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Quiet Quitting: Anzeichen, Ursachen und Lösungen

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8 Minuten Lesezeit
Eine Mitarbeiterin sitzt unzufrieden vor ihrem Laptop.

Was ist das neue Quiet Quitting, von dem alle reden? In einer Zeit, in der junge Menschen nicht mehr bereit sind, sich bedingungslos für ihre Arbeit aufzuopfern, zeigt sich ein Phänomen, das den Wandel der Arbeitswelt deutlich widerspiegelt. „Quiet Quitting“, deutsch „stille Kündigung“, bezeichnet den Zustand, in dem Arbeitnehmer*innen zwar nicht offiziell kündigen, aber innerlich distanziert sind und nur noch Dienst nach Vorschrift leisten.

Was sind die Ursachen dieses Phänomens? Wie können Arbeitgeber „Quiet Quitter“ in ihrer Belegschaft erkennen und was können sie dagegen tun?

Erfahren Sie mehr dazu im folgenden Blogbeitrag.

Key Facts

  1. Quiet Quitting bezeichnet ein Verhalten von Beschäftigten, die am Arbeitsplatz nur noch das Nötigste tun.
  2. Das Phänomen ist Ausdruck von Wertewandel, Unzufriedenheit, geringer Wertschätzung und Überforderung am Arbeitsplatz.
  3. Arbeitgeber können dem entgegenwirken, indem sie die Work-Life-Balance verbessern, Stress reduzieren und vor allem sinnstiftende Arbeit anbieten.

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Was ist das neue Quiet Quitting?

Was bedeutet Quiet Quitting in der Arbeitswelt?

Quiet Quitting ist ein Phänomen in der Arbeitswelt, das die Veränderungen in der Arbeitswelt gerade durch und bei den jüngeren Generationen Y und Z deutlich zum Ausdruck bringt. Denn vor allem junge Menschen wollen sich nicht mehr für ihre Arbeit aufopfern.

Quiet Quitting kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „stille Kündigung“, manchmal auch mit „innere Kündigung“ übersetzt. Der Begriff steht im Gegensatz zum sogenannten Loud Quitting, bei dem enttäuschte Mitarbeitende das Unternehmen mit einem „Knall“ verlassen und ihre Unzufriedenheit und Frustration laut zum Ausdruck bringen.

Die Arbeitnehmer*innen kündigen beim Quiet Quitting nicht tatsächlich ihren Job. Sie kündigen nur für sich, still, innerlich. Sie distanzieren sich von der Arbeit und tun nur noch das Nötigste. Quiet Quitting bedeutet also kurz gesagt: Mehrarbeit, Überstunden, besonderes Employee Engagement oder hohe Arbeitsmoral? Keine Chance!

Exkurs Englisch:

Quiet Quitting Aussprache und Bedeutung: 

  • Quiet (ausgesprochen Kwai-et) bedeutet „still“, „ruhig“. 
  • Quitting (ausgesprochen Kwitting) kommt vom Verb to quit und bedeutet „aufhören“, „kündigen“.

Eine Mitarbeiterin sitzt überfordert vor ihren Unterlagen.

Quiet Quitting Deutschland

Auch Studien belegen diese Entwicklung in der Arbeitswelt unter Arbeitnehmer*innen. Eine aktuelle Studie von Gallup stellte jüngst fest, dass sich die emotionale Bindung von Arbeitnehmenden in Deutschland auf dem niedrigsten Stand seit Jahren befinde.

Laut der Studie hat ein Fünftel der Beschäftigten innerlich bereits gekündigt.

Quiet Quitting Trend und der Wandel der Arbeitswelt

Quiet Quitting ist also insgesamt eher nur ein Name für ein Phänomen, das es in der Arbeitswelt ohnehin schon lange gibt. Gerade für Arbeitgeber ist es daher wichtig, Quiet Quitting nicht zu verteufeln. Stattdessen lohnt es sich, die Gründe für dieses Phänomen zu verstehen und andere, neue Perspektiven auf das Berufsleben zuzulassen. 

Was bei Quiet Quitting also zur Disposition steht, ist das große Ganze: das Konzept von Arbeit an sich. Und die damit verbundenen Fragen: Wie wollen wir als Gesellschaft arbeiten? Wie soll Arbeit aussehen? Was verstehen wir überhaupt unter Arbeit? Ist der Wert als Mensch definiert über Arbeit?

So gibt es in immer mehr Ländern Unternehmen, die die 4-Tage-Woche einführen. Das kommt gut an bei den Angestellten. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung fand heraus, dass mehr als 80 Prozent der Befragten in Deutschland sich eine 4-Tage-Woche bei niedriger Wochenarbeitszeit wünschen.

Darüber hinaus müssen sich Arbeitgeber mit den veränderten Bedürfnissen von Arbeitnehmer*innen beschäftigen und sich auch an diese anpassen. Der „War for Talents“ angesichts des Fachkräftemangels macht dies notwendig. 

Eine Studie von Monster in Zusammenarbeit mit YouGov zeigt: Nur 10 Prozent der Arbeitssuchenden in Deutschland macht sich überhaupt Sorgen, einen Job zu finden. Bei den Arbeitgebern sinkt dagegen die Sicherheit, geeignete Kandidat*innen zu finden. 

Angebot und Nachfrage haben sich in den letzten Jahren umgekehrt: Aus einem Mehr an Arbeitskräften wurde ein Mehr an zu besetzenden Stellen.

Eine Mitarbeiterin arbeitet gestresst an ihrem Laptop.

Quiet Quitting Generation Z – Ursprung

Quiet Quitting TikTok

Der Begriff „Quiet Quitting“ schwappte aus den USA auch nach Deutschland. Bekannt wurde er über die Social-Media-Plattform TikTok. 

Der 24-jährige Software-Entwickler Zaid Khan veröffentlichte im Juli 2022 unter seinem Pseudonym Zaid Zeppelin ein TikTok Video, in dem er den Begriff erstmals benutzte. Das Video ging über die sozialen Medien viral, wurde auch in den traditionellen Medien aufgegriffen und ist seither scheinbar überall präsent.

Quiet Quitting Beziehung: Mittlerweile hat sich der Trend auch als Schlagwort auf den privaten Bereich ausgeweitet. Er bezeichnet hier den Zustand, wenn sich eine Person nach und nach „still“ aus einer Beziehung verabschiedet.

Quiet Quitting: Infos für Arbeitgeber

Was sind die Anzeichen für Quiet Quitting und was sind Beispiele für Quiet Quitting?

Woran erkennen Sie als Arbeitgeber, ob ihre Beschäftigten nur noch Dienst nach Vorschrift machen und innerlich eigentlich gar nicht mehr präsent in der Arbeit sind.

  • Arbeitnehmer*innen ziehen klare Grenzen

Sie hören Ihre Beschäftigten öfter ein „Nein, das geht jetzt nicht“ aussprechen. Die Mitarbeitenden machen stets pünktlich Feierabend, sind unflexibler, was Schichttausch angeht und sind nach Feierabend nicht erreichbar, oder generell abwesend. Sie schauen ganz genau auf ihr Arbeitszeitkonto

  • Arbeitnehmer*innen werden fordernder. 

Sie äußern klar, was ihnen passt und nicht. Dadurch, dass ihnen die Arbeit gleichgültig ist, haben sie auch nichts mehr zu verlieren. Ob Gehalt oder sonstige Arbeitsbedingungen: Quiet Quittern fällt es leichter, Forderungen zu stellen.

  • Arbeitnehmer*innen bringen sich nicht ein.  

Es kommen kaum noch Inputs von einem Ihrer Beschäftigten und auch in Meetings oder im sonstigen Arbeitskontext sind Quiet Quitter eher teilnahmslos. Sie machen zwar alles mit, aber bringen sich nicht ein. Dienst nach Vorschrift – und das war’s.

  • Isolation vom Team. 

Bestimmte Arbeitskräfte isolieren sich vom Rest des Teams und „machen ihr Ding“.

  • Arbeitsumfang bei anderen Beschäftigten erhöht sich plötzlich drastisch

Wenn manche Mitarbeiter*innen nur mehr das nötigste machen, bleibt mehr Arbeit an den Kolleg*innen hängen.

Ist Quiet Quitting ein Problem für Arbeitgeber?

An sich sind die oben genannten Anzeichen zum Teil auch Ausdruck einer gesunden Work-Life-Balance. Denn dass Mitarbeitende nach Feierabend nicht mehr erreichbar sein wollen, ist aus arbeitsrechtlicher Sicht ja erst einmal positiv. 

Aber es gibt natürlich auch Nachteile für den Arbeitgeber und das restliche Team.

Wenn Mitarbeitende „innerlich kündigen“, wirkt sich das auf ihre Produktivität aus. Gallup schätzt, dass der Wirtschaft durch diese „innerliche Kündigung“ jährlich zwischen 118,1 und 151,1 Milliarden Euro Produktivitätseinbußen entstehen. Um die Produktivität besser berechnen zu können, sollten Sie das Vollzeitäquivalent (FTE) Ihres Unternehmens kennen.

Darüber hinaus kann es zu Spannungen im Team kommen, wenn einige Mitarbeitende nur noch das Nötigste machen. Eine Studie von Monster ergab, dass ⅓ von sogenannten „Quiet Quittern“ auf der Arbeit gestresst und genervt sind.

Die Folgen sind geringe Leistungsbereitschaft, mangelnde Motivation, geringe Produktivität und eine Stimmung, die andere Teammitglieder „mit nach unten zieht“.

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Ursachen von Quiet Quitting

Um zu verstehen, wie Arbeitgeber mit Quiet Quitting am Arbeitsplatz umgehen können, ist es wichtig, die Ursache dieses Phänomens zu kennen.

  • Veränderte Wertevorstellung

Der Job ist nicht mehr die Hauptpriorität im Leben der Menschen. Gerade bei den Jüngeren ist eine ausgewogene Work-Life-Balance das A und O. Sie wollen Zeit für Familie und Freunde und außerberufliche Aktivitäten haben. Arbeit wird mehr als Mittel zum Zweck gesehen oder soll etwas sein, in dem die Menschen Sinnerfüllung finden.

  • Unzufriedenheit im Job

Quiet Quitting kann auch Ausdruck von Unzufriedenheit mit der Arbeit sein. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Sei es ein inkompetenter Arbeitgeber, Probleme im Team, Unter- oder Überforderung oder einfach die Arbeit an sich.

  • Geringe Wertschätzung

Nur knapp die Hälfte der deutschen Beschäftigten fühlt sich laut einer Studie von Xing am Arbeitsplatz wertgeschätzt. Eine geringe Wertschätzung drückt die Motivation auf der Arbeit.

  • Überforderung

Die Produktivität pro Mitarbeiter*in wächst seit Jahrzehnten. Die Arbeit wird dichter. Das kann schnell zur Überlastung führen. Kein Wunder, dass immer mehr Beschäftigte über Depressionen oder Burn-out klagen. Allein für das Jahr 2021 errechnete die AOK deshalb rund 4,8 Millionen kulminierte Krankheitstage.

Lösung für Arbeitgeber

Bei Quiet Quitting handelt es sich um ein Phänomen, das unter anderem Ausdruck von gesamtgesellschaftlichen und strukturellen Veränderungen in der Arbeitswelt ist. Es ist Ausdruck von Veränderungen, die einzelne Arbeitgeber nicht vollkommen allein lösen können. Dennoch gibt es Strategien, wie Arbeitgeber in ihrem Rahmen auf Quiet Quitting reagieren können.

Hier sind einige Tipps:

  • Mehr Wertschätzung

Zeigen Sie Ihren Mitarbeiter*innen also, dass Sie sie wertschätzen. Wie? Klassischerweise durch Lob oder dem Feiern von Erfolgen. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Beschäftigten. Empathie kann hier der Schlüssel für zufriedenere Mitarbeiter*innen sein!

  • Bessere Work-Life-Balance

Schaffen Sie eine mitarbeiter*innenfreundliche Arbeitsumgebung. Sorgen Sie dafür, dass Überstunden keine Regel sind und achten Sie besonders auf Bedürfnisse von Beschäftigten mit Kindern, pflegebedürftigen Angehörigen oder chronisch Kranken. 

Der Vorteil eines Unternehmens, dass auf eine gute Work-Life-Balance achtet, ist, dass der Arbeitsplatz automatisch diverser und inklusiver wird. Das wiederum bringt neue und frische Impulse in Ihr Unternehmen!

Trauen Sie sich an neue Konzepte wie die 4-Tage-Woche oder integrieren Sie das hybride Arbeitsmodell fest in Ihr Unternehmen. 

  • Gespräch suchen

Suchen Sie aktiv das Gespräch mit Ihren Beschäftigten. Was wünschen diese sich? Was könnten verändert werden, damit der Arbeitsplatz mehr nach ihren Wünschen gestaltet werden kann?

  • Stressreduktion

In einer Studie der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gab knapp die Hälfte der Befragten an, dass sie auf der Arbeit enormen Stress und Zeitdruck ausgesetzt seien.

Als Arbeitgeber können Sie versuchen, Stress zu reduzieren, in dem Sie auf genug Personal und Pauseneinhaltung achten. Vermeiden Sie ein dichtes Arbeitspensum.

Mentale Gesundheit

  • Die große Sinnfrage

Eine aktuelle Studie von „Great Place to Work“ fand heraus, dass nur 6 von 10 Beschäftigten ihre Arbeit als sinnstiftend empfinden. In Österreich liegt dieser Wert sogar nur bei 4 von 10!

Demgegenüber steht eine Studie, in der 89 Prozent der Österreicher angaben, dass ihnen eine sinnstiftende Arbeit wichtig ist.

Hier liegt also eine enorme Diskrepanz vor. Schon der bekannte Anthropologe David Graeber, erläuterte in seinem Essay und späterem Buch „Bullshit Jobs“, dass viele Jobs überflüssig und schlicht sinnlos sind. Bestimmte Jobs werden geschaffen, um Menschen in Arbeit zu halten und nicht kreiert, weil man sie tatsächlich braucht.

Das ist ein Problem. Arbeitgeber sind hier gefragt, zu überlegen, welchen Beitrag Sie für die Gesellschaft leisten wollen und sinnstiftende Arbeitsplätze zu schaffen.

Ausblick

Ist Quiet Quitting nun Fluch und Segen für Unternehmen? Vermutlich weder noch. Quiet Quitting zeigt einfach auf, dass die nachrückenden Generationen den Status-Quo nicht mehr hinnehmen. Um weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, müssen Arbeitgeber sich auf diese Veränderungen einstellen und Ihre Mitarbeitenden motivieren.

Dabei ist es besonders wichtig, das Engagement und die Entwicklungspotentiale in Ihrem Team im Blick zu behalten. Hier kann eine Software wie Factorial Sie ideal unterstützen: Sie müssen sich keine Gedanken mehr darüber machen, wie sich die Kompetenzen in Ihrem Team entwickeln, weil alles an einem zentralen Ort für Sie übersichtlich gesammelt ist.

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Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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