Unter Wechselschicht versteht man ein Arbeitsmodell, bei dem die Beschäftigten in der Regel in drei Schichten arbeiten müssen, um einen ununterbrochenen Betrieb zu gewährleisten. Dies ist in Branchen erforderlich, in denen der Betrieb Tag und Nacht aufrechterhalten werden muss, wie beispielsweise im Gesundheitswesen.
Für die Arbeit im Wechselschichtsystem gelten bestimmte Vorschriften, die Vorgesetzte kennen sollten. Im folgenden Artikel werden die wichtigsten Regelungen erläutert.
Key Facts
- Wechselschichtarbeit bezeichnet ein Arbeitsmodell, bei dem Beschäftigte in abwechselnden Früh-, Spät- und Nachtschichten arbeiten, um einen kontinuierlichen Betrieb zu gewährleisten, z. B. im Gesundheitswesen oder bei der Polizei.
- Etwa 7 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten im Wechselschichtsystem.
- Wechselschichtarbeit bedeutet eine enorme Belastung für die Beschäftigten, weshalb die Arbeitgebenden ihre Fürsorgepflicht besonders ernst nehmen sollten.
- Was ist Wechselschicht?
- Merkmale Wechselschichtarbeit
- Wechselschicht Beispiel
- Wechselschicht im Arbeitsrecht
- Arten von Schichtmodellen
- Gesundheitliche Aspekte bei der Wechselarbeit
Was ist Wechselschicht?
24/h-Betrieb
Es gibt viele Branchen, in denen das Büro nicht einfach um 17:00 Uhr geschlossen werden kann und alle Beschäftigten in den Feierabend gehen können. Es handelt sich um Branchen, in denen ein durchgehender Betrieb erforderlich ist. Die kritische Infrastruktur macht einen großen Teil dieser Betriebe aus. Dazu gehören beispielsweise das Gesundheitswesen, in dem Patient*innen rund um die Uhr versorgt werden müssen, aber auch die Polizei, die auch nachts einsatzbereit sein muss, oder der öffentliche Verkehr.
Wechselschicht Definition
Da Beschäftigte aber eben nicht rund um die Uhr arbeiten können, müssen diese in solchen Betrieben in Wechselschichten arbeiten.
Als Wechselschichtarbeit bezeichnet man in diesem Sinne eine Arbeitszeitregelung, bei der Arbeitnehmende in rotierenden Schichten arbeiten, um diesen durchgehenden Betrieb aufrechterhalten zu können. Sie wechseln sich dabei in der Regel in Früh-, Spät- und Nachtschichten ab.
Das Arbeiten in Wechselschicht schließt auch das Arbeiten an Sonn- und Feiertagen ein.
Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin arbeiten etwa 7 Prozent der deutschen Erwerbstätigen in Wechselschicht mit Nachtanteilen bzw. sogar in Dauernachtarbeit.
Schichtplan
Die Wechselschichtarbeitenden arbeiten also in Schichtarbeit. Die einzelnen Arbeitsschichten sind in der Regel in einem Schichtplan festgehalten und für die Mitarbeitenden ersichtlich. Meistens rotieren die einzelnen Schichten. Das heißt, in einem bestimmten Zeitraum arbeiten die Mitarbeitenden in der Frühschicht, dann einige Tage in der Spätschicht und anschließend wieder einige Tage in der Nachtschicht, bevor der Zyklus von vorn beginnt.
Für die Arbeit in Wechselschicht ist ein gut organisierter Schichtplan unerlässlich. Online-Schichtplaner, wie sie häufig in HR-Software wie der von Factorial enthalten sind, können die tägliche Arbeit der Personalverantwortlichen bzw. der für die Schichteinteilung Verantwortlichen erheblich erleichtern. Gerade bei Schichtarbeit ist die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes von entscheidender Bedeutung. Das Online-Tool kann bei der arbeitsrechtlichen Compliance helfen.
Tipp: Das Schichtplanungstool von Factorial ist auch in der mobilen App integriert! So können alle Mitarbeitenden jederzeit den Schichtplan einsehen, Schichten tauschen und werden an Ihre Arbeitszeiten erinnert. Klingt nach genau dem, was Ihrem Unternehmen fehlt? Dann probieren Sie es doch einfach mal aus: Kostenlos und unverbindlich.
Merkmale Wechselschichtarbeit
Wodurch zeichnet sich die Arbeit in Wechselschicht nun konkret aus?
- Unregelmäßige Arbeitszeiten
Arbeitnehmende, die in Wechselschicht arbeiten, haben keine regelmäßigen Arbeitszeiten. Ihre Arbeitszeit ändert sich je nach der Schicht, die sie an einem bestimmten Tag zu leisten haben.
- Zyklische Schichtabfolge
Trotz der Unregelmäßigkeit sind die Schichten in der Regel zyklisch angeordnet. Das bedeutet, dass die Beschäftigten zunächst einige Tage Frühschicht, dann einige Tage Spätschicht, einige Tage Nachtschichten mit anschließenden Ruhephasen leisten, bevor der Zyklus von neuem beginnt. Durch diesen Rhythmus soll die hohe gesundheitliche Belastung so gering wie möglich gehalten werden.
- Hohe körperliche und psychische Belastung
Das Arbeiten im Wechselschichtsystem zeichnet sich für die Beschäftigten durch ein erhöhtes Maß an Belastung aus. Die ständige Anpassung an unterschiedliche Schlaf- und Wachzeit bedeutet enormen Stress für den Körper. Das Arbeiten im Schichtsystem kann zu psychischen und physischen Problemen führen.
- Zulagen und Zuschläge
Schichtarbeitenden haben in der Regel Anspruch auf bestimmte Zulagen wie beispielsweise die Schichtzulage oder Zuschläge wie den Nachtzuschlag.
Wechselschicht Beispiel
Der Klassiker für die Wechselschicht ist die Arbeit im Krankhaus:
In einem Krankenhaus arbeiten die Pflegekräfte auf der Intensivstation im Dreischichtsystem mit etwa wöchentlichem Wechsel zwischen Frühschicht (6.00 – 14.00 Uhr), Spätschicht (14.00 – 22.00 Uhr) und Nachtschicht (22.00 – 6.00 Uhr). Dadurch wird die Patientenversorgung rund um die Uhr gewährleistet und die Belastung durch Nachtarbeit gleichmäßig verteilt.
Weitere Beispiele bzw. Branchen abgesehen vom Gesundheitswesen, in denen die Betriebszeiten oft die Wechselschichtarbeit erfordern:
- Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr
- Energieversorgung
- Logistik und Transport
- Produktion: In vielen Automobilwerken wird rund um die Uhr gearbeitet, um die Produktionsanlagen durchgängig betreuen zu können. Eine Unterbrechung der Produktion würde hier mehr Beschäftigte in Anspruch nehmen als ein ununterbrochener Betrieb, daher ist dies auch nach dem Arbeitsschutzgesetz zulässig. Aber dazu weiter unten mehr.
- Verkehrswesen
- IT-Branche (Wartung und Überwachung von Servern beispielsweise)
- Gastronomie und Hotellerie
- Sicherheitsdienste
- Medienbranche (für die Bereitstellung von Nachrichten beispielsweise)
Wechselschicht im Arbeitsrecht
Für die Arbeitgebenden ist es bei Wechselschichtarbeit wichtiger als bei anderen Arbeitszeiten, dass das Arbeitszeitgesetz eingehalten wird.
Welche Regelungen gelten für die Wechselschicht?
Grundsätzlich richtet sich die Regelung der Schichtarbeit nach dem Arbeitszeitgesetz. Darüber hinaus können in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen abweichende Regelungen getroffen werden. Die Vereinbarungen dürfen jedoch die im Arbeitszeitgesetz festgelegten Arbeits- und Ruhezeiten nicht unter-, sondern allerhöchstens überschreiten.
Arbeitszeiten
Wie bei allen anderen Arbeitszeitmodellen beträgt die tägliche Höchstarbeitszeit auch für Wechselschichtarbeitende acht Stunden. Überstunden können bis zu 10 Stunden geleistet werden. Dies jedoch nur unter der Voraussetzung, dass sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums wieder abgebaut oder auf andere Weise, z. B. durch Freizeitausgleich, balanciert werden.
Die Überstunden müssen in der Regel innerhalb von sechs Monaten abgebaut werden. Wichtig: Bei Überstunden, die in der Nachtarbeit anfallen, müssen diese allerdings schon nach vier Wochen ausgeglichen werden. Nachtarbeit bedeutet laut Arbeitszeitgesetz das Arbeiten in der Zeit zwischen 23:00 und 6:00 Uhr.
Mindestens 15 Sonntage im Jahr müssen beschäftigungsfrei bleiben.
Wichtig: Das Arbeiten an Sonntagen ist nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, die im Arbeitszeitgesetz genau festgehalten sind. Genauere Informationen hierzu finden Sie in unserem Artikel zum Sonntagszuschlag.
Pausen und Ruhephasen
Auch bei der Wechselschicht gilt: Nach 6 Stunden Arbeiten am Stück muss den Mitarbeitenden eine Pause von mindestens 30 Minuten gewährt werden. Mehr zu den Pausenzeitregelungen erfahren Sie auf unserem Blog.
Medizinische Untersuchung
Arbeitnehmende in Wechselschicht haben Anspruch auf eine medizinische Untersuchung, die alle drei Jahre stattfindet. Bei Beschäftigten über 50 Jahre wird diese Untersuchung sogar jährlich durchgeführt.
Zulagen und Zuschläge
Grundsätzlich haben alle Beschäftigten, die Nachtarbeit leisten, Anspruch auf einen Nachtzuschlag. Dieser ist laut Gesetz Pflicht. Für das Arbeiten an Sonn- und Feiertagen besteht kein gesetzlicher Anspruch auf einen Zuschlag.
Darüber hinaus erhalten Beschäftigte meistens eine Schichtzulage. Diese wird nicht auf Basis der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden (wie bei einem Zuschlag) berechnet, sondern kommt als Ausgleich für die höhere Belastung durch die Schichtarbeit on top auf das Gehalt drauf.
Die Zuschläge und Zulagen sind meistens in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen geregelt. So erhalten Beschäftigte im Öffentlichen Dienst, die dauerhaft in Wechselschichten arbeiten, eine monatliche Schichtzulage von 105 Euro.
Arten von Schichtmodellen
In der Arbeitszeitwelt gibt es unterschiedliche Schichtmodelle, die den Anforderungen in verschiedenen Betrieben gerecht werden sollen.
Wechselschicht- und Schichtarbeit
Die Wechselschichtarbeit unterscheidet sich von der Schichtarbeit dadurch, dass die Schichtarbeit nicht notwendigerweise die Nachtschicht umfasst. Wechselschichtarbeit bedeutet jedoch immer Arbeit in einem 24-Stunden-Betrieb.
Das Wechselschichtmodell wird auch als vollkontinuierliches Schichtmodell bezeichnet. Daneben gibt es noch das teilkontinuierliche Wechselschichtmodell. Hier wird an 5 Tagen in der Woche, Tag und Nacht gearbeitet. Schließlich gibt es noch das teilkontinuierliche Modell ohne Nachtarbeit. Hier handelt es sich nicht um Wechselschicht, sondern um reguläre Schichtarbeit.
Weitere Schichtmodelle
In der Regel wird bei Wechselschichtarbeit das Dreischichtmodell mit Früh-, Spät- und Nachtschicht gewählt. Es gibt aber auch Betriebe, in denen im Vierschichtsystem gearbeitet wird. Solche Modelle können notwendig sein, wenn es tarifliche Höchstarbeitszeiten gibt, die durch eine volle Nachtschicht überschritten würden. Sie können aber auch eingeführt werden, um die Beschäftigten zu entlasten, sodass diese in kürzeren Schichten arbeiten müssen.
Gesundheitliche Aspekte bei der Wechselarbeit
Wechselschichtarbeit stellt für die Beschäftigten eine enorme gesundheitliche Belastung dar. Die ständige Anpassung an den unterschiedlichen Wach-Schlaf-Rhythmus kann für den Menschen sehr schwierig sein und zu Schlafstörungen, Müdigkeit und damit zu verminderter Leistungsfähigkeit führen. Auch psychische Probleme wie Stress bis hin zu Depressionen oder Burn-out sind bei Beschäftigten nach langjähriger Tätigkeit im Schichtsystem keine Seltenheit.
Arbeitgebende sollten sich dessen bewusst sein und versuchen, ihre Fürsorgepflicht, die sie ohnehin haben, hier besonders ernst zu nehmen und den Arbeitsplatz sowie die Arbeitsbedingungen für die Schichtarbeitenden so gut wie möglich zu gestalten. Ein guter Schichtplan ist hier das A und O. Er sollte trotz betrieblicher Anforderungen so gut es geht auf die Bedürfnisse der Beschäftigten eingestellt sein und gegebenenfalls auch mal flexibel angepasst werden können.