Es gibt Situationen, die für Betriebe jeder Größe herausfordernd sein können: Zum Beispiel, wenn kurzfristig die Geschäftsführung krankheitsbedingt ausfällt, Krisenzeiten anstehen und wichtige Kompetenzen und Erfahrungen im Unternehmen fehlen, um mit solchen Umständen umzugehen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, auf Interim Management zurückzugreifen.
Was genau Interim Management ist, welche Vorteile der Einsatz von Interim Manager*innen mit sich bringt und welche Aufgaben sie übernehmen, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Das Wichtigste in Kürze:
- Beim Interim Management handelt es sich um den kurzfristigen Einsatz externer Führungskräfte, um Projekte, Herausforderungen oder Übergangsphasen im Unternehmen zu bewältigen.
- Im Gegensatz zu Berater*innen greifen Interim Manager*innen direkt in das operative Tagesgeschäft ein und übernehmen Verantwortung.
- Sie arbeiten häufig auf Tagessatzbasis – dieser liegt in Deutschland durchschnittlich bei etwa 1.000 Euro pro Tag, was ungefähr einem Prozent des vergleichbaren Jahresgehalts entspricht.
- Was ist Interim Management?
- Wann braucht ein*e Unternehmen Interim Manager*in – und wodurch unterscheiden sie sich von Berater*innen?
- Kosten und Einsatzbereiche in Unternehmen von Interimsmanagern
- Vorteile für Unternehmen durch Interim Management
Was ist Interim Management?
Interim Management bedeutet übersetzt so viel wie „vorübergehende Unternehmensführung“.
Darin liegt auch bereits ein Hinweis auf seine Bedeutung: Beim Interim Management werden sogenannte Interim Manager*innen befristet in einem Unternehmen eingesetzt, um Herausforderungen, Probleme oder Übergangsphasen zu überbrücken. Sie sind dabei nicht fest angestellt, sondern als zeitlich befristete Führungskräfte projektbezogen im Unternehmen tätig.
Wann braucht ein*e Unternehmen Interim Manager*in – und wodurch unterscheiden sie sich von
Berater*innen?
Wann wird ein Interim Management in Firmen eingesetzt?
In der schnelllebigen Arbeitswelt und unter ständig wechselnden Marktbedingungen müssen Unternehmen oft kurzfristig und flexibel auf Veränderungen reagieren.
Das können akute Krisen sein, aber auch Wachstumsphasen, Umstrukturierungen oder plötzliche Vakanzen in Schlüsselpositionen. In solchen Situationen stoßen Unternehmen oft an ihre Grenzen – sei es aufgrund fehlender personeller Kapazitäten, mangelndem Know-how oder fehlender Erfahrung im Umgang mit außergewöhnlichen Herausforderungen.
Genau hier kommen Interim Manager*innen ins Spiel.
Sie bieten:
- schnelle Verfügbarkeit,
- zielgerichtete Umsetzung,
- erfahrene Führung,
- und kompetente Unterstützung auf Zeit.
Mit ihrer Erfahrung und ihrem Fachwissen bringen Interim Manager*innen Strategien, Konzepte und Analysen in ein Unternehmen ein und entwickeln konkrete Lösungen für bestehende Probleme oder Herausforderungen.
Im Gegensatz zu Berater*innen greifen Interim Manager*innen direkt in das operative Tagesgeschäft ein: Sie übernehmen Verantwortung für Budgets, führen Mitarbeitende und treffen Entscheidungen – oft in leitender Funktion.
Beispiel: So funktioniert Interim Management
Firma X verliert kurzfristig ihre Geschäftsführerin, da diese erkrankt ist und nicht mehr ins Unternehmen zurückkehren kann. Der Betrieb muss jedoch stabil weiterlaufen – und die Suche nach einer geeigneten Nachfolge ist keine Aufgabe, die sich in wenigen Tagen erledigen lässt.
Um den laufenden Betrieb abzusichern und eine Führungslücke zu vermeiden, engagiert das Unternehmen eine Interim Managerin. Diese übernimmt für die nächsten sechs Monate die operative Leitung. Sie führt die Mitarbeitenden, behält die wirtschaftliche Lage im Blick, trifft Entscheidungen im Tagesgeschäft und sorgt dafür, dass wichtige Prozesse nicht ins Stocken geraten.
Auf Wunsch kann die Interim Managerin zusätzlich auch die aktuelle Situation im Unternehmen analysieren – beispielsweise Vorschläge zur Verbesserung der Personalstruktur machen, Optimierungen in der Lieferkette anstoßen oder Impulse zur Standortwahl geben. Das heißt: Sie hält den Betrieb nicht nur aufrecht, sondern entwickelt und verbessert ihn aktiv weiter.
Wie unterscheiden sich Interim Manager*innen von Berater*innen?
Der Hauptunterschied liegt im Grad der Verantwortung und Einbindung:
- Interim Manager*innen übernehmen operative Führungsaufgaben, handeln aktiv im Unternehmen und tragen Ergebnisverantwortung.
- Berater*innen analysieren, empfehlen und begleiten – sie sind jedoch meist nicht direkt in Entscheidungen oder die Unternehmensführung eingebunden.
Kurz gesagt: Berater*innen beraten – Interim Manager handeln.
Kosten und Einsatzbereiche in Unternehmen von Interimsmanagern
Was kosten Interim Manager*innen und arbeiten Interim Manager*innen als Freiberufler*innen?
Interim Management Tagessätze:
Laut dem Management Report 2021 von EO Executives liegt der durchschnittliche Tagessatz für Interim Manager*innen in Deutschland bei etwa 1.052 Euro. Damit sind die Tagessätze in Deutschland bereits sehr hoch. In Italien liegen die Kosten für Interim Manager*innen bei etwa 637 Euro und in Österreich bei knapp 900 Euro pro Tag. Die Kosten können jedoch je nach Erfahrung und Branche stark variieren.
Als Faustregel gilt: Der Tagessatz entspricht ungefähr einem Prozent des Jahresgehalts einer vergleichbaren Festanstellung. Das klingt zunächst nach viel, doch wenn man bedenkt, dass der Einsatz zeitlich befristet ist und Interim Manager*innen in der Regel freiberuflich arbeiten, also keine festen Lohnnebenkosten anfallen, kann sich diese Investition auch für kleine und mittlere Unternehmen lohnen.
Interim Management Jobs: Sind Interim Manager*innen angestellt oder Freelancer?
In der Regel arbeiten Interim Manager*innen als Freelancer oder Selbstständige. Manche Interim Manager*innen sind jedoch bei spezialisierten Interim Management Providern oder Agenturen angestellt, die sie an Unternehmen vermitteln. Bei diesen Agenturen können sie entweder als Freelancer geführt werden oder als feste Mitarbeitende beschäftigt sein.
Hinweis: Interim Manager*innen müssen nicht zwingend Vollzeit für Interim-Projekte in ein Unternehmen geholt werden. Oft ist es sinnvoller und flexibler, sie auch in Teilzeit einzusetzen.
Gibt es spezielle Interim Manager*innen für bestimmte Bereiche?
Ja, Interim Manager*innen spezialisieren sich oft auf bestimmte Fachbereiche oder Funktionen, um ihren Kund*innen die besten Kompetenzen und das Know-how für den jeweiligen, je nach Bedarf unterschiedlichen, Bereich zu liefern, in dem es Herausforderungen gibt. Diese können zum Beispiel sein:
- Interim HR-Manager*innen bzw. HR Interim Manager*innen/HR Interim Management (Personalmanagement, Change Management, Recruiting)
- Finanz Interim Manager*innen (Controlling, CFO-Aufgaben, Restrukturierung)
- IT Interim Manager*innen (Digitalisierung, IT-Projekte, Systemeinführungen)
- Operations Interim Manager*innen (Produktionsleitung, Supply Chain Management)
- Marketing Interim Manager*innen (Markenführung, Kampagnen, Kommunikation)
- Interim Projektmanager*innen (Projektsteuerung, Prozessoptimierung, Zielerreichung)
Bei vielen Aufgaben, die im Interim Management anfallen, kann die digitale HR-Software von Factorial unterstützen. Beispielsweise stellt Factorial KPIs zur Verfügung, die Interim Manager*innen als Grundlage für verschiedene Analysen der aktuellen Situation nutzen können. Gleiches gilt für die Analyse der Performance der Mitarbeitenden, etwa bei personellen Umstrukturierungen.
Was ist ein Interim Management Provider?
Ein Interim Management Provider ist eine spezialisierte Agentur oder Firma, wie beispielsweise eine Unternehmensberatung, die Interim Manager vermittelt und Unternehmen bei der Suche, Auswahl und Betreuung unterstützt. Die Provider verfügen über ein Netzwerk von erfahrenen Interim Manager*innen und helfen dabei, passende Kandidat*innen schnell und zuverlässig zu finden.
Interim Management Kompetenzen
Ganz klar bringen Interim Manager*innen enorme Führungserfahrung mit. Zudem verfügen sie über spezielles Branchenwissen. Je nach Herausforderung oder Projekt kann es sinnvoll sein, Expert*innen mit genau dieser Expertise einzusetzen.
Interim Manager*innen müssen Sicherheit im Auftreten mitbringen, also selbstbewusst sein, da sie sich flexibel auf immer neue Umgebungen einstellen und dort mit unterschiedlichen und neuen Gegebenheiten sowie Menschen zurechtkommen müssen. Das bedeutet auch, dass sie über soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Verständnis für die Organisation und die Mitarbeitenden verfügen. Außerdem sind hohe analytische Fähigkeiten und ein ausgeprägtes Auffassungsvermögen wichtig.
Sie sind lösungsorientiert und praktisch veranlagt, setzen Maßnahmen konsequent um und bringen die notwendige Durchsetzungsstärke mit.
Vorteile für Unternehmen durch Interim Management
Der Vorteil für Unternehmen in schwierigen Situationen, Übergangsphasen oder bei herausfordernden Projekten – beispielsweise wenn Projekte zu scheitern drohen – ist, dass Interim Manager*innen
- schnell, flexibel verfügbar und einsatzbereit sind,
- externes Fachwissen mitbringen, besonders in Krisen und Restrukturierungen,
- eine unabhängige und frische Perspektive ins Unternehmen einbringen,
- keine langfristige Bindung für das Unternehmen bedeuten,
- direkte Erfolge zeigen können, und
- langfristig das Unternehmen durch ihr Know-how und ihre Erfahrung profitieren lassen.