Immer häufiger liest man von Arbeitnehmenden, die im Sinne des Phänomens Quiet Quitting nur noch das Nötigste im Job tun. Umso wichtiger ist es, Personal im Betrieb zu haben, das sich durch eine Hands-on-Mentalität auszeichnet. Was genau zu dieser Mentalität gehört, warum sie so wichtig ist und wie Sie sie gezielt in Ihrem Betrieb fördern können, erklären wir im folgenden Artikel.
Key Facts
- Die Hands-on-Mentalität beschreibt eine proaktive, anpackende und pragmatische Arbeitsweise, bei der Mitarbeitende selbstständig Aufgaben angehen, Verantwortung übernehmen und aktiv nach Lösungen suchen.
- Zu viel davon kann jedoch schaden: Überstürztes Handeln, fehlende Absprache im Team und das Verpassen der langfristigen Perspektive können negative Auswirkungen haben.
- Die Hands-on-Mentalität kann durch die entsprechende Unternehmenskultur, die Schaffung von Freiräumen und gezieltes Recruiting im eigenen Betrieb gefördert werden.
- Hands-on-Mentalität: Bedeutung
- Hands-on statt Quiet Quitting im Arbeitsleben
- Merkmale der Hands-on-Mentalität
- Grenzen der Hands-on-Mentalität
- Hands-on-Mentalität trainieren: So fördern Sie die proaktive Arbeitsweise in Ihrem Betrieb
Hands-on-Mentalität: Bedeutung
Mit dem Begriff Hands-on-Mentalität wird eine anpackende und pragmatische Arbeitsweise beschrieben. Personen mit einer Hands-on-Mentalität gehen die Bewältigung von Aufgaben und Problemen meist sehr praktisch und direkt an, ohne lange nachzudenken, abzuwägen oder zu zögern. Im beruflichen Kontext bedeutet dies größtenteils, dass die jeweiligen Beschäftigten proaktiv an Dinge herangehen, sich nicht auf andere verlassen und vor allem mit der Bereitschaft verbunden werden, selbst anzupacken.
„Hands-on“ ist Englisch und bedeutet so viel wie „mit den Händen dabei sein“. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem industriellen Kontext, in dem es darum ging, Maschinen mit den eigenen Händen zu beeinflussen, zum Beispiel durch das Betätigen von Schaltern.
Hands-on statt Quiet Quitting im Arbeitsleben
Für Vorgesetzte sind Mitarbeitende mit einer Hands-on-Mentalität gern gesehen, insbesondere in Zeiten, in denen immer häufiger von Beschäftigten berichtet wird, die sich eher durch das sogenannte Quiet Quitting auszeichnen. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, bei dem Mitarbeitende nur noch die Mindestanforderungen erfüllen, um nicht gekündigt zu werden. Innerlich haben sie sich jedoch bereits von ihrem Job distanziert. Laut dem Gallup Engagement Index 2023 gaben 67 Prozent der Befragten an, auf der Arbeit nur noch Dienst nach Vorschrift zu leisten, was erhebliche negative Auswirkungen auf die Produktivität und den Erfolg von Unternehmen hat.
Die Hands-on-Mentalität ist also genau das Gegenteil vom Dienst nach Vorschrift. Beschäftigte mit diesem Soft Skill gehen also über das Geforderte hinaus, bringen sich aktiv ein, suchen nach Lösungen und scheuen sich nicht, Herausforderungen proaktiv anzugehen.
Beispiel: Hands-on-Mentalität
Für eine Verhandlung mit einem Kunden soll eine Präsentation vorbereitet werden. Mitarbeitende mit einer Hands-on-Mentalität würden sich also nicht lediglich darauf beschränken, die Präsentation zu erstellen und zu halten, sondern stattdessen unter anderem umfangreiche Recherchen durchführen. Sie würden sich mit dem Team abstimmen und mögliche Einwände bereits im Voraus versuchen abzudecken – sie denken also einen Schritt weiter. Sie würden sich auch nicht scheuen, selbst die Präsentation zu halten und sich aktiv in Gespräche mit dem Kunden einzubringen.
Merkmale der Hands-on-Mentalität
Schauen wir uns nun die konkreten Eigenschaften und Fähigkeiten an, die diese Mentalität normalerweise mit sich bringt.
Proaktive Arbeitsweise und Engagement
Menschen mit dieser Mentalität zeichnen sich durch eine proaktive Arbeitsweise im Berufsleben aus. Sie warten nicht darauf, dass ihnen Aufgaben zugewiesen werden, sondern handeln selbstständig. Sie ergreifen Eigeninitiative bei der Lösung von Problemen und Aufgaben.
Offene Arbeitsweise und kontinuierliches Lernen
Zudem sind Menschen mit einer Hands-on-Mentalität offen für Neues. Sie tun die Dinge nicht zwingend so, weil sie „immer so gemacht wurden“, sondern sind bereit für neue Herangehensweisen. Diese Eigenschaft fällt oft mit einer intrinsischen Neugier zusammen, die Menschen antreibt, sich ständig weiterentwickeln und etwas Neues lernen zu wollen.
Flexibilität
Außerdem sind diese Beschäftigten in der Regel flexibel. Sie können sich auf neue oder veränderte Situationen schnell einstellen. Sie haben so beispielsweise keine Probleme damit, doch noch etwas an der Präsentation oder an einem Ablauf zu ändern, wenn dies nötig ist.
Verantwortung übernehmen
Schließlich scheuen sich Mitarbeitende mit einer Hands-on-Mentalität nicht davor, Verantwortung für Aufgaben und Projekte zu übernehmen. Sie sind bereit, Entscheidungen zu treffen und den Erfolg eines Projekts aktiv voranzutreiben. Dabei übernehmen sie nicht nur die Verantwortung für die Ergebnisse, sondern auch für den gesamten Prozess.
Grenzen der Hands-on-Mentalität
Auch wenn diese Mentalität in Unternehmen gefragt und gewünscht ist, kann sie unter Umständen ins Negative umschlagen.
Überstürztes Handeln
So kann eine besonders pragmatische Herangehensweise manchmal zu überstürzten Entscheidungen führen. Einige Entscheidungen müssen eben doch länger im Voraus erwogen werden. Nicht immer ist schnelles Handeln das Richtige. Eine gründliche Analyse und etwas mehr Zeit sind in bestimmten Fällen wichtig.
Fehlende Absprache
Es ist lobenswert, wenn Beschäftigte gern Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Doch gerade, wenn dies ständig passiert, können sich andere Teammitglieder übergangen oder ausgeschlossen fühlen. Eine regelmäßige Absprache im Team ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Perspektiven berücksichtigt werden und das gesamte Team hinter den getroffenen Entscheidungen steht. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen eigenständigem Handeln und Teamarbeit ist daher von großer Bedeutung.
Fehlender Fokus auf Langfristigkeit
Zudem kann es schnell dazu kommen, dass Beschäftigte vor lauter Handeln die langfristige Perspektive und die Unternehmensziele aus dem Blick verlieren. Ein Innehalten zwischendurch und die regelmäßige Frage: „Wo stehen wir eigentlich und wo wollen wir hin?“, kann helfen, dieses Problem zu minimieren.
Hands-on-Mentalität trainieren: So fördern Sie die proaktive Arbeitsweise in Ihrem Betrieb
Wenn Sie merken, dass es in Ihrem Team an Mitgliedern fehlt, die anpacken wollen, geben wir Ihnen hier ein paar Tipps, wie Sie diese Mentalität in Ihrem Betrieb fördern können.
Unternehmenskultur gibt den Rahmen vor
Ihre Unternehmenskultur und -struktur haben großen Einfluss auf die Arbeitsweise Ihres Personals. In streng hierarchisch strukturierten Betrieben gibt es möglicherweise nicht genug Spielraum, damit Mitarbeitende sich befähigt fühlen, Eigeninitiative zu übernehmen und sich einzubringen. In Betrieben mit flachen Hierarchien oder agileren Strukturen, wie sie oft in Start-ups zu finden sind, werden die Beschäftigten eher zu den Eigenschaften der Hands-on-Mentalität angetrieben.
Regelmäßige Feedback-Gespräche führen
Feedback- oder Mitarbeitergespräche sind ein wichtiges Instrument in der Personalführung. Hier können Probleme besprochen und gemeinsam Lösungen erarbeitet werden. Nicht auf allen Positionen in einem Job ist zwingend eine Hands-on-Mentalität erforderlich. Für bestimmte Posten, insbesondere in der Führung, ist sie allerdings unabdingbar. So kann beispielsweise während eines Mitarbeitergesprächs herausgefunden werden, dass eine Person, die eher eine ruhige und zurückhaltende Arbeitsweise pflegt, auf einem Posten sitzt, der sehr viel Verantwortung und Entscheidungsfreude erfordert. Diese Person wäre möglicherweise auf einem anderen Posten besser aufgehoben.
Tipp: Stellen Sie Ihre Teams bereits im Vorfeld nach den verschiedenen Charakteren zusammen. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel über die Teamrollen nach Belbin. Hier erhalten Sie Einblicke in die ideale Zusammensetzung erfolgreicher Teams.
Ressourcen und Freiräume bereitstellen
Damit Ihre Angestellten proaktiv und anpackend im Job handeln können, benötigen sie zunächst die richtigen Freiräume und Ressourcen. Das bedeutet, dass Sie klar abstecken sollten, welchen Spielraum Mitarbeitende in ihren Entscheidungen und ihrer Arbeitsweise haben, wo die Grenzen liegen und wo sie möglicherweise eine Erlaubnis einholen müssen. Gleichzeitig müssen natürlich auch die richtigen Ressourcen, wie Arbeitsmittel und finanzielle Mittel, verfügbar und zuguanglich sein.
Ein Beispiel dafür liefert das Ritz-Carlton. Das Unternehmen stellt seinen Mitarbeitenden ein Budget von 2000 € zur Verfügung, über das sie frei verfügen können, um die Wünsche der Gäste zu erfüllen.
Das richtige Recruiting ist entscheidend
Suchen Sie gezielt nach Mitarbeitenden mit Hands-on-Qualitäten und testen Sie diese im Bewerbungsprozess. Sie können Ihre Stellenanzeige so formulieren, dass sie eine bestimmte Zielgruppe anspricht.
Tipp zum Schluss: Probieren Sie das Bewerbermanagement-Tool von Factorial aus und nutzen Sie die KI-Unterstützung, um Ihre Stellenanzeigen auf den Punkt zu bringen. Erstellen Sie eine individuelle Karriereseite und filtern Sie die Bewerber*innen mit ATS und CV-Screening, um eine Auswahl der am besten geeignetsten Kandidat*innen zu erhalten.
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