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Schichtmodelle: Definition, Arten und Vor- und Nachteile

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6 Minuten Lesezeit
Beschäftigte arbeiten in Schichten an einem Fließband mit Äpfeln.

In vielen Betrieben und Branchen kann das Büro nicht einfach um 18 Uhr geschlossen werden. Vor allem im Rettungsdienst oder im Gesundheitswesen, aber auch in der Produktion wird rund um die Uhr gearbeitet, was bedeutet, dass die Mitarbeitenden in diesen Betrieben in Schichten arbeiten müssen. Es gibt verschiedene Schichtmodelle, wie diese Form der Arbeit in Betrieben organisiert werden kann. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die verschiedenen Arten von Schichtsystemen sowie deren Vor- und Nachteile. Gleichzeitig zeigen wir auf, wie Arbeitgeber die Arbeitswoche für ihre Mitarbeitenden auch im Schichtsystem attraktiv und gesund gestalten können.

Key Facts

  1. Schichtmodelle kommen in Unternehmen zum Einsatz, die einen Betrieb über die klassische Wochenarbeitszeit hinaus organisieren müssen.
  2. Schichtmodelle lassen sich unterschiedlich kategorisieren, nach Anzahl der Schichten oder nach Durchlaufzeit.
  3. Betriebe mit Schichtmodellen sollten Konzepte der gesunden Schichtplanung implementieren und eine transparente Zeiterfassung bei Schichtarbeiten sicherstellen, um weiterhin attraktiv für junge Talente zu sein.

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Schichtmodell: Definition

Was versteht man unter Schichtmodellen?

Unter Schichtmodell versteht man ein System, das die in einem Betrieb anfallende Arbeit in mehrere Schichten einteilt. Die Schichtarbeit kann dabei täglich oder wöchentlich in Schichten eingeteilt werden.

Warum gibt es Schichtmodelle?

Schichtsysteme sind vor allem in Betrieben notwendig, die einen rund-um-die-Uhr-Betrieb gewährleisten müssen oder in denen saisonbedingt ein erhöhtes Arbeitsaufkommen anfällt, wie z. B. in der Gastronomie während der Saison.

Typische Beispiele für Betriebe und Branchen, in denen im Schichtsystem gearbeitet wird, sind:

  • Krankenhäuser
  • Gastronomie
  • Feuerwehr
  • Polizei
  • Produktion/Fertigungsbetriebe, z. B. Automobilindustrie
  • Transport/Öffentlicher Nahverkehr
  • Kundendienste

Schichtarbeit hängt also von den Anforderungen der Branche und/oder des Betriebes ab.

Ein Schichtarbeiter arbeitet in der Nacht auf einer Baustelle.

Welche Schichtmodelle gibt es? Arten von Schichtmodellen

1. Schichtmodelle nach Durchlaufzeit

Schichtmodelle können unterschiedlich kategorisiert werden. Eine Form diese Modelle zu kategorisieren ist die Einteilung nach der Durchlaufzeit.

a. Vollkontinuierliches Schichtmodell

Dieser Begriff verweist auf ein Schichtmodell des Betriebs, bei dem Schichten rund-um-die-Uhr- laufen, also 7 Tage pro Woche, 24 Stunden pro Tag. In der Regel werden Mitarbeitende bei diesem Modell in drei Schichten als Früh-, Spät- und Nachtschicht eingeteilt. Es kann bei diesem Modell jedoch auch vorkommen, dass eine zusätzliche Tagesschicht oder auch Zwischenschicht genannt die Früh- und Spätschicht unterstützt (4 Schichtenmodell).

Weitere gebräuchliche Namen für dieses Modell sind: Konti-Schicht oder Vollkonti-Schicht.

b. Teilkontinuierliche Schichtmodelle – mit Nachtarbeit

Bei diesem System ist das Unternehmen in der Regel nicht an 7 Tagen die Woche in Betrieb, sondern meistens nur an 5 Tagen die Woche. An den geöffneten Tagen wird die Belegschaft allerdings auch wie im Vollkonti-Modell in drei Schichten oder mehr eingeteilt.

c. Teilkontinuierliche Schichtmodelle – ohne Nachtarbeit

Dieses Modell ist ähnlich wie das obige mit dem Unterschied, dass es sich hier um ein Schichtmodell ohne Nachtarbeit handelt. Wir haben es hier also mit einem Unternehmen zu tun, der in der Regel an 5 Tagen die Woche geöffnet ist, aber nachts geschlossen bleibt.

2. Schichtmodelle nach Anzahl

Eine weitere Form der Einteilung von Schichtsystemen ist die Einteilung nach der Anzahl der vorhandenen Schichten.

a. 2 Schichtsystem

Bei diesem System handelt es sich um einen Arbeitstag, der in zwei Schichten eingeteilt ist, das heißt hier gibt es in der Regel eine Früh- und eine Spätschicht. Beim 2-Schichtsystem gibt es in der Regel keine Nachtarbeit. Dies ist meistens notwendig, um gesetzliche Ruhepausen und Höchstarbeitsstunden einzuhalten.

Ein typisches Beispiel für das 2-Schichtmodell ist der Einzelhandel. Hier haben Betriebe häufig Öffnungszeiten und damit auch Arbeitszeiten von 7.00-22.00 Uhr, die mit einer Schicht nicht abgedeckt werden könnten.

b. 3 Schichtsystem

Dieses System kommt in Betrieben vor, die 24 Stunden am Tag in Betrieb sind. Drei Schichten sind hier also nötig, um die anfallende Arbeit in je 3 acht Stunden Schichten (Schichtgruppen) abdecken zu können.

Der Schichtbetrieb im 3-Schichtsystem findet typischerweise im Krankenhaus Anwendung. Hier gibt es Früh-, Spät- und Nachtschicht.

c. 4 Schichtsystem

Dieses System kommt zur Anwendung, wenn die Betriebszeiten im Unternehmen nicht mit einem 3-Schichtsystem vereinbar sind. Dies kann z. B. durch tarifvertraglich festgelegte Höchstarbeitszeiten oder durch die Umstellung von klassischer Wochenarbeit auf ein Schichtsystem der Fall sein. In diesem Fall können die Betriebe die Arbeit in 4 Schichten organisieren

Schichtmodelle – Gesetzliche Regelungen

Betriebe müssen auch im Schichtbetrieb die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen einhalten. Gibt es Tarifverträge oder eine Betriebsvereinbarung, müssen diese bei der Schichtplanung auch berücksichtigt werden.

Arbeitszeit

Laut dem Arbeitsschutzgesetz müssen Arbeitgeber mit korrekter Arbeitszeiterfassung dafür sorgen, dass

  • Beschäftigte des Unternehmens werktäglich nicht mehr als acht Stunden arbeiten. (§ 3 ArbZG)Ausnahmen: Verlängerung dieser Arbeitszeit möglich, wenn innerhalb von 6 Monaten oder 24 Wochen im Durchschnitt nicht mehr als acht Stunden werktäglich gearbeitet wird.

Ruhepausen

Die gesetzlichen Ruhepausen müssen eingehalten werden. (§ 4 ArbZG)

Hier gilt:

  • 6-9 Stunden Arbeitszeit, mindestens 30 Minuten Pause
  • mehr als 9 Stunden Arbeitszeit, mindestens 45 Minuten Pause
  • mindestens elf Stunden Ruhephase zwischen einzelnen Schichten

Ein individueller Arbeitsvertrag oder Tarifverträge können hiervon abweichen und mehr Pausenzeit einräumen, dürfen die gesetzlichen Vorgaben aber nicht unterschreiten.

Nachtschicht

Die obigen Regelungen gelten ebenso für die Arbeit in der Nacht. Zusätzlich gilt hier:

  • Leisten Beschäftigte durchschnittlich mehr als acht Stunden Nachtarbeit, müssen die Überstunden innerhalb von vier Wochen ausgeglichen werden (durch Freizeit).
  • Beschäftigte, die regelmäßig Nachtarbeit ableisten, haben Anspruch auf regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen

Zuschläge

Mitarbeitenden, die in Schichtsystemen arbeiten, stehen verschieden Zuschläge zu. Auf unserem Blog erklären wir genaueres zu den einzelnen Zuschlägen (Nachtzulage, Feiertagszuschlag).

Betriebsrat

Ist ein Betriebsrat vorhanden, muss dieser in der Schichtplanung miteinbezogen werden.

Vor- und Nachteile des Schichtmodells

Das Schichtmodell kann sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer*innen Vor- und Nachteile haben. Die Vor- und Nachteile hängen allerdings auch von Präferenzen sowie gesundheitlicher Konstitution der Beschäftigten ab.

Vor- und Nachteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmende können sehr unterschiedlich ausfallen, daher listen wir die einzelnen Aspekte gesondert aus.

Arbeitgeber

Vorteile

  • erweiterte Öffnungszeiten/Betriebszeiten
  • damit einhergehend, Möglichkeit zu erhöhter Produktion oder erhöhtem Verkauf
  • Befriedigung von mehr Kundenwünschen/höhere Kundenzufriedenheit

Nachteile

  • die Schichtplangestaltung ist mit einem hohen Aufwand verbunden
  • Schichtsysteme zeichnen sich durch eine geringere Flexibilität aus, aufgrund des hohen Planungsaufwandes
  • Schichtarbeit ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, da Nachtschichten oder auch Schichten an Feiertagen oder Sonntagen extra vergütet werden müssen. In unseren Artikeln zum Thema Feiertagszuschlag und Nachtarbeitszuschlag erklären wir Ihnen die Berechnung und wer Anspruch hat.
  • niedrigere Mitarbeiterzufriedenheit durch erhöhte Belastung.

✨ Schichtplanung muss Ihnen keinen Kopfschmerzen bereiten: Mit der digitalisierten Schichtplanung von Factorial ist der Prozess automatisiert und transparent.

Arbeitnehmende

Vorteile

  • durch die gesetzlich vorgeschriebenen Zulagen können sich bei Arbeit in einem Schichtbetrieb attraktive Vergütungen erzielen
  • einige Beschäftigte bevorzugen Schichtmodelle, da ihnen diese unter der Woche Freizeit ermöglichen

Nachteile

  • Schichtarbeit ist, wie zahlreiche Studien immer wieder betonen, mit erheblichen gesundheitlichen Belastungen verbunden. Insbesondere die Arbeit mit einem Wechsel von Frühschicht, Spätschicht und Nachtschicht, wie im Gesundheitswesen meistens der Fall, bringt den biologischen Rhythmus der Angestellten durcheinander.
  • Arbeitszeiten mit unterschiedlichen Schichten sind häufig schwer im Einklang mit einer guten Work-Life-Balance oder einem Familienleben zu bringen. Speziell für Eltern mit Kindern ist ein Arbeitsplatz, der mit Schichtarbeit verbunden ist, schwierig.

Exkurs: Wie Schichtarbeit gesund gestalten?

Als Arbeitgeber haben Sie gegenüber Ihren Beschäftigten die sogenannte Fürsorgepflicht. D. h. Sie müssen dafür sorgen, dass Gesundheit und Leben von Arbeitnehmenden im Rahmen eines bestehenden Arbeitsverhältnisses geschützt ist. Konkrete Umsetzungsanweisungen für diese Richtlinien geben Ihnen die verschiedenen Arbeitsschutzgesetze. Neben diesen konkreten gesetzlichen Rahmenbedingungen und Vorgaben, an deren Einhaltung Sie gebunden sind, zwingt die Lage auf dem Arbeitsmarkt darüber hinaus immer mehr Arbeitgeber in Sachen Arbeitsplatzgestaltung umzudenken. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Arbeitgeber gefragt, den Arbeitsplatz und die Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmende s attraktiv wie möglich zu gestalten, um so die besten Talente anzuziehen und diese auch zu halten.

Gerade Betriebe mit Schichtbetrieb haben es immer schwerer, Arbeitskräfte zu finden. Um sich trotz Schichtbetrieb als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und gleichzeitig seiner Fürsorgepflicht nachzukommen, können neue Konzepte zur gesünderen Schichtplangestaltung helfen, den Arbeitsplatz attraktiver zu gestalten.

Wie kann das gelingen?

Eine großangelegte Studie des Ifaa fand heraus, dass Schichtplanung der Schlüssel hierfür ist. Die arbeitswissenschaftliche Studie fand heraus, dass Schichtmodelle dann gut für die Mitarbeitenden und den Betrieb sind, wenn sie diverse Flexibilitätselemente enthalten. Essenziell wären hier Elemente, die kurzfristig auf Auslastungsschwankungen, Wünsche der Beschäftigten oder dem Ausgleichen von Arbeitszeitkonten reagieren können.

So gestalten Sie den Arbeitsalltag im Schichtsystem gesund

Weitere Erkenntnisse der Studie sind, die für eine gesunde Schichtplanung förderlich:

  • die Anzahl aufeinanderfolgender Nachtschichten sollte so gering wie möglich gehalten werden
  • lange Ruhepausen nach einer Phase von Nachtarbeit
  • auch aufeinanderfolgende Spätschichten sollten so gering wie möglich gehalten werden
  • Vermeiden von einzelnen freien Tagen oder einzelnen Arbeitstagen
  • Vermeiden von einzelnen freien Tagen am Wochenende; freien Block an den Wochenenden bevorzugen
  • schnelle Vorwärtswechsel bevorzugen
  • Frühschicht darf nicht zu früh beginnen
  • Nicht zu lange Blöcke von aufeinanderfolgenden Arbeitstagen; gleiches gilt für die Länge die tägliche Arbeitszeit
  • Überschaubarkeit, Vorhersehbarkeit und Flexibilität ist das A und O bei einem Schichtplan

Schichtplanung einfach gemacht – Herausforderungen umgehen

Die Schichtplanung in einem Betrieb ist also nicht immer einfach. Gerade der Aspekt der Flexibilisierung ist häufig die größte Herausforderung in der Planung. Verschiedene Softwareprogramme, die den Prozess der Schichtplanung automatisieren, können hier helfen. Mit Factorial beispielsweise können Sie die Schichten Ihrer Mitarbeitenden effizient und transparent verwalten und organisieren.

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Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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