Die Tendenz der steigenden Fehltage wegen Depressionen am Arbeitsplatz ist seit Jahren wachsend – ein echtes Problem für Unternehmen. Was genau Depressionen sind, welche Symptome auftreten und was bei einer Krankschreibung bei Depressionen zu beachten ist, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Disclaimer: Aus SEO-Gründen verzichten wir im folgenden Artikel auf das Gendern des Begriffs Arbeitgeber. Es sind alle Geschlechter mitgemeint.
Key Facts
- Knapp 10 Millionen Deutsche litten im Jahr 2022 an Depressionen. Zu den Symptomen gehören niedergeschlagene Stimmung, Hoffnungslosigkeit bis hin zu suizidalen Gedanken.
- Eine Krankschreibung wegen Depressionen ist insbesondere bei schweren Fällen kaum vermeidbar.
- Wiedereingliederungsprogramme, Schulungen von Mitarbeitenden sowie die Aufhebung der Tabuisierung dieser Krankheit sind wichtige Beiträge, die Unternehmen zur Prävention leisten können.
- Was ist eine Depression?
- Gründe für Depressionen
- Depression – Krankschreibung: Kriterien, Dauer und Regelungen
- Was Vorgesetzte tun können – Krankschreibung bei Depression
Was ist eine Depression?
Definition und Merkmale eine Depression
Laut dem Gesundheitsatlas der AOK waren knapp 10 Millionen Menschen im Jahr 2022 von Depressionen betroffen. Die Tendenz ist steigend. Dabei kann eine Depression eine vorübergehende Episode sein, sich jedoch auch über Jahre hinziehen und nicht einfach wieder verschwinden.
Es handelt sich um eine (schwere) psychische Krankheit, die nicht mit gewöhnlicher Traurigkeit, die jeden einmal betreffen kann, zu vergleichen ist.
Typische Symptome bei einer Depression
Betroffene empfinden häufig ein Gefühl der Leere, des Desinteresses und der Hoffnungslosigkeit. Sie sind meist nicht mehr in der Lage, Freude an Aktivitäten zu empfinden. Sie kapseln sich oft ab, was die Depression meist noch verstärkt. So kann eine einfache Tätigkeit wie das Müllrausbringen bereits zu einer enormen, nicht zu bewältigenden Herausforderung werden.
Hinzu kommen körperliche Einschränkungen wie Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen in Kombination mit Gewichtsverlust. Im schlimmsten Fall kann die Depression mit suizidalen Gedanken einhergehen. Es handelt sich also um eine ernstzunehmende Krankheit, die oft therapeutische Maßnahmen und andere Interventionen erfordert.
Gründe für Depressionen
Es gibt nicht den einen Grund, der zu einer Depression führt. Stattdessen ist es eine meistens eine Mischung aus verschiedenen Faktoren, die zum Ausbruch führt.
Zum einen können neurologische Veränderungen wie hormonelle Schwankungen oder andere körperliche Veränderungen eine Rolle spielen. Zum anderen können auch psychosoziale Faktoren einen Einfluss haben, wie z. B. Verlusterfahrungen, chronische Krankheiten, Jobverlust, Trennung, hoher Leistungsdruck oder Arbeitslosigkeit. Auch eine erbliche Vorbelastung kann wesentlich zur Entstehung von Depressionen beitragen.
Als weitere Risikofaktoren werden zudem häufig genannt: das Leben in Großstädten, das Single-Dasein, das weibliche Geschlecht (Frauen erkranken häufiger an Depressionen als Männer), ein niedriger Bildungsgrad sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Allerdings muss man eine Depression nicht einfach hinnehmen; es gibt Maßnahmen, die helfen können. Hier sind therapeutische Maßnahmen, aber auch soziale Unterstützung und medikamentöse Behandlung wesentliche Hilfsmittel. In vielen Fällen, insbesondere bei schweren Depressionen, ist es oft notwendig, dass Betroffene krankgeschrieben werden, um sich auf die Genesung zu konzentrieren und die nötige Ruhe und Unterstützung zu erhalten.
Depression – Krankschreibung: Kriterien, Dauer und Regelungen
Wann wird man wegen Depression krankgeschrieben?
Die Diagnose einer Depression wird ausschließlich von Ärzt*innen gestellt. Jeder Fall wird dabei individuell betrachtet. Speziell Kriterien wie die Schwere der Symptome, die Einschränkung der Leistungsfähigkeit, das Suizidrisiko und auch körperliche Symptome bilden die Grundlage für eine Krankschreibung.
Aber: Nicht jede Diagnose bedeutet auch automatisch eine Krankschreibung wegen Depressionen.
Wie lange dürfen Hausärzt*innen bei Depression krankschreiben?
Auch hier gibt es grundsätzlich keine feste Grenze nach oben. Es kommt auf die Schwere der Depression an. Diese kann von wenigen Tagen bis zu einigen Wochen oder sogar mehreren Monaten dauern, wobei in schwereren Fällen eine stationäre Therapie erforderlich sein kann. Zu beachten ist, dass nach sechs Wochen Krankschreibung aufgrund der gleichen Krankheit die Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber endet. Die Krankenkasse übernimmt dann die Zahlung in Form des Krankengeldes.
Krankschreibung bei Depression: Soll man den Vorgesetzten sagen, dass man Depressionen hat?
Es besteht keine Pflicht, dem Arbeitgeber den Grund für die Krankschreibung mitzuteilen. Bei einer arbeitsbedingten Depression kann es jedoch durchaus förderlich für die Genesung sein, die Krankheit offen anzusprechen. Dies gilt natürlich nur, wenn eine offene Unternehmenskultur und ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Mitarbeitenden, Vorgesetzten und der HR-Abteilung bestehen, um beispielsweise Maßnahmen und Veränderungen im Arbeitsalltag vorzunehmen.
Urlaub trotz Krankschreibung bei Depression – ist das erlaubt?
Gerade bei psychischen Erkrankungen, die keine Bettruhe erfordern, sondern bei denen ein Ortswechsel oder frische Luft und die Natur förderlich für die Genesung sind, spricht nichts gegen einen Urlaub. Denn das Ziel einer Krankschreibung ist es, so schnell wie möglich wieder gesund zu werden und zum Arbeitsplatz zurückzukehren.
Was Vorgesetzte tun können – Krankschreibung bei Depression
Psychische Erkrankungen waren laut Statista nach Erkältungen und Muskelbeschwerden wie Rückenschmerzen die dritthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit bei deutschen Arbeitgebern im Jahr 2023. Laut dem DAK-Psychreport wurde von 2013 bis 2023 ein Anstieg der psychisch bedingten Fehltage im Job um 50 Prozent festgestellt. Darunter nimmt nach einer früheren DAK-Studie die Depression den größten Prozentanteil ein. Gleichzeitig ist laut Deutscher Depressionshilfe die Depression auch einer der Hauptgründe für eine vorzeitige Frühverrentung.
Das klingt nicht nach guten Nachrichten für Unternehmen und zeigt eines: Depressionen haben einen enormen Einfluss auf die Arbeit und damit auch auf die Produktivität.
Viele Unternehmen haben mittlerweile jedoch erkannt, dass Maßnahmen und Programme, die zur Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz beitragen, enorm wichtig sind. Dabei geht es jedoch nicht nur um sogenannte „Wellbeing“-Angebote wie Sportkurse, Meditation oder Zuschüsse, oder um übliche Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, neue Aufgabenbereiche, Job Enlargement, Homeoffice oder ein höheres Gehalt. Diese Benefits und Maßnahmen können zwar die Mitarbeiterzufriedenheit insgesamt verbessern, aber ein konkreter, tiefgreifender Ansatz ist notwendig, um Depressionen oder auch Burnout zu verhindern.
Maßnahmen für eine gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung
Grundsätzlich gehört dazu:
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HR-Beschäftigte müssen über das Thema psychische Erkrankungen informiert sein und die Symptome erkennen können, um diese bei Mitarbeitenden frühzeitig zu identifizieren. Das Fehlzeitenmanagement bildet dabei einen wesentlichen Grundstein zur Erkennung psychisch bedingter Abwesenheiten.
Mit Factorial können Arbeitgebende Fehltage systematisch erfassen und auswerten – egal, ob es sich um krankheitsbedingte Abwesenheiten oder Urlaub handelt. Durch die detaillierte Analyse der Fehltage und die Nutzung datengestützter Erkenntnisse können Unternehmen proaktive Schritte einleiten, um Fehlzeiten zu reduzieren. Durch das Sammeln und Auswerten von Daten können Unternehmen Muster erkennen, die auf psychische Belastungen hinweisen, und gezielt auf Mitarbeitende mit einem erhöhten Risiko eingehen.
- HR-Arbeitende sollten empathisch sein und ein Gespür dafür entwickeln, wie sie diese Themen ansprechen.
- Es ist von entscheidender Bedeutung, das Thema am Arbeitsplatz nicht zu tabuisieren. Nur so können Betroffene die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, ohne sich weiter mit ihrer Krankheit zu quälen – und ohne beispielsweise ein schlechtes Gewissen wegen einer Krankschreibung aufgrund von Depression zu haben.
Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen mit geringem Personalbestand und begrenztem Budget eignen sich beispielsweise die Materialien des Projekts MENTUPP. MENTUPP zielt darauf ab, das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu schärfen und den Umgang mit diesen am Arbeitsplatz zu fördern.
Sind Beschäftigte von Depressionen betroffen, geht es darum, vor allem bei längeren Krankschreibungen, Programme zu entwickeln, die eine effektive und schonende Wiedereingliederung in den Berufsalltag ermöglichen. Wenn die Arbeit vor allem körperlich anstrengend war, muss eine Anpassung vorgenommen werden, etwa durch eine Reduktion der Arbeitszeiten oder flexiblere Arbeitsmodelle, wie zum Beispiel die Möglichkeit, teilweise oder ganz im Homeoffice zu arbeiten.