und Sie gleichzeitig auch die Zufriedenheit Ihres Teams über Befragungen im Blick behalten können.

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Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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