Was macht eine gute Führungskraft aus? Auf diese Frage gibt es unzählige Antworten. Gerade junge Führungskräfte tun sich oft schwer, den richtigen Führungsstil für sich zu finden. Dabei ist ein Führungsstil nicht automatisch besser oder schlechter als der andere.
In diesem Blogartikel beschäftigen wir uns mit der Frage, welche Führungsstile es gibt und welche Eigenschaften eine gute Führungskraft mitbringen sollte.
- Definition: Was sind Führungsstile?
- Welche Bedeutung haben Führungsstile im Unternehmen?
- Führungsstile Übersicht: Führungsstile nach Lewin und nach Weber
- Eindimensionale Führungsstile vs. mehrdimensionale Führungsstile
- Situativer Führungsstil
- So finden Sie Ihren Führungsstil
Definition: Was sind Führungsstile?
Das Gabler Wirtschaftslexikon beschreibt Führungsstile als „zeitlich überdauernde und wiederkehrende Muster von Führungsverhalten”. D.h. Führungsstile beschreiben ein Verhaltensmuster von Manager*innen gegenüber Mitarbeiter*innen.
Dazu zählen die Verhaltensweisen gegenüber einzelnen Angestellten oder Gruppen von Beschäftigten, aber auch die Vorgehensweisen im beruflichen Alltag.
Die Führungsstile in einem Unternehmen sind ein wichtiger Teil des Personalmanagements und sagen viel über die Unternehmenskultur in einem Betrieb aus.
Wie sich eine Führungskraft gegenüber den Mitarbeiter*innen verhält, hängt in der Regel mit der Persönlichkeit des Vorgesetzten und der Art des Unternehmens zusammen. Dies bedeutet aber nicht, dass sich Führungsstile nicht anpassen lassen.
Welche Bedeutung haben Führungsstile in Unternehmen?
Als wichtiger Teil des Personalmanagements wirkt sich der Führungsstil auf viele Bereiche im Unternehmen aus:
- Betriebsklima
- Arbeitgeberimage und Arbeitgeberattraktivität
- Personalfluktuation
- Bewertungen in Arbeitgeberbewertungsportalen und damit die Anzahl der eingehenden Bewerbungen
- Motivation, Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter
Der Führungsstil ist ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsalltags und hat somit erheblichen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Auch die Mitarbeitermotivation und die Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden sind eng mit der Führung durch den Vorgesetzten verknüpft.
Ein guter Führungsstil sorgt dafür, dass Mitarbeiter*innen Freude an ihrem Job haben und bereit sind, viel zu leisten.
Gerade in der heutigen Zeit sind Mitarbeiter*innen einer hohen Komplexität, steigender Transparenz und einem stetigen Wandel unterworfen. Diese neuen Herausforderungen verlangen moderne Führungsstile, wie z.B. den situativen Führungsstil.
Tipp: Wenn Sie feststellen, dass Ihr Führungsstil nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt und somit auch nicht zu einem gesteigerten Unternehmenserfolg führt, sollten Sie diesen überdenken und gegebenenfalls ändern.
Führungsstile Übersicht: Führungsstile nach Lewin und nach Weber
Wie bereits erwähnt, gibt es viele unterschiedliche Führungsstilarten. Dabei wird zwischen verschiedenen Modellen differenziert. Die Führungsstile nach Kurt Lewin sowie die nach Max Weber gehören zu den klassischen Modellen der Personalführung.
Bei den Kurt Lewin Führungsstilen wird unterschieden zwischen der autoritären, der kooperativen bzw. demokratischen und der Laissez-Faire-Führung. Die 4 Führungsstile nach Max Weber gehören zu den etwas älteren Modellen, die sich in die autokratische, patriarchalische, charismatische und bürokratische Führung unterteilen lassen.
Autokratischer Führungsstil oder autoritärer Führungsstil
Wichtige Entscheidungen obliegen nur der Führungsperson. Mitarbeiter*innen sind an dem Entscheidungsprozess nicht beteiligt und haben Anforderungen entsprechend umzusetzen.
Vorteile:
- Hilfreich bei schnellen Entscheidungen
- Mitarbeitende tragen keine Verantwortung für getroffene Entscheidungen
Nachteile:
- Wenig Platz für Wertschätzung
- Führt zu einem ungesunden Arbeitsklima
- Kein Platz für Ideen und Innovationen
- Veraltet
- Micromanagement
Patriarchalisch
Der patriarchalische Führungsstil ähnelt dem autokratischen sehr in Bezug auf die Entscheidungsfindung. Allerdings sieht sich der Patriarch im Unternehmen als Vaterfigur, der sich der Verantwortung für die Mitarbeiter bewusst ist.
Patriarchen treffen Entscheidungen auch im Sinne ihrer Mitarbeiter*innen. Führungskräfte sind oft älter und erfahrener als ihre Angestellten.
Vorteile:
- Klare Anweisungen und Vorgaben
Nachteile:
- Kaum Spielraum für neue Ideen und Denkweisen.
Charismatischer Führungsstil
Manche Menschen haben eine natürliche Gabe, andere Menschen zu begeistern und zu motivieren. Charismatische Führungskräfte sind meist Vorbilder, die Ideen und Visionen überzeugend und charismatisch herüberbringen können.
Sie sind selbstbewusst und wortgewandt. Beschäftigten wird mehr Verantwortung übertragen, wodurch selbstbestimmteres Arbeiten möglich wird.
Vorteile:
- Hohe Leistungsbereitschaft
- Stärkt die Mitarbeitermotivation
- Fördert die Mitarbeiterbindung
- Mitarbeiter*innen können sich besser mit dem Unternehmen identifizieren
Nachteile:
- Personenabhängig, da Charisma nur entsteht, wenn es natürlich ist
- Angestellte lassen sich leichter überzeugen und eher ausbeuten
Bürokratisch
Der bürokratische Führungsstil gibt Regeln und Vorgehensweisen schon vor. Das bedeutet, dass Arbeitsabläufe klar definiert und nicht durch eine einzelne Führungskraft vorgeschrieben sind.
Entscheidungen basieren auf klaren Richtlinien, an die sich Mitarbeiter*innen und Führungskräfte halten müssen. Vorgesetzte werden unter diesem Führungstyp nur für einen bestimmten Zeitraum festgelegt.
Vorteile:
- Klare Anweisungen und geregelte Arbeitsabläufe
- Die Wahrscheinlichkeit, eine Fehlentscheidung zu treffen, schrumpft
- Entscheidungen werden nicht aufgrund von persönlichen Sympathien getroffen, sondern aufgrund von vorgegebenen Richtlinien
Nachteile:
- Kaum Platz für Veränderungen und Ideen
- Lange Entscheidungswege
- Kleine Entscheidungsspielräume
- Demotivation sowohl seitens der Beschäftigten als auch der Vorgesetzten
Kooperativer Führungsstil oder demokratischer Führungsstil
Führungskräfte und Mitarbeiter*innen arbeiten im Team. Das bedeutet, dass untergeordnete Positionen an Entscheidungsfindungen teilhaben. Ideen, aber auch Kritik dürfen geäußert werden.
Führungskräfte sind für das Delegieren von Aufgabenbereichen zuständig und haben vor allem die Funktion, die Beschäftigten zu motivieren. Eigenverantwortung und autarkes Arbeiten sind hier gern gesehen.
Vorteile:
- Entscheidungsgewalt liegt nicht alleinig bei den Vorgesetzten, wodurch es zur Entlastung dieser kommt
- Stärkt die Mitarbeitermotivation
- Stärkt das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter*innen
- Fördert Kreativität und Innovation
- Erzielt insgesamt gute Ergebnisse
Nachteile:
- Wahrscheinlichkeit des Kontrollverlustes steigt, wenn sich Vorgesetzte nicht durchsetzen können
- Längere Entscheidungsprozesse durch Diskussionen
- Erhöhtes Risiko des Konkurrenzdenkens unter Angestellten
Mit einer HR Software erleichtern Sie sich die Delegation von Aufgaben, da Sie eine digitale Zusammenfassung der Kompetenzen in Ihrem Team haben und so wissen, wer was am besten kann.
Laissez-faire
Unter dem Laissez-faire-Führungsstil haben Angestellte einen sehr breiten Handlungsspielraum. Sie treffen Entscheidungen im Team ohne nötige Zustimmung des Vorgesetzten.
Auch die Aufgabenverteilung liegt in der Hand der Mitarbeiter*innen. Vorgesetzte greifen nur ein, wenn gravierende Probleme auftreten.
Vorteile:
- Fördert Kreativität und Entwicklung neuer Ideen
- Fördert die Mitarbeitermotivation und Leistungsbereitschaft
Nachteile:
- Nicht jede*r kann mit zu vielen Freiheiten umgehen
- Möglicher Kontrollverlust
- Erhöhtes Risiko für Konkurrenzkämpfe
- Mangelnde Kommunikation und unklare Vorgehensweisen
Wichtig: Je nach Branche und Aufgabe variieren diese Führungsstile natürlich. Führungskräfte können folglich auch Elemente verschiedener Führungsstile kombinieren.
Eindimensionale Führungsstile vs. mehrdimensionale Führungsstile
Eindimensionale Führungsstile
Der eindimensionale Führungsstil wurde von dem Forscher Warren H. Schmidt und Professor Robert Tannenbaum entwickelt, er wird auch als Führungskontinuum bezeichnet. Der eindimensionale Führungsstil stellt die Extrempole autoritärer und demokratischer Führungsstil gegenüber und stellt vier Abstufungen heraus.
Die Abstufungen sehen folgendermaßen aus:
- Patriarchalischer Führungsstil: Mitarbeitende werden hinsichtlich einer Entscheidung überzeugt.
- Beratender Führungsstil: Bei Entscheidungen, die unklar sind, findet eine Beratung statt.
- Konsultativer Führungsstil: Verschiedene Meinungen werden berücksichtigt.
- Partizipativer Führungsstil: Alle Mitarbeitenden können Lösungsvorschläge einbringen, diese werden dann ausgewertet.
- Kooperativer Führungsstil: Die Führungskraft hat bei diesem Führungsstil die Rolle des Moderators, die Entscheidung wird letztendlich aber von allen Mitarbeitenden getroffen.
Zweidimensionale Führungsstile
Im Jahr 1964 wurde ein Verhaltensgitter von Robert R. Blake und Jane Mouton erstellt. Dieses unterteilt 5 Arten von Führungsverhalten und wird auch als “Managerial Grid” bezeichnet. Dieser richtungsbezogene Führungsstil wird häufig auch als Unterart des situativen Führungsstils bezeichnet.
Er fußt auf der Idee, dass es nicht nur eine, sondern 2 Orientierungen im Führungsverhalten gibt: die Sachorientierung und die Mitarbeiterorientierung. Ein Unternehmen kann dann hinsichtlich dieser Kriterien mathematisch bewertet werden.
Die Einstufung wird in Kommazahlen vorgenommen, die Zahl vor dem Komma beschreibt die Sachorientierung, die Nachkommastelle die Mitarbeiterorientierung.
- Eine Bewertung von 1,1 bedeutet z.B., dass die Führungskraft ein sehr geringes Interesse an Menschen und Produktion hat.
- Die Zahl 9,9 besagt, dass der Manager ein hohes Interesse an Mensch und Produktion hat.
Dreidimensionale Führungsstile
Der dreidimensionale Führungsstil basiert auf der Idee von W.J. Reddin und wird als 3-D-Theorie bezeichnet. Diese besagt, dass unterschiedliche Situationen unterschiedliches Handeln nach sich ziehen muss. Nach Reddin gibt es nicht den einen Führungsstil, der auf alle Situationen anwendbar ist. Reddin unterteilt daher nach drei Faktoren:
- Ineffektive Stile (Führungsstile)
- Grundstile (Situation)
- Effektive Stile
Situativer Führungsstil
Ein situativer Führungsstil verfolgt den Ansatz, dass verschiedene Mitarbeitende verschiedene Reifegrade besitzen und daher beispielsweise ein Berufsanfänger anders geführt werden muss, als ein langjähriger Mitarbeiter. Daraus ergeben sich vier Stufen:
-
- Dirigieren: Die vorher festgelegten Arbeitsabläufe werden von der Führungskraft kontrolliert.
- Überzeugen: Der Mitarbeitende braucht etwas Unterstützung von der Führungskraft.
- Teilhaben: Der Mitarbeitende hat ausgeprägte Kompetenzen, muss aber noch lernen, eigene Entscheidungen zu treffen.
- Delegieren: Die Führungskraft kann Verantwortung auf den Mitarbeitenden übertragen, da die Kompetenz und Motivation des Mitarbeitenden hoch sind.
So finden Sie Ihren Führungsstil
Nun sind Sie gefragt! Moderne Führung kann verschiedene Ansätze verfolgen. Welcher Führungsstil trifft auf Sie zu? Oder sind Sie eine Mischung aus unterschiedlichen Typen? Um Ihren Führungsstil zu finden, müssen Sie sich mit Ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen.
Tipp: Stellen Sie sich kritische Fragen und seien Sie vollkommen ehrlich zu sich selbst.
✅ Der Selbstcheck: Welcher Führungsstil sind Sie?
Um zu analysieren, welcher Führungstyp Sie sind, beobachten Sie Ihr Verhalten gegenüber Mitarbeitern. Auch eine Analyse Ihres Verhaltens gegenüber Freunden, Familie und Bekannten kann dabei helfen, herauszufinden, zu welchem Führungstyp Sie gehören. Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen:
- Wie treffen Sie Entscheidungen?
- Wie gehen Sie vor, wenn Sie Mitarbeitern Feedback geben (sowohl Kritik als auch Wertschätzung und Lob)?
- Was tun Sie, um Ihre Mitarbeiter zu motivieren?
- Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
- Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
- Wer sind Ihre Vorbilder? Welche Eigenschaften zeichnen diese aus?
- Wie gehen Sie mit Stress um?