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Ghosting bei Bewerbung – Tipps zur Vermeidung für Ihr Unternehmen

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6 Minuten Lesezeit
Eine junge Frau wartet am Telefon auf eine Antwort nachdem sie Ghosting nach der Bewerbung erfahren hat.

Ghosting bei der Bewerbung oder Ghosting im Recruiting kommt immer mal wieder vor und ist für beide Parteien im Bewerbungsprozess anstrengend und unangenehm. In unserem Blogartikel erklären wir, was Ghosting überhaupt ist, gehen auf die Ursachen für die Funkstille zwischen potenziellem Arbeitgeber und Bewerber*in ein und geben Tipps zur Vermeidung. 

Key Facts

  1. Ghosting im Bewerbungsprozess bezieht sich auf das plötzliche Abbrechen der Kommunikation zwischen Bewerber*innen und Arbeitgebern ohne Erklärung oder Vorwarnung. Es betrifft sowohl Bewerber*innen, die sich nicht mehr melden, als auch Unternehmen, die nicht mehr antworten.
  2. Job Ghosting äußert sich unter anderem darin, dass Bewerber*innen nicht zum vereinbarten Vorstellungsgespräch erscheinen oder Unternehmen nach einem Bewerbungsgespräch keine Rückmeldung geben.
  3. Ursachen für Ghosting können sowohl von Arbeitgebern (z.B. Zeitmangel, unklarer Auswahlprozess) als auch von Bewerber*innen (z.B. bessere Jobangebote, Unsicherheit) kommen. Offene Kommunikation während des Bewerbungsprozesses ist entscheidend, um Ghosting zu vermeiden.

Checkliste Personalauswahl

Was ist Ghosting bei der Bewerbung? 

Gemeinläufig meint „Ghosting“ eine Situation, in der plötzlich der Kontakt (oftmals zu Dating Partner*innen) ohne Erklärung oder Vorwarnung abbricht. Ähnlich kann das auch im Bewerbungskontext bzw. bei Ghosting im Job ablaufen. Hier bricht der Kontakt auch abrupt ab, ohne weitere Informationen zu geben,

Dabei kommt es mittlerweile immer häufiger vor, dass sich nicht nur Unternehmen nicht mehr melden, sondern auch Bewerber*innen den Kontakt abbrechen. Nach einer Umfrage der Jobplattform Indeed unter 400 Personaler*innen in Deutschland haben 90 Prozent bereits Ghosting-Erfahrungen mit Bewerber*innen gemacht.

Wie äußert sich Job-Ghosting?

 Im Zusammenhang mit Bewerbungen kann sich Job-Ghosting folgendermaßen äußern: 

  • ein Unternehmen meldet sich nach einer Bewerbung nicht
  • Personaler*innen melden sich nicht wie versprochen
  • Bewerber*innen erscheinen nicht zum Vorstellungsgespräch ohne Absage
  • ein Unternehmen meldet sich nicht nach Bewerbungsgespräch

Vor allem Ghosting nach einem Vorstellungsgespräch kommt häufig vor und Bewerber*innen fragen sich: Warum sagen Unternehmen nicht ab? Oder wieso informieren sie ihre Bewerber*innen nicht? In vielen Fällen verzögert sich die Bewerbungsentscheidung einfach. Diese Situation wird auch Benching nach einem Bewerbungsgespräch genannt. 

Egal ob Bewerber*innen- oder Firmen-Ghosting: Ghosting im Bewerbungskontext ist unhöflich und wirkt unprofessionell. Sowohl Unternehmen als auch Kandidat*innen sind der anderen Seite zumindest eine kurze Erklärung schuldig. Man weiß ja nie, ob sich die Wege vielleicht doch noch einmal kreuzen.

Ursachen für Ghosting bei Bewerbung 

Ghosting nach der Bewerbung kann sowohl von Arbeitgebern als auch von Bewerber*innen ausgehen. Beide Seiten haben dafür unterschiedliche Gründe.

Ursachen von Ghosting durch Arbeitgeber:

Zeit und Ressourcen fehlen:

Zu viele offene Stellen, zu viele Bewerber*innen und zu wenig Zeit. Oftmals fehlt es schlichtweg an den nötigen Ressourcen, um allen Bewerbenden eine Rückmeldung zu geben.

Unklarer Auswahlprozess:

Wenn es keine klaren Kriterien für die Auswahl gibt, stehen Recruiter*innen oft ratlos da und wissen nicht weiter. Das Resultat: Funkstille und Job-Ghosting.

Desinteresse an Bewerber*innen:

Wenn keine passenden Kandidat*innen unter den Bewerbungen sind, könnte der Grund für den Kontaktabbruch auch ganz einfach Desinteresse sein.

Wenn ein Arbeitgeber nach dem Vorstellungsgespräch oder bei der Überprüfung von Bewerbungsunterlagen feststellt, dass keiner der Bewerber*innen den Anforderungen entspricht, könnte er den Kontakt einfach abbrechen.

Mangelnde Professionalität:

Tatsächlich kann die Erklärung, aber auch sein, dass Unternehmen eine Rückmeldung nicht als wichtig genug erachten und dass diese fehlende Professionalität in Ghosting resultiert.

Ursachen von Ghosting durch Bewerber*innen:

Bessere Jobangebote:

Ein besseres Angebot flattert ein und die offenen Prozesse sind vergessen. Oft passiert genau das. Um Traumkandidat*innen nicht zu verlieren, sollte Ihr Angebot also zumindest marktkonform sein.

Ungewissheit:

Möglicherweise bestehen auf Seiten der Bewerber*innen Zweifel, ob die Stelle oder der Arbeitgeber an sich wirklich das Richtige ist.

Frustration:

Fehlende Transparenz im Auswahlprozess oder schlechte Kommunikation kann Kandidat*innen so weit frustrieren, dass sie entscheiden, den Kontakt zum Unternehmen abzubrechen.

Schlechte Erfahrungen:

Wenn ein*e Bewerber*in bereits in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht hat, könnte er oder sie aus diesen Gründen den Kontakt abbrechen, um sich unnötigen Stress zu ersparen.

Unsicherheit über den nächsten Schritt:

Einige Bewerber*innen könnten unsicher sein, wie sie auf eine Absage oder eine Einladung zu einem weiteren Schritt reagieren sollen, und entscheiden sich daher für Ghosting.

Wichtig: Offene Kommunikation während des gesamten Bewerbungsprozesses ist eine höfliche und respektvolle Vorgehensweise und das Mindeste, das Sie als Unternehmen tun können. Wenn Bewerber*innen ihre Meinung geändert haben oder nicht mehr interessiert sind, ist es am besten, das dem Unternehmen mitzuteilen, damit es den Auswahlprozess effizient fortsetzen kann. Gleichzeitig sollten Unternehmen Bewerber*innen immer eine klare Rückmeldung über den Stand ihrer Bewerbung geben.

Checkliste Vorstellungsgespräche

Tipps zur Vermeidung  

Kandidat*innen und Arbeitgeber können einiges unternehmen, um Ghosting bei der Bewerbung zu vermeiden.  

Für Bewerber*innen: 

1. Halten Sie Ihre Optionen offen: Bewerben Sie sich nicht nur bei einem einzigen Unternehmen. Mehrere Bewerbungen erhöhen auch die Chance auf eine Antwort.

2. Seien Sie ehrlich und transparent: Doch nicht Ihr Traumjob? Kann passieren! Trotzdem wissen Sie nie, was die Zukunft bringt und sollten aus professionellen Gründen dem Unternehmen eine höfliche Absage geben. Genauso wie Sie sich auch eine wünschen würden.

3. Planen Sie Ihre Zeit: Halten Sie alle Termine für Vorstellungsgespräche schriftlich fest und speichern Sie sie in Ihrem Kalender. Sollte sich etwas an Ihrem Termin ändern, informieren Sie das Unternehmen rechtzeitig.

4. Kommunizieren Sie professionell: E-Mails sollten professionell und höflich formuliert sein. Geben Sie sich Mühe und checken Sie Ihre Mails auch auf Rechtschreibung und Grammatik. Das erhöht Ihre Chancen auf eine Antwort schon erheblich!

5. Stellen Sie Fragen: Ihnen ist etwas nicht klar oder Sie brauchen noch weitere Informationen? Keine falsche Scheue, fragen Sie einfach!

6. Dankbarkeit zeigen: Nach einem Vorstellungsgespräch können Sie durchaus im Nachgang eine Mail ausschicken, in der Sie sich für das Gespräch bedanken. Immerhin hat sich jemand Zeit für Sie genommen – dieser Artikel zeigt ja, dass das nicht selbstverständlich ist.

Eine Frau wartet vor dem Laptop auf eine Antwort von dem Unternehmen, bei dem sie sich beworben hat.

Wie kann HR unterstützen und Ghosting bei der Bewerbung vorbeugen? 

Die Personalabteilung (HR) spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Ghosting im Bewerbungsprozess. Deswegen liegt es auch an ihr, Maßnahmen zu setzten, die Ghosting zumindest unwahrscheinlicher machen.

1. Klare Kommunikation:

Kommunizieren Sie von Anfang an klar und deutlich, wie der Bewerbungsprozess ablaufen wird und welche Schritte Bewerbende erwarten können.

2. Angemessene Erwartungen:

Geben Sie eine realistische Einschätzung, wann Sie eine Entscheidung treffen und wann Kandidat*innen somit mit einer Rückmeldung rechnen können.

3. Feedback geben:

Selbst wenn ein*e Kandidat*in nicht ausgewählt wird, ist es höflich, konstruktives Feedback zu geben. Das zeigt Wertschätzung für die investierte Zeit.

4. Folgende Kommunikation:

Halten Sie die Bewerber*innen über den Stand ihrer Bewerbung auf dem Laufenden, besonders wenn es Verzögerungen gibt.

5. Flexibilität zeigen:

Versuchen Sie, den Zeitplan der Bewerber*innen zu respektieren. Wenn möglich, bieten Sie alternative Termine für Vorstellungsgespräche an.

6. Professionelle Abwicklung:

Zeigen Sie alle Kandidat*innen Wertschätzung. Auch denen, die nicht in die engere Auswahl kommen.

7. Automatisierte Bestätigungen:

Wenn Sie die Möglichkeit haben: Senden Sie automatisierte Bestätigungs-E-Mails. So wissen Bewerber*innen zumindest Bescheid, dass Ihre Bewerbungen eingegangen sind.

8. Erinnerungen:

Nichts spricht dagegen, Ihren Kandidat*innen einen „Friendly Reminder” zu geben, dass Sie heute einen Termin gemeinsam haben. 

10. Kontinuierliche Verbesserung:

Wahrscheinlich am aller wichtigsten: Sammeln Sie Feedback von Bewerber*innen! Vielleicht übersehen Sie etwas, das nicht gut läuft, und Bewerber*innen dazu bringt, Sie zu ghosten.

Wenn Ihre Personalabteilung sich diese Tipps zu Herzen nimmt und sich wirklich das Ziel setzt, sich kontinuierlich zu verbessern, können Sie Ghosting erfolgreich zumindest reduzieren.

HR-Software gegen Ghosting nutzen

Um der HR-Abteilung beim Bewerbermanagement unter die Arme zu greifen, kann eine HR Software genutzt werden. Denn eine durchdachte HR-Software kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, den Bewerbungsprozess effizienter und transparenter zu gestalten. 

  • Eine der Schlüsselkomponenten, durch die HR Software den Bewerbungsprozess erleichtern kann, sind automatisierte Benachrichtigungen und E-Mails. 
  • Darüber hinaus kann die HR Software auch Erinnerungen für geplante Schritte im Bewerbungsprozess senden, sei es für Vorstellungsgespräche oder Aufgaben. Diese automatisierten Erinnerungen gewährleisten, dass keine wichtigen Termine übersehen werden und somit eine unterbrechungsfreie Kommunikation gewährleistet ist.
  • Eine zentrale Plattform für Kommunikation und Dokumentation innerhalb der HR Software bietet den Vorteil, dass alle Nachrichten, Rückmeldungen und Informationen an einem Ort gespeichert werden. Dies reduziert das Risiko von verlorenen Nachrichten und ermöglicht sowohl Bewerbern als auch HR-Teams, den Überblick über den gesamten Bewerbungsprozess zu behalten. 
  • Weiterhin haben beide Parteien die Möglichkeit, den Fortschritt ihrer Bewerbungen über ein Online-Portal zu verfolgen. 

Insgesamt trägt eine gut integrierte HR Software dazu bei, die Kommunikation im Bewerbungsprozess zu optimieren und sicherzustellen, dass sowohl Bewerber*innen als auch Unternehmen stets über den Stand der Dinge informiert sind. Dies schafft ein positives Bewerbungserlebnis und verringert die Wahrscheinlichkeit von Job Ghosting, da Klarheit und Transparenz von Anfang bis Ende gewährleistet sind.

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Kurz zusammengefasst:

Was ist Bewerber Ghosting?

Ghosting im Bewerbungskontext meint allgemein das plötzliche und abrupte Abbrechen der Kommunikation seitens der Bewerberer*innen oder des Arbeitgebers.

Warum melden sich Personaler nicht mehr?

Wenn sich Personaler*innen nicht mehr bei Ihnen melden, liegt das in den meisten Fällen daran, dass Sie zu wenig Ressourcen haben, um alle eingehenden Bewerbungen zu beantworten.

Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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