Zum Inhalt gehen

Resilienz: Definition, Bedeutung und 7 Säulen

·
9 Minuten Lesezeit
Resilienz

Resilienz ist ein Begriff, der heute vor allem aus der Psychologie bekannt ist. Er beschreibt dort die Fähigkeit eines Menschen, Krisen und Belastungen zu bewältigen. Diese Fähigkeit wird nun auch im Berufsalltag immer wichtiger. 

Angesichts von steigenden Burnout- und Depressionszahlen unter Beschäftigten kann Resilienz helfen, den Berufsalltag und den Umgang mit Stress besser zu meistern. Zeit also, sich mit diesem Begriff auseinanderzusetzen.

Mentale Gesundheit

Resilienz: Definition

Was ist also Resilienz? Ursprünglich handelte es sich um einen Begriff aus der Physik. Hier bezieht sich der Begriff auf Stoffe, die auch nach einem Zustand der extremen Spannung wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren. Diese Stoffe werden daher resilient genannt.

Diese Fähigkeit (Resilienz, deutsch: Widerstandsfähigkeit) ist später in den Bereich der Psychologie gelangt und wurde hier auf den Menschen übertragen. Analog der Materialkunde werden Menschen als resilient bezeichnet, die Krisen und Belastungen ohne tiefgreifende bleibende Beeinträchtigungen und Schäden überstehen.

Umgangssprachlich kennt man diese Eigenschaft in Begriffen wie dem „Steh-auf-Männchen“. Oft heißt es auch, Resilienz sei das Geheimnis der inneren Widerstandskraft.

Ein resilienter Mensch zerbricht nicht an einer Krise, sondern geht gestärkt aus dieser hervor. Resilienz bezeichnet also die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen. 

Resilienz – Herausbildung

Bei Resilienz handelt es sich um eine dynamische Eigenschaft, d. h. dass sich diese verändern kann. Resilienz ist keine angeborene Charaktereigenschaft, sondern eine Eigenschaft, die erworben werden und sich verändern kann. Der Grundstein für diese Fähigkeit wird vor allem in den frühen Lebensjahren gelegt.

Die US-amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner hat mit ihrer Kauai-Studie maßgebliche Arbeit zur Beantwortung dieser Frage geleistet.

In dieser Studie untersuchten Emmy Werner und Ruth Smith 40 Jahre lang Kinder, die im Jahr 1955 auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren waren. 

1/3 dieser untersuchten Kinder stammten aus sehr schwierigen Verhältnissen. Umstände, unter denen sie aufwuchsen, waren oft Armut, Gewalt, allgemein deprimierende Situationen, ein niedriger Bildungsstand der Eltern oder sogar Vernachlässigung. 

Im Laufe der Jahre stellten die Forscherinnen fest, dass von diesem untersuchten Drittel 2/3 der Kinder verhaltensauffällig oder sogar straffällig wurden. 1/3 der Kinder zeigten jedoch trotz der widrigen Lebensumstände, unter denen sie aufwuchsen, eine positive Entwicklung. So waren sie erfolgreich in der Schule und im Leben.

Aus diesen Ergebnissen gewannen die Forscherinnen folgende Erkenntnis:

  • Negative und schwierige Bedingungen müssen nicht zwingend zu Misserfolg, Verhaltensauffälligkeiten und negativen Situationen führen.
  • Bei dem ⅓ der Kinder, die sich trotz äußerst widriger Startbedingungen positiv entwickelten, handelt es sich demnach um besonders resiliente Kinder.

Resilienz Definition

Wie bildet sich Resilienz heraus?

Entscheidend bei der Herausbildung und Entwicklung von Resilienz sind demnach bestimmte Faktoren. Unterschieden werden hier Schutz- und Risikofaktoren.

Schutzfaktoren sind Faktoren, die zu höherer Resilienz führen. Dazu gehören:

  • Soziale Ressourcen, wie familiäre Unterstützung, liebevolle soziale Bindungen, ein erfülltes Berufsleben oder stabile materielle Verhältnisse.
  • Personale Ressourcen, wie die individuelle Intelligenz und Kreativität, aber auch ein allgemein kontaktfreudiges Wesen. 
  • Biologische Ressourcen, wie beispielsweise genetische Veranlagungen.

Risikofaktoren sind analoge Faktoren, die sich negativ auf die Resilienz auswirken. Dazu gehören:

  • Soziale Schwierigkeiten, wie Armut, Gewalterfahrungen, Diskriminierung oder die psychische Erkrankung der Eltern.
  • Personale Eigenheiten, wie emotionale Instabilität oder die Fokussierung auf Probleme.
  • Biologische Ressourcen, wie beispielsweise eine genetische Veranlagung für bestimmte Krankheiten.

7 Säulen der Resilienz

Doch was ist nun Resilienz konkret? Worin besteht sie?

Resilienz ist eine Bewältigungskompetenz, die aus mehreren einzelnen Fähigkeiten zusammengesetzt ist. Neben verschiedenen anderen Ansätzen hat sich in den letzten Jahren vor allem das Konzept der 7 Säulen durchgesetzt, um zu verstehen, welche Elemente für die Herausbildung von Resilienz besonders wichtig sind.

Dazu gehören:

1. Optimismus

Optimismus beschreibt eine positive Perspektive auf die Welt. Wie eine Person also eine bestimmte Situation bewertet, ob für diese das Glas halb voll oder halb leer ist, ist eine reine Frage der Perspektive.

2. Akzeptanz

Akzeptanz bedeutet nicht, negative Dinge zu befürworten, sondern Dinge, die nicht geändert werden können, hinzunehmen. Es hilft, mit Gelassenheit auf widrige Umstände zu reagieren.

3. Lösungsorientierung

Dieses Element beschreibt die Fähigkeit, sich nicht nur auf das Problem zu konzentrieren, sondern sich stattdessen die möglichen Handlungsmöglichkeiten vor Augen zu führen. Lösungen statt Probleme suchen also.

4. Bindung/Netzwerke

Ein gefestigtes, stabiles soziales und berufliches Netzwerk hilft dabei, negative Situationen abzufedern. Menschen, die sozial gut eingebettet sind, überstehen Krisen eher als Menschen, die isoliert und alleine sind.

5. Raus aus der Opferrolle

Menschen dürfen sich dem Leben nicht passiv ergeben, sondern sollten ihm aktiv und handlungsbereit begegnen. 

6. Verantwortung übernehmen

Nur wer sich selbst als Handelnder in seinem eigenen Leben begreift, also Verantwortung für sich und seine Handlungen übernimmt, kann auch in schwierigen Situationen eigenmächtig und eigenständig agieren.

7. positive Zukunftsplanung

Resiliente Menschen richten ihren Blick nach vorne. Sie entwickeln Pläne, Ziele und haben Visionen. Sie haben einen Grund, für den es sich am nächsten Morgen aufzustehen lohnt.

Tipp! Resilienz Buch

Es gibt mittlerweile unzählige Bücher, die sich mit dem Thema Resilienz beschäftigen. Für einen tieferen Einblick in die Thematik kann sich der Erwerb durchaus lohnen. Ein Standardwerk in diesem Zusammenhang ist das Buch „Resilienz“ von Klaus Fröhlich-Gildhoff, „Der resiliente Mensch“ von Raffael Kalisch oder auch „Resilienz – Das Geheimnis innerer Stärke“ von Mirriam Prieß. 

Aktuelle Veranstaltungen zum Thema, Tipps und weitere Links finden Sie auch auf der Website des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (vormals Deutsches Resilienzzentrum).

Resilienz Herausbildung

Resilienz – Test

Sind Sie nun neugierig geworden und wollen Ihre Resilienz selbst einmal testen? Im Internet stehen dazu eine Vielzahl von unterschiedlichen Tests zur Verfügung. Darunter gibt es mehr oder weniger seriöse Quellen. Allgemein dient der Test zunächst eher einem grundlegenden Überblick, als einer Diagnose. 

Die Knappschaft bietet jedoch in Zusammenarbeit mit dem Institut für Stressmedizin Rhein Ruhr (ISM) einen umfangreichen Test an. Der Test ist auf der Seite der Knappschaft abzurufen.

Welche Bedeutung hat Resilienz in der Arbeitswelt?

Ausgehend von diesem Fokus der Forschung auf die kindliche Entwicklung, weitet sich die Forschung auch auf das Erwachsenenalter aus. Der Fokus lag hier vor allem auf der Traumabewältigung und der Frage, wie Resilienz auch noch im Erwachsenenalter erworben und/oder geformt werden kann. Darüber hinaus gelangte der Begriff in die Arbeitswelt.

Resilienz: Bedeutung für die Arbeit

Das heutige Arbeitsverhältnis ist im stetigen Wandel, die Anforderungen an die Arbeit wachsen, der Stresspegel ist hoch. Auch die neuen hybriden Arbeitsformen fordern neue Flexibilität und verändern das Arbeiten an sich.

Psychische Probleme, wie Stress, Depressionen und Burn-Out, die durch die Arbeit ausgelöst werden, nehmen von Jahr zu Jahr zu. Besonders in der generell leistungsstärksten Kohorte zwischen 30 und 40 klagen 73 Prozent (!) der Arbeitnehmer*innen unter einer, durch die Arbeit bedingten Erschöpfung, zu leiden.

Gründe hierfür sind laut einer aktuellen Civey-Studie im Auftrag vom Auctority vor allem der stete Leistungs- und Zeitdruck. 

Was bedeutet Resilienz in diesem Zusammenhang?

Resiliente Mitarbeitende und resiliente Teams leiden weniger schnell an arbeitsbedingten psychischen Krankheiten. In der Folge bedeutet dies weniger Arbeitsausfälle und ein erfolgreicheres, leistungsstarkes Unternehmen. Der Begriff Resilienz gewinnt hier in den letzten Jahren an Bedeutung.

Um für diese wachsenden Anforderungen gut vorbereitet zu sein, haben sich unterschiedliche Konzepte, die mit dem Begriff Resilienz arbeiten, für die Arbeitswelt erprobt. 

1. Resiliente Teams:

Teamresilienz beschreibt die Fähigkeit eines Teams, schwierige und belastende Situationen, die sich im Unternehmen zeigen, zusammen zu meistern. Teams bleiben trotz arbeitsbedingter Schwierigkeiten handlungsfähig und halten eine konstante Leistung aufrecht.

Faktoren, die vor allem in stressigen Situationen für resiliente Teams entscheidend sind, sind die folgenden:

  • Eine positive Atmosphäre unter den Teammitgliedern,
  • Offene Kommunikation,
  • Ausgeprägte Lernkultur,
  • Vertrauen zwischen den einzelnen Mitarbeitenden,
  • Klare Strukturen, Rollen und Ziele setzen,
  • Sicherstellung von Unterstützungsmechanismen.

Bei diesem Konzept geht es jedoch nicht um die Addition der einzelnen, resilienten Individuen, sondern es geht um die Fähigkeit der Resilienz bezogen auf das Team als Ganzes. 

Vor allem Führungskräfte sind hier gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen für die Ausbildung einer solchen Teamresilienz zu schaffen. Hilfreich kann hier das Teamresilienz-Modell sein. Auch das betriebliche Gesundheitsmanagement kann hier ansetzen. 

Es hilft einen Überblick zu gewinnen, an welchen Stellen noch nachjustiert werden muss, um den Status Quo eines bestimmten Teams zu analysieren.

👉  Verfolgen Sie Schulungen, Kompetenzen und Mitarbeiterbewertungen mit einer einfach zu bedienenden, visuellen Software. Mit Factorial HR. 

 2. Coachings für Mitarbeitende

Unternehmen können für Beschäftigte und auch gerade für Führungskräfte, die häufig unter einer besonderen hohen Arbeitslast leiden, Coachings und Trainings anbieten. Diese können die Resilienz stärken

3. Ausbau einer Resilienz fördernden Unternehmenskultur 

Coachings und Trainings sind eine tolle Sache. Vorsicht ist allerdings geboten, da der alleinige Fokus auf der individuellen Resilienz der Beschäftigten schnell zu einer Individualisierung von Problemen auf der Arbeit führen kann.

Daher ist es wichtig, die Unternehmenskultur an sich mitarbeiterfreundlich zu gestalten und die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern. Dazu gehören Faktoren wie:

  • aktive Partizipationsmöglichkeiten für Mitarbeitende,
  • positive Unternehmenswerte
  • und auch Transparenz.

Die Bedingungen im Unternehmen müssen so gestaltet sein, dass sie gesundheitsfördernd für alle sind.

Die oben genannten Schutzfaktoren lassen sich in diesem Zusammenhang auf die Arbeitswelt übertragen.

Schutzfaktoren gegen psychische Belastungen am Arbeitsplatz können unter anderem sein:

  • Soziale Unterstützung auf der Arbeit: Es äußert sich in einem angenehmen Betriebsklima und starken Gemeinschaftsgefühl. Lob, Anerkennung, Fairness, entgegengebrachtes Vertrauen sind elementare Faktoren, auf die Führungskräfte verstärkt achten sollten.
  • Kohärenzgefühl: Das stellt sich ein, wenn Rahmenbedingungen und Arbeitsaufgaben transparent sind, adäquate Arbeitsressourcen für die Bewältigung der Arbeit zur Verfügung stehen und die Arbeit als sinnvoll betrachtet wird.
  • Selbstwirksamkeit: Es sollte auf der Arbeit durch Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten gestärkt werden. Positive Erlebnisse auf der Arbeit stärken das Vertrauen in der Bewältigung der nächsten, möglicherweise schwierigeren Aufgabe. Eine gute Balance, die Unter- oder Überforderung vermeidet, ist dabei essenziell. 

Dem Arbeitgeber stehen also unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, Resilienzherausbildung am Arbeitsplatz zu stärken. Grundlegend für ein gutes und sicheres Arbeitsumfeld ist z. B. auch die Erstellung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung. 

Mit diesem Rüstzeug sind Arbeitgeber und Führungskräfte gewappnet für die ständig steigenden Herausforderung im Joballtag.

👉 Sparen Sie Zeit und Geld, indem Sie alle Ihre HR Prozesse an einem einzigen Ort verwalten. Lernen Sie Factorial kennen. 

Häufige Fragen und Antworten

Was sind die 7 Säulen der Resilienz?

Neben verschiedenen anderen Ansätzen hat sich in den letzten Jahren vor allem das Konzept der 7 Säulen durchgesetzt, um zu verstehen, welche Elemente für die Herausbildung von Resilienz besonders wichtig sind. Diese wären: 1. Optimismus, 2. Akzeptanz, 3. Lösungsorientierung, 4. Bindung/Netzwerke, 5. Raus aus der Opferrolle, 6. Verantwortung übernehmen, 7. positive Zukunftsplanung.

Was ist Resilienz Beispiel?

In einer Studie untersuchten Emmy Werner und Ruth Smith 40 Jahre lang Kinder, die im Jahr 1955 auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren waren. 1/3 dieser untersuchten Kinder stammten aus sehr schwierigen Verhältnissen. Umstände, unter denen sie aufwuchsen, waren oft Armut, Gewalt, allgemein deprimierende Situationen, ein niedriger Bildungsstand der Eltern oder sogar Vernachlässigung. Im Laufe der Jahre stellten die Forscherinnen fest, dass von diesem untersuchten Drittel 2/3 der Kinder verhaltensauffällig oder sogar straffällig wurden. 1/3 der Kinder zeigten jedoch trotz der widrigen Lebensumstände, unter denen sie aufwuchsen eine positive Entwicklung. Aus diesen Ergebnissen gewannen die Forscherinnen folgende Erkenntnis: Negative und schwierige Bedingungen müssen nicht zwingend zu Misserfolg, Verhaltensauffälligkeiten und negativen Situationen führen. Bei dem ⅓ der Kinder, die sich trotz äußerst widriger Startbedingungen positiv entwickelten, handelt es sich demnach um besonders resiliente Kinder.

Wann ist ein Mensch resilient?

Menschen werden als resilient bezeichnet, die Krisen und Belastungen ohne tiefgreifende bleibende Beeinträchtigungen und Schäden überstehen. Umgangssprachlich kennt man diese Eigenschaft in Begriffen wie dem „Steh-auf-Männchen“. Oft heißt es auch, Resilienz sei das Geheimnis der inneren Widerstandskraft. Ein resilienter Mensch zerbricht nicht an einer Krise, sondern geht gestärkt aus dieser hervor. Resilienz bezeichnet also die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen.

 

Sprachgewandt, neugierig und kreativ verfolgt unsere Autorin Marie-Louise Messerschmidt als SEO Content Writer die neuesten HR Trends. Als Teil des Content Marketing Teams arbeitet sie seit Mitte 2022 für Factorial HR. Nach ihrem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität Göttingen und Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München befasst sie sich bereits seit 2017 mit Themen im Personalbereich. Ihr Fokus liegt dabei besonders auf rechtlichen und strategischen Themen. Zuletzt hat sie einen Gastbeitrag zum Thema Personalverwaltung im OMT Magazin veröffentlicht.

Ähnliche Beiträge