Zum Inhalt gehen

Hybris: Bedeutung und wie Sie am besten damit umgehen

Der HR-Report 2025 ist da! Erfahren Sie, worauf Ihre Beschäftigten wirklich Wert legen. Kostenlos herunterladen
·
4 Minuten Lesezeit

Ein Thema, das seinen Ursprung in der antiken griechischen Mythologie hat, aber auch in der heutigen Zeit nichts an Aktualität eingebüßt hat: der Hybris. Die Finanzkrise im Jahr 2008 war beispielsweise ein typischer Fall von Hybris. Hybris kann enormen Schaden für Unternehmen verursachen.

Was genau steckt hinter dem Begriff und wie können Sie als Unternehmen adäquat handeln?

Key Facts

  1. Hybris bezeichnet in der antiken griechischen Mythologie die Selbstüberschätzung und Respektlosigkeit gegenüber den Gottheiten, was oft zu einem Fall der Held*innen und einer göttlichen Vergeltung (Nemesis) führt.
  2. Heutzutage zeigt sich Hybris häufig in übertriebenem Egoismus, Größenwahn und Machtmissbrauch.
  3. Das Verhindern sowie die Identifizierung von Hybris im eigenen Betrieb können durch die Einrichtung von Whistleblowerkanälen, regelmäßiges Feedback sowie Schulungen unterstützt werden.

DE MKT FREEBIE Zielvereinbarung

Was ist Hybris? – Bedeutung

Der Begriff Hybris stammt aus der Zeit der griechischen Antike. Er bedeutet ursprünglich so viel wie Anmaßung, Hochmut, Selbstüberhebung oder Selbstüberschätzung und wurde insbesondere in der griechischen Tragödie und Mythologie verwendet.

Die Nemesis (göttliche Strafe) wird dabei von der griechischen Göttin Nemesis personifiziert, welche über die Einhaltung der göttlichen Ordnung wacht. Sie sorgt für die Vergeltung und die Bestrafung menschlichen Übermuts.

Ein klassisches Beispiel für die Hybris und den darauffolgenden Fall ist Ödipus, der glaubte, seinem prophezeiten Schicksal entfliehen zu können. Der Versuch, die göttliche Ordnung zu überlisten, löste eine Reihe tragischer Ereignisse aus.

Die moderne Bedeutung

Heutzutage findet der Begriff vor allem dann Anwendung, wenn Menschen übertriebenen Egoismus, Größenwahn oder auch den Machtmissbrauch betreiben oder zeigen.

Das kann sich beispielsweise darin äußern, dass Menschen im Umgang mit anderen eine übertriebene Selbstbezogenheit an den Tag legen und dabei ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele rücksichtslos verfolgen, ohne die Konsequenzen für andere zu berücksichtigen.

Auch Menschen, die ihre Macht missbrauchen – etwa Politiker*innen, die sich über Gesetze hinwegsetzen, um ihre Machtstellung zu erhalten – verkörpern moderne Formen von Hybris.

Hybris in der Wirtschaft und im Berufsleben

Die moderne Bedeutung von Hybris zeigt, dass sie keineswegs ein veraltetes Konzept aus der griechischen Mythologie ist, sondern eine reale und aktuelle Herausforderung, die auch Unternehmen und die Wirtschaft täglich betrifft. Hybris tritt auf, wenn Führungskräfte oder Mitarbeitende durch übermäßige Selbstüberschätzung, Machtstreben oder rücksichtsloses Verhalten die Grenzen des Zumutbaren überschreiten. Solche Verhaltensweisen können gravierende Folgen für das Unternehmen und die Beteiligten haben.

Im Folgenden betrachten wir einige typische Beispiele aus dem Berufsleben und geben Ihnen Tipps, wie Sie mit Hybris umgehen können, falls sie in Ihrem Betrieb auftritt.

Beispiele aus dem Berufsleben: Hybris und Nemesis

Die Entscheidungen von Führungskräften können ein Unternehmen voranbringen, manchmal allerdings auch erheblichen Schaden anrichten und zu Verlusten und großen Imageschäden führen.

Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Finanzkrise aus dem Jahr 2008. Der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers und weiterer Banken löste eine globale Krise aus. Führungskräfte und Unternehmer*innen hatten sich in ihrem Glauben an ständiges Wachstum und der Gier nach eigenem Gewinn rücksichtslos über alle Grenzen hinweggesetzt. Sie ignorierten Warnungen vor den Risiken und den komplexen Finanzinstrumenten. Ihre Hybris – das Vertrauen in ihre Unverwundbarkeit und die Fähigkeit, die Märkte zu kontrollieren – führte dazu, dass sie riskante Investitionen tätigten, ohne die möglichen Konsequenzen zu bedenken. Als die Blase platzte, folgte die Nemesis: Der Zusammenbruch von Lehman Brothers verursachte eine weltweite Finanzkrise, die Millionen von Menschen den Arbeitsplatz kostete, das Vertrauen in die Finanzmärkte erschütterte und weltweit Investitionen der Regierungen in Milliardenhöhe erforderte.

Ein weiteres Beispiel ist der Abgasskandal bei Volkswagen. Das Unternehmen hatte Abgastests manipuliert, um Umweltauflagen zu umgehen. Als dies ans Licht kam, musste der Konzern Strafen zahlen und erlitt einen erheblichen Imageschaden.

Und: Studien zeigen immer wieder, dass insbesondere Führungskräfte oft an Selbstüberschätzung leiden. Wir haben es hier also mit einem gängigen Problem zu tun.

Was tun in Fällen von Hybris in Ihrem Unternehmen?

Es zeigt sich: Ein Verhalten der Selbstüberschätzung kann zu ernsthaften Konsequenzen für Betriebe führen. Dabei ist es an den Unternehmen und den Vorgesetzten, solches Verhalten rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Das ist nicht immer einfach, aber letztlich notwendig, um langfristige Schäden zu verhindern.

Was können Sie im Unternehmen also konkret tun, um Hybris zu vermeiden?

Whistleblower-Systeme

2023 ist in Deutschland das Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) in Kraft getreten. Dieses Gesetz ist eine Umsetzung der EU-Whistleblower-Richtlinie und dient dem Schutz von Whistleblower*innen. Im Zuge des Gesetzes müssen Unternehmen ab einer bestimmten Größe einen sogenannten Whistleblowerkanal einrichten – eine interne Meldestelle, an die sich Beschäftigte anonym wenden können, um beispielsweise Machtmissbrauch oder Verstöße innerhalb des Unternehmens zu melden.

Dies ist einer der besten Mechanismen, um Unternehmen vor Mitarbeitenden und Führungskräften zu schützen, die Hybris zeigen.

Was Sie bei der Einrichtung genau beachten müssen, lesen Sie in unserem Artikel zum Thema.

Feedbackgespräche und 360 Grad Feedback

Essenziell ist darüber hinaus regelmäßiges Feedback sowie sogenanntes 360-Grad-Feedback.

Hierbei werden Mitarbeitende und ihre Leistungen aus verschiedenen Perspektiven bewertet – von Vorgesetzten, Kolleg*innen, Kund*innen und sich selbst. Diese ganzheitliche Rückmeldung ermöglicht eine objektivere Einschätzung von Stärken und Schwächen und kann frühzeitig eventuelles Fehlverhalten aufdecken.

In unserem Artikel zum Thema finden Sie einen kostenlosen Fragebogen, den Sie für Ihre Zwecke nutzen können.

Da diese Art von Feedback sehr aufwendig sein kann, ist es vorteilhaft, dies über eine HR-Software wie die von Factorial durchführen zu lassen. Dadurch kann der Prozess automatisiert werden. Teilen Sie Umfragen mit ausgewählten Mitarbeitenden oder der gesamten Belegschaft und lassen Sie sich die anonymen Antworten auswerten und kompakt visualisieren.

Außerdem können Performance-Analysen Ihrer Beschäftigten, die Sie sich ebenso mit Factorial erstellen lassen, als sachliche Grundlage für ein Gespräch dienen. Einen Whisteblower-Kanal gibt es ebenfalls.

Alle Vorteile von Factorial entdecken

Klare Unternehmensrichtlinien und -kultur

Die Werte, die Sie als Unternehmen nach außen tragen wollen, sollten sich auch intern widerspiegeln. Die von Ihnen gesetzte Unternehmenskultur legt den Rahmen für den Umgang und die Werte fest, die der Betrieb vertritt. Diese sollten allen Mitarbeitenden zugänglich gemacht und regelmäßig überprüft werden. Ein Unternehmen wie Patagonia zeigt beispielsweise ganz klar, dass es sich gegen unfaire Arbeitsbedingungen einsetzt. Das bedeutet gleichzeitig, dass es authentisch bleiben muss, indem es sicherstellt, dass diese Werte auch im eigenen Unternehmen tatsächlich umgesetzt werden.

Schulungen und Weiterbildungen

Schließlich sind auch Schulungen und Weiterbildungen nicht zu unterschätzen. Insbesondere für Führungskräfte sind solche regelmäßigen Schulungen, beispielsweise zur ethischen Führung, sehr zu empfehlen. Das Bewusstsein und die Reflexion über das eigene Verhalten werden durch solche Schulungen oft gefördert. Selbstreflexion ist der erste Schritt, eigenes Fehlverhalten überhaupt zu erkennen und die damit verbundenen Risiken zu verstehen.

Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.

Ähnliche Beiträge