Die Postkorbübung ist bei Personaler*innen in Assessment-Centern beliebt, um unter anderem die Stressfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit von Kandidat*innen zu testen. Welche Aufgaben typisch für diese Übung sind, welche Fähigkeiten noch getestet werden, für welche Branchen sich diese Übung eignet und wie genau eine solche Aufgabe aussieht, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Key Facts
- Die Postkorbübung ist eine beliebte Übung in Bewerbungsverfahren.
- Bewerber*innen müssen eine Vielzahl von alltäglichen Aufgaben im Arbeitsalltag in einer vorgegebenen Zeit abarbeiten.
- Insbesondere Stressresistenz, Delegationsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit, analytisches Denken, Konzentrationsfähigkeit und Schnelligkeit werden hier getestet.
- Definition: Was ist die Postkorbübung?
- Welche Fähigkeiten testet die Postkorbübung?
- Typische Aufgaben bei der Postkorbübung
- In welchen Bereichen eignet sich die Durchführung der Postkorbübung?
- Postkorbübung Beispiel
Definition: Was ist die Postkorbübung?
Postkorbübung, der Klassiker im Assessment-Center
Die Postkorbübung ist eine typische Aufgabe in Assessment-Centern, aber auch allgemein in Bewerbungsgesprächen. Mit dieser Übung werden die Fähigkeiten der Bewerber*innen getestet und letztendlich ihre Eignung für eine bestimmte Position überprüft.
Die Kandidat*innen erhalten einen „Postkorb“ mit einer Reihe von Aufgaben, die nicht unbedingt beruflicher Natur sein müssen und die innerhalb einer vorgegebenen Zeit abgearbeitet werden sollen.
Dabei müssen die Kandidat*innen selbst entscheiden, welche Aufgaben sie priorisieren und welche sie zuerst erledigen. Es kann auch vorkommen, dass die Postkorbübung so konzipiert ist, dass es gar nicht möglich ist, alle Aufgaben in der vorgegebenen Zeit zu schaffen. Zusätzlich können Störfaktoren eingebaut werden, wie eingehende Telefonate oder „Mitarbeitende“, die etwas von den Kandidat*innen wissen wollen; Störfaktor, die also eine reale Alltagssituation im späteren Job nachstellen.
Ist die Postkorbübung aussagekräftig?
Eine aktuelle Studie der Forscher*innen Whetzel, Rotenberry und McDaniel zeigt, dass die Postkorbübung gut geeignet ist, um die Arbeitsleistung von Kandidat*innen vorherzusagen. Zudem zeigt die Studie, dass Personen, die gut bei dieser Aufgabe abschneiden, generell gute kognitive Fähigkeiten haben. Die Studie fand außerdem heraus, dass die Ergebnisse unabhängig davon ausfielen, ob die Bewertung durch Menschen oder einen Computer erfolgte.
Welche Fähigkeiten testet die Postkorbübung?
Die Postkorbübung ist im Bewerbungskontext so beliebt, weil mit ihr auf einen Schlag eine Reihe von Kompetenzen, Soft Skills und Hard Skills getestet werden können. Typische Fähigkeiten, die im Zusammenhang mit der Postkorbübung getestet werden, sind:
- Stressresistenz: Durch die vorgegebene Zeit und die Vielzahl an Aufgaben werden die Kandidat*innen in eine stressige Situation geworfen. Die Übung zeigt, wie sie mit Stress umgehen.
- Entscheidungs- und Delegationsfähigkeit: Die jeweiligen Bewerber*innen müssen schnell entscheiden, welche Aufgabe sie priorisieren und welche möglicherweise verschoben oder delegiert werden können – so wie auch im späteren Arbeitsalltag.
- Konzentrationsfähigkeit: Wie gut können sich Bewerber*innen auch mit Störfaktoren und angesichts der Fülle an Aufgaben auf die Bewältigung der Aufgaben konzentrieren?
- Analytisches Denken und Problemlösungskompetenz: Wie schnell und gut können die Kandidat*innen die Probleme erkennen, lösen und zum Kern des Problems vordringen?
- Schnelligkeit: Schaffen sie es, die Aufgaben schnell und gleichzeitig gut zu bewältigen?
Typische Aufgaben bei der Postkorbübung
Je nach Branche und Position können die Aufgaben variieren. Einige Aufgaben sind jedoch doch ziemlich ähnlich. Schauen wir uns eine Auswahl typischer Aufgaben an:
Postkorbübung Aufgaben
- E-Mails und Nachrichten an Kund*innen oder Geschäftspartner*innen beantworten: z. B. Reklamationen oder Beschwerden, Informationsanfragen oder auch Presseanfragen.
- Unerwartete Ereignisse: Ein unerwarteter Anruf oder eine eingehende Nachricht, die dringend ist. Schnell darauf müssen die Bewerber*innen reagieren.
- Berichte erstellen oder prüfen: Bewerber*innen müssen Dokumente, Berichte oder Protokolle erstellen oder auf Vollständigkeit und Richtigkeit überprüfen.
- Termine planen und Konfliktsituationen umgehen: Die Bewerber*innen müssen Termine koordinieren und Lösungen für Konflikte finden, z. B. wenn es Überschneidungen im Kalender gibt oder Termine kurzfristig verschoben werden müssen.
- Aufgaben delegieren: Bewerber*innen müssen entscheiden, welche Aufgaben sie selbst erledigen und welche sie an Kolleg*innen weitergeben können.
Postkorbübung üben mit der Eisenhower Matrix
Der Grundgedanke, der hinter der Postkorbübung liegt, ist die Priorisierung von Aufgaben und das Erkennen, welche Aufgaben zuerst erledigt werden müssen. Darum geht es hauptsächlich bei der Übung. Das ist ein großer Teil des Arbeitsalltags, da meistens immer mehr Aufgaben anstehen, als realistisch sofort erledigt werden können – und das gilt insbesondere für Führungskräfte. Bewerber*innen, die eine solche Postkorbübungssituation üben wollen, sind daher gut beraten, sich mit der Eisenhower-Matrix auseinanderzusetzen. Diese Methode hilft dabei, Aufgaben nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit zu kategorisieren und Prioritäten richtig zu setzen.
In welchen Bereichen eignet sich die Durchführung der Postkorbübung?
Nicht in allen Branchen ergibt eine Postkorbübung Sinn, z. B. überhaupt nicht in kreativen Berufen, in denen es weniger um straffe Organisation und Priorisierung geht, sondern eher um Intuition und unstrukturierte Herangehensweise.
Geeignet ist die Postkorbübung jedoch vor allem in den Branchen und Positionen, in denen es auf Organisationsfähigkeit, Stressresilienz, die Fähigkeit zur Delegation, das Erkennen und Priorisieren von Aufgaben sowie den Umgang mit unerwarteten Ereignissen im tatsächlichen Berufsalltag ankommt.
Das ist z. B. der Fall bei:
- Führungskräften
- Vertrieb
- Kundenservice
- Projektmanagement
- Administration und Verwaltung
Tipp: Die Bewerbermanagement-Software von Factorial unterstützt Sie im Recruiting-Prozess. Sie können geeignete Bewerber*innen schneller finden, beispielsweise durch die KI-gestützte Filterfunktion, die Ihnen hilft, die besten Kandidat*innen für das Assessment-Center auszuwählen, etwa basierend auf deren Leistung in der Postkorbübung. Zudem wird das anschließende Onboarding vereinfacht, und das Dokumentenmanagement erfolgt unkompliziert, zum Beispiel durch die Nutzung von E-Signaturen.
Postkorbübung Beispiel
Zum Schluss wollen wir Ihnen noch ein typisches Beispiel für eine vollständige Postkorbübung an die Hand geben, an dem Sie sich für Ihre Bewerbungssituationen und Assessment-Center orientieren können.
Als Beispiel stellen wir uns ein Bewerbungsverfahren für die Teamleitung im Kundenservice vor. Die Person erhält die Aufgabe, die folgenden Aufgaben im Postkorb innerhalb von 60 Minuten zu erledigen. Dabei muss sie selbst entscheiden, welche sie priorisiert, delegiert und welche auf später verschoben wird.
Aufgaben im Postkorb
- Beschwerde-E-Mail eines Kunden: Der Kunde fordert eine Rückerstattung für ein fehlerhaftes Produkt. Reagieren Sie auf diese E-Mail und prüfen Sie Möglichkeiten einer Rückerstattung.
- Anfrage einer Zeitung: Eine Journalistin möchte sich informieren, wie das Unternehmen mit Remote-Arbeit und Homeoffice nach Corona, insbesondere im Kundenservice, umgeht.
- Urlaubsanfrage von vier Mitarbeitenden über Ostern: Sie müssen eine Rückmeldung zur Urlaubsplanung geben und prüfen, ob dies überhaupt möglich ist.
- Monatsbericht zur Team-Performance: Der Bericht zeigt Verbesserungspotenzial. Identifizieren Sie Top-Performer und Low-Performer und vereinbaren Sie Feedbackgespräche.
- Bewerbungen von der Personalabteilung: Diese müssen sortiert und beantwortet werden.
- Dringende Kundenanfrage am Telefon: Eine Kundin benötigt sofortige Hilfe.
- Unbeantwortete E-Mails: Außerdem haben Sie 10 weitere unbeantwortete E-Mails in Ihrem Posteingang.
Zudem könnten auch außerberufliche Kompetenzen wie ein plötzlich krank gewordenes Kind, die Pflege eines Angehörigen oder ein Arzttermin auftauchen, die ebenfalls beachtet und priorisiert werden.