Ghosting bei der Bewerbung oder Ghosting im Recruiting kommt immer mal wieder vor und ist für beide Parteien im Bewerbungsprozess anstrengend und unangenehm. In unserem Blogartikel erklären wir, was Ghosting überhaupt ist, gehen auf die Ursachen für die Funkstille zwischen potenziellem Arbeitgebenden und Bewerbenden ein und geben Tipps zur Vermeidung.
Key Facts
- Ghosting im Bewerbungsprozess bezieht sich auf das plötzliche Abbrechen der Kommunikation zwischen Bewerbendem und Arbeitgebendem ohne Erklärung oder Vorwarnung. Es betrifft sowohl Kandidat*innen, die sich nicht mehr melden, als auch Unternehmen, die nicht mehr antworten.
- Job Ghosting äußert sich unter anderem darin, dass Bewerbende nicht zum vereinbarten Vorstellungsgespräch erscheinen oder Unternehmen nach einem Bewerbungsgespräch keine Rückmeldung geben.
- Ursachen für Ghosting können sowohl von Arbeitgebenden (z. B. Zeitmangel, unklarer Auswahlprozess) als auch von Bewerbenden (z. B. bessere Jobangebote, Unsicherheit) kommen. Offene Kommunikation während des Bewerbungsprozesses ist entscheidend, um Ghosting zu vermeiden.
- Was ist Ghosting bei der Bewerbung?
- Ursachen für Ghosting bei Bewerbung
- Tipps zur Vermeidung
- Wie kann HR unterstützen und Ghosting bei der Bewerbung vorbeugen?
- HR-Software gegen Ghosting nutzen
Was ist Ghosting bei der Bewerbung?
Gemeinläufig meint „Ghosting“ eine Situation, in der plötzlich der Kontakt (oftmals zu Dating Partner*innen) ohne Erklärung oder Vorwarnung abbricht. Ähnlich kann das auch im Bewerbungskontext bzw. bei Ghosting im Job ablaufen. Hier bricht der Kontakt auch abrupt ab, ohne weitere Informationen zu geben.
Dabei kommt es mittlerweile immer häufiger vor, dass sich nicht nur Unternehmen nicht mehr melden, sondern auch Bewerbende den Kontakt abbrechen. Nach einer Umfrage der Jobplattform Indeed unter 400 Personaler*innen in Deutschland haben 90 Prozent bereits Ghosting-Erfahrungen mit Bewerbenden gemacht.
Wie äußert sich Job-Ghosting?
Im Zusammenhang mit Bewerbungen kann sich Job-Ghosting folgendermaßen äußern:
- ein Unternehmen meldet sich nach einer Bewerbung nicht
- Personaler*innen melden sich nicht wie versprochen
- Bewerbende erscheinen nicht zum Vorstellungsgespräch ohne Absage
- ein Unternehmen meldet sich nicht nach Bewerbungsgespräch
Vor allem Ghosting nach einem Vorstellungsgespräch kommt häufig vor und Bewerbende fragen sich: Warum sagen Unternehmen nicht ab? Oder wieso informieren sie ihre Bewerbenden nicht? In vielen Fällen verzögert sich die Bewerbungsentscheidung einfach. Diese Situation wird auch Benching nach einem Bewerbungsgespräch genannt.
Egal ob Bewerbenden- oder Firmen-Ghosting: Ghosting im Bewerbungskontext ist unhöflich und wirkt unprofessionell. Sowohl Unternehmen als auch Kandidat*innen sind der anderen Seite zumindest eine kurze Erklärung schuldig. Man weiß ja nie, ob sich die Wege vielleicht doch noch einmal kreuzen.
Ursachen für Ghosting bei Bewerbung
Ghosting nach der Bewerbung kann sowohl von Arbeitgebenden als auch von Bewerbenden ausgehen. Beide Seiten haben dafür unterschiedliche Gründe.
Ursachen von Ghosting durch Arbeitgebende:
Zeit und Ressourcen fehlen:
Zu viele offene Stellen, zu viele Bewerbende und zu wenig Zeit. Oftmals fehlt es schlichtweg an den nötigen Ressourcen, um allen Bewerbenden eine Rückmeldung zu geben.
Unklarer Auswahlprozess:
Wenn es keine klaren Kriterien für die Auswahl gibt, stehen Recruiter*innen oft ratlos da und wissen nicht weiter. Das Resultat: Funkstille und Job-Ghosting.
Desinteresse an Bewerbenden:
Wenn keine passenden Kandidat*innen unter den Bewerbungen sind, könnte der Grund für den Kontaktabbruch auch ganz einfach Desinteresse sein.
Wenn ein Arbeitgebender nach dem Vorstellungsgespräch oder bei der Überprüfung von Bewerbungsunterlagen feststellt, dass keiner der Bewerbenden den Anforderungen entspricht, könnte er den Kontakt einfach abbrechen.
Mangelnde Professionalität:
Tatsächlich kann die Erklärung aber auch sein, dass Unternehmen eine Rückmeldung nicht als wichtig genug erachten und dass diese fehlende Professionalität in Ghosting resultiert.
Ursachen von Ghosting durch Bewerbende:
Bessere Jobangebote:
Ein besseres Angebot flattert ein und die offenen Prozesse sind vergessen. Oft passiert genau das. Um Traumkandidat*innen nicht zu verlieren, sollte Ihr Angebot also zumindest marktkonform sein.
Ungewissheit:
Möglicherweise bestehen auf Seiten der Bewerbenden Zweifel, ob die Stelle oder der Arbeitgebende an sich wirklich das Richtige ist.
Frustration:
Fehlende Transparenz im Auswahlprozess oder schlechte Kommunikation kann Kandidat*innen so weit frustrieren, dass sie entscheiden, den Kontakt zum Unternehmen abzubrechen.
Schlechte Erfahrungen:
Wenn ein*e Bewerbende*r bereits in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht hat, könnte er oder sie aus diesen Gründen den Kontakt abbrechen, um sich unnötigen Stress zu ersparen.
Unsicherheit über den nächsten Schritt:
Einige Bewerbende könnten unsicher sein, wie sie auf eine Absage oder eine Einladung zu einem weiteren Schritt reagieren sollen, und entscheiden sich daher für Ghosting.
Wichtig: Offene Kommunikation während des gesamten Bewerbungsprozesses ist eine höfliche und respektvolle Vorgehensweise und das Mindeste, das Sie als Unternehmen tun können. Wenn Bewerbende ihre Meinung geändert haben oder nicht mehr interessiert sind, ist es am besten, dies dem Unternehmen mitzuteilen, damit es den Auswahlprozess effizient fortsetzen kann. Gleichzeitig sollten Unternehmen Bewerbenden immer eine klare Rückmeldung über den Stand ihrer Bewerbung geben.
Tipps zur Vermeidung
Kandidat*innen und Arbeitgebende können einiges unternehmen, um Ghosting bei der Bewerbung zu vermeiden.
Für Bewerbende:
1. Halten Sie Ihre Optionen offen: Bewerben Sie sich nicht nur bei einem einzigen Unternehmen. Mehrere Bewerbungen erhöhen auch die Chance auf eine Antwort.
2. Seien Sie ehrlich und transparent: Doch nicht Ihr Traumjob? Kann passieren! Trotzdem wissen Sie nie, was die Zukunft bringt und sollten aus professionellen Gründen dem Unternehmen eine höfliche Absage geben. Genauso wie Sie sich auch eine wünschen würden.
3. Planen Sie Ihre Zeit: Halten Sie alle Termine für Vorstellungsgespräche schriftlich fest und speichern Sie sie in Ihrem Kalender. Sollte sich etwas an Ihrem Termin ändern, informieren Sie das Unternehmen rechtzeitig.
4. Kommunizieren Sie professionell: E-Mails sollten professionell und höflich formuliert sein. Geben Sie sich Mühe und checken Sie Ihre Mails auch auf Rechtschreibung und Grammatik. Das erhöht Ihre Chancen auf eine Antwort schon erheblich!
5. Stellen Sie Fragen: Ihnen ist etwas nicht klar oder Sie brauchen noch weitere Informationen? Keine falsche Scheu, fragen Sie einfach!
6. Dankbarkeit zeigen: Nach einem Vorstellungsgespräch können Sie durchaus im Nachgang eine Mail ausschicken, in der Sie sich für das Gespräch bedanken. Immerhin hat sich jemand Zeit für Sie genommen – dieser Artikel zeigt ja, dass das nicht selbstverständlich ist.
Wie kann HR unterstützen und Ghosting bei der Bewerbung vorbeugen?
Die Personalabteilung (HR) spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Ghosting im Bewerbungsprozess. Deswegen liegt es auch an dieser, Maßnahmen zu setzten, die Ghosting zumindest unwahrscheinlicher machen.
1. Klare Kommunikation:
Kommunizieren Sie von Anfang an klar und deutlich, wie der Bewerbungsprozess ablaufen wird und welche Schritte Bewerbende erwarten können.
2. Angemessene Erwartungen:
Geben Sie eine realistische Einschätzung, wann Sie eine Entscheidung treffen und wann Kandidat*innen somit mit einer Rückmeldung rechnen können.
3. Feedback geben:
Selbst wenn ein*e Kandidat*in nicht ausgewählt wird, ist es höflich, konstruktives Feedback zu geben. Das zeigt Wertschätzung für die investierte Zeit.
4. Updates in der Kommunikation:
Halten Sie die Bewerbenden über den Stand ihrer Bewerbung auf dem Laufenden. Insbesondere, wenn es Verzögerungen gibt.
5. Flexibilität zeigen:
Versuchen Sie, den Zeitplan der Bewerbenden zu respektieren. Wenn möglich, bieten Sie alternative Termine für Vorstellungsgespräche an.
6. Professionelle Abwicklung:
Zeigen Sie alle Kandidat*innen Wertschätzung. Auch denen, die nicht in die engere Auswahl kommen.
7. Automatisierte Bestätigungen:
Wenn Sie die Möglichkeit haben: Senden Sie automatisierte Bestätigungs-E-Mails. So wissen Bewerbende zumindest Bescheid, dass Ihre Bewerbungen eingegangen sind.
8. Erinnerungen:
Nichts spricht dagegen, Ihren Kandidat*innen einen „Friendly Reminder” zu geben, dass Sie heute einen gemeinsamen Termin haben.
10. Kontinuierliche Verbesserung:
Wahrscheinlich am aller wichtigsten: Sammeln Sie Feedback von Bewerbenden! Vielleicht übersehen Sie etwas, das nicht gut läuft, und Talente dazu bringt, Sie zu ghosten.
Wenn Ihre Personalabteilung sich diese Tipps zu Herzen nimmt und sich wirklich das Ziel setzt, sich kontinuierlich zu verbessern, können Sie Ghosting zumindest erfolgreich reduzieren.
HR-Software gegen Ghosting nutzen
Um der HR-Abteilung beim Bewerbermanagement unter die Arme zu greifen, kann eine HR-Software genutzt werden. Denn eine durchdachte HR-Lösung kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, den Bewerbungsprozess effizienter und transparenter zu gestalten.
- Eine der Schlüsselkomponenten, durch die HR-Software den Bewerbungsprozess erleichtern kann, sind automatisierte Benachrichtigungen und E-Mails.
- Darüber hinaus kann die HR-Software auch Erinnerungen für geplante Schritte im Bewerbungsprozess senden, sei es für Vorstellungsgespräche oder Aufgaben. Diese automatisierten Erinnerungen gewährleisten, dass keine wichtigen Termine übersehen werden und somit eine unterbrechungsfreie Kommunikation gewährleistet ist.
- Eine zentrale Plattform für Kommunikation und Dokumentation innerhalb der HR-Software bietet den Vorteil, dass alle Nachrichten, Rückmeldungen und Informationen an einem Ort gespeichert werden. Dies reduziert das Risiko von verlorenen Nachrichten und ermöglicht sowohl Bewerbenden als auch HR-Teams, den Überblick über den gesamten Bewerbungsprozess zu behalten.
- Weiterhin haben beide Parteien die Möglichkeit, den Fortschritt ihrer Bewerbungen über ein Online-Portal zu verfolgen.
- Viele HR-Softwares verfügen über Automatisierungen wie CV-Parsing oder, wie Factorial, sogar über eine KI-Integration und CV-Screening. Was das ist? Durch diese Technik werden die Lebensläufe mit den Anforderungen der Stellenanzeigen abgeglichen und eine Vorauswahl an Bewerbenden vorgeschlagen. Auf diese Weise haben Sie schnell eine objektive Übersicht darüber, welche Kandidat*innen sie zu weiteren Schritten einladen könnten und welchen Sie eine Absage schicken sollten, da diese nicht die benötigten Qualifikationen besitzen.
- Bewerbende wirken interessant, sind aber nicht die optimale Besetzung für die Position? Speichern Sie Kontaktdaten von Kandidat*innen, auf die Sie bei zukünftigen Gelegenheiten zurückkommen wollen, zentral in einem Talent Pool.
Insgesamt trägt eine gut integrierte HR-Software dazu bei, die Kommunikation im Bewerbungsprozess zu optimieren und sicherzustellen, dass sowohl Bewerbende als auch Unternehmen stets über den Stand der Dinge informiert sind. Dies schafft ein positives Bewerbungserlebnis und verringert die Wahrscheinlichkeit von Job Ghosting, da Klarheit und Transparenz von Anfang bis Ende gewährleistet sind.
Kurz zusammengefasst:
Was ist Bewerber-Ghosting?
Ghosting im Bewerbungskontext meint allgemein das plötzliche und abrupte Abbrechen der Kommunikation seitens der Bewerbenden oder des Arbeitgebenden.
Warum melden sich Personaler*innen nicht mehr?
Wenn sich Personaler*innen nicht mehr bei Ihnen melden, liegt das in den meisten Fällen daran, dass diese zu wenig Ressourcen haben, um alle eingehenden Bewerbungen zu beantworten.