Die Gehaltsverhandlung ist seit jeher ein sensibles Thema und bedarf einer guten Vorbereitung. Doch nicht nur Mitarbeiter*innen, auch Führungskräfte sollten gut vorbereitet in die Gehaltsverhandlung gehen.
In unserem Blogartikel erklären wir Ihnen, wie Sie sich am besten auf eine Gehaltsverhandlung vorbereiten können und was Sie alles bei der Verhandlung beachten sollten.
- Gehaltsverhandlungen im Wandel
- Tipps – Gehaltsverhandlung
- Arten der Gehaltsverhandlung und Argumente
- Gehaltsverhandlung: Alternativen und Kompromisse
- Bereit für das nächste Gespräch?
Gehaltsverhandlungen im Wandel
Das Klischee und die Zahlen sagen, dass die Deutschen nicht gerne über Geld reden. Bei 64Prozent der Deutschen trifft das Klischee auch zu: Laut einer aktuellenEmnid-Umfrage im Auftrag der Postbankist für sie das Thema Geld ein No-Go.
Vielen Menschen sind Gehaltsverhandlungen unangenehm. Gleichzeitig wächst eine neue Generation heran, die in denMedienimmer häufiger und offensiver das Thema Geld und Gehalt anschneidet. Egal ob in Ratgebern und kritischen Sachbüchern, in Kolumnen oder auch in Zeitungsartikeln.
Gerade Berufsanfänger*innen sind in Zeiten vonOnline-Gehaltsvergleichsportalenund Foren aufgewachsen, in denen sich offen und anonym über dieses Thema informiert und ausgetauscht werden kann.
Wie sollten Sie alsArbeitgeber nun darauf reagieren?
Passen Sie sich an! Angesichts der aktuellen Veränderungen in Bezug auf Offenheit zum Thema Geld, wird Transparenz von Ihnen verlangt. Bereiten Sie sich gut auf vorstehende Gespräche vor und halten Sie Zahlen und Fakten parat.
Im folgenden Artikel haben wir alleTipps und Informationen zum Thema Gehaltsverhandlungenfür Führungskräfte zusammengestellt. Mit diesen gehen Sie perfekt vorbereitet in die nächste Verhandlung.
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Tipps – Gehaltsverhandlung
Hier sind3 Tippsfür erfolgreiche Gehaltsverhandlungen:
- Machen Sie sich als Führungskraft zunächst bewusst, dass das Gehalt eines der wichtigsten Dinge für den Mitarbeitenden ist. In einem Gespräch sollten sie der Gehaltsverhandlung daher einen festen Platz einräumen. Machen Sie nicht den Fehler, das im bisherigen Gesprächsverlauf bislang totgeschwiegene Thema lediglich zu einem Anhängsel am Gesprächsende zu machen.
- Nehmen Sie sich stattdessen Zeit für dieses Thema und überlegen Sie im Vorhinein ganz genau, wann und an welcher Stelle Sie über dieses Thema sprechen möchten.Denken Sie darüber hinaus auch daran, dass die Gehaltsverhandlung und deren Ausgang, immer auch Auswirkungen auf die Mitarbeitermotivation haben wird.
- Und schließlich sollten Sie stets im Hinterkopf behalten, dass auch für Mitarbeitende und Bewerber*innen das Thema Gehaltsverhandlung nicht einfach ist. Vielen Menschen fällt es schwer, das Gehalt zu verhandeln. Daher liegt bei Ihnen als Führungskraft die Verantwortung, das Gespräch sicher zu leiten und eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
Arten der Gehaltsverhandlung und Argumente
Die Gesprächssituation beim Gehalt variiert natürlich, je nachdem, ob Sie das Gespräch mit langjährigen Angestellten oder eine*r Bewerber*in, führen. Daher gibt es für jede Situation auch unterschiedliche Kriterien und Argumente bei der Gehaltsverhandlung, die es zu beachten gilt.
Zudem haben Sie sich bestimmt auch schon die Frage gestellt, wie Sie selbst überhaupt bemessen können, was ein angemessenes Gehalt für den jeweiligen Beschäftigten ist und wasGründe für eine Gehaltserhöhungsein können.
Im Folgenden finden Sie die Antworten:
1. Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch
Das Thema Gehalt im Vorstellungsgespräch ist besonders schwierig. Bei einer Gehaltsverhandlung im Bewerbungsgespräch sollten Sie sich deshalb bereits im Vorhinein die Qualifikationen des Bewerbers genau anschauen. Überlegen Sie selbst, welches Gehalt Sie aufgrund dieser für angemessen halten würden.
Bei einer Gehaltsverhandlung im Einstellungsgespräch sollten Sie sich dabei auch am aktuellenMindestlohnorientieren. Vergegenwärtigen Sie sich z. B. noch einmal, was andere Beschäftigte in Ihrem Betrieb mitähnlichen Qualifikationenverdienen.
Dabei steuern Sie als potenzieller Arbeitgeber die Situation. Sprechen Sie das Thema von sich aus an geeigneter Stelle an. Sie dürfen auch gerne die Gehaltspolitik in Ihrem Unternehmen beleuchten.
Tipp:Seien Sie bei Gehaltsverhandlungen im Bewerbungsprozess transparent, aber legen Sie nicht alle Karten auf den Tisch!
Sie können den Bewerber auch nach seinem bisherigen Gehalt und Gehaltsvorstellungen fragen. Denken Sie allerdings daran, bei Gehaltsverhandlungen für einen neuen Job möchten sich Bewerbende in der Regel verbessern, zumindest aber ein ähnliches Gehalt erhalten und sich nicht unter Wert verkaufen.
Als Maßstäbe für ein angemessenes Gehalt empfiehlt es sich, einen Kriterienkatalog für das Unternehmen zu entwickeln. Hierbei können Sie objektive und subjektive Kriterien berücksichtigen.
Subjektive Kriterienkönnen also beispielsweise sein:
- Ihre Beurteilung der Qualifikationen und Erfahrungen der sich bewerbenden Person: Wie können diese Qualifikationen Ihrem Unternehmen zugutekommen?
- Die Qualifikationen an sich:Abschluss, Erfahrungen, Weiterbildungen
Objektive Kriterienkönnen unter anderem sein:
- Perspektiven im Unternehmenselbst: Gehalt staffelt sich z. B. über die Jahre
- Verantwortungsbereiche und Hierarchienim Unternehmen
2. Gehaltserhöhung bei Beschäftigten:
In diesem Fall wird der oder die Beschäftigte in der Regel auf Sie zukommen und um ein Gehaltsgespräch bitten. Lassen Sie sich in einem solchen Moment nicht überrumpeln, aber weisen Sie eine solche Bitte auch nicht gleich ab. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden Wertschätzung und nehmen Sie sich Zeit für diese.
Gehaltsverhandlungen mit langjährigen Mitarbeitenden sollten unter keinen Umständen zwischen Tür und Angel verhandelt werden. Setzen Sie für das Gespräch einengeeigneten Terminfest.
Gerade bei langjährigen Mitarbeitenden, mit denen Sie bereits eine gewisse Vertrauensebene haben, dürfen Sie auch gerne ein wenig Small-Talk betreiben, bevor es zum eigentlichen Thema geht.
Gehen Sie nicht voreingenommen in das Gespräch. Stellen Sie im VorhineinFakten und Zahlenzu Ihrem Unternehmen, aber auch zu den Leistungen des oder der Beschäftigten zusammen.
So können Sie im Idealfall Ihre Entscheidung in der Gehaltsverhandlung begründen und starke Argumente liefern.
Bei bereits beschäftigten Mitarbeitenden ist die Forderung nach einer Gehaltserhöhung von 20 Prozent nicht unüblich. Auch die Mitarbeitenden erkundigen sich im Internet nach Tipps und stellen sich die Frage, was verdienen andere in meiner Position?
Setzen Sie die Erhöhung also selbst nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig an. Und auch in diesem Fall kann ein vorher ausgearbeiteter Kriterienkatalog bei der Verhandlung helfen!
Subjektive und Objektive Kriterien
DieArgumente für eine Gehaltserhöhungkönnen vielfältig sein. Dabei gilt es, sowohl objektive als auch subjektive Kriterien zu berücksichtigen:
Möglichesubjektive Kriterienin dieser Situation:
- Wie bewerten Sie dieLeistungdes Mitarbeitenden?
- Welche Leistungen hat der oder die Beschäftigte erbracht?
Tipp:Zahlen und Fakten parat zu halten ist hier essenziell
- Private Situationdes Beschäftigten:Hat der Beschäftigte beispielsweise gerade ein Kind bekommen
- Schwierige wirtschaftliche Lage (z. B. Inflation, Pandemie)
Möglicheobjektive Kriterien:
- Hat der oder die Beschäftigte z. B. eineWeiterbildunggemacht, die eine Erhöhung rechtfertigen würde?
- Dauer der Beschäftigung:Wenn Sie in Ihrem Kriterienkatalog beispielsweise festgelegt haben, dass das Gehalt über die Jahre steigt, ist eine Erhöhung angemessen.
Achtung: Denken Sie daran, dass eine Gehaltserhöhung die Motivation gerade bei langjährigen Mitarbeitenden enorm steigern kann. Welche Kriterien Sie Ihren Gehaltsverhandlungen zugrunde legen, liegt am Ende selbstverständlich ganz bei Ihnen.
Noch ein wichtiger Tipp:
Überprüfen Sie gerade bei einem so sensiblen und hoch politischen Thema wie dem Gehalt auch immer Ihre eigenen Maßstäbe, Kriterien und Entscheidungen.
Frauen verdienten zum Beispiel im Jahr 2021 lautStatistischem Bundesamtimmer noch 18% weniger als Männer. Die sogenannteGender Pay Gapwird jedes Jahr aufs Neue berechnet und verändert sich dabei kaum. Die Veränderung dieser Zahl liegt auch in Ihrer Verantwortung!Equal Paylautet hier die Devise.
Fragen Sie sich bei einem Gehaltsgespräch mit einer Frau also: Würden Sie einem männlichen Bewerber ein genauso hohes Gehalt oder ein höheres Gehalt anbieten?
Tipp: Überprüfen Sie immer wieder, ob in Ihrem Unternehmen Frauen und Männer in ähnlichen Positionen gleich viel verdienen und justieren Sie gegebenenfalls an diesen Stellen von sich aus nach!
3. Tarifverträge
Nicht in jedem Unternehmen kann das Gehalt zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden persönlich ausgehandelt werden. In vielen Branchen wird nachTarifvertraggezahlt. Dazu gehört beispielsweise auch der öffentliche Dienst.
Gehaltsverhandlungen im Öffentlichen Dienst oder allen anderen tarifgebundenen Branchen laufen daher anders ab als in der freien Marktwirtschaft.
Hier gibt es in der Regel je nach BrancheTarifvereinbarungen, an die sich die Arbeitegeber auch zu halten haben bzw. die von den Arbeitnehmenden auch eingefordert werden können. Die Gehaltsverhandlungen werden hier meistens zwischen Arbeitgeberverbänden oder und Gewerkschaften geführt.
Sind Sie als Arbeitgeber in einem Arbeitgeberverband organisiert, können Sie die Tarifverträge nicht selbst verhandeln. Das übernimmt die jeweilige Tarifkommission Ihres Verbandes dann für Sie.
Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass Sie selbst Teil der Tarifkommission werden. Im Falle eines Austritts aus dem Verband gelten die vormals festgesetzten Tarife jedoch weiterhin für Ihre Beschäftigten.
Wichtig!Neu vereinbarte Tarife haben dann allerdings keine rechtliche Bindung mehr.
Gehaltsverhandlung: Alternativen und Kompromisse
Nicht immer können Sie einem Gehaltswunsch entgegenkommen. Das kannunterschiedliche Gründehaben, wie zum Beispiel eine angespannte wirtschaftliche Lage, Umstrukturierungen oder Veränderungen im Unternehmen, die derzeit hohe Kosten verursachen.
Es kann aber natürlich auch an der mangelnden Leistung des Mitarbeitenden selbst liegen.
Können Sie dem Gehaltswunsch einer Person nicht nachkommen, begründen Sie Ihre Entscheidung und zeigen Sie möglicheAlternativenauf.
Versuchen Sie stets, einenKompromisszu finden und der jeweiligen Person Perspektiven aufzuzeigen, damit am Ende die Motivation bei der Arbeit nicht leidet. Doch ein Recht auf Gehaltserhöhung für Beschäftigte gibt es nicht.
Alternativen und Kompromissekönnen dabei beispielsweise sein:
- Flexible Arbeitszeiten
- Mehr Urlaubstage
- EineBetriebsrente
- Geldwerte Vorteile wie eine Fahrtkostenerstattung
- Eine gestaffelte Gehaltserhöhung
Bereit für das nächste Gespräch?
Gehaltsgesprächen, ob nun in der freien Marktwirtschaft oder im Öffentlichen Dienst, wird stets eine wichtige Rolle zukommen. Ist das Gehalt doch ein wesentlicher Motivator und Grund für die Arbeit und damit auch Schlüssel für Ihren Unternehmenserfolg.
Werden Gehaltsgespräche und ihre Vorbereitung ernst genommen, fungieren sie gleichzeitig auch als Korrektiv- und Analysetool für das eigene Unternehmen.
Sie offenbaren stets den aktuellen Stand:
- Wer verdient wie viel,
- wieso verdient, wer wie viel und
- wie sehen die Leistungen der jeweiligen Beschäftigten eigentlich aus?
Das Erlernen einer guten Gehaltsverhandlung lohnt sich also immer!
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