Zum Inhalt gehen

Zeitlohn im Fokus: Vor- und Nachteile und aktuelle Trends 

·
9 Minuten Lesezeit
Zeitlohn

Viele, viele Jahre gab es die klaren Unterscheidungen zwischen den klassischen Entgeltformen Zeit-, Akkord- und Prämienlohn. Je nach Branche war und ist jeweils eine vorherrschende Entgeltzahlung üblich. 

Mittlerweile gibt es immer mehr kombinierte oder sogar alternative Entgeltmodelle. Die Entgeltsysteme stehen auf dem Prüfstand. Zeit, sich die einzelnen Modelle und ihre Vor- und Nachteile genauer anzusehen. 

In diesem Blogartikel stellen wir Ihnen den Zeitlohn vor und zeigen Ihnen, wie dieser berechnet wird. 

DE MKT FREEBIE Zielvereinbarung

Zeitlohn Definition: Was ist Zeitlohn?

Beim Zeitlohn handelt es sich um die im deutschsprachigen Raum vorherrschende Lohnform. Wie der Name bereits vermuten lässt, richtet sich der Zeitlohn nach der Zeit.

Im Gegensatz zum Akkord- oder Prämienlohn wird beim Zeitlohn also nur die tatsächlich geleistete Arbeitszeit vergütet. 

Besonders häufig wird bei folgenden Tätigkeiten/Bereichen ein Zeitlohn gezahlt:

  • Dort, wo Qualität wichtiger als Quantität ist.
  • In Branchen, in denen es häufig zu Leerlauf kommt, bei denen dennoch eine Arbeitskraft vor Ort sein muss (z. B. im Verkauf oder in der Gastronomie) und die Beschäftigten keinen Einfluss auf die Menge des Warenflusses haben.
  • Bei Arbeitsleistungen, die kaum oder überhaupt nicht messbar sind.

Die beim Zeitlohn gewählte zeitliche Einheit, ob also Stunden, Wochen, Monate oder auch Tage, ist variabel. 

Stundenlohn

In diesem Fall werden Beschäftigte pro Stunde bezahlt. Dies wird häufig in der Gastronomie angewandt. D. h. es gibt kein monatliches Festgehalt, sondern der Lohn unterscheidet sich je nach geleisteten Stunden.  Oder aber es gibt einen festen Monatslohn, dessen Basis jedoch ein vereinbarter Stundenlohn ist.

Tagelohn

In diesem Fall ist der Tag die messbare Zeiteinheit für den Lohn, unabhängig von den geleisteten Stunden an diesem Tag. Historisch fallen in diese Kategorie ungelernte oder saisonale Arbeitende aus ärmlichen Verhältnissen. Der Begriff Tagelöhner geht auf den Tageslohn zurück. Heute findet sich diese Form oft noch im Baugewerbe oder bei Erntearbeiten.

Monatslohn und Monatsgehalt

Monatslohn ist die Summe, die sich aus den geleisteten Stunden oder Tagen ergibt – also die Arbeitstage pro Monat. Der Monatslohn kann variieren. Dadurch unterscheidet er sich vom Monatsgehalt. Dieses weist jeden Monat den gleichen Betrag auf. Deshalb wird das Monatsgehalt auch oft als Festgehalt bezeichnet.

Doch auch das Monatsgehalt ist eine Form des Zeitlohns. Die geleistete Arbeitszeit, beispielsweise 38,5 Stunden wöchentlich, ist die Basis für das Monatsgehalt.

→ Exkurs Geschichte: 

Die Unterscheidung zwischen Monatslohn oder Monatsgehalt spielt heute kaum mehr eine Rolle. Historisch war das Gehalt den Beamt*innen und Angestellt*innen vorbehalten, die ein monatliches Festgehalt erhielten. Der sich ändernde Lohn bezog sich jedoch auf Handwerker*innen und Arbeitende anderer körperlicher Arbeiten.

Da diese mittlerweile auch meistens einen festen Lohn erhalten und häufig nicht zwangsläufig auf Stundenbasis bezahlt werden, ist die klare Trennlinie mittlerweile verschwommen.

Jahresgehalt

Gerade Manager*innen erhalten häufig ein vor Arbeitsantritt vereinbartes Jahresgehalt. Auch wenn die Auszahlung monatlich erfolgt, ist die Bezugsgrundlage stets das ausgemachte Jahresgehalt.

Merke! Mittlerweile weicht der „reine Zeitlohn“ auch auf, da bei diesem häufig auch Feier-, Urlaubs- oder/und Krankheitstage inkludiert und bezahlt werden. Beim Monatsgehalt oder beim Jahresgehalt wird also streng genommen nicht nur nach Zeit berechnet. 

Beim Stundenlohn, gerade in der Gastronomie, ist dies jedoch nicht immer der Fall. Häufig gibt es keine bezahlten Urlaubs-, Krankheits- oder Feiertage. Der Lohn ist also ein „reiner“ Zeitlohn. In anderen Fällen wird bei Stundenlohnbasis für Urlaubs-, Krankheits- oder Feiertage ein Durchschnittswert berechnet und ausgezahlt.

👉 Halten Sie als Arbeitgeber das Gesetz zur Anwesenheitskontrolle ein und sparen Sie mehr als 30 Stunden pro Monat für Ihr Personalmanagement ein. 

Zeitlohn Definition

Rechtliches

Die Lohnform wird im Arbeitsvertrag festgehalten. Sie kann sich aber auch über Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge ergeben.

Hinweis! Wenn es einen Betriebsrat in Ihrem Unternehmen gibt, hat dieser laut § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes das Recht, auf die Lohngestaltung Einfluss zu nehmen, sofern keine anderweitigen tariflichen oder gesetzlichen Regelungen existieren.

Zeitlohn: Berechnung

Der Zeitlohn ist ziemlich einfach zu berechnen und für HR Manager*innen zu handhaben.

Die Formel für die Berechnung des Zeitlohns lautet:

  • Messbare Zeiteinheit (z. B. Stunden) * Lohnfaktor pro Zeiteinheit (z. B. 25 €) = Bruttoentgelt.

Zuschläge und Zulagen werden zu dieser Summe addiert.

Beispiel: Mitarbeiter X erhält 20 € pro Stunde im Verkauf. Er arbeitet 22 Stunden pro Woche. Er bekommt ein reines Bruttogehalt von 1.760 € im Monat. 2 Mal im Monat arbeitet Mitarbeiter X an einem Sonntag. Für diesen Tag erhält er einen Stundenlohn von 24 € (4 € Sonntagzuschlag). 

Für die zwei Sonntage bekommt Mitarbeiter X also 384 €. Insgesamt bekommt er im Monat 2.144 € brutto. 

👉 Lassen Sie Ihre Mitarbeiter*innen ihre Arbeitszeit selber verwalten. Mit Factorial einfach möglich. 

Abgrenzung zu anderen Lohnformen

Im Gegensatz zum Zeitlohn geht es beim Akkord- und Prämienlohn darum, dass Beschäftigte eine tatsächliche Leistung erbringen müssen, an die ihr Lohn gekoppelt ist. Es handelt sich also um Formen des Leistungslohns.

Akkordlohn

Die Bemessungsgrundlage beim Akkordlohn ist die erbrachte Leistung. Eine Form des Akkordlohns ist unter anderem der Stücklohn, bei dem sich der Lohn aus den fertiggestellten Teilen z. B. bei der Arbeit am Fließband zusammensetzt.

Akkordlohn wird für einfache, manuelle, sich wiederholende und monotone Arbeiten gewählt, bei denen sich die Arbeitsleistung leicht messen lässt – so zum Beispiel durch eine bestimmte Anzahl an zusammengesetzten Bauteilen.

Übrigens: Darüber hinaus gibt es noch den Geldakkord, bei dem es keinen Grundlohn gibt, sondern nur die erbrachte Leistung als Berechnungsgrundlage herangezogen wird. 

Prämienlohn

Diese Lohnform ähnelt dem Akkordlohn. Die Grundlage ist jedoch eine andere. Nicht die produzierte Stückzahl ist entscheidend für die Berechnung des Lohns, sondern Faktoren wie die Unterschreitung der Vorgabezeiten oder Ausschussquoten.

Beim Prämienlohn wird zusätzlich zum Grundlohn eine bestimmte Prämie für ein bestimmtes erreichtes Ziel gezahlt.

HR-Tipp!  Wie schon oben erwähnt, sind die Grenzen bei den verschiedenen Formen vor allem definitorischer und historischer Natur, sie sind also in der Realität nicht so streng voneinander abgegrenzt wie auf dem Papier. Denn natürlich ist beim Zeitlohn die Qualität, also die Leistung des Arbeitnehmers, nicht völlig irrelevant. 

Und: Der Arbeitgeber muss eine permanent unterdurchschnittliche Leistung nicht tolerieren. Er kann in diesem Fall rechtliche Schritte einleiten.

Als Motivationsbooster eignen sich natürlich auch Leistungszulagen oder auch Prämien. Diese werden zusätzlich zum reinen Zeitlohn bezahlt. Zuschläge können beispielsweise sein:

  • Zuschlag für Sonn- und Feiertagsarbeit,
  • Nachtzuschlag,
  • Erschwerniszulage,
  • Leistungszulage,
  • Schichtzulage,
  • Hauptstadt Zulage,
  • Sozialzulage.

👉 Steigern Sie die Produktivität Ihres Teams mit Factorial. 

Vor- und Nachteile Zeitlohn

Auch wenn der Zeitlohn die vorherrschende Lohnform in Deutschland ist, kann er dennoch seine Tücken haben. Der untenstehende Vergleich kann HR Führungskräften dabei helfen, zu entscheiden, ob diese Form des Lohns für ihr Unternehmen geeignet ist.

Arbeitnehmende

Zeitlohn Vorteile 

  • Weniger Leistungsdruck, da der Lohn prinzipiell unabhängig von der erbrachten Leistung ist.
  • Kalkulierbares Einkommen.
  • Eine durchschnittliche Leistung reicht aus.

Zeitlohn Nachteile

  • Bei Stundenlohn besteht oft Unsicherheit, da der Monatslohn von den geleisteten Arbeitsstunden abhängt. Werden keine Stunden geleistet, weil es keine Arbeit gibt (z. B. keine Schichten in der Gastronomie, keine Arbeit auf der Baustelle) oder aufgrund von Krankheit oder Urlaub wird kein Lohn ausgezahlt. 
  • Wenig Leistungsanreize: Kolleg*innen, die mehr leisten, erhalten nicht mehr Lohn, dies kann wiederum zu Demotivierung der Beschäftigten führen.
  • Arbeitszeiten müssen nachgewiesen werden.
  • Zeiten müssen eingehalten werden, auch wenn einmal nichts zu tun ist. Zeit wird „abgesessen“.

Arbeitgeber

Vorteile Zeitlohn

  • Einfaches, unkompliziertes Lohnsystem.
  • Mehrarbeit muss nicht vergütet werden.
  • Erhöhte Qualität wegen wegfallendem Leistungs- und Zeitdruck.
  • Bei Anstellung auf Stundenbasis: Ausfälle müssen nicht vergütet werden.

Nachteile Zeitlohn

  • Geringe Leistungsanreize können zu „Dienst nach Vorschrift” führen. Es bestehen keine Anreize zur Mehrarbeit.
  • Qualität kann leiden, da die Leistungsanreize fehlen.
  • Gerade leistungsorientierte Mitarbeitende können schnell demotiviert werden.
  • Vor allem bei Stunden- oder Tagelohn: Aufgrund fehlender Sicherheiten ist eine mangelnde Leistungsbereitschaft oder ein fehlender Wille zur Mehrarbeit nicht selten.

Neueste Entwicklungen

Die Vor- und Nachteile des Zeitlohnes zeigen bereits, dass gerade bei den Leistungsanreizen und daher auch bei der Leistungsmotivation die Defizite dieses Modells liegen. 

Lohnmodelle sind nie in die Ewigkeit gemeißelt, sie verändern sich und werden an die aktuelle und sich ebenfalls verändernde Realität angepasst. Daraus entstehen neue oder alternative Lohnmodelle. 

Lean-Incentive-System

Ein bereits in der Praxis erprobtes neues Modell ist das Lean-Incentive-System. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Zeit-, Akkord- und Prämienlohn. 

In diesem Fall wird ein bestimmter Grundlohn gezahlt, der auf der Anwesenheitszeit der Beschäftigten beruht. Kombiniert wird dieser mit einer Mengenprämie, die zeitbasiert ist sowie eine Qualitätsprämie, die prüfungsbasiert ist. Außerdem erhalten Beschäftigte eine Qualifikationsprämie, die eignungsbasiert ist. 

Es wird ein Maximum der Gesamtlohnsumme festgehalten, beispielsweise, dass der Gesamtlohn den Grundlohn nicht um 130 % überschreiten darf. 

Achtung: In diesem Modell lassen sich die Nachteile des reinen Zeitlohnmodells umgehen.

Alternative Lohnformen

Darüber hinaus gibt es weitere Trends, die sich vom rein monetären Lohnmodell entfernen. Eine Studie der Online-Plattform Xing fand so jüngst heraus, dass ⅔ der befragten Beschäftigten Geld nicht als die einzige Möglichkeit der Bezahlung betrachteten. 

Stattdessen wünschen sich Beschäftigte (69 Prozent) vor allem mehr Freizeitausgleich. Aber auch Sachleistungen sind laut den Befragten denkbar.

Und: Nur 22 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Präsenzzeit an sich überhaupt geeignet ist, um einen geeigneten Lohn festzusetzen.

Wichtig: Der oft beschworene Wandel der Arbeitswelt ist längst im Gange, vielleicht ist es damit auch an der Zeit, bestimmte Vergütungsmodelle in Ihrem Betrieb auf den Prüfstand zu stellen und einer Veränderung zu unterziehen! Mit den neuen Entwicklungen bietet sich die Chance, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam neue, passende Modelle entwerfen.

DE MKT FREEBIE Zielvereinbarung

Häufig gestellte Fragen und Antworten

Was versteht man unter Zeitlohn?

Beim Zeitlohn handelt es sich um die im deutschsprachigen Raum vorherrschende Lohnform. Wie der Name bereits vermuten lässt, richtet sich der Zeitlohn nach der Zeit. Im Gegensatz zum Akkord- oder Prämienlohn wird beim Zeitlohn also nur die tatsächlich geleistete Arbeitszeit vergütet. Besonders häufig wird bei folgenden Tätigkeiten/Bereichen ein Zeitlohn gezahlt: Dort, wo Qualität wichtiger als Quantität ist. In Branchen, in denen es häufig zu Leerlauf kommt, bei denen dennoch eine Arbeitskraft vor Ort sein muss (z. B. im Verkauf oder in der Gastronomie) und die Beschäftigten keinen Einfluss auf die Menge des Warenflusses haben. Bei Arbeitsleistungen, die kaum oder überhaupt nicht messbar sind. Die beim Zeitlohn gewählte zeitliche Einheit, ob also Stunden, Wochen, Monate oder auch Tage, ist variabel.

Wie wird Zeitlohn gezahlt?

Die beim Zeitlohn gewählte zeitliche Einheit, ob also Stunden, Wochen, Monate oder auch Tage, ist variabel.

Stundenlohn: In diesem Fall werden Beschäftigte pro Stunde bezahlt. Dies wird häufig in der Gastronomie angewandt. D. h. es gibt kein monatliches Festgehalt, sondern der Lohn unterscheidet sich je nach geleisteten Stunden.

Tagelohn: Bei dem Tag handelt es sich um die messbare Zeiteinheit für den Lohn, unabhängig von den geleisteten Stunden an diesem Tag. Historisch fallen in diese Kategorie ungelernte oder saisonale Arbeitende aus ärmlichen Verhältnissen.

Monatslohn und Monatsgehalt: Monatslohn ist die Summe, die sich aus den geleisteten Stunden oder Tagen ergibt – also die Arbeitstage pro Monat. Der Monatslohn kann variieren. Dadurch unterscheidet er sich vom Monatsgehalt. Dieses weist jeden Monat den gleichen Betrag auf. Deshalb wird das Monatsgehalt auch oft als Festgehalt bezeichnet. Doch auch das Monatsgehalt ist eine Form des Zeitlohns. Die geleistete Arbeitszeit, beispielsweise 38,5 Stunden wöchentlich, ist die Basis für das Monatsgehalt.

Wer bekommt Zeitlohn?

Besonders häufig wird bei folgenden Tätigkeiten/Bereichen ein Zeitlohn gezahlt: Dort, wo Qualität wichtiger als Quantität ist. In Branchen, in denen es häufig zu Leerlauf kommt, bei denen dennoch eine Arbeitskraft vor Ort sein muss (z. B. im Verkauf oder in der Gastronomie) und die Beschäftigten keinen Einfluss auf die Menge des Warenflusses haben. Bei Arbeitsleistungen, die kaum oder überhaupt nicht messbar sind.

Sprachgewandt, neugierig und kreativ verfolgt unsere Autorin Marie-Louise Messerschmidt als SEO Content Writer die neuesten HR Trends. Als Teil des Content Marketing Teams arbeitet sie seit Mitte 2022 für Factorial HR. Nach ihrem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität Göttingen und Sprachwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München befasst sie sich bereits seit 2017 mit Themen im Personalbereich. Ihr Fokus liegt dabei besonders auf rechtlichen und strategischen Themen. Zuletzt hat sie einen Gastbeitrag zum Thema Personalverwaltung im OMT Magazin veröffentlicht.

Ähnliche Beiträge